Version 0.4 of August 23, 2020
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Meine einzige Absicht ist:; versteht kompositorische Kürze als Qualität (keineAbsicht zu haben!
Wird es unbedingt mehr, wenn es länger ist?); bittet um Mitteilung, ob
Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.
Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit Doppelbindestrichen (⸗).
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vor
nur t
Art schuld bin, die Nachsicht zulässt. Ich
hatte schon
schrieb
vergaß aber daran. Dann nahm ich mich
es in der Nachschrift zu t
Schließlich wollte ich diesem langen Brief
noch eine Postkarte folgen lassen – aber ich
vergaß zum dritten
mit Vergesslichkeit? Ich bin se
sehr auf die
zu auf die sehr
(vgl. das Einweisungszeichen und die begonnene, dann gestrichene Wiederholung von sehr
) nicht berücksichtigt.
wiesen, da sie mich stets in Konflikte bringt.
Ich hoffe
nur von dieser Seiteist aus diesem Grunde
Nun aber bitte ich Sie recht sehr, b mir
Mus.ep. A. Schönberg 11 (Busoni-Nachl.
schicken; ich bin wirklich begieg
trag kennen zu lernen.
Ferner muss ich Ihnen sehr danken für
Ihren in Anbetracht Ihrer berechtigten Verstimmung
wirklich großherzigen Antrag
und
sind sofrische
(bzw. new
).
nicht weiß, ob wir uns werden einigen können.
Zunächst, rein materiell, müsste der Abdruck so
geschehen, dass e Rechte,
herausdadurch nicht tangiert
weil mir sonst ein
Dazu hätte ich außerdem die Zustimmung
leicht bekommen könnte. Dann bedrückt
es mich, das ganze Honorar anzunehmen,
wo ja Ihre Bearbeitung ebenfalls Ansprüche
geltend machen sollte.
Aber das Wichtigste und Entscheidendste
für mich ist doch die weg fin
den werden …
Sie müssen doch sich
Ich kann doch unmöglich
und daneben
ich es hätte besser machen sollen. Die also zeigt,
dass unvollkommen ist.
Und ich kann doch unmöglich
lichkeit, der ich den Glauben bei
will, gut, gleichzeitig
gleichzeitig
ohne Hervorhebung.
dass es schlecht ist.
Ich dürfte das – aus Selbsterhaltungstrieb –
nicht einmal, wenn ich es selbst glaubte.
In diesem Fall müsste ich
weder vernichtenselbst umarbeiten.
Nun aber – Sie verzeihen meine
rückhaltslose Offenheit, wie ich Ihnen die
ich glaube es absolut
nicht. Ich bin fest überzeugt, dass Sie m
Stück
Sie denselben Fehler begehen, den jeder phantasie
volle Kritiker begeht: Sie wollen nicht sich
anderen.
ganzohne Hervorhebung.
Und Ihre Motivierung scheint mir auch
ganz unrichtig, wenn Sie meinen
weise
unützerweise
.
anders
Ich glaube nicht an den neuen Wein, den
man in alte Schläuche füllt. Ich habe in der
Kunstgeschichte die entgegengesetzte Beobachtung
gemacht:
Die
wenn
Die Formenkunst
wenn
Die Einheit der Zeichnung, die Reinheit
Reichheit
(bzw. richness
).
des frühere
; bei working out of minutest details
).
Details, das sorgfältige Herausmodellieren,
das Untermalen und das Lasurieren, das
Komponieren im Raum und alles
die ältere Malkunst ausmacht2
die Dinge so zu malen, wie sie scheinen
und nicht sosind.
Jawohl, wenn eine neue Kunst neue
Ausdrucksmittel sucht und findet, dann
geht zunächst immer fast alles schon Errun
gene zum Teufel: scheinbar wenigstens;
denn ich in der Tat ist es doch
auf eine A ist es doch drin
(Das auseinanderzusetzen würde zu weit
Und nun: ich muss sagen, ich habe eigent
lich auf mehr verzichtet
klang, als ich begann
zu folgen und solche Musik zu schreiben.
Ich finde, wenn man eineFormenkunst, eine Architektur der Ober
stimme, eine Kunst der motivischen Polyphonie
von einer Höhe desKönnens Vollendung, wie sie in
den letzten Jahrzehnten von
und anderen auch Modernen erreicht wurde – dann
kommt bißchen
.
sogar als recht wenig vor. Und ich behaupte:
unserdieen
ausgewogenen architektonischen Werte und
ihre
und bewundert, angestaunt habenich
um, wenn man auf Ssie Verzicht leistet,
zu fühlen, dass man, ihrer nicht mehr bedürfend,
anderen Mitteln gebietet. Dagegen erscheinen
klangliche Fragen, deren Reiz kaum im
selbem Maße der Ewigkeit angehören
als Kleinigkeiten.
Trotzdem aber stehe ich auch in dieser
Frage auf einem
solut nicht nötig hat
Verzichtenden, Verlierenden angesehen
zu werden. Sähen Sie
Orchestersachen
denen sehen
von dem vollen
Klang
zarter
Farbentöne
Farbtöne
.
einen Weg geht, der geradezu das Gegent
von dem zu werden scheint,
schritten wurde. Das ist, finde ich, die
natürliche Reaktion. Wir haben die
vollen, W weichen Klänge
satt, zum Nun lasst uns
andere Töne anstimmen …O Freunde, nicht diese Töne, sondern lasst uns angenehmere anstimmen
.
Und nun kommt dazu, dass ich (ich
muss das wiederholen) mich für berechtigt
halte zu glauben, mein
brächte Neues. So belehrt mich nicht
nur meine Empfindung. Auch Urteile
Urtheile
.
von Freunden und Schülern drücken
das aus, die meinen, da
Klaviersatz
Die Sache steht also für mich so:
Ich glaube:
das Ergebnis eines Unvermögens, sondern
der Ausdruck eines festen Willens, bestimmter
Neigungen,
Was er tbesser
könnte, sondern was er tmuss.
Er hat also Eigen
organisch. —
Ein
in mir die Befürchtung, dass sie entweder
hineinträgt, was ich grundsätzlich, oder
meinen Neigungen folgendvermeide;
vermeide
ohne Hervorhebung.hinzufügt, was ich – in den Grenzen meiner
Persönlichkeit – nie hätte finden können, was
mir also fremdauslässtverbessert, worin ich unvollkommen
bin und unvollkommen bleiben muss.
Eine Transkription t
bedingt Gewalt an: ob
nun nützt oder schadet.
StaatsbibliothekBerlin
Sie schreiben auch über Transkription
in Broschüre
.
gefällt und die wirklich beweist, wie dieselben
Ideen in derselben Zeit, gleichzeitig in ver
schiedenen Köpfen auftauchen. Ich bin insbe
3
standen, dass schon jede Notation überhaupt
Transkription ist. Ich habe schon vor Jahren
ähnlich argumentiert, als die Öffentlichkeit
tations
Aber das ist doch auch noch eine andere
Sache: ob man veraltete Instrumente
behandlung und Instrumentation verbessert
auf Grundlage neuerer
Instrumentations
man meinen neuen Klavierst
durch ältere Technik oder eine
Geeignetheit zumindest heute noch nicht so
absolut festgestellt ist, so über jeden Zweifel
erhaben ist.
Ich kann das wohl, da ich ja
Transkription
wärtig sagen, ohne dass Sie es als eine
allzu scharfe Kritik ansehen dürfen.
Denn Ihre Bearbeitung kann mich ja
auch abgesehen,
Sie mir die Schärfe nicht übelnehmen,
bin
nicht so scharf und hart über meine Werke
urteilten.
Und nun finde ich noch etwas, das mir
als Einwand gegen Sie geeignet scheine
Halten Sie denn wirklich so unendlich
viel f von der Vollkommenheit? Halten
Sie denn wirklich diese
Sie wirklich, dass Kunstwerke vollkommen
sind oder sein müssen?
Ich finde das nicht. Ich finde sogar
Gottes Kunstwerke, die der Natur
höchst unvollkommen.
Aber für vollkommen finde ich
nur
(bzw. only
).Drechsler, Gärtner,
Zuckerbäcker und Friseure. Nur die
haben jene Glätte, jenes Ebenma
ich so
sie genügen so allen Anforderungen, die
Menschliches, Gottähnliches auf der Welt.
Und wenn:
Notation
Notation
ohne Hervorhebung.UnvollkommenheitTranskription
Transkription
ohne Hervorhebung.Unvollko m̅.
Wozu also die eine Unvollkommenheit
durch die andere ersetzen.
Wozu –
ihren
substituieren, die ihrr
gi
GehörtGehörten
.
einer Persönlichkeit auch deren Fehler
dazu? Wirken diese, wenn schon nicht
als schön, so doch wenigstens als Kons
als die Grundfarbe, von der sich die
anderen Farben deutlich abheben?
Ich habe oft daran gedacht, dass man
sehr unterschätzen
Vorspielen und Übergängen
als der bis dato einzig wahren und freien Musik (Selbst einen so viel kleineren
. An anderer Stelle heißt es: Im Übrigen muten die meisten Klavier-Kompositionen
(weit über
indem man ihre
Ihre
.en
Ich war mir auch um alles Theoretische daran ganz
klar. Heuer im Sommer habe ich mich ein
wenig selbst damit befasst und – habe
den Mut dazu verloren. Denn ich sehe zu
genau, dass stets mit dem misslungen
ist, etwas sehr Eigenartiges gemeint war
und ich habe nicht den Mut
zur interessanten
Einfall durch einen sicheren
ersetzen. Und mehr kann die Phantasie
eines Andern
Anderen
.
nicht leisten! —
Rein technisch
Sie nun nur noch fragen, ob Sie nicht
vielleicht ein zu langsames Tempo geno
haben. Das könnte ja viel ausmachen. Oder
zu wenig
wenig
(bzw. little
) fälschlich mit Hervorhebung.
Takt!
Ihr
Der Drittelton pocht schon seit einiger Zeit an die Pforte, und wir überhören noch immer seine Meldung.Im Nachlass
53.telTöne
Für die Vierteltöne hatte ich mir seiner
zeit folgende Notation erdacht:
Ich glaube,
versuche kaum werden durchdringen; denn
ich hoffe mit viel Zuversicht, dass unsere
zukünftige Notenschrift eine – wie soll
ich sagen: drahtlosere
.
Auch über die Tonarten
die Plage, Hunderte von Skalen auszurechnen, könnte er sich ersparen. Ich habe mir mit Müh’ und Not die Namen der sieben Kirchentonarten gemerkt; und das waren
Meinung – das bezeugt ja meine Musik.
Ich glaube:
machen kann, könnte man auch mit
oder 4
oder vierDur = Moll
.
Jedenfalls bin ich seit langem dahinter her
die Fesseln der Tonarten ganz abzustreifen.
Und meine Harmonik kennt keine an Tonarten
erinnernden Akkorde oder Melodien mehr.
Nun zur Beantwortung Ihrer Fragen.
Wie
Nicht so weit
genügt mir noch kein Stück. Ich möchte noch
bunter werden an Motiven und melodieun
ähnlichen
melodieunähnlichen
(bzw. without melodic character
) ohne Hervorhebung.
und ungezwungener sein im RRhythmus
.
und melodie
Gedankens. Das schwebt mir vor: so phanta
siere ich ich sie notiere =
transkribiere. Und dazu kann ich mich
nicht zwingen; da muss ich warten
mir ein Stück ganz von selbst so gelingt,
wie es mir vorschwebt.
Zuerst kommt die Idee, dann entsteht oder man sucht den Einfall, dann folgt die Ausführung.
Und damit bin ich auch zur Beantwortung
Ihrer anderen Frage gelangt: wie
und wie
Meine einzige Absicht ist:
keine Absicht zu haben!
Keine formelle, keine architektonische,
keine sonstige artistische
Stimmung eines Gedichtes zu treffen)
keine ästhetische – überhaupt keine;
oder höchstens die:
dem Strom meiner unbewussten
Empfindungen nichts Hemmendes in den
Weg zu legen. Nichts da hinein
zu lassen, was durch die Intelligenz oder
Kennten Sie meine Entwickelung,
Entwicklung
.
so würden Sie am
Aber ich habe mich ja auch auf diese Frage
gefasst gemacht
beantworten. Ich habe gewusst, dass man
an der Natürlichkeit meiner Absichten zweifeln
wird, eben weil sie natürlich sind.
Dass man sie f wird,
eben weil ich alles Konstruktions
StaatsbibliothekBerlin
vermeide.
Aber, wenn man sieht, wie ich mich
stufenweise entwickelt habe, wie ich
längst einer Ausdrucksform nahe war
zu der ich mich heute klar und rückhalts
los bekenne, wird man verstehen, dass da
nichts Unorganisches, nichts Ästhetisches
.vor sich
.Müssen
Dass ich mir heute
ziemlich klar bin, kann mir nur der
5
Halb
der sich keinen Begriff davon macht, dass
nach dem
Zeit rruhigen kommt
klaren. Schauens
Was das
Ihnen, wie mich Ihre herbe Kritik vermuten
lässt, vorläufig gar nicht gefällt, so
meine ich
hinausm
Mindestens was die früher erwähnte Bunt
heit anbelangt. Aber auch im
– wenn man
darf – scheint mir manches anders darin.
Inſ
Aber ich halte es auch für ungerecht zu ver
langen, dass man in
stückenver
schiedene Arten revolutioniert. Schiene
Sollte das ein Fehler sein, dass
ich dort so kurz bin, dann macht dieser
Brief ihn wett! Aber es gab da doch
einige Dinge, die ich sagen wollte –
dass ich es nicht kürzer konnte
wohl an meiner technischen Unbeholfen
heit.
Und nun zum Schluss: Ich hoffesind mir nicht bös
.
und bewahren mir Ihr Interesse.
Vielleicht finden Sie einen Ausweg,
eine Erklärung, die es mir möglich
macht
veröffentlichen.
was es heißt, von einem bedeutenden
Diese Komposition fordert vom Spieler die verfeinertste Anschlags- und Pedalkunst; einen intimen, improvisierten,
Oder aber: vielleicht
Vielleicht
.
drei
Erklärung
Jedenfalls hoffe ichWohlwollen
.
nicht zu verlieren, wenn ich Sie nun
auch bitte
daran liegt mir selbstverständlich auch
enorm viel.
(
Noch etwas Eigentümliches zum Schluss:
Ehe ich
hatte, wollte ich mich an Sie wenden
– ich kannte Ihre Vorliebe zu Transkriptionen –
mit der Frage, ob Sie nicht eines meiner
Kammer- oder Orchesterwerke als Trans
aufnehmen wollten.
Eigentümlich: Nun treffen wir wieder
bei einer Transkription zusammen!
War das eine
meines unbewussten Ahnungsvermögens,
die mich an Sie im Zusammenhang
mit einer Transkription denken hieß.
Das fiel mir neulich erst ein!
Ir hoffe
wort zu erhalten
dahin mit vollster Hochachtung und
Wertschätzung