Ferruccio Busoni to Hugo Leichtentritt arrow_backarrow_forward

Zürich · May 16, 1916

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16. Mai 1916.
* The * Library * of * Congress *

Sehr verehrter Herr Doktor,

durch Frl. Boetticher er-
fahre ich, dass Sie die Zwischenzeit
zu meinem Gunsten ausgenutzt,
und das Buch über Ihren ergebenen
Freund
beendet haben. Dafür seien
Sie vorläufig allerherzlichst bedankt.

Dieses Buch, zu meinem 50. Geburts
tage, bedeutet dessen beste und
bedeutsamste Feier. – Ferner höre
ich mit Interesse, dass Sie meinem
Vorschlage folgen wollen und einen
Einakter planen, die Brücke von
der Kam̅ermusik zum Musikdrama
zu schlagen. Vgl. Busonis entsprechenden Vorschlag im Brief vom 13.1.1916. Was den letzteren Be-
griff anlangt, so kam er aus
gewohnter Übernommenheit auf’s
Papier. Ich habe wieder ˅einmal die
Opernpartituren Mozart’s fleissig
vor Augen, und gewinne den

Eindruck, dass sie jünger sind, als
die des Parsifal. Sie sind theatralischer
und selbst dramatischer, von der
superioren Schlagfertigkeit des
Ausdruckes Bei Beaumont 1987 (237) „des Ausdruckes“ ersetzt durch: „their“ („the scores of Mozart’s operas“). ganz zu schweigen.

Sehr verehrter Herr Doktor,

durch Frl. Bötticher erfahre ich, dass Sie die Zwischenzeit zu meinen Gunsten ausgenutzt und das Buch über Ihren ergebenen Freund beendet haben. Dafür seien Sie vorläufig allerherzlichst bedankt.

Dieses Buch, zu meinem 50. Geburtstage, bedeutet dessen beste und bedeutsamste Feier. – Ferner höre ich mit Interesse, dass Sie meinem Vorschlage folgen wollen und einen Einakter planen, die Brücke von der Kammermusik zum Musikdrama zu schlagen. Vgl. Busonis entsprechenden Vorschlag im Brief vom 13.1.1916. Was den letzteren Begriff anlangt, so kam er aus gewohnter Übernommenheit aufs Papier. Ich habe wieder einmal die Opernpartituren Mozarts fleißig vor Augen und gewinne den Eindruck, dass sie jünger sind als die des Parsifal. Sie sind theatralischer und selbst dramatischer, von der superioren Schlagfertigkeit des Ausdruckes ganz zu schweigen.

Das Theater gehört im Grunde jener Nation, von welcher Mozarts Musik und Textdichtungen stammen.

Wollen Sie aber ein Gegengewicht der Leichtigkeit des Wolfgang Amadeus entgegenstellen – bei Ihren mutmaßlichen Vorstudien –, so betrachten Sie, als Opernkomponist, den II. Teil von Goethes Faust. Das verbindet Mozart und Wagner und übertrifft sie beide, als Opernanlage.

Zahlreiche Aussprüche Goethes deuten dahin, dass er sich dieses Werk als Opernkomposition gedacht und für die Hélena z. B. zwei Darstellerinnen forderte, eine rezitierende und eine singende. Goethe selbst dachte dabei an Mozart – und allgemeiner an einen Komponisten, der durch Geburt Deutscher, durch Erziehung Romane wäre, oder umgekehrt. (Also: Wolf-Ferrari.) Busoni an Edith Andreae (6.8.1916): „Der Komponist Wolf-Ferrari haust auch in Zürich: er ist ein Träumer und Weltfremder, sympathisch, nicht uninteressant.“ (Briner 1976, S. 25).

Dieser Mann hat sich merkwürdigerweise jetzt gefunden, nur hat er nicht Talent. Von ihm sandte mir Ricordi eine Trilogie zu: „Faust“, und er nennt sich Brüggman.

Er ist Italiener, vielleicht flämischen Ursprungs, und hat in Deutschland studiert. Alfred Brüggemann studierte u.a. in Berlin bei Engelbert Humperdinck.

Die italienische Umdichtung Goethes stammt von ihm selber und ist sehr achtungswert. Aber die Musik ist hilflos, und es ist zu erstaunen, dass er damit drei Abende ausfüllen konnte. – Anschließend an diese Nachrichten und Betrachtungen, möchte ich Ihnen vorschlagen, eine historisch-ästhetische Studie über die Faust-Musiken zu verfassen. Eine solche Studie hat Leichtentritt nicht veröffentlicht. Diese Literatur ist üppiger, als Sie vielleicht vermuten. Ich habe 35–40 Werke dieser Art gezählt, die einzelnen Lieder nicht gerechnet. – Der Versuch eines derartigen Buches existiert in der kleinen Sammlung, die unter dem Schutze R. Strauss’ erschien. Aber es ist nicht erschöpfend. – Ich fürchte, Sie sind erschöpft infolge meiner umständlichen Schreiblust, darum – zu Ihrer Schonung – riegle ich ab und grüße Sie ebenso herzlich als hochachtend

als Ihr ergebener

F. Busoni

Zürich, 16. Mai 1916

Sie kennen ohne Zweifel Byrons „Sardanapal“. – Als junger Mann betrachtete ich ihn als eine Operndichtung. Widmann hatte Busoni während ihres Briefwechsels 1884 ein Libretto zu Byrons Sardanapalus angeboten (vgl. Beaumont 1987, S. 224).

                                                                
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* The * Library * of * Congress *

Das Theater gehört im Grunde
jener Nation, von welcher Mozart’s
Musik und Textdichtungen stammen. Dieser Satz ist bei Beaumont 1987 (237) ohne Kennzeichnung ausgelassen.

Wollen Sie aber ein Gegengewicht Bei Beaumont 1987 (237) „Gegengewicht“ übersetzt mit: „object to compare and contrast“.
der Leichtigkeit des Wolfgang Ama-
deus
entgegenstellen – bei Ihren
muthmaasslichen Vorstