Verehrteste
Freundin; aus
New York, wohin ich
zu Neujahr mich
wandte, schrieb ich
an Sie zwei Briefe.Die Briefe sind nicht im Nachlass vorhanden. Den vorangegangenen Brief schrieb er drei Monate vor seiner Abreise. –
Eine unüberwindliche
Unruhe, ein unbe- siegbarer
dêgoutFrz.: „Abscheu“.,
trieben mich fort und
– trotz Allem – nach
Europa /zurück.Busoni äußerte in mehreren Briefen während seiner Konzerttour seinen Unmut gegenüber den USA (vgl. Roberge 1995, S. 313-315). Diese Zeilen
sollen Ihnen mein
Eintreffen im Schwei- zer Lande melden.
27. Sept.
1915
Verehrteste
Freundin;
aus
New York, wohin ich
zu Neujahr mich
wandte, schrieb ich
an Sie zwei Briefe.Die Briefe sind nicht im Nachlass vorhanden. Den vorangegangenen Brief schrieb er drei Monate vor seiner Abreise. –
Eine unüberwindliche
Unruhe, ein unbesiegbarer
dégoûtFrz.: „Abscheu“.,
trieben mich fort und
– trotz Allem – nach
Europa zurück.Busoni äußerte in mehreren Briefen während seiner Konzerttour seinen Unmut gegenüber den USA (vgl. Roberge 1995, S. 313-315). Diese Zeilen
sollen Ihnen mein
Eintreffen im Schweizer Lande melden.
Wir nahmen
den Weg über Italien
auf einem italien.
Boote.Der Musical Courier schreibt von der „S.S. Duca Degli Abruzzi“ der italienischen Reederei (Navigazione Generale Italiana). (N. N. 1915d) Die landschaftlichen Zauber
des Mittelmeeres
hielten mich von
Gibraltar bis Genova
im Banne. Wir
fuhren zwischen Sardinien u. Korsika u.
legten in Napoli an.
Nachts, lichtlos
und mit bereiten
Rettungskähnen.
Ganz erschöpft stieg
ich aus und lag
in Milano fast zwei
Wochen krank und
hilflos. Nun bin
ich hier konvaleszent;
Kräfte gewinnend, um
Entschlüsse zu fassen.
Vorläufig aber
kann ich wenig
bestimmen, ebenso
wenig als jedermann.
Wie viel wird versäumt! – Ich versuche indessen, was
ich vermag und
habe in New York
einiges zu Stande
gebracht, das nicht
ganz vergeblich ist.Darunter Das wohltemperierte Klavier (Zweiter Teil), Rondò Arlecchinesco, Indianisches Tagebuch (Erstes Buch), Kadenz zu Adelaide (für eine detaillierte Auflistung Busonis künstlerischer Aktivitäten in dieser Zeit vgl. Roberge 1995, S. 319-320).
Denn: Was überlebt alle Kriege,
wenn nicht die Kunst!
— Ich weiß nichts
von Ihnen und bitte
inständig um Nachricht; (am besten nach
Basel, bei Gebrüder
Hug). –
Ich erhoffe
Sie bald und flehe
alles Gute auf Sie
herab.
