Hans Huber an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Basel · zwischen 20. Januar und 4. Februar 1916

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Mus.ep. H. Huber 29 (Busoni-Nachl. B II)
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2256
[ca. Ende Januar 1916]

Carissimo!

Mit einigem Mißbehagen
sende ich Ihnen das Divertimento.
Dieses Berner-Landkind
mit wollenen Unterröcken
& Holz Sabots an den Füßen
paßt nicht recht als Fortsetzung
zu Ihrer vornehmen schönen
Sonate. Aber Sie – mit Ihrer
im besten Sin̅e gut gearteten
Proteusnatur – bringen auch
Derartiges zum Klingen, so[1]

Carissimo!

Mit einigem Missbehagen sende ich Ihnen das Divertimento. Dieses Berner Landkind mit wollenen Unterröcken und Holz-Sabots an den Füßen passt nicht recht als Fortsetzung zu Ihrer vornehmen, schönen Sonate. Aber Sie – mit Ihrer im besten Sinne gut gearteten Proteusnatur – bringen auch Derartiges zum Klingen, so dass ich mich kindlich und kindisch auf das Ertönen freue. Haben Sie jetzt schon meines Dankes Händedruck! –

Wir freuen uns auch auf die Ausgabe der kleinen Präludien, die ich schon längst in einer künstlerischen Interpretation gewünscht habe. – Seit Jahren verlange ich an den Examen von jedem Musikschüler (nicht Conserv.) ein Stück von Bach, das ich für jede Stufe von unten bis oben jährlich neu diktiere. Hoffentlich kann man Ihre Edition bereits bei Hug kaufen. Jedenfalls ließ ich bereits einige Exemplare bestellen! –

Ihr Beethoven-Abend 19. Januar 1916; Programm: Eroica-Variationen op. 35, Sonate E-Dur op. 109, Bagatellen op. 126, Sonate B-Dur op. 106. hat in unserer Stadt eine nie erhoffte Begeisterung ausgelöst; ich bin selbst ganz ergriffen und glücklich über diesen Eindruck. –

Mir schwebt dabei schon eine neue, spekulative Idee vor: nämlich eine Repetition (nicht der Stücke!) von vier Klavierabenden im Oktober. Wenn der Krieg noch kein Finale findet und Sie unser lieber Gast bleiben, so bleibt uns auch der Busoni-Kultus treu, und der Erfolg kann ebenso groß oder noch größer werden! –

Für Ihre lieben Zeilen aus dem Euler danke ich noch schönstens; ich bin stolz auf eine solche Freundschaft.

Tausend Liebes und Gutes von Ihrem

Hans Huber

                                                                
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auf das Ertönen freue. Haben
Sie jetzt schon meines Dankes Hände⸗
druck! –

Wir freuen uns auch auf
die Ausgabe der kleinen Praeludien,
die ich schon längst in einer
künstlerischen Interpretation
gewünscht habe. – Seit Jahren Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

verlange ich an den Examen
von jedem Musikschüler
(nicht Conserv.) ein Stück von
Bach, das ich für jede Stufe von unten bis
oben jährlich neu diktire.
Hoffentlich kan̅ man Ihre
Edition bereits bei Hug

                                                                
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kaufen. Jedenfalls ließ ich
bereits einige Exemplare bestellen! –

Ihr Beethovenabend 19. Januar 1916; Programm: Eroica-Variationen op. 35, Sonate E-Dur op. 109, Bagatellen op. 126, Sonate B-Dur op. 106. hat
in unserer Stadt eine nie erhoffte
Begeisterung ausgelöst; ich bin
selbst ganz ergriffen & glücklich über
diesen Eindruck. –

Mir schwebt dabei
schon eine neue speculative Idee
vor: nämlich eine Repetition (nicht
der Stücke!) dervon 4 Klavierabenden Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

im October. Wen̅ der Krieg noch
kein finale findet & Sie unser
lieber Gast bleiben, so bleibt uns
auch der Busonicultus treu & der
Erfolg kan̅ ebenso groß od. noch
größer werden! –

[2]
                                                                
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solche Freundschaft.

Tausend Liebes & Gutes
von Ihrem

Hans Huber

Huber
                                                                
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Dokument

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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2256 | olim: Mus.ep. H. Huber 29 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
1 Bogen, 4 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Hans Huber, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift.
  • Vmtl. Hand des Empfängers Ferruccio Busoni, der auf der Umschlagrückseite die Zuordnung
  • Huber
  • mit Bleistift notiert hat.
  • Hand des Archivars, der Signaturen, Foliierung und Datierung mit Bleistift eingetragen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat.
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Zusammenfassung
Huber übersendet sein Quintett; will Busonis Ausgabe der Kleinen Präludien von Bach in der Musikschule einsetzen; regt nach der Basler Begeisterung über Busonis Beethoven-Abend vier Klavierabende im Oktober an.
Incipit
Mit einigem Missbehagen sende ich Ihnen das Divertimento

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
17. August 2017: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition