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Mus.ep. P. Bekker 380 (Busoni-Nachl. B II) Mus.Nachl. F. Busoni B II, 262
[1]
Sehr verehrter Herr Dr Busoni,
persönliche u berufliche Änderungen verschiedenster
Art
Im April 1920 hatte Bekker die Malerin Hanna vom Rath geheiratet, die er zwei Jahre zuvor auf einer politischen Veranstaltung kennengelernt hatte. Gemeinsam waren beide nach Hofheim umgesiedelt, wo sie ein Haus gekauft hatten. Hannas Familie hatte sich vehement gegen die Verbindung ausgesprochen: aus antisemitischen Gründen – ein Problemfeld, mit dem sich Bekker auch in anderen Kontexten immer häufiger konfrontiert sah (vgl. Eichhorn 2002, S. 65 f. und 792).
hatten mich bisher abgehalten, Ihnen für Ihren
s. Zt. in der Frkf. Ztg. abgedruckten Brief sowie
für die neuerliche Zusendung des Aufsatzes von
Chantavoine direkt zu danken. Gerade als ich Ihnen
jetzt schreiben wollte, kam Ihr Bayreuther Brief
Als Anlage zu Busonis Schreiben vom 14. Mai 1920.
u hat mich – wie ich Ihnen aufrichtig gestehen will –
etwas erschreckt.
Ich bin überzeugt, Sie haben keinen so schlechten
Begriff von mir, daß Sie meinen, ich könnte
einer Veröffentlichung widerstreben wegen des
polemischen Charakters der Anknüpfung. Im Gegen⸗ teil – dies wäre für mich nur ein Grund, die
Annahme zu befürworten. Meine Bedenken
sind ganz anderer Art u ich will versuchen,
sie auszusprechen so gut das schriftlich möglich
ist. Vorher möchte ich noch bemerken, daß
Sie mich m. E. in einem wichtigen Punkte
mißverstanden haben. Ich wollte gerade darauf
hinweisen, daß Bayreuth nicht nur an der Talent⸗ losigkeit der heutigen Bayreuther, sondern an der
erlöschenden Kraft der Grundidee selbst abstirbt.
Preussischer
Staats- bibliothek
zu Berlin
Kulturbesitz
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Sehr verehrter Herr Dr. Busoni,
persönliche und berufliche Änderungen verschiedenster
Art
Im April 1920 hatte Bekker die Malerin Hanna vom Rath geheiratet, die er zwei Jahre zuvor auf einer politischen Veranstaltung kennengelernt hatte. Gemeinsam waren beide nach Hofheim umgesiedelt, wo sie ein Haus gekauft hatten. Hannas Familie hatte sich vehement gegen die Verbindung ausgesprochen: aus antisemitischen Gründen – ein Problemfeld, mit dem sich Bekker auch in anderen Kontexten immer häufiger konfrontiert sah (vgl. Eichhorn 2002, S. 65 f. und 792).
hatten mich bisher abgehalten, Ihnen für Ihren
seinerzeit in der Frankfurter Zeitung abgedruckten Brief sowie
für die neuerliche Zusendung des Aufsatzes von
Chantavoine direkt zu danken. Gerade als ich Ihnen
jetzt schreiben wollte, kam Ihr Bayreuther Brief
Als Anlage zu Busonis Schreiben vom 14. Mai 1920.
und hat mich – wie ich Ihnen aufrichtig gestehen will –
etwas erschreckt.
Ich bin überzeugt, Sie haben keinen so schlechten
Begriff von mir, dass Sie meinen, ich könnte
einer Veröffentlichung widerstreben wegen des
polemischen Charakters der Anknüpfung. Im Gegenteil – dies wäre für mich nur ein Grund, die
Annahme zu befürworten. Meine Bedenken
sind ganz anderer Art und ich will versuchen,
sie auszusprechen, so gut das schriftlich möglich
ist. Vorher möchte ich noch bemerken, dass
Sie mich m. E. in einem wichtigen Punkte
missverstanden haben. Ich wollte gerade darauf
hinweisen, dass Bayreuth nicht nur an der Talentlosigkeit der heutigen Bayreuther, sondern an der
erlöschenden Kraft der Grundidee selbst abstirbt.
