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Le Grand Hôtel
Société Anonyme au Capital 1.500.000
J. Curtet–Hugon, Administrateur–Directeur
[Ansicht Eden Restaurant Hôtel]
Bruxelles
1er Ordre
250 Chambres & Salons
Superbe Restaurant
Bar & Grill Room
Bureaux de Poste Télégraphe
Chemins de Fer
Wagons–Lits
[Ansicht Le Grand Hôtel Bruxelles]
Le Grand Hôtel
Bruxelles
1er Ordre
—
Eden Restaurant
ouvert
du 1er Décembre au 1er Mai
Verehrter Freund. Während Sie in
Paris sind,
In einem Brief an die zu diesem Zeitpunkt noch in Berlin weilenden Schwestern
teilt Freund mit: „Ma femme […] sera le 17
ou 18 à Cherbourg. Peut-être j’irai déjà dans quelques jours à
Paris pour l’y attendre. La difficulté est d’y trouver des chambres convenables […].“
(Robert Freund an Irma und Etelka Freund;
Kleinlaufenburg, 08.10.1900; CH-Zz, Ms. Z II 157.6.3) Freund
war also nach Paris gereist, um seine Frau in Empfang zu nehmen und mit ihr noch einige Tage dort zu
verweilen. Codman, eine gebürtige Amerikanerin, stattete ihrer alten Heimat regelmäßige Besuche ab
(vgl. Freunds Brief vom 05.11.1904)
und befand sich evtl. auf der Rückreise von dort. Etelka (und sehr wahrscheinlich auch ihre Schwester Irma)
fuhren von Berlin, wo Etelka im Anschluss an den Weimarer
Meisterkurs noch ihr Pianisten-Debut mit Busoni vorbereitet hatte, ebenfalls nach Paris.
(vgl. dritte Anm. im folgenden Brief)
Eine angemsessene Unterkunft hat Freund mit dem Hôtel de Londres offenbar gefunden.
Ein Brief Busonis belegt, dass das Ehepaar Freund bei einem
Paris-Aufenthalt im Jahr darauf wieder dort logiert hat. „Tagsüber
Mr. und Mrs. Freund beim Louvre begegnet“, berichtet
Busoni seiner Frau. Und am Tag darauf:
„Mit Freunds im Hôtel de Londres 12 Uhr dejeunirt. Angenehmen Gang und
Gespräch mit Robert bis 3 Uhr gehabt.“ (Busoni/Weindel 2015, Bd. 1, Br. 196 vom
02. und 03.05.1901, S. 216)
treffe ich einen vornehmen
Theil des musikalischen Paris auf meinen
Reisen.
Busoni war als Konzertpianist unterwegs und spielte u. a. am 28.10.1900 unter der Leitung
von Eugène Ysaÿe im Brüsseler Théâtre de l'Alhambra,
wo bereits am Tag zuvor nachmittags eine Generalprobe stattgefunden hatte. Für Busoni
standen das 4. Klavierkonzert von Beethoven sowie Anton Rubinsteins
Thema und Variationen op. 88 auf dem Programm. (vgl. Programm; D-B, Mus.Nachl. F. Busoni E 1900, 12) Weitere Konzerte folgten im
November u. a. in London und im Dezember in
Köln, Den Haag, Amsterdam und
Utrecht. (vgl. diverse Programme; D-B, Mus.Nachl. F. Busoni E 1900, 13 bis 22)
In Aachen hörte ich Marteau
Sindings ViolinConcert spielteen;
Die Aufführung erfolgte im Rahmen des 1. Städtischen Abonnement-Konzerts in Aachen unter der musikalischen Leitung von
Eberhard Schwickerath. (N. N. 1900h, Konzertnotiz im Musikalischen
Wochenblatt vom 08.11.1900, S. 616)
Busoni lernte Henri Marteau im folgenden Jahr im Zuge
einer Aufführung seiner 2. Violinsonate näher kennen. (vgl. Busoni/Weindel 2015,
Bd. 2, Anm. 112, S. 851 f.)
