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Mus.ep. H. Schenker 19
(Busoni-Nachl. B II)
[1900][1]
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4431
Verehrtester Freund!
Ich gratulire von Herzen
zum Söhnchen, der gewiss
seine Portion Bach auf den
Lebensweg mitbekom̅en hat.
Am 1. Februar 1900 war in Berlin Rafaello Busoni zur Welt gekommen.
Wohl ihm!
Für Ihr stetes Wohlwollen
gegenüber meinen Sächelchen
meinen besten Dank. Es
richtet mich im̅er auf, u.
ermuthigt mich weiter zu
streben. Die „N. freie
Presse“ verschwieg die Sache,
Tatsächlich hatte die Neue Freie Presse lediglich am 6. Januar knapp eine bevorstehende Aufführung der Syrischen Tänze erwähnt (N. N. 1900b).
weil ich nicht zur Heuber- ger-Clique gehöre.
Über Schenkers Verhältnis zu Richard Heuberger in dieser Zeit ist nicht viel bekannt. Heuberger, seit 1895 bei der Neuen Freien Presse tätig und als Kritiker anerkannt, hatte in den Jahren zuvor als Operettenkomponist Erfolge gefeiert (Grunsky 1998, Sp. 1488) und war nun Präsident des Tonkünstler-Vereins (Harten 2006, S. 2668 f.). Hanslick hatte sowohl Schenker (Brief von Hanslick an Eduard Bacher, 1894, US-RIVu, OJ 71/14) als auch Heuberger an die Neue Freie Presse empfohlen (Grunsky 1998, Sp. 1488), worauf sich Bacher für Heuberger entschieden hatte (Federhofer 1985, S. 14). Bereits im Brief vom 15. Februar 1898 beklagt sich Schenker über eine Missachtung seines Schaffens durch Heuberger, damals anlässlich eines spontanen Vortrags der Fantasie op. 2.
Dieser
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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Verehrtester Freund!
Ich gratuliere von Herzen
zum Söhnchen, der gewiss
seine Portion Bach auf den
Lebensweg mitbekommen hat.
Am 1. Februar 1900 war in Berlin Rafaello Busoni zur Welt gekommen.
Wohl ihm!
Für Ihr stetes Wohlwollen
gegenüber meinen Sächelchen
meinen besten Dank. Es
richtet mich immer auf und
ermutigt mich, weiter zu
streben. Die „Neue Freie
Presse“ verschwieg die Sache,
Tatsächlich hatte die Neue Freie Presse lediglich am 6. Januar knapp eine bevorstehende Aufführung der Syrischen Tänze erwähnt (N. N. 1900b).
weil ich nicht zur Heuberger-Clique gehöre.
Über Schenkers Verhältnis zu Richard Heuberger in dieser Zeit ist nicht viel bekannt. Heuberger, seit 1895 bei der Neuen Freien Presse tätig und als Kritiker anerkannt, hatte in den Jahren zuvor als Operettenkomponist Erfolge gefeiert (Grunsky 1998, Sp. 1488) und war nun Präsident des Tonkünstler-Vereins (Harten 2006, S. 2668 f.). Hanslick hatte sowohl Schenker (Brief von Hanslick an Eduard Bacher, 1894, US-RIVu, OJ 71/14) als auch Heuberger an die Neue Freie Presse empfohlen (Grunsky 1998, Sp. 1488), worauf sich Bacher für Heuberger entschieden hatte (Federhofer 1985, S. 14). Bereits im Brief vom 15. Februar 1898 beklagt sich Schenker über eine Missachtung seines Schaffens durch Heuberger, damals anlässlich eines spontanen Vortrags der Fantasie op. 2.
Dieser
Ignorant ist Präsident
unseres Tonkünstlervereines,
den ich nie besuche, und
überdies rächt er seinen
Freund, dem ich arg zugesetzt habe.
Vermutlich in einer durch Schenker veröffentlichten Kritik; in den bis 1900 erschienenen Artikeln findet sich lediglich eine Rezension zu Heuberger: anlässlich der Wiener Erstaufführung des Struwwelpeter am 8. Januar 1898 (Federhofer 1990, S. 362 f.), welche den Librettisten des Werks, Victor Léon, mit dem Heuberger für eine Vielzahl von Werken eng zusammenarbeitete (vgl. Grunsky 2002, S. 91 ff.), kritisch erwähnt (Federhofer 1990, S. 363).
Nun, man
muss auch so vorwärts kommen!
Am 20. des Monats spiele
ich die Tänze wieder in
einer sozusagen halben
Öffentlichkeit!
Ich habe Ihre Abende
Busoni hatte eine Serie von drei Konzerten am 23. und 31. Januar sowie am 7. Februar 1900 mit jeweils unterschiedlichem Programm im Beethovensaal gegeben (N. N. 1900d). Vgl. auch die Kommentierung des Briefes vom 7. Januar.
von hier verfolgt, wie ich
überhaupt fast jeden
Schritt, den Sie machen,
hier verfolge, soweit Berliner oder andere Blätter
darüber berichten. Sie
machen immer Grandioses –
wer sollte es denn sonst
machen?