Ich habe auch direkt darauf hingewiesen, dass die
Frage nach der Zukunft von Bayreuth unmittelbar
in das Wagnerproblem hineinführt, d. h. in die
Frage nach der Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung
der Kunst Wagners überhaupt. In mancher Beziehung
denke ich da ganz ähnlich wie Sie, Ihre Schroffheit
bezüglich der Gesamtbewertung Wagners teile ich
allerdings gar nicht, halte sie auch für objektiv
unberechtigt. Ich verstehe diese Art Stellungnahme
aus den Bedingungen Ihres Naturelles heraus,
aber ich glaube, dass Ihnen eben durch dieses
besondere Naturell in dieser Beziehung – verzeihen
Sie – Grenzen gezogen sind.
Nun wäre das Ihre persönliche Angelegenheit
und gewiss kein Grund, Ihre Meinungsäußerung
als Bekundung Ihrer Persönlichkeit zu unterdrücken.
Aber bitte bedenken Sie einmal ein ganz
klein wenig die realpolitische Seite. Sie wissen,
dass es in Deutschland eine große Anzahl von
Menschen gibt, die Ihre Rückkehr, möglichst in
einem groß gefassten Betätigungskreise wünschen,
Sie wissen vermutlich auch, dass diese Bestrebungen
bereits ziemlich feste Formen gewonnen haben
und auf ein bestimmtes Ziel gerichtet sind. Sie
wissen ebenso gut, dass Sie viele, einflussreiche Gegner haben,
die das Gelingen mit allen Mitteln zu hintertreiben
suchen. Erscheint im jetzigen Augenblick dieser Artikel,
so liefern Sie Ihren Gegnern die herrlichsten Waffen
gegen Sie und rauben Ihren Freunden die Möglichkeit, Sie wirksam zu verteidigen. Denn
für diesen Aufsatz kann außer Ihnen selbst
niemand einstehen. Was also wäre das Ergebnis? Sie gefährden die Arbeit Ihrer Freunde
aufs Äußerste, geben Ihren Feinden billigstes
Wasser auf die Mühle und können dabei nicht
einmal das Bewusstsein einer absolut notwendigen und richtigen Tat haben. Denn der Aufsatz
ist nicht nur außerordentlich einseitig, es ist
auch etwas Verbittertes, Gewaltsames darin,
was mich objektiv stört, da es nicht ganz
in das Bild Ihrer positiven Eigenschaften
passt.
Verzeihen Sie diese ganz freimütige Äußerung,
aber ich würde Ihnen einen schlechten Freundschaftsdienst erweisen, wenn ich anders spräche.
Lassen Sie diesen Aufsatz in der jetzigen Fassung
ungedruckt und übernehmen Sie ihn vielleicht
später in eine andere, aus größerem Zusammenhang
geschaffene Arbeit.
Ich will nicht verhehlen, dass noch ein kleiner
persönlich taktischer Grund gegen die Veröffentlichung
in der Frankfurter Zeitung spricht. Wir haben vor ein paar
Monaten Ihren damaligen Brief an mich veröffentlicht. Kommt jetzt wieder ein offener Brief
an mich, so wirkt das als Versuch, mich mit
Hilfe Ihres Namens öffentlich in Szene zu setzen,
also als Eitelkeit meinerseits. Trotz der etwas
polemischen Färbung würde man das Ganze
als „bestellte Arbeit“ auffassen.
Werden Sie mich nicht missverstehen? Ich schätze
Sie zu hoch, um das für möglich zu halten.
Ihr Manuskript behalte ich noch hier, bis ich
Ihre Rückäußerung habe. Sollten Sie meine
Gründe nicht anerkennen, so würde ich Ihren
Aufsatz dem Redaktionskollegium vorlegen,
da ich allein nicht entscheidungsberechtigt bin.
Was ich heut schreibe, ist private Meinungsäußerung.
