## Title: Ferruccio Busoni an Hans Huber (1. September 1920, vmtl. Zürich) ## Author: Ferruccio Busoni ## Version: 0.4 ## Origin: https://busoni-nachlass.org/D0100221 ## License: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/ | Lieber Verehrter, ich gedenke Ihrer so oft – in Liebe und Verehrung – und bewahre Ihre Briefe sorgsam auf; es war ja eine Zeit, wenn ich die ehrende Freude genoss, mit Ihnen schriftlich zu verkehren. – Die Änderungen in Ihrem Leben, die böse Zeit Ihrer Krank heit, haben es mit sich geführt, dass Ihre Lust am Schreiben nach ließ; ich kann es erklären, wenn ich es auch bedauern muss; doch bleibe ich für das Empfangene dankbar. – Denn Sie haben mir damals – dem Fremden – äußerlich und inner lich geholfen und es einzurichten gewusst, dass ich mich rasch heimisch fühlte in Ihrer Schweiz; und so, dass auch die Schweizer mich so empfanden. Diese Wohltat verdanke ich Ihnen. | Ich habe Sie so wenig wieder gesehen! – Weiß nicht einmal, wo Sie gegenwärtig sind, und riskiere die Sendung nach Vitznau. – Sie wissen vielleicht von mir mehr, und dass ich nun die Schweiz ver lasse. – Dieses lag zwar von Beginn an im Plan, doch kommt es jetzt mit einer unerwarteten Gewaltsamkeit. – Das Abschiednehmen fällt mir schwer, zumal von so geliebten und tief verehrten Menschen, wie Sie einer (unter wenigen) sind! – Leben Sie wohl – und dies im buchstäblichsten Sinne – und gedenken Sie gütig meiner. Und, so Gott will, auf Wiedersehen. Ihrer verehrten Frau, Ihrer lieben Elisabeth alles Herzlich=Achtungsvolle. – Frau Gerda ist bei mit dem Herzen dabei. Ihr Ferruccio Busoni 1. September 1920. | |