Bald, bald sehe ich Sie
hier.
Am 18. März 1900 brachte Busoni im Musikverein unter Leitung von Gustav Mahler Carl Maria v. Webers Konzertstück in f-Moll für Klavier und Orchester zur Aufführung (N. N. 1900f). Vgl. auch die Kommentierung des Briefes vom 7. Januar 1900.
Seit Mitte Dezember
leidend und in ärztlicher
Behandlung stehend,
konnte ich meine Reise
nach Berlin nicht
ausführen. Sobald mein
Arzt mich entlässt,
fahre ich gen Berlin!
Schenker hatte schon länger geplant, nach Berlin zu reisen (vgl. den Brief vom 2. Januar 1899). Ob es dazu kam, konnte nicht ermittelt werden.
Nochmals besten Dank
für Ihr gütiges Urteil
und aufrichtigen Glückwunsch zu allem,
was Sie tun!
Der gnädigen Frau
einen Handkuss!
Ist es eine Zudringlichkeit von mir, wenn ich
Ihnen mein Konterfei
überreiche in Dankbarkeit für so viele
Aufmunterung?
Das Bild ist im Busoni-Nachlass (D-B, Mus.Nachl. F. Busoni P) nicht erhalten.
PS Nun liege ich (und schreibe)
wirklich im Bett! Keine Lebensgefahr,
aber wer weiß, ob nicht ein 4-Wochen-Bett?
Art und Dauer der Erkrankung sind nicht bekannt.
Ich bin trotzdem guter Dinge und lese
in wirklichen Meisterwerken.
Mit Gruß.
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Ignorant ist Präsident
unseres Tonkünstlervereines,
den ich nie besuche, u.
überdies rächt er seinen
Freund, dem ich arg zuge- setzt habe.
Vermutlich in einer durch Schenker veröffentlichten Kritik; in den bis 1900 erschienenen Artikeln findet sich lediglich eine Rezension zu Heuberger: anlässlich der Wiener Erstaufführung des Struwwelpeter am 8. Januar 1898 (Federhofer 1990, S. 362 f.), welche den Librettisten des Werks, Victor Léon, mit dem Heuberger für eine Vielzahl von Werken eng zusammenarbeitete (vgl. Grunsky 2002, S. 91 ff.), kritisch erwähnt (Federhofer 1990, S. 363).
Nun, man
muss auch so vorwärts- kom̅en!
Am 20ten d. M. spiele
ich die Tänze wieder in
einer sozusagen halben
Öffentlichkeit!
Ich habe Ihre Abende
Busoni hatte eine Serie von drei Konzerten am 23. und 31. Januar sowie am 7. Februar 1900 mit jeweils unterschiedlichem Programm im Beethovensaal gegeben (N. N. 1900d). Vgl. auch die Kommentierung des Briefes vom 7. Januar.
von hier verfolgt, wie ich
überhaupt fast jeden
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[2]
liner oder andere Blätter
darüber berichten. Sie
machen immer Grandioses, –
wer sollte es denn sonst
machen?
Bald, bald sehe ich Sie
hier.
Am 18. März 1900 brachte Busoni im Musikverein unter Leitung von Gustav Mahler Carl Maria v. Webers Konzertstück in f-Moll für Klavier und Orchester zur Aufführung (N. N. 1900f). Vgl. auch die Kommentierung des Briefes vom 7. Januar 1900.
Seit Mitte Dezember
leidend u. in ärztlicher
Behandlung stehend,
kon̅te ich meine Reise
nach Berlin nicht
ausführen. Sobald mein
Arzt mich entlässt,
fahre ich gen. Berlin!
Transkription unsicher.
Alternative Lesart:
?
Schenker hatte schon länger geplant, nach Berlin zu reisen (vgl. den Brief vom 2. Januar 1899). Ob es dazu kam, konnte nicht ermittelt werden.
Nochmals besten Dank
für Ihr gütiges Urtheil
u. aufrichtigen Glück-
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wunsch zu Allem
was Sie thun!
Der gnädigen Frau
einen Handkuss!
Ist es eine Zudringlich- keit von mir, wenn ich
Ihnen mein Conterfei
überreiche in Dank- barkeit für so viele
Aufmunterung?
Transkription unsicher.
Alternative Lesart:
!
Das Bild ist im Busoni-Nachlass (D-B, Mus.Nachl. F. Busoni P) nicht erhalten.
P.S. Nun liege ich (u. schreibe)
wirklich im Bett! Keine Lebensgefahr,
aber wer weiss, ob nicht ein 4-Wochen-bett?
Art und Dauer der Erkrankung sind nicht bekannt.
Ich bin trotzdem guter Dinge u. lese
in wirklichen Meisterwerken.
Mit Gruss.
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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<p>Ist es eine Zudringlich
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<lb/>Staatsbibliothek
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