Christian Sinding und Busoni hatten sich bereits 1888 in
Leipzig angefreundet. (vgl. Dent 1974, S. 81 f.)
1902 wurde sein Rondo infinito in deutscher Erstaufführung von Busoni
ins Programm seines 1. Berliner Orchesterabends aufgenommen (vgl.
ebd., S. 332) – eine Auszeichnung in Anbetracht der Vielzahl an Komponisten, die im Rahmen dieser neuen
Konzertreihe mit Werken von noch unbekannten zeitgenössischen Künstlern aufgeführt werden wollten.
heute
Mittag trug Fauré seine Variationen
Gemeint ist vermutlich Faurés op.73 (Thème et Variations).
bei Ysaye uns vor und Abends werde
ich St-Saëns kennen lernen, der die
50. Aufführung seines Samson et Dalila
dirigirt.
Die umjubelte Aufführung fand im Théâtre Royal de la Monnaie statt. Saint-Saëns dirigierte
seine Oper allerdings nicht selbst. Als „Beigaben“ wurden weitere seiner Werke ausschnittweise dargeboten, wodurch die Vorstellung de
facto zu einem Festakt für den Komponisten avancierte. Dieser war ob der „ihm zutheil gewordenen Aufnahme sehr gerührt“ und zeigte
sich zufrieden mit der Ausführung. (N. N. 1900i, Konzertnotiz in den Signalen vom
07.11.1900, S. 949) Busoni greift diesen Abend in seinen Erinnerungen an
Saint-Saëns rückblickend noch einmal auf. (vgl. Busoni 1921 [Weindel 2006], S. 112)
Sie sehen, manchmal
kommen die Berge zum Propheten.
Sagen Sie, bitte, Etel meinen Dank
für ihren schriftlichen, sehr lieben und
sehr eiligen Gruss;
Nicht ermittelt.
ich bin froh, dass Ms. Z II 157 a.1
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26. Oktober 1900
Verehrter Freund.
Während Sie in
Paris sind,
In einem Brief an die zu diesem Zeitpunkt noch in Berlin weilenden Schwestern
teilt Freund mit: „Ma femme […] sera le 17
ou 18 à Cherbourg. Peut-être j’irai déjà dans quelques jours à
Paris pour l’y attendre. La difficulté est d’y trouver des chambres convenables […].“
(Robert Freund an Irma und Etelka Freund;
Kleinlaufenburg, 08.10.1900; CH-Zz, Ms. Z II 157.6.3) Freund
war also nach Paris gereist, um seine Frau in Empfang zu nehmen und mit ihr noch einige Tage dort zu
verweilen. Codman, eine gebürtige Amerikanerin, stattete ihrer alten Heimat regelmäßige Besuche ab
(vgl. Freunds Brief vom 05.11.1904)
und befand sich evtl. auf der Rückreise von dort. Etelka (und sehr wahrscheinlich auch ihre Schwester Irma)
fuhren von Berlin, wo Etelka im Anschluss an den Weimarer
Meisterkurs noch ihr Pianisten-Debut mit Busoni vorbereitet hatte, ebenfalls nach Paris.
(vgl. dritte Anm. im folgenden Brief)
Eine angemsessene Unterkunft hat Freund mit dem Hôtel de Londres offenbar gefunden.
Ein Brief Busonis belegt, dass das Ehepaar Freund bei einem
Paris-Aufenthalt im Jahr darauf wieder dort logiert hat. „Tagsüber
Mr. und Mrs. Freund beim Louvre begegnet“, berichtet
Busoni seiner Frau. Und am Tag darauf:
„Mit Freunds im Hôtel de Londres 12 Uhr dejeunirt. Angenehmen Gang und
Gespräch mit Robert bis 3 Uhr gehabt.“ (Busoni/Weindel 2015, Bd. 1, Br. 196 vom
02. und 03.05.1901, S. 216)
treffe ich einen vornehmen
Teil des musikalischen Paris auf meinen
Reisen.
Busoni war als Konzertpianist unterwegs und spielte u. a. am 28.10.1900 unter der Leitung
von Eugène Ysaÿe im Brüsseler Théâtre de l'Alhambra,
wo bereits am Tag zuvor nachmittags eine Generalprobe stattgefunden hatte. Für Busoni
standen das 4. Klavierkonzert von Beethoven sowie Anton Rubinsteins
Thema und Variationen op. 88 auf dem Programm. (vgl. Programm; D-B, Mus.Nachl. F. Busoni E 1900, 12) Weitere Konzerte folgten im
November u. a. in London und im Dezember in
Köln, Den Haag, Amsterdam und
Utrecht. (vgl. diverse Programme; D-B, Mus.Nachl. F. Busoni E 1900, 13 bis 22)
In Aachen hörte ich Marteau
Sindings Violinkonzert spielen;
Die Aufführung erfolgte im Rahmen des 1. Städtischen Abonnement-Konzerts in Aachen unter der musikalischen Leitung von
Eberhard Schwickerath. (N. N. 1900h, Konzertnotiz im Musikalischen
Wochenblatt vom 08.11.1900, S. 616)
Busoni lernte Henri Marteau im folgenden Jahr im Zuge
einer Aufführung seiner 2. Violinsonate näher kennen. (vgl. Busoni/Weindel 2015,
Bd. 2, Anm. 112, S. 851 f.)
Christian Sinding und Busoni hatten sich bereits 1888 in
Leipzig angefreundet. (vgl. Dent 1974, S. 81 f.)
1902 wurde sein Rondo infinito in deutscher Erstaufführung von Busoni
ins Programm seines 1. Berliner Orchesterabends aufgenommen (vgl.
ebd., S. 332) – eine Auszeichnung in Anbetracht der Vielzahl an Komponisten, die im Rahmen dieser neuen
Konzertreihe mit Werken von noch unbekannten zeitgenössischen Künstlern aufgeführt werden wollten.
heute
Mittag trug Fauré seine Variationen
Gemeint ist vermutlich Faurés op.73 (Thème et Variations).
bei Ysaÿe uns vor und abends werde
ich Saint-Saëns kennenlernen, der die
50. Aufführung seines Samson et Dalila
dirigiert.
Die umjubelte Aufführung fand im Théâtre Royal de la Monnaie statt. Saint-Saëns dirigierte
seine Oper allerdings nicht selbst. Als „Beigaben“ wurden weitere seiner Werke ausschnittweise dargeboten, wodurch die Vorstellung de
facto zu einem Festakt für den Komponisten avancierte. Dieser war ob der „ihm zutheil gewordenen Aufnahme sehr gerührt“ und zeigte
sich zufrieden mit der Ausführung. (N. N. 1900i, Konzertnotiz in den Signalen vom
07.11.1900, S. 949) Busoni greift diesen Abend in seinen Erinnerungen an
Saint-Saëns rückblickend noch einmal auf. (vgl. Busoni 1921 [Weindel 2006], S. 112)
Sie sehen, manchmal
kommen die Berge zum Propheten.
Sagen Sie bitte Etel meinen Dank
für ihren schriftlichen, sehr lieben und
sehr eiligen Gruß;
Nicht ermittelt.
ich bin froh, dass
sie sich dort ihrer Jugend
freut und ihres Umganges
genießt. Ich möchte, dass sie sich
in diesem Augenblicke nicht zu
sehr zerstreut; zwei kurze Monate
noch zu einem wichtigen Schritt ihres
Lebens, die ausgenutzt werden sollen!
Knapp zwei Monate später – am 17.01.1901 – gab Etelka Freund ihr Debut als Konzertpianistin im
Beethoven-Saal in Berlin. Gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester
und unter der Leitung von Busoni brachte sie ein äußerst umfangreiches Programm zu Gehör: Beethovens
3. Klavierkonzert, Brahms’ 1. Klavierkonzert sowie die
Spanische Rhapsodie für Klavier und Orchester von Liszt/Busoni.
Ein zweites Konzert – diesmal ein Klavier-Abend solo – fand am 24.01.1901 im Bechstein-Saal statt.