Mit innigstenGrüßen,
Ihr treu ergebener
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive">
<subst><del rend="strikethrough">Mus. ep. F. Busoni 744 (Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B I<handShift new="#archive"/>)</del><add place="below">Mus. Nachl. F. Busoni B I, 891</add></subst>
</note>
<note type="foliation" place="margin-right" resp="#archive">[1]</note>
<opener><dateline rend="align(right)"><date when-iso="1915-09-27">
<seg rend="huge"><choice><orig>27</orig><reg>27.</reg></choice> Sept.</seg>
<seg rend="align(right)"/> 1915</date></dateline></opener>
<fw place="top-left" rend="align(center)">
<hi rend="majuscule"><placeName key="E0500940">Hotel Gibbon</placeName></hi>
<figure>
<figDesc>
Wappen des <placeName key="E0500940">Hotel Gibbon</placeName> in <placeName key="E0500187">Lausanne</placeName>
</figDesc>
</figure>
<lb/><hi rend="majuscule"><placeName key="E0500187">Lausanne</placeName></hi>
<lb/><milestone unit="section" style="–" rend="align(center)"/>
<hi rend="majuscule small"><persName key="E0300968">L. Liebermann</persName></hi>
<lb/><hi rend="tiny" xml:lang="fr">Directeur.</hi>
</fw>
<note type="stamp" place="right-of" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp>
</note>
<lb/>
<p rend="align(left)"><seg type="opener" subtype="salute" rend="indent">Verehrteste
<lb/><rs type="persons" key="E0300819">Freundin</rs>;</seg> aus
<lb/><placeName key="E0500031">New York</placeName>, wohin ich
<lb/>zu Neujahr mich
<lb/>wandte, schrieb ich
<lb/>an Sie zwei Briefe.<note type="commentary" resp="#E0300830">Die Briefe sind nicht im Nachlass vorhanden. <ref target="#D0102102">Den vorangegangenen Brief</ref> schrieb er drei Monate vor seiner Abreise.</note> –
<lb/>Eine unüberwindliche
<lb/>Unruhe, ein unbe
<lb break="no"/>siegbarer
<choice><sic><foreign xml:lang="fr">dêgout</foreign></sic><corr>dégoût</corr></choice><note type="commentary" resp="#E0300830">Frz.: <q>Abscheu</q>.</note>,
<lb/>trieben mich fort und
<lb/>– trotz Allem – nach
<lb/>Europa <metamark function="insertion" target="#add_zurück">/</metamark><add xml:id="add_zurück" place="above">zurück</add>. <note type="commentary" resp="#E0300830"><persName key="E0300017">Busoni</persName> äußerte in mehreren Briefen während seiner Konzerttour seinen Unmut gegenüber den <placeName key="E0500093">USA</placeName> (vgl. <bibl><ref target="#E0800414"/>, S. 313-315</bibl>).</note><!--Oder konkrete Zitate?--> Diese Zeilen
<lb/>sollen Ihnen mein
<lb/>Eintreffen im <placeName key="E0500092">Schwei
<lb break="no"/>zer</placeName> Lande melden.
</p>
</div>
2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
2XML
[2]
Wir nahmen
den Weg über Italien auf einem italien. Boote.Der Musical Courier schreibt von der „S.S. Duca Degli Abruzzi“ der italienischen Reederei (Navigazione Generale Italiana). (N. N. 1915d) Die land- schaftlichen Zauber
des Mittelmeeres
hielten mich von
Gibraltar bis Genova g im Banne. Wir
fuhren zwischen Sar- dinien u. Corsica u.
legten in Napoli an.
Nachts mit lichtlos
u. mit bereiten
Rettungskähnen.
Ganz erschöpft stieg
ich aus und lag
in Milano fast zwei
Wochen krank und
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[2]</note>
<p type="pre-split">
Wir nahmen
<lb/>den Weg über <placeName key="E0500013">Italien</placeName>
<lb/>auf einem <placeName key="E0500013">italien.</placeName>
<lb/>Boote. <note type="commentary" resp="#E0300830">Der Musical Courier schreibt von der <q>S.S. Duca Degli Abruzzi</q> der italienischen Reederei (Navigazione Generale Italiana). (<bibl><ref target="#E0800416"/></bibl>)</note> Die land
<lb break="no"/>schaftlichen Zauber
<lb/>des Mittelmeeres
<lb/>hielten mich von
<lb/><placeName key="E0500904">Gibraltar</placeName> bis <placeName key="E0500128">Genova</placeName>
<lb/><del rend="strikethrough">g</del> im Banne. Wir
<lb/>fuhren zwischen <placeName key="E0500903">Sar
<lb break="no"/>dinien</placeName> u. <placeName key="E0500838"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>orsi<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>a</placeName> u.
<lb/>legten in <placeName key="E0500510">Napoli</placeName> an.
<lb/>Nachts<del rend="strikethrough"> mit</del><reg>,</reg> lichtlos
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> mit bereiten
<lb/>Rettungskähnen.
<lb/>Ganz erschöpft stieg
<lb/>ich aus und lag
<lb/>in <placeName key="E0500085">Milano</placeName> fast zwei
<lb/>Wochen krank und <note type="stamp" place="margin-right" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp>
</note>
</p></div>
3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
3XML
hilflos. Nun bin
ich hier konvalescent;
Kräfte gewinnend, um
Entschlüße zu fassen.