Ich hoffe sehr, Sie bald dauernd in Deutschland
in einem schönen Wirkungskreise zu sehen,
und bin mit vielen Grüßen
Ihr aufrichtig ergebener
Paul Bekker
23. Mai 1920
Hofheim (Taunus)
Kapellenstraße 2
|
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<p rend="indent-first">persönliche <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> berufliche Änderungen verschiedenster
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hatten mich bisher abgehalten, Ihnen für Ihren
<lb/><choice><abbr>s. Zt.</abbr><expan>seinerzeit</expan></choice> in der <orgName key="E0600070"><choice><abbr>Frkf. Ztg.</abbr><expan><placeName key="E0500153">Frankfurter</placeName> Zeitung</expan></choice></orgName> abgedruckten <ref type="E010006" target="#D0100404">Brief</ref> sowie
<lb/>für die neuerliche Zusendung des Aufsatzes von
<!-- Aufsatz -->
<!-- evtl. Chantavoines ausführl. Text über Busoni, in: Revue Hebdomadaire, 16. Jg., 17.4.1920, S. 369 ff. => https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6567269x/f103.item -->
<lb/><seg rend="latin"><persName key="E0300405">Chantavoine</persName></seg> direkt zu danken. Gerade als ich Ihnen
<lb/>jetzt schreiben wollte, kam Ihr <placeName key="E0500027">Bayreuther</placeName> Brief
<note type="commentary" resp="#E0300361">
Als Anlage zu <persName key="E0300017">Busonis</persName> <ref target="#D0100405">Schreiben vom <date when-iso="1920-05-14">14. Mai 1920</date></ref>.
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<lb/><choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> hat mich – wie ich Ihnen aufrichtig gestehen will –
<lb/>etwas erschreckt.</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Ich bin überzeugt, Sie haben keinen so schlechten
<lb/>Begriff von mir, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> Sie meinen, ich könnte
<lb/>einer Veröffentlichung widerstreben wegen des
<lb/>polemischen Charakters der Anknüpfung. Im Gegen
<lb break="no"/>teil – dies wäre für mich nur ein Grund, die
<lb/>Annahme zu befürworten. Meine Bedenken
<lb/>sind ganz anderer Art <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> ich will versuchen,
<lb/>sie auszusprechen<reg>,</reg> so gut das schriftlich möglich
<lb/>ist. Vorher möchte ich noch bemerken, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>
<lb/>Sie mich m. E. in einem wichtigen Punkte
<lb/>mi<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>verstanden haben. Ich wollte gerade darauf
<lb/>hinweisen, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> <placeName key="E0500027">Bayreuth</placeName> nicht nur an der Talent
<lb break="no"/>losigkeit der heutigen <placeName key="E0500027">Bayreuther</placeName>, sondern an der
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<stamp rend="round border align(center) majuscule tiny">Preussischer
<lb/>Staats
<lb break="no" rend="sh"/>bibliothek
<lb/>zu <placeName key="E0500029">Berlin</placeName>
<lb/>Kulturbesitz
</stamp>
</note>
</p></div>
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Ich habe auch direkt darauf hingewiesen, daß die
Frage nach der Zukunft von Bayreuth unmittelbar
in das Wagnerproblem hineinführt, d. h. in die
Frage nach der Gegenwarts= u Zukunftsbedeutung
der Kunst Wagners überhaupt. In mancher Beziehung
denke ich da ganz ähnlich wie Sie, Ihre Schroffheit
bezüglich der Gesamtbewertung Wagners teile ich
allerdings garnicht, halte sie auch für objektiv
unberechtigt. Ich verstehe diese Art Stellungnahme
aus den Bedingungen Ihres Naturelles heraus,
aber ich glaube, daß Ihnen eben durch dieses
besondere Naturell in dieser Beziehung – verzeihen
Sie – Grenzen gezogen sind.
Nun wäre das Ihre persönliche Angelegenheit
u gewiß kein Grund, Ihre Meinungsäußerung
als Bekundung Ihrer Persönlichkeit zu unterdrücken.
Aber bitte bedenken Sie einmal ein ganz
klein wenig die realpolitische Seite. Sie wissen,
daß es in Deutschland eine große Anzahl von
Menschen gibt, die Ihre Rückkehr, möglichst in
einem großgefaßten Betätigungskreise wünschen,
Sie wissen vermutlich auch, daß diese Bestrebungen
bereits ziemlich feste Formen gewonnen haben
u auf ein bestim̅tes Ziel gerichtet sind. Sie
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Ich habe auch direkt darauf hingewiesen, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> die
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<lb/>unberechtigt. Ich verstehe diese Art Stellungnahme
<lb/>aus den Bedingungen Ihres Naturelles heraus,
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<lb/>klein wenig die realpolitische Seite. Sie wissen,
<lb/>da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> es in <placeName key="E0500015">Deutschland</placeName> eine große Anzahl von
<lb/>Menschen gibt, die Ihre Rückkehr, möglichst in
<lb/>einem groß<reg> </reg>gefa<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>ten Betätigungskreise wünschen,
<lb/>Sie wissen vermutlich auch, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> diese Bestrebungen
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</p></div>
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B II, 262 [2]
wissen ebensogut, daß Sie viele, einflußreiche Gegner haben,
die das Gelingen mit allen Mitteln zu hintertreiben
suchen. Erscheint im jetzigen Augenblick dieser Artikel,
so liefern Sie Ihren Gegnern die herrlichsten Waffen
gegen Sie u rauben Ihren Freunden die Mög⸗ lichkeit, Sie wirksam zu verteidigen. Denn
für diesen Aufsatz kann außer Ihnen selbst
niemand einstehen. Was also wäre das Er⸗ gebnis? Sie gefährden die Arbeit Ihrer Freunde
aufs äußerste, geben Ihren Feinden billigstes
Wasser auf die Mühle u können dabei nicht
einmal das Bewußtsein einer absolut not⸗ wendigen u richtigen Tat haben. Denn der Aufsatz
ist nicht nur außerordentlich einseitig, es ist
auch etwas Verbittertes, Gewaltsames darin,
was mich objektiv stört, da es nicht ganz
in das Bild Ihrer positiven Eigenschaften
paßt.
Verzeihen Sie diese ganz freimütige Äußerung,
aber ich würde Ihnen einen schlechten Freund⸗ schaftsdienst erweisen, wenn ich anders spräche.
Lassen Sie diesen Aufsatz in der jetzigen Fassung
ungedruckt u übernehmen Sie ihn vielleicht
Preussischer
Staats- bibliothek
zu Berlin
Kulturbesitz
|
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<lb break="no"/>lichkeit, Sie wirksam zu verteidigen. Denn
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<lb break="no"/>gebnis? Sie gefährden die Arbeit Ihrer Freunde
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<lb/>pa<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>t.</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Verzeihen Sie diese ganz freimütige Äußerung,
<lb/>aber ich würde Ihnen einen schlechten Freund
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später in eine andere, aus größerem Zusam̅enhang
geschaffene Arb[…]
1 Zeichen: überschrieben.
eit.
Ich will nicht verhehlen, daß noch ein kleiner
persönlich taktischer Grund gegen die Veröffentlichung
in der F. Ztg. spricht. Wir haben vor ein paar
Monaten Ihren damaligen Brief an mich ver⸗ öffentlicht. Kom̅t jetzt wieder ein offener Brief
an mich, so wirkt das als Versuch, mich mit
Hilfe Ihres Namens öffentlich in Szene zu setzen,
also als Eitelkeit meinerseits. Trotz der etwas
polemischen Färbung würde man das Ganze
als „bestellte Arbeit“ auffassen.
Werden Sie mich nicht mißverstehen? Ich schätze
Sie zu hoch, um das für möglich zu halten.
Ihr Manuskript behalte ich noch hier, bis ich
Ihre Rückäußerung habe. Sollten Sie meine
Gründe nicht anerkennen, so würde ich Ihren
Aufsatz dem Redaktionskollegium vorlegen,
da ich allein nicht entscheidungsberechtigt bin.
Was ich heut schreibe, ist private Meinungsäußerung.
Ich hoffe sehr, Sie bald dauernd in Deutschland
in einem schönen Wirkungskreise zu sehen
u bin mit vielen Grüßen
Ihr aufrichtig ergebener
Paul Bekker
23/V/20
Hofheim (Taunus)
Kapellenstr 2
|
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<lb/>an mich, so wirkt das als Versuch, <hi rend="underline">mich</hi> mit
<lb/>Hilfe Ihres Namens öffentlich in Szene zu setzen,
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<p rend="indent-first">Werden Sie mich nicht mi<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>verstehen? Ich schätze
<lb/>Sie zu hoch, um das für möglich zu halten.
<lb/>Ihr Manuskript behalte ich noch hier, bis ich
<lb/>Ihre Rückäußerung habe. Sollten Sie meine
<lb/>Gründe nicht anerkennen, so würde ich Ihren
<lb/>Aufsatz dem Redaktionskollegium vorlegen,
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Frankfurter Zeitung
und Handelsblatt.
[Frankfurt]
26.5.2[0][.5–]6[N]
⭑ ( Main) […]
mindestens 2 Zeichen: unleserlich.
Einschreiben
R |
Frankfurt (Main) 1
abNr. 332
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Mus.Nachl. F. Busoni B II, 262–Beil.
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21
49
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