Faksimile
|
Umschrift
|
Lesefassung
|
Bild-Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin
|
Mus.ep. H. Schenker 7
(Busoni-Nachl. B II)Mus. Nachl. F. Busoni B II, 4419
Wien
15. Febr. 1898
Verehrtester, liebster Freund!
Ich glaube endlich mit Allem, was Sie
wünschten, fertig zu sein, u. sende Ihnen
die Phantasie. Nochmals danke ich freund- schaftlichst für die werthvolle Anregung
zu diesem grösseren Opus. Wenn nur die
Ausführung auf der Höhe Ihrer Anregung
stünde!
Ich theilte schon mit, dass d’Albert aus
mir noch unbegreiflicher Rücksicht plötzlich
meine Stücke ankündigte. Wegen übergrosser
Länge des Program̅s spielte er nur 2 Stücke, statt 4 (No[.] 1,2). Ich
sagte ihm dann offen, dass ich mit der Aus- führung nicht einverstanden war, u. er
gestand mir offen, dass er eben, weil er
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
[1]
|
Wien
15. Februar 1898
Verehrtester, liebster Freund!
Ich glaube endlich mit Allem, was Sie
wünschten, fertig zu sein, und sende Ihnen
die Phantasie. Nochmals danke ich freundschaftlichst für die wertvolle Anregung
zu diesem größeren Opus. Wenn nur die
Ausführung auf der Höhe Ihrer Anregung
stünde!
Ich teilte schon mit, dass d’Albert aus
mir noch unbegreiflicher Rücksicht plötzlich
meine Stücke ankündigte. Wegen übergroßer
Länge des Programms spielte er nur 2 Stücke, statt 4 (No. 1,2). Ich
sagte ihm dann offen, dass ich mit der Ausführung nicht einverstanden war, und er
gestand mir offen, dass er eben, weil er
|
Bild-Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin
|
nicht das Gefühl hatte, die Stücke gut
zu beherrschen, vorzog zum ersten Mal
lieber weniger zu spielen, als mich u. sich
der Gefahr auszusetzen. Nun, geschadet
hat es nicht, im Gegentheil, Kalbeck
besprach auch das winzige Ereigniss
sehr günstig, u. s. w.
Indessen sah ich ein, wie Recht Sie hatten, als
Sie mir riethen, mit der Phantasie zuerst
hervorzutreten, als einem grösseren Werk.
Nur eines tröstete mich, dass ich mir sagte,
gegen den Zufall gäbe es keinen Einwand,
u. ein solcher Zufall war ja d’Alb. Concert
für meine Sache.
Heuberger u. die N. freie Presse besprachen
d’Alberts' Concert überhaupt gar nicht,
weil in der Oper eine Gastgabe der Frau
Rili Lehmann zugleich stattfand. Im
Übrigen können Sie ja errathen, was
ich über die Zeitungsschmiererei für
|
nicht das Gefühl hatte die Stücke gut
zu beherrschen, vorzog, zum ersten Mal
lieber weniger zu spielen, als mich und sich
der Gefahr auszusetzen. Nun, geschadet
hat es nicht, im Gegenteil, Kalbeck
besprach auch das winzige Ereignis
sehr günstig, u. s. w.
Indessen sah ich ein, wie recht, Sie hatten, als
Sie mir rieten, mit der Phantasie zuerst
hervorzutreten, als einem größeren Werk.
Nur eines tröstete mich, dass ich mir sagte,
gegen den Zufall gäbe es keinen Einwand,
und ein solcher Zufall war ja d’Alberts Konzert
für meine Sache.
Heuberger und die Neue Freie Presse besprachen
d’Alberts Konzert überhaupt gar nicht,
weil in der Oper eine Gastgabe der Frau
Lilli Lehmann zugleich stattfand. Im
Übrigen können Sie ja erraten, was
ich über die Zeitungsschmiererei für
|
Bild-Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin
|
das grosse Publikum beiläufig denke.
Wenn ich also Kalbeck, Heuberger genan̅t
habe, will ich blos die unvermeidliche Folge
eines öffentlichen Schrittes erwähnt haben,
mehr nichts.
Und nun, da Sie die „Phantasie“ besitzen,
frage ich Sie, wie es mit der Verwendung
bei Br. & H., oder anderswo zu stehen
hat? Wollen u. kön̅en Sie eintreten,
mündlich oder schriftlich, mir zu Händen
oder in anderer Form? Ich fragte d’Albert,
der mir eine sehr warme, wirklich sehr
warme Empfehlung für Br. & H. sandte, ob
er die Emfehlung, die generell für alle
Werke von mir galt, erneuern wolle;
ich durfte ihn ja nicht verletzen, trotzdem er
weiss, dass Sie sich der Phantasie an- nehmen in jeder Hinsicht, er war auch
klug u. liebenswürdig genug, mir zu sagen,[2]
|
das große Publikum beiläufig denke.
Wenn ich also Kalbeck, Heuberger genannt
habe, will ich bloß die unvermeidliche Folge
eines öffentlichen Schrittes erwähnt haben,
mehr nicht.
Und nun, da Sie die „Phantasie“ besitzen,
frage ich Sie, wie es mit der Verwendung
bei Breitkopf & Härtel, oder anderswo zu stehen
hat? Wollen und können Sie eintreten,
mündlich oder schriftlich, mir zu Händen
oder in anderer Form? Ich fragte d’Albert,
der mir eine sehr warme, wirklich sehr
warme Empfehlung für Breitkopf & Härtel sandte, ob
er die Emfehlung, die generell für alle
Werke von mir galt, erneuern wolle;
ich durfte ihn ja nicht verletzen, trotzdem er
weiß, dass Sie sich der Phantasie annehmen in jeder Hinsicht, er war auch
klug und liebenswürdig genug, mir zu sagen,
|
Bild-Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin
|
er stehe mir im̅er, unter allen Umständen
zur Verfügung. Von Ihnen hängt es also
nun ab, was ich zu thun habe: ich denke,
Sie brauchen d'Alb.s Mithilfe nicht, u.
es genügt, wenn ich gegenüber dem Verleger
mit Ihrem schriftlichen Versprechen (vielleicht
so?), dass sSie das Stück spielen wollen,
heute oder morgen, in 2 oder 5 Jahren, mich
ausweisen kann. Wenn Sie ein bischen
Zeit finden, inmitten der Saison, so
haben Sie die Güte, mich zu instruiren!
Ich bin gerne bereit, auch nach Berlin
zu kom̅en (für ein paar Tage nur, aus
Gründen des sogen. Geldes), wenn Sie
es für nöthig oder gut finden, zu eigenen
oder Verleger-Zwecken.
Kurz, wie im̅er
bleibe ich Ihr ergebener, Ihre Wünsche
u. Anregungen empfangender Geselle
u. Freund
H Schenker
Herzlichste, ergebenste Gru[e]sse
an Ihre Frau Gemalin.
|
er stehe mir immer, unter allen Umständen
zur Verfügung. Von Ihnen hängt es also
nun ab, was ich zu tun habe: Ich denke,
Sie brauchen d'Alberts Mithilfe nicht, und
es genügt, wenn ich gegenüber dem Verleger
mit Ihrem schriftlichen Versprechen (vielleicht
so?), dass Sie das Stück spielen wollen,
heute oder morgen, in 2 oder 5 Jahren, mich
ausweisen kann. Wenn Sie ein bisschen
Zeit finden, inmitten der Saison, so
haben Sie die Güte, mich zu instruieren!
Ich bin gerne bereit, auch nach Berlin
zu kommen (für ein paar Tage nur, aus
Gründen des sogenannten Geldes), wenn Sie
es für nötig oder gut finden, zu eigenen
oder Verlegerzwecken.
Kurz, wie immer
bleibe ich Ihr ergebener, Ihre Wünsche
und Anregungen empfangender Geselle
und Freund
Heinrich Schenker
Herzlichste, ergebenste Grüße
an Ihre Frau Gemahlin.
|
Bild-Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin
|
( Wi[en] […]
a […]
15 [. 2. 98]
10-11 V)
|
|
Bild-Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin
|
Mus.ep. H. Schenker 7
Mus. Nachl. F. Busoni B II, 4419 -
Beil.
Nachlaß Busoni B II
o. Marke
([Bestellt]
[vom]
[Postamte]
Transkription unsicher: wenig Tinte. 50
[16. 02. 98]
[2 3/4 - ] 3 1/2 V)
15/2/1898
|
|