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split">
hilflos. Nun bin
<lb/>ich hier konvales<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>ent;
<lb/>Kräfte gewinnend, um
<lb/>Entschlü<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>e zu fassen.
</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">
Vorläufig aber
<lb/>kann ich wenig
<lb/>bestimmen, ebenso
<lb/>wenig als <choice><orig>J</orig><reg>j</reg></choice>edermann.
<lb/>Wie viel wird ver
<lb break="no"/>säumt! – Ich ver
<lb break="no"/>suche indessen, was
<lb/>ich vermag und
<lb/>habe in <placeName key="E0500031">New York</placeName>
<lb/><choice><orig>E</orig><reg>e</reg></choice>iniges zu Stande
<lb/>gebracht, das nicht
<lb/>ganz vergeblich ist. <note type="commentary" resp="#E0300830">Darunter <title key="E0400397">Das wohltemperierte Klavier (Zweiter Teil)</title>, <title key="E0400233">Rondò Arlecchinesco</title>, <title key="E0400399">Indianisches Tagebuch (Erstes Buch)</title>, Kadenz zu Adelaide (für eine detaillierte Auflistung <persName key="E0300017">Busonis</persName> künstlerischer Aktivitäten in dieser Zeit vgl. <bibl><ref target="#E0800414"/>, S. 319-320</bibl>).</note>
</p></div>
4Faksimile
4Diplomatische Umschrift
4XML
Denn: was über- lebt alle Kriege,
wenn nicht die Kunst!
— Ich weiss nichts
von Ihnen und bitte
instaendig um Nach- richt; (am besten nach
Basel, bei Gebrüder
Hug). – Ich erhoffe
Sie bald und flehe
alles Gute auf Sie
herab.
Mit innigsten Grüssen Ihr treu ergebener
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
Denn: <choice><orig>w</orig><reg>W</reg></choice>as über
<lb break="no"/>lebt alle Kriege,
<lb/>wenn nicht die Kunst!
</p>
<p>— Ich wei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice> nichts
<lb/>von Ihnen und bitte
<lb/>inst<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>ndig um Nach
<lb break="no"/>richt; (am besten nach
<lb/><placeName key="E0500097"><hi rend="underline">Basel</hi></placeName>, bei <orgName key="E0600043"><hi rend="underline">Gebrüder
<lb/>Hug</hi></orgName>). – <seg type="closer" subtype="salute">Ich erhoffe
<lb/>Sie bald und flehe
<lb/>alles Gute auf Sie
<lb/>herab.
<lb/><seg rend="indent">Mit innigsten</seg>
<lb/><seg rend="indent">Grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en</seg><reg>,</reg>
<lb/><seg rend="indent-2">Ihr treu ergebener</seg></seg></p>
<signed><seg rend="indent-3"><persName key="E0300017">Ferruccio B</persName><reg>.</reg></seg></signed>
</div>
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B I, 891+891a+891b | olim:
Mus.ep. F. Busoni 744+744a.b
|
Busoni berichtet Oppenheimer von seiner Rückreise aus den Vereinigten Staaten über Italien und Ankunft in der Schweiz; schreibt von Krankheit nach der Schiffsreise und aktueller Genesung; hat „in New York Einiges zu Stande gebracht“; kann aufgrund des Krieges nur wenig in die Zukunft planen; bittet nach zwei unbeantworteten Briefen inständig um Rückmeldung.
Brief von Ferruccio Busoni an Jella Oppenheimer (Lausanne, 27. September 1915), bearbeitet von Paula Marx, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Jella Oppenheimer, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, Mai 2023: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0102103 (17. Oktober 2023: in Korrekturphase)
Download der bereinigten Lesefassung im PDF-Dateiformat (.pdf)
XML
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xml:id="D0102103">
<teiHeader>
<fileDesc>
<titleStmt>
<title xml:lang="de">Brief von Ferruccio Busoni an Jella Oppenheimer (Lausanne, 27. September 1915)</title>
<title xml:lang="en">Letter by Ferruccio Busoni to Jella Oppenheimer (Lausanne, 27 September 1915)</title>
<author key="E0300017">Ferruccio Busoni</author>
<respStmt>
<resp>Prepared by</resp>
<persName key="E0300830">
<forename>Paula</forename>
<surname>Marx</surname>
</persName>
</respStmt>
<respStmt>
<resp>Digitization by</resp>
<orgName key="D-B">Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz</orgName>
</respStmt>
</titleStmt>
<publicationStmt>
<publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher>
<pubPlace>Berlin</pubPlace>
<date when-iso="2023-05"/>
<availability>
<licence target="https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/">Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)</licence>
</availability>
</publicationStmt>
<seriesStmt>
<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
<title type="genre">Briefe</title>
<title type="subseries" key="E010014">Briefwechsel Ferruccio Busoni – Jella Oppenheimer</title>
<editor key="E0300314">Christian Schaper</editor>
<editor key="E0300313">Ullrich Scheideler</editor>
</seriesStmt>
<sourceDesc>
<msDesc>
<msIdentifier>
<country key="DE">Deutschland</country>
<settlement>Berlin</settlement>
<institution key="D-B">Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz</institution>
<repository>Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv</repository>
<collection>Nachlass Ferruccio Busoni</collection>
<idno>Mus.Nachl. F. Busoni B I, 891+891a+891b</idno>
<altIdentifier>
<idno type="D-B.olim">Mus.ep. F. Busoni 744+744a.b</idno>
</altIdentifier>
<altIdentifier>
<institution>Kalliope-Verbund</institution>
<idno>DE-611-HS-564411</idno>
</altIdentifier>
</msIdentifier>
<msContents>
<summary><persName key="E0300017">Busoni</persName> berichtet <persName key="E0300819">Oppenheimer</persName> von seiner Rückreise aus den <placeName key="E0500093">Vereinigten Staaten</placeName> über <placeName key="E0500013">Italien</placeName> und Ankunft in der <placeName key="E0500092">Schweiz</placeName>; schreibt von Krankheit nach der Schiffsreise und aktueller Genesung; hat <q>in <placeName key="E0500031">New York</placeName> Einiges zu Stande gebracht</q>; kann aufgrund des Krieges nur wenig in die Zukunft planen; bittet nach zwei unbeantworteten Briefen inständig um Rückmeldung.</summary>
<msItem>
<docDate><date when-iso="1915-09-27"/></docDate>
<incipit>aus <placeName key="E0500031">New York</placeName>, wohin ich zu Neujahr mich wandte</incipit>
</msItem>
</msContents>
<physDesc>
<objectDesc>
<supportDesc>
<extent>
<measure type="folio">1 Bogen</measure>
<measure type="pages">4 beschriebene Seiten</measure>
</extent>
<collation>Seitenfolge: 1, 2, 3, 4</collation>
<condition>Der Brief ist gut erhalten.</condition>
</supportDesc>
</objectDesc>
<handDesc>
<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300017">Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift</handNote><!-- oder in anderer Farbe? oder in deutscher Kurrentschrift? -->
<handNote xml:id="archive" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat</handNote>
<handNote xml:id="archive_red" scope="minor" medium="red_pen" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat</handNote>
<handNote xml:id="dsb_st_red" scope="minor" medium="red_ink" scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote>
</handDesc>
</physDesc>
<history>
<origin>
<origPlace key="E0500187">Lausanne</origPlace>
<origDate when-iso="1915-09-27"/>
</origin>
</history>
</msDesc>
</sourceDesc>
</fileDesc>
<encodingDesc>
<projectDesc>
<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
</projectDesc>
<editorialDecl>
<hyphenation eol="hard" rend="sh">
<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.</p>
</hyphenation>
<punctuation marks="all" placement="external">
<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
</punctuation>
<quotation marks="none">
<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
</quotation>
<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/>
</p>
</editorialDecl>
</encodingDesc>
<profileDesc>
<correspDesc ref="http://www.busoni-nachlass.org/D0102103">
<correspAction type="sent">
<persName ref="http://d-nb.info/gnd/118518011" key="E0300017">Busoni, Ferruccio</persName>
<date when="1915-09-27"/>
<placeName ref="http://www.geonames.org/2659994" key="E0500187">Lausanne</placeName>
</correspAction>
<correspAction type="received">
<persName ref="http://d-nb.info/gnd/1102402745" key="E0300819">Oppenheimer, Jella</persName>
</correspAction>
<correspContext>
<!--<ref type="replyTo" target="#D0101###"/> n.v.
<ref type="repliedBy" target="#D0101###"/> n.v.-->
<ref type="previous" target="#D0102130"/>
<ref type="next" target="#D0102104"/>
</correspContext>
</correspDesc>
<langUsage>
<language ident="de"/>
</langUsage>
</profileDesc>
<revisionDesc status="proposed">
<change when-iso="2023-05-29" who="#E0300314">Datei angelegt, status unfinished</change>
<change when-iso="2023-10-17" who="#E0300830">Datei zur Korrektur vorgeschlagen</change>
</revisionDesc>
</teiHeader>
<facsimile sameAs="https://content.staatsbibliothek-berlin.de/dc/184380820X/manifest">
<graphic n="1" url="https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000349D500000001"/>
<graphic n="2" url="https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000349D500000002"/>
<graphic n="3" url="https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000349D500000003"/>
<graphic n="4" url="https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB000349D500000004"/>
</facsimile>
<text type="letter">
<body>
<div type="transcription">
<pb n="1"/>
<note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive">
<subst>
<del rend="strikethrough">Mus. ep. F. Busoni 744 (Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B I<handShift new="#archive"/>)</del>
<add place="below">Mus. Nachl. F. Busoni B I, 891</add>
</subst>
</note>
<note type="foliation" place="margin-right" resp="#archive">[1]</note>
<opener><dateline rend="align(right)"><date when-iso="1915-09-27">
<seg rend="huge"><choice>
<orig>27</orig>
<reg>27.</reg>
</choice> Sept.</seg>
<seg rend="align(right)"/> 1915</date></dateline></opener>
<fw place="top-left" rend="align(center)">
<hi rend="majuscule"><placeName key="E0500940">Hotel Gibbon</placeName></hi>
<figure>
<figDesc>
Wappen des <placeName key="E0500940">Hotel Gibbon</placeName> in <placeName key="E0500187">Lausanne</placeName>
</figDesc>
</figure>
<lb/><hi rend="majuscule"><placeName key="E0500187">Lausanne</placeName></hi>
<lb/><milestone unit="section" style="–" rend="align(center)"/>
<hi rend="majuscule small"><persName key="E0300968">L. Liebermann</persName></hi>
<lb/><hi rend="tiny" xml:lang="fr">Directeur.</hi>
</fw>
<note type="stamp" place="right-of" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp>
</note>
<lb/>
<p rend="align(left)"><seg type="opener" subtype="salute" rend="indent">Verehrteste
<lb/><rs type="persons" key="E0300819">Freundin</rs>;</seg> aus
<lb/><placeName key="E0500031">New York</placeName>, wohin ich
<lb/>zu Neujahr mich
<lb/>wandte, schrieb ich
<lb/>an Sie zwei Briefe.<note type="commentary" resp="#E0300830">Die Briefe sind nicht im Nachlass vorhanden. <ref target="#D0102102">Den vorangegangenen Brief</ref> schrieb er drei Monate vor seiner Abreise.</note> –
<lb/>Eine unüberwindliche
<lb/>Unruhe, ein unbe
<lb break="no"/>siegbarer
<choice>
<sic><foreign xml:lang="fr">dêgout</foreign></sic>
<corr>dégoût</corr>
</choice><note type="commentary" resp="#E0300830">Frz.: <q>Abscheu</q>.</note>,
<lb/>trieben mich fort und
<lb/>– trotz Allem – nach
<lb/>Europa <metamark function="insertion" target="#add_zurück">/</metamark><add xml:id="add_zurück" place="above">zurück</add>. <note type="commentary" resp="#E0300830"><persName key="E0300017">Busoni</persName> äußerte in mehreren Briefen während seiner Konzerttour seinen Unmut gegenüber den <placeName key="E0500093">USA</placeName> (vgl. <bibl><ref target="#E0800414"/>, S. 313-315</bibl>).</note><!--Oder konkrete Zitate?--> Diese Zeilen
<lb/>sollen Ihnen mein
<lb/>Eintreffen im <placeName key="E0500092">Schwei
<lb break="no"/>zer</placeName> Lande melden.
