WienWien,
15. Febr.Februar 1898
Mus.ep. H. Schenker 7
(Busoni-Nachl. B II)
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4419
Verehrtester, liebster Freund!
Ich glaube endlich, mit Allemallem, was Sie
wünschten, fertig zu sein,
Über das Treffen Schenkers und Busonis im Dezember 1897 in Wien (vgl. hierfür u. a. [Busonis Brief vom 31. August 1897](#D0100058) und [Schenkers Brief vom 25. September 1897](#D0100062)) sind bisher keine schriftlichen Zeugnisse bekannt.
u.und sende Ihnen
die
Phantasie. Nochmals danke ich freund
schaftlichst für die
werthvollewertvolle Anregung
zu diesem
grösserengrößeren Opus. Wenn nur die
Ausführung auf der Höhe Ihrer Anregung
stünde!
Ich theilteteilte schon mit, dass d’Albert aus
mir noch unbegreiflicher Rücksicht plötzlich
meine Stücke ankündigte.
In einem Brief an Max Kalbeck schreibt Schenker: E. d’Albert überraschte mich mit der Ankündigung von vier Klavierstücken aus meinem op. 4 für Montag Abend. Somit ginge, was auch Sie mir riethen, eine Erstaufführung meiner Sachen vor sich
(, S. 16).
Vgl. auch die Konzertankündigung in der Neuen Freien Presse: Eugen d’ Albert hat zu seinem am Montag den 24. d., Abends, im Saale Bösendorfer stattfindenden Concert folgendes Programm festgestellt: […] Schenker, vier Clavierstücke
().
Wegen übergrosserübergroßer
Länge des Program̅mms spielte er nur 2zwei Stücke, statt 4vier (Nor. 1, 2). Ich
sagte ihm dann offen, dass ich mit der Aus
führung nicht einverstanden war, u.und er
gestand mir offen, dass er eben, weil er
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
[1]
nicht das Gefühl hatte, die Stücke gut
zu beherrschen, vorzogvorzog, zum ersten Mal
lieber weniger zu spielen, als mich u.und sich
der Gefahr auszusetzen. Nun, geschadet
hat es nicht, im GegentheilGegenteil, Kalbeck
besprach auch das winzige EreignissEreignis
sehr günstig,
Eine Konzertkritik – ohne Erwähnung von Werken Schenkers – erschien drei Tage später im Neuen Wiener Journal ().
u. s. w.usw.
Indessen sah ich ein, wie Recht Sie hatten, als
Sie mir riethenrieten, mit der
Phantasie zuerst
hervorzutreten, als einem
grösserengrößeren Werk.
Nur eines tröstete mich, dass ich mir sagte,
gegen den Zufall gäbe es keinen Einwand,
u.und ein solcher Zufall war ja
d’Alb.d’Alberts ConcertKonzert
für meine Sache.
Heuberger u.und die N.Neue freieFreie Presse besprachen
d’Albert’s ConcertKonzert überhaupt gar nicht,
weil in der Oper eine Gastgabe der Frau
LiliLilli Lehmann zugleich stattfand.
Siehe hierzu die Konzertankündigung in der Neuen Wiener Journal vom Donnertag, den 20. Januar 1898 (, S. 7).
Im
Übrigen können Sie ja errathenerraten, was
ich über die Zeitungsschmiererei für
das grossegroße Publikum beiläufig denke.
Wenn ich also Kalbeck, Heuberger genan̅nnt
habe, will ich blosbloß die unvermeidliche Folge
eines öffentlichen Schrittes erwähnt haben,
mehr nichtsnicht.
Und nun, da Sie die
Phantasie besitzen,
frage ich Sie, wie es mit der Verwendung
bei
Br.Breitkopf & H.Härtel, oder anderswo zu stehen
hat
?. Wollen u.und kön̅nnen Sie eintreten,
mündlich oder schriftlich, mir zu Händen
oder in anderer Form? Ich fragte
d’Albert,
der mir eine sehr warme, wirklich sehr
warme Empfehlung für
Br.Breitkopf & H.Härtel
Die Empfehlung d’Alberts ist offenbar nicht überliefert, wird aber im Brief Breitkopf & Härtels an Schenker vom 9.11.1897 erwähnt (vgl. Kommentierung des [Briefes von Schenker an Busoni von September 1897](#D0100063)).
sandte, ob
er die Empfehlung, die generell für alle
Werke von mir galt, erneuern wolle;
ich durfte
ihn ja nicht verletzen, trotzdem er
weissweiß, dass Sie sich der
Phantasie an
nehmen in jeder Hinsicht, er war auch
klug
u.und liebenswürdig genug, mir zu sagen,
[2]
er stehe mir i
m̅mmer, unter allen Umständen
zur Verfügung.
Auf welche Aussage d’Alberts sich Schenker hier bezieht, konnte nicht ermittelt werden. Als Beispiel mag eine Zeile aus einem von d’Alberts Briefen an Schenker gelten: Bitte über mich ganz und gar zu verfügen; was in meinen schwachen Kräften steht, soll geschehen
(Brief d’Alberts an Schenker vom 5. April 1896, zit. nach , S. 60).
Von Ihnen hängt es also
nun ab, was ich zu
thuntun habe:
ichIch denke,
Sie brauchen
d’Alb.d’Alberts Mithilfe nicht,
u.und
es genügt, wenn ich gegenüber dem Verleger
mit Ihrem schriftlichen Versprechen (vielleicht
so?), dass
sSie das Stück spielen wollen,
heute oder morgen, in
2 oder 5zwei oder fünf Jahren, mich
ausweisen kann. Wenn Sie ein
bischenbisschen
Zeit finden, inmitten der Saison, so
haben Sie die Güte, mich zu
instruireninstruieren!
Ich bin gerne bereit, auch nach
Berlin
zu ko
m̅mmen (für ein paar
Tage nur, aus
Gründen des
sogen.sogenannten Geldes), wenn Sie
es für
nöthignötig oder gut finden, zu eigenen
oder Verleger-Zwecken. Kurz, wie i
m̅mmer
bleibe
ich Ihr ergebener, Ihre Wünsche
u.und Anregungen empfangender Geselle
u.und Freund
H. Schenker
Nachlaß Busoni
Herzlichste, ergebenste Gruüssße
an Ihre Frau GemalinGemahlin.