Dort spielte sie Präludium und Fuge Es-Dur von Bach/Busoni,
Liszts h-Moll-Sonate sowie die 12 Etüden op. 10 von
Chopin. (vgl. Programme; CH-Zz, Ms. Z II 157.36)
Mit Bezug auf ihr Debut konnte man später in der Allgemeinen Musikzeitung lesen: „Als eine begabte Pianistin stellte
sich Frl. Etelka Freund vor […] Wohl liefen noch manche Unebenheiten mit unter, die aus einem Mangel an Konzentration, hier
und dort auch wohl aus einem nicht völlig zulangenden Verständniß für den Inhalt ihrer Aufgaben resultiren mochten, aber der größte Theil ihrer Interpretation
gelang Frl. Freund so über das landläufige Maß hinaus gut, daß die Aufmerksamkeit auf die junge Dame als auf ein echtes Klaviertalent
hingelenkt wurde. Mit virtuoser Lebendigkeit wurde Vieles im ersten Satz des Beethoven-Konzertes in
effektvolle Beleuchtung gerückt, mit Eindringlichkeit, edlem Ausdruck und trefflicher Phrasirung wurden die Eingangstakte des ‚Largo‘ gespielt. In dem
letzten Satz hatte Frl. Freund das Unglück zu entgleisen. Hätte sie die Sache nicht gar zu leicht genommen, wäre das Ziel
auch wohl ohne Stockung erreicht worden; es war nämlich auffallend, mit welcher Ernsthaftigkeit die Pianistin sich nach diesem Zwischenfall in ihre Aufgabe versenkte. […]“
(Buck 1901, Kritik in der AMZ vom 25.01.1901, S. 63 f.)
Dazwischen fallen noch Reisen,
Weihnachten, Neujahr – und was noch? –,
was sie zur Genüge aus der Sammlung
bringen kann. Ich bitte Etel, nicht
ungeduldig zu sein, wenn ich die
höchst unamüsante Stimme des
Gewissens repräsentiere – unnötig
zu sagen, wie ehrlich ich es meine.
Grüßen Sie Ihre sehr verehrte und
liebe Frau, Etel und Irma, wenn
sie mit ist (was nicht deutlich
zu entnehmen war).
Ihnen
ein herzliches Lebewohl von
Ihrem freundschaftlichst ergebenen
Ferruccio Busoni
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(vgl. dritte Anm. im <ref target="#D0100512">folgenden Brief</ref>)
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seine <rs key="E0400427">Oper</rs> allerdings nicht selbst. Als <q>Beigaben</q> wurden weitere seiner Werke ausschnittweise dargeboten, wodurch die Vorstellung de
facto zu einem Festakt für den <rs key="E0300161">Komponisten</rs> avancierte. Dieser war ob der <q>ihm zutheil gewordenen Aufnahme sehr gerührt</q> und zeigte
sich zufrieden mit der Ausführung. (<bibl><ref target="#E0800270">N. N. 1900i</ref>, Konzertnotiz in den <orgName key="E0600067">Signalen</orgName> vom
<date when-iso="1900-11-07">07.11.1900</date>, S. 949</bibl>) <persName key="E0300017">Busoni</persName> greift diesen Abend in seinen Erinnerungen an
<persName key="E0300161">Saint-Saëns</persName> rückblickend noch einmal auf. (vgl. <bibl><ref target="#E0800276">Busoni 1921 [Weindel 2006]</ref>, S. 112</bibl>)
</note>
Sie sehen, manchmal
<lb/>kommen die Berge zum Propheten.</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Sagen Sie<orig>,</orig> bitte<orig>,</orig> <persName key="E0300420">Etel</persName> meinen Dank
<lb/>für ihren schriftlichen, sehr lieben und
<lb/>sehr eiligen Gru<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>;
<note type="commentary" resp="#E0300361">Nicht ermittelt.</note>
ich bin froh, dass
<note type="shelfmark" place="bottom-left" rend="small space-above" resp="#archive">Ms. Z II 157 a.1</note>
</p></div>
|
|
Sie sich dort und […]
mindestens 1 Zeichen: durchgestrichen.
ihrer Jugend
freut und Ihres Umganges
geniesst. Ich möchte, dass Sie sich
in diesem Augenblicke nicht zu
sehr zerstreut; zwei kurze Monate
noch zu einem wichtigen Schritt ihres
Lebens, die ausgenutzt werden sollen!
Knapp zwei Monate später – am 17.01.1901 – gab Etelka Freund ihr Debut als Konzertpianistin im
Beethoven-Saal in Berlin. Gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester
und unter der Leitung von Busoni brachte sie ein äußerst umfangreiches Programm zu Gehör: Beethovens
3. Klavierkonzert, Brahms’ 1. Klavierkonzert sowie die
Spanische Rhapsodie für Klavier und Orchester von Liszt/Busoni.
Ein zweites Konzert – diesmal ein Klavier-Abend solo – fand am 24.01.1901 im Bechstein-Saal statt.
Dort spielte sie Präludium und Fuge Es-Dur von Bach/Busoni,
Liszts h-Moll-Sonate sowie die 12 Etüden op. 10 von
Chopin. (vgl. Programme; CH-Zz, Ms. Z II 157.36)
Mit Bezug auf ihr Debut konnte man später in der Allgemeinen Musikzeitung lesen: „Als eine begabte Pianistin stellte
sich Frl. Etelka Freund vor […] Wohl liefen noch manche Unebenheiten mit unter, die aus einem Mangel an Konzentration, hier
und dort auch wohl aus einem nicht völlig zulangenden Verständniß für den Inhalt ihrer Aufgaben resultiren mochten, aber der größte Theil ihrer Interpretation
gelang Frl. Freund so über das landläufige Maß hinaus gut, daß die Aufmerksamkeit auf die junge Dame als auf ein echtes Klaviertalent
hingelenkt wurde. Mit virtuoser Lebendigkeit wurde Vieles im ersten Satz des Beethoven-Konzertes in
effektvolle Beleuchtung gerückt, mit Eindringlichkeit, edlem Ausdruck und trefflicher Phrasirung wurden die Eingangstakte des ‚Largo‘ gespielt. In dem
letzten Satz hatte Frl. Freund das Unglück zu entgleisen. Hätte sie die Sache nicht gar zu leicht genommen, wäre das Ziel
auch wohl ohne Stockung erreicht worden; es war nämlich auffallend, mit welcher Ernsthaftigkeit die Pianistin sich nach diesem Zwischenfall in ihre Aufgabe versenkte. […]“
(Buck 1901, Kritik in der AMZ vom 25.01.1901, S. 63 f.)
Dazwischen fallen noch Reisen, Weinach
Weihnachten, Neujahr – und was noch? –
was Sie zur Genüge aus der Sammlung
bringen kann. Ich bitte Etel nicht
ungeduldig zu sein, wenn ich die
höchst unamüsante Stimme des
Gewissens repräsentire – unnöthig
zu sagen, wie ehrlich ich es meine.
Grüßen Sie Ihre sehr verehrte u.
liebe Frau, Etel u. Irma, wenn
Sie mit ist, (was nicht deutlich
zu entnehmen war). Ihnen
ein herzliches Lebewohl von
Ihrem freundschaf[t]lichst ergebenen
Ferruccio Busoni
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
<choice><sic>S</sic><corr>s</corr></choice>ie sich <rs key="E0500012">dort</rs> <del rend="strikethrough">und <gap atLeast="1" unit="char" reason="strikethrough"/></del> ihrer Jugend
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<lb/>noch zu einem wichtigen Schritt ihres
<lb/>Lebens, die ausgenutzt werden sollen!
