Robert Freund to Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Kleinlaufenburg · May 3, 1908

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Zürich 3 Mai

Lieber Freund! Verzeihen Sie
wen̅ ich Ihnen erst heute
für die Elegieen herzlichsten
Dank sage. Ich wollte die
Stücke erst in mich aufneh_
men d.h. wiederholt durch_
spielen, bevor ich etwas über
sie sagte. So einfach auch
die Architektonik der Stücke ist, so
eigenthümlich sind sie in
harmonischer Beziehung u.
das Meiste das beim ersten
Lesen willkürlich scheint,
wird erst bei häufigem Durchspielen
natürlich u. wir dringen nur
nach u. nach in die Empfindungsart
des Componisten ein. Was
die Sache erschwert, ist,

Zürich 3 Mai

Lieber Freund!

Verzeihen Sie wenn ich Ihnen erst heute für die Elegien herzlichsten Dank sage. Ich wollte die Stücke erst in mich aufnehmen d.h. wiederholt durchspielen, bevor ich etwas über sie sagte. So einfach auch die Architektonik der Stücke ist, so eigentümlich sind sie in harmonischer Beziehung u. das Meiste das beim ersten Lesen willkürlich scheint, wird erst bei häufigem Durchspielen natürlich und wir dringen nur nach und nach in die Empfindungsart des Komponisten ein. Was die Sache erschwert, ist, dass Ihre Harmonik viel reicher ist als diejenige Debussy’s z.B. Haben Sie bei Letzterem die alterierte Tonart herausgefunden, so ist die Sache äußerst einfach, während bei Ihnen die Harmonie sich aus der Melodie, besser gesagt aus dem musikalischen Gedanken ergibt. Dazu kommt, dass mich Ihre Melodik erst bei wiederholtem Spielen in Ihren Bann zwingt; Alles Dinge die nicht angetan sind Ihre Elegien »populär« zu machen. Denjenigen aber die Ihnen nachempfinden, werden sie immer lieber und lieber. Meine Lieblinge sind bisher 1–4. N° 5 scheint mir noch immer etwas schwächer und bei 6 habe ich die Empfindung als ob das Thema was den Empfindungsgehalt betrifft, – nicht vollständig in die »Erscheinung« getreten sei. Ganz wundervoll ist aber der Schluss von Seite 54 an. Dies in Kürze und sehr unvollständig der Eindruck den mir Ihre Elegien gemacht. Meine Frau liebt besonders 1 und 2 trotz der sehr unvollkommenen Executierung durch Ihren ergebensten Diener. Die Doppelmeinung des französischen »exécuter« ist hier wirklich angebracht. –

Mit unseren herzl. Grüßen an Sie und Ihre l. Frau

Ihr alter

R. Freund

                                                                
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Harmonie sich aus der Melodie, besser gesagt
aus dem musikalischen Gedanken ergiebt. Dazu
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tem Spielen in Ihren Ban̅ zwingt; Alles Dinge
die nicht angethan sind Ihre Elegieen »populär«
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mir noch im̅er etwas schwächer u. bei 6
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sei. Ganz wundervoll ist aber
der Schluss von Seite 54
an. Dies in Kürze u. sehr
unvollständig der Eindruck
den mir Ihre Elegieen gemacht.
Meine Frau liebt besonders
1 u. 2 trotz der sehr unvollkom_
menen Executirung durch
Ihren ergebensten Diener. Die
Doppelmeinung des französischen
»exécuter« ist hier wirklich
angebracht. –

Mit unseren herzl. Grüssen
an Sie u. Ihre l. Frau

Ihr alter

R. Freund

                                                                
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warningStatus: unfinished XML Facsimile Download / Cite

Provenance
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1716 | olim: Mus.ep. R. Freund 27 (Busoni-Nachl. B II) |

proof Kalliope

Condition
Der Brief ist gut erhalten.
Extent
1 Bogen, 3 beschriebene Seiten
Collation
Seitenfolge: 1, 4, 2 (2 im Querformat)
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Robert Freund, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Image source
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler
prepared by
Revision
March 28, 2021: unfinished (currently being prepared (transcription, coding))
Direct context
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