Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1703
Mus.ep. R. Freund 14 (Busoni-Nachl. B II)
[1]
Zürich, 7 Untere ZäuneUntere Zäune 7
5/115. November
(1904)
Lieber Freund! Vielen Dank
für den
Mephisto -Walzer
Busonis Brief enthielt offenbar die gerade erschienene Erstausgabe seiner Bearbeitung des Mephisto-Walzers
von Liszt. (vgl. auch Anm. zum Werk in Freunds
[Brief vom 16.09.1900](#D0100511)) Die Komposition ist dem
Grafen Antonio Ladislao Rozwadowski zugeeignet (vgl. , S. 439), bei
dem Busoni im März 1904 im Rahmen einer Amerika-Tournee zum
Essen eingeladen war. Ausgezeichnete Menschen, beide [Rozwadowski und seine Frau],
von der nobelsten Einfachheit – wunderbares italienisches Essen
, berichtet Busoni wenig später seiner
Frau. (, Bd. 1, Br. 276, S. 278) Der Mephisto-Walzer war
ursprünglich für Etelka Freund bestimmt. Im Zürcher Freund-Nachlass
ist der Beginn der Komposition (etwa 170 Takte) als Fragment überliefert, worauf in der linken oberen Ecke des Notenblattes die anfangs
intendierte Widmung notiert ist: Fräulein Etelka Freund – der Bearbeiter –
(undatiertes Autograph;
CH-Zz, Mus NL 42:Ac 4) Das Blatt wurde nach Busonis Tod von seiner Frau an Etelka
übermittelt. […] Unter den Papieren von F. fand ich einen Anfang zu Mephisto Walzer von
Liszt dir zugedacht
, schreibt Gerda Busoni, warum es dann den
Grafen Koswadowsky [sic] […] gewidmet wurde – ist mir nicht ganz klar – er hätte schlieslich was Anderes bekommen können[.]
Jedenfalls finde ich das kleine angehangene Manuscript mit deinen Namen darauf sehr hübsch […]
(Br. Gerda Busoni
an Etelka Freund; Berlin, 09.07.1925;
CH-Zz, Ms. Z II 157 a.3.9)
(den ich
vor einigen Jahren
von Ihnen hörte)
Vmtl. 1901 im Zuge von Freunds temporärem Berlin-Aufenthalt.
(vgl. Anm. zum [Brief vom 16.09.1900](#D0100511))
u.und für
das Progra
m̅mm,
Nicht ermittelt; evtl. handelte es sich um das Programm zur Uraufführung von Busonis Klavierkonzert.
die
heute
Abend bei mir eintrafen.
Ich fürchte sehr, dass ich
mein Versprechen nicht
halten
u.und Don̅nnerstag Abend
nicht in
Berlin antreten
ka
n̅nn.
Betrifft die Uraufführung von Busonis Klavierkonzert op. 39 in
Berlin am Donnerstag, den 10.11.1904. (für Näheres
vgl. Anm. in Busonis [nachfolgendem Brief](#D0100517))
Meine Frau ist seit
einigen Tagen wieder
in
Americka u.und da wir
das Haus voller Arbeiter
haben,
Es ist unklar, ob es sich bei dem Haus
um die Zürcher Wohnadresse handelt oder evtl.
um das Kleinlaufenburger Schlössle, welches dem
Ehepaar Freund als Wohnort für die warme Jahreszeit diente.
so ist
, in ihrer
Abwesenheit
, meine Gegenwart
quasi
indispensable.
indispensable [frz.]: unbedingt notwendig, unerlässlich.
–
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Zu meiner grossßen Freude sah ich, dass Sie
im Febr.Februar in Basel spielen.
Busoni spielte am 19.02.1905 im Rahmen des von Hermann Suter
geleiteten 9. Symphoniekonzerts der Allgemeinen Musikgesellschaft Basel. Zur Aufführung
kamen Schumanns 4. Symphonie, Carl Maria von Webers
Konzertstück für Klavier und Orchester (Solist: Busoni), Mendelssohns
Ouvertüre zum "Märchen von der schönen Melusine", Liszts Paganini-Etüden
(Solist: Busoni) und die Zenobia
-Ouvertüre von Carl Reinecke.
Der Basler Musikwissenschaftler Edgar Refardt kritisiert im Nachhinein in einem
Konzertbericht die Programm-Zusammenstellung (sehr wahrscheinlich mit Bezug auf Liszt) und merkt an, dass bei uns
[der AMG] zu Anfang der Saison nicht bloss die Reihenfolge der Solisten, sondern auch die von ihnen vorzutragenden Stücke
festgesetzt werden
. Und weiter: Das macht sich ganz einfach und niemand hat zu gewärtigen, dass irgend ein berühmter Klavierlöwe ein Programm zerschneidet.
Musikalische Künstler fügen sich diesem Zwange gerne, und von andern bleibt man verschont.
In einem extra Kommentar dazu stellt die Redaktion der
Neuen Zeitschrift für Musik klar, dass sie die Freiheit des Künstlers im Zweifel höher schätzt als eine stilvolle[]
Programmaufstellung[]
. (, Art. in der NZfM vom
08.03.1905)
Liessße sich
ein Klavier-Abend in Zürich nicht damit
verbinden? Haben Sie einen Moment Zeit,
so schreiben Sie mir bitte gelegentlich
einmal, welche Daten Ihnen passen
würden. Ich würde dan̅nn bei der Tonhalle
anklopfen u.und sehen, was sich machen lässt.
In den folgenden Briefen gibt es einiges hin und her bzgl. möglicher Terminoptionen für ein Konzert in Zürich. Es scheint,
als wäre es letztlich nicht zustande gekommen. (vgl. Anm. in Freunds [Brief vom
24.11.1904](#D0100518))
Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie
sehr leid es mir thut, wen̅nn ich bei
der Première Ihres Concerto’s nicht zugegen sein
kan̅nn. Ich sehe aber wirklich nicht, wie
ich mich jetzt hier absentieren kan̅nn. –
Grüssßen Sie bitte Ihre Frau auf’s Herzlichste
u.und bewahren Sie im̅mmer etwas Freundschaft
[2v]
Ihrem treu ergebenen
R. Freund
[Rückseite von Textseite 2]
[2]