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Knapp zwei Monate später – am <date when-iso="1901-01-17">17.01.1901</date> – gab <persName key="E0300420">Etelka Freund</persName> ihr Debut als Konzertpianistin im
<placeName key="E0500074">Beethoven-Saal</placeName> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName>. Gemeinsam mit dem <orgName key="E0600007">Philharmonischen Orchester</orgName>
und unter der Leitung von <persName key="E0300017">Busoni</persName> brachte sie ein äußerst umfangreiches Programm zu Gehör: <persName key="E0300001">Beethovens</persName>
<title key="E0400010">3. Klavierkonzert</title>, <persName key="E0300009">Brahms</persName>’ <title key="E0400303">1. Klavierkonzert</title> sowie die
<title key="E0400360">Spanische Rhapsodie für Klavier und Orchester</title> von <persName key="E0300013">Liszt</persName>/<persName key="E0300017">Busoni</persName>.
Ein zweites Konzert – diesmal ein Klavier-Abend solo – fand am <date when-iso="1901-01-24">24.01.1901</date> im <placeName key="E0500609">Bechstein-Saal</placeName> statt.
Dort spielte sie <title key="E0400377">Präludium und Fuge Es-Dur</title> von <persName key="E0300012">Bach</persName>/<persName key="E0300017">Busoni</persName>,
<persName key="E0300013">Liszts</persName> <title key="E0400157">h-Moll-Sonate</title> sowie die <title key="E0400125">12 Etüden op. 10</title> von
<persName key="E0300137">Chopin</persName>. (vgl. Programme; CH-Zz, Ms. Z II 157.36)
<lb/><lb/>Mit Bezug auf ihr Debut konnte man später in der <orgName key="E0600014">Allgemeinen Musikzeitung</orgName> lesen: <q>Als eine begabte Pianistin stellte
sich <persName key="E0300420">Frl. Etelka Freund</persName> vor […] Wohl liefen noch manche Unebenheiten mit unter, die aus einem Mangel an Konzentration, hier
und dort auch wohl aus einem nicht völlig zulangenden Verständniß für den Inhalt ihrer Aufgaben resultiren mochten, aber der größte Theil ihrer Interpretation
gelang <persName key="E0300420">Frl. Freund</persName> so über das landläufige Maß hinaus gut, daß die Aufmerksamkeit auf die junge Dame als auf ein echtes Klaviertalent
hingelenkt wurde. Mit virtuoser Lebendigkeit wurde Vieles im ersten Satz des <persName key="E0300001">Beethoven</persName>-<rs key="E0400010">Konzertes</rs> in
effektvolle Beleuchtung gerückt, mit Eindringlichkeit, edlem Ausdruck und trefflicher Phrasirung wurden die Eingangstakte des <q>Largo</q> gespielt. In dem
letzten Satz hatte <persName key="E0300420">Frl. Freund</persName> das Unglück zu entgleisen. Hätte sie die Sache nicht gar zu leicht genommen, wäre das Ziel
auch wohl ohne Stockung erreicht worden; es war nämlich auffallend, mit welcher Ernsthaftigkeit die Pianistin sich nach diesem Zwischenfall in ihre Aufgabe versenkte. […]</q>
(<bibl><ref target="#E0800263"/>, Kritik in der <orgName key="E0600014">AMZ</orgName> vom <date when-iso="1901-01-25">25.01.1901</date>, S. 63 f.</bibl>)
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<lb/>Dazwischen fallen noch Reisen, <del rend="strikethrough">Weinach</del>
<lb/>Weihnachten, <date when-iso="1901-01-01">Neujahr</date> – und was noch? –<reg>,</reg>
<lb/>was <choice><sic>S</sic><corr>s</corr></choice>ie zur Genüge aus der Sammlung
<lb/>bringen kann. Ich bitte <persName key="E0300420">Etel</persName><reg>,</reg> nicht
<lb/>ungeduldig zu sein, wenn ich die
<lb/>höchst unamüsante Stimme des
<lb/>Gewissens repräsenti<reg>e</reg>re – unnöt<orig>h</orig>ig
<lb/>zu sagen, wie ehrlich ich es meine.</p>
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</div>
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11
Le Grand Hôtel
Bruxelles
[Ansicht Le Grand Hôtel Bruxelles]
J. Curtet·Hugon
Administrateur·Directeur
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[Rückseite Umschlag, vacat]
|
<note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="objdesc" resp="#E0300361">[Rückseite Umschlag, vacat]</note>
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