Ferruccio Busoni an Philipp Jarnach arrow_backarrow_forward

Berlin · 3. Dezember 1920

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N.Mus.Nachl. 30, 69
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3 Dez 1920

L Ph J Ihr schöner Brief erfreute
mich durch sich selbst;
aber besonders durch die Nachricht
Ihres Herkommens. Da ich am
7. u. 13. Januar 2 Komposi-
tions Abende mit Orchester ab-
halten soll, Die zwei Orchesterabende bildeten zusammen mit dem im weiteren Briefverlauf erwähnten dritten Abend einen vom Anbruch in Berlin veranstalteten Busoni-Zyklus (vgl. Dent 1974, S. 255). so wäre es die
denkbarst vollkommene Kom-
bination, (für mich!) wenn
Sie Ihren Séjour à Berlin
inauf dieser Zeit setzten.
Ich erhoffe Sie herzlichst. –
Das Quintett wisoll im Rahmen
des Anbruch, der auch meine
drei Abende veranstaltet, vor-
geführt werden. Die jungen
Leute sind tüchtig u. unermüd-
lich: ich glaube Ihnen schon
geschrieben zu haben, dass sie
vor zwei Dutzend Proben nicht
zurückschrecken. Vgl. Busonis Postkarte vom 7. November 1920. Gemeint sind die Mitglieder des Berliner Philharmonischen Orchesters, das an allen drei Konzertabenden spielte. Schicken Sie
auch die Flöten Sonatine an
den Leiter, Dr Otto Schneider,
Ranke Strasse 26 Berlin W 50.

3. Dez. 1920

L Ph J

Ihr schöner Brief erfreute mich durch sich selbst; aber besonders durch die Nachricht Ihres Herkommens. Da ich am 7. und 13. Januar zwei Kompositionsabende mit Orchester abhalten soll, Die zwei Orchesterabende bildeten zusammen mit dem im weiteren Briefverlauf erwähnten dritten Abend einen vom Anbruch in Berlin veranstalteten Busoni-Zyklus (vgl. Dent 1974, S. 255). so wäre es die denkbarst vollkommene Kombination (für mich!), wenn Sie Ihren Séjour à Berlin auf diese Zeit setzten. Ich erhoffe Sie herzlichst. Das Quintett soll im Rahmen des Anbruch, der auch meine drei Abende veranstaltet, vorgeführt werden. Die jungen Leute sind tüchtig und unermüdlich: Ich glaube Ihnen schon geschrieben zu haben, dass sie vor zwei Dutzend Proben nicht zurückschrecken. Vgl. Busonis Postkarte vom 7. November 1920. Gemeint sind die Mitglieder des Berliner Philharmonischen Orchesters, das an allen drei Konzertabenden spielte. Schicken Sie auch die Flöten-Sonatine an den Leiter, Dr. Otto Schneider, Rankestraße 26, Berlin W 50.

Ich sagte „meine drei Abende“, weil am 27. noch ein dritter folgt, den ich zuerst nicht nannte, da er zu weit von den anderen liegt und nur die Klavier-Orchesterwerke enthält. Gespielt wurden unter dem Dirigat von Gustav Brecher und mit Busoni als Pianisten: das Konzertstück für Pianoforte und Orchester op. 31a, die Indianische Fantasie op. 44 sowie das Konzert für Klavier und Orchester C-Dur mit Männerchor op. 39. Vgl. die Ankündigung der Konzertreihe in Form eines nicht mit Seitenzahlen versehenen Anhangs im Busoni-Sonderheft der Musikblätter des AnbruchPisk (Hrsg.) 1921.

Schade, dass Sie – ein Spanier – den Calderon deutsch lesen sollen! Die 3 Bde. Cotta sind mir bekannt; nicht so aber das mit mehr Schätzung genannte Rapps Spanisches Theater‘ (ich glaube: 1874). Keine der erwähnten Calderon-Ausgaben war Bestandteil der nachgelassenen Bibliothek Busonis. Vgl. Perl 1925.