</p>
<pb n="2"/>
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[2]</note>
<p>
Wir nahmen
<lb/>den Weg über <placeName key="E0500013">Italien</placeName>
<lb/>auf einem <placeName key="E0500013">italien.</placeName>
<lb/>Boote. <note type="commentary" resp="#E0300830">Der Musical Courier schreibt von der <q>S.S. Duca Degli Abruzzi</q> der italienischen Reederei (Navigazione Generale Italiana). (<bibl><ref target="#E0800416"/></bibl>)</note> Die land
<lb break="no"/>schaftlichen Zauber
<lb/>des Mittelmeeres
<lb/>hielten mich von
<lb/><placeName key="E0500904">Gibraltar</placeName> bis <placeName key="E0500128">Genova</placeName>
<lb/><del rend="strikethrough">g</del> im Banne. Wir
<lb/>fuhren zwischen <placeName key="E0500903">Sar
<lb break="no"/>dinien</placeName> u. <placeName key="E0500838"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>orsi<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>a</placeName> u.
<lb/>legten in <placeName key="E0500510">Napoli</placeName> an.
<lb/>Nachts<del rend="strikethrough"> mit</del><reg>,</reg> lichtlos
<lb/><choice>
<abbr>u.</abbr>
<expan>und</expan>
</choice> mit bereiten
<lb/>Rettungskähnen.
<lb/>Ganz erschöpft stieg
<lb/>ich aus und lag
<lb/>in <placeName key="E0500085">Milano</placeName> fast zwei
<lb/>Wochen krank und <note type="stamp" place="margin-right" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp>
</note>
<pb n="3"/>
hilflos. Nun bin
<lb/>ich hier konvales<choice>
<orig>c</orig>
<reg>z</reg>
</choice>ent;
<lb/>Kräfte gewinnend, um
<lb/>Entschlü<choice>
<orig>ß</orig>
<reg>ss</reg>
</choice>e zu fassen.
</p>
<p rend="indent-first">
Vorläufig aber
<lb/>kann ich wenig
<lb/>bestimmen, ebenso
<lb/>wenig als <choice>
<orig>J</orig>
<reg>j</reg>
</choice>edermann.
<lb/>Wie viel wird ver
<lb break="no"/>säumt! – Ich ver
<lb break="no"/>suche indessen, was
<lb/>ich vermag und
<lb/>habe in <placeName key="E0500031">New York</placeName>
<lb/><choice><orig>E</orig><reg>e</reg></choice>iniges zu Stande
<lb/>gebracht, das nicht
<lb/>ganz vergeblich ist. <note type="commentary" resp="#E0300830">Darunter <title key="E0400397">Das wohltemperierte Klavier (Zweiter Teil)</title>, <title key="E0400233">Rondò Arlecchinesco</title>, <title key="E0400399">Indianisches Tagebuch (Erstes Buch)</title>, Kadenz zu Adelaide (für eine detaillierte Auflistung <persName key="E0300017">Busonis</persName> künstlerischer Aktivitäten in dieser Zeit vgl. <bibl><ref target="#E0800414"/>, S. 319-320</bibl>).</note>
<pb n="4"/>
Denn: <choice><orig>w</orig><reg>W</reg></choice>as über
<lb break="no"/>lebt alle Kriege,
<lb/>wenn nicht die Kunst!
</p>
<p>— Ich wei<choice>
<orig>ss</orig>
<reg>ß</reg>
</choice> nichts
<lb/>von Ihnen und bitte
<lb/>inst<choice>
<orig>ae</orig>
<reg>ä</reg>
</choice>ndig um Nach
<lb break="no"/>richt; (am besten nach
<lb/><placeName key="E0500097"><hi rend="underline">Basel</hi></placeName>, bei <orgName key="E0600043"><hi rend="underline">Gebrüder
<lb/>Hug</hi></orgName>). – <seg type="closer" subtype="salute">Ich erhoffe
<lb/>Sie bald und flehe
<lb/>alles Gute auf Sie
<lb/>herab.
<lb/><seg rend="indent">Mit innigsten</seg>
<lb/><seg rend="indent">Grü<choice>
<orig>ss</orig>
<reg>ß</reg>
</choice>en</seg><reg>,</reg>
<lb/><seg rend="indent-2">Ihr treu ergebener</seg></seg></p>
<signed><seg rend="indent-3"><persName key="E0300017">Ferruccio B</persName><reg>.</reg></seg></signed>
</div>
</body>
</text>
</TEI>