Ferruccio Busoni to Philipp Jarnach arrow_backarrow_forward

December 12, 1920

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N.Mus.Nachl. 30, 70

Verzeihen Sie, lieber Freund, wenn ich aus
Mangel an
würdigem Papier (heute Sonntag, den 12.D.1920)
Ihnen auf dieses papier d’occasion (=livres
d’occasion, zweiter Hand) schreiben muss. –
Ich wollte Ihnen so sehr gern die beigelegte
Anzeige praesentieren,: ein auserlesenes Bei-
spiel heutigen Berliner KulturGeschmackes.
Es werden Variationen folgen, wenn […] 1 char: cancelled. nicht
die Presse die Sache zu Schanden bespricht.

„Versaümt nicht das Quintett von Ph. J.!!“
„Vergebet Eueren Feinden!“
„Musik ist internationales Jargon.“
„Schöpft GemüthsWärme gegen K transcription uncertain. alternative reading:
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alte Füsse“
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ergleichen setzt seinen Namen O. F.!
(soll heissen: Oller Fatzge). –

– Inzwischen wird allerorts “Beetkongefeiert.”
Muss es sein? Es muss; denn so pocht das Schick-
sal an die Pforte; nein nicht Pforte: „non
per portas, per muros, per muros“
– das sind
lauter Mottos dieses Grössten, der auch sagte:
„O Freu-unde nicht die-hi-se Töne.“ – Nehmen
Sie mir meinen gewiss Kindischen Unmuth
nicht übel: – manchmal reicht die
Goethe-sche Haltung nicht. – Von Laquai
erhielt ich einen trefflichen Brief. – Ich
fürchte Draber’s Andreae internationale
Musik-fest-Spiel-Pläne ("Emefespe" M.F.S.P.)
münden in einen Brahms-Reger Zyklus. Hoffen
wir anders. Nun seien Sie allerherzlichst
allerfreundschaftlich
allerkollegialistisch-st gegrüsst

Ihr F.B.

12. D. 1920

Verzeihen Sie, lieber Freund, wenn ich aus Mangel an würdigem Papier (heute Sonntag, den 12. Dezember 1920) Ihnen auf dieses papier d’occasion (=livres d’occasion, zweiter Hand) schreiben muss. – Ich wollte Ihnen so sehr gern die beigelegte Anzeige präsentieren: ein auserlesenes Beispiel heutigen Berliner Kulturgeschmackes. Es werden Variationen folgen, wenn nicht die Presse die Sache zu Schanden bespricht.

„Versäumt nicht das Quintett von Ph. J.!!“
„Vergebet eueren Feinden!“
„Musik ist internationales Jargon.“
„Schöpft Gemütswärme gegen kalte Füße“
Und unter dergleichen setzt seinen Namen O. F.! (Soll heißen: Oller Fatzge.) –

– Inzwischen wird allerorts „Beetkongefeiert“. Muss es sein? Es muss; denn so pocht das Schicksal an die Pforte; nein nicht Pforte: „non per portas, per muros, per muros“ – das sind lauter Mottos dieses Größten, der auch sagte: „O Freu-unde nicht die-hi-se Töne.“ – Nehmen Sie mir meinen gewiss Kindischen Unmut nicht übel: manchmal reicht die Goethe’sche Haltung nicht. – Von Laquai erhielt ich einen trefflichen Brief. – Ich fürchte Drabers Andreae internationale Musikfestspielpläne ("Emefespe" M.F.S.P.) münden in einen Brahms-Reger-Zyklus. Hoffen wir anders.

Nun seien Sie allerherzlichst allerfreundschaftlich allerkollegialistischst gegrüßt

Ihr F.B.

Dritter Abend Klavier und Orchester

Konzertstück (19890) (mit dem ersten Rubinstein-Preis ausgezeichnet)

Indianische Fantasie (1914) (Fantasia–Canzone–Finale)

    Concerto für Klavier, Orchester und Männerchor (1904)

  1. Prologo e Introito
  2. Pezzo giocoso
  3. Pezzo serioso
  4. All’Italiana
  5. Cantico

(Vergleiche die folgenden Blätter)

                                                                
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2Diplomatic transcription
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P

Dritter Abend
Klavier u. Orchester

Konzertstück (19890)
(mit dem ersten Rubinstein-Preis ausgezeichnet.)

Indianische Fantasie (1914)
(Fantasia–Canzone–Finale)

    Concerto für Klavier, orchester u.
    Männerchor (1904)

  1. Prologo e Introito
  2. Pezzo giocoso
  3. Pezzo serioso
  4. All’Italiana
  5. Cantico

(Vergleiche die folgenden Blätter)

Preußischer
Staats-
bibliothek
zu Berlin
Kulturbesitz
                                                                
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warningStatus: unfinished XML Facsimile Download / Cite

Provenance
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | |

proof Kalliope

Condition
Der Brief ist gut erhalten.
Extent
, 2 beschriebene Seiten
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Image source
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 12

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler
prepared by
Revision
May 2, 2022: unfinished (currently being prepared (transcription, coding))
Direct context
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