Ich freue mich des angenehmen Eindruckes von dem „Bürger als Edelmann“ (übrigens eine gute Benennung für R. Strauss selbst). Jarnach hatte die Orchestersuite aus der Musik zum Bürger als Edelmann am 29. November 1920 im 5. Abonnementkonzert in der Tonhalle Zürich gehört (Dirigat: Volkmar Andreae). Haben Sie auch bei dieser Gelegenheit nicht Benni gesehen? Dieses Berg-am-See ist auch zu groß!

Zur neuen Arbeit alles Vertrauen, das die Wünsche aufhebt: (Wünsche bedeuten Zweifel).

Für heute nur so viel, nebst den freundschaftlichsten Grüßen.

Ihr herzlich ergebener

F. Busoni

                                                                
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Ich sagte “meine drei Abende”, weil
am 27. noch ein dritter folgt, den
ich zuerst nicht nannte, wedail er zu
weit von den anderen liegt, u.
nur die Klavier=Orchester-Werke enthält. Gespielt wurden unter dem Dirigat von Gustav Brecher und mit Busoni als Pianisten: das Konzertstück für Pianoforte und Orchester op. 31a, die Indianische Fantasie op. 44 sowie das Konzert für Klavier und Orchester C-Dur mit Männerchor op. 39. Vgl. die Ankündigung der Konzertreihe in Form eines nicht mit Seitenzahlen versehenen Anhangs im Busoni-Sonderheft der Musikblätter des AnbruchPisk (Hrsg.) 1921.

Schade, dass Sie – ein Spanier – den
Calderon deutsch lesen sollen! Die
3 Bde. Cotta sind mir bekannt;
nicht so aber das mit mehr
Schätzung genannte Rapp’s
Spanisches Theater›
(ich glaube: 1874). Keine der erwähnten Calderon-Ausgaben war Bestandteil der nachgelassenen Bibliothek Busonis. Vgl. Perl 1925.

Ich freue mich des angenehmen
Eindruckes von dem “Bürger als
Edelmann”
(übrigens eine gute
Benennung für R. Strauss selbst.) Jarnach hatte die Orchestersuite aus der Musik zum Bürger als Edelmann am 29. November 1920 im 5. Abonnementkonzert in der Tonhalle Zürich gehört (Dirigat: Volkmar Andreae).
Haben Sie auch bei dieser Ge-
legenheit nicht Benni gesehen?
Dieses Berg-am-See ist auch zu
gross!

Zur neuen Arbeit alles Ver-
trauen, dass die Wünsche
aufhebt: (Wünsche bedeuten Zweifel).

Für heute nur so viel, nebst
den freundschaftlichsten Grüssen.

Ihr herzlich ergebener

F. Busoni

                                                                
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | N.Mus.Nachl. 30,69 |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
2 Blatt, 2 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat
  • unbekannte Hand, die mit Bleistift auf der Rückseite des zweiten Blattes Daten aufgelistet und eine Multiplikationsrechnung notiert hat
  • unbekannte Hand, die mit blauem Buntstift auf der Rückseite des zweiten Blattes Zahlen aufgelistet hat
  • Hand Gerda Busonis, die das Datum des Briefes auf der Rückseite des zweiten Blattes vermerkt hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Zusammenfassung
Busoni berichtet von drei im Januar 1921 anstehenden Orchesterabenden des Anbruch; schlägt den Zeitraum der ersten beiden für den von Jarnach geplanten Berlin-Aufenthalt vor; nennt den Anbruch als Veranstalter auch der geplanten Aufführung von Jarnachs Quintett; fordert Jarnach auf, auch dessen Flötensonatine an den Leiter Otto Schneider zu schicken.
Incipit
Ihr schöner Brief erfreute mich durch sich selbst

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
21. Dezember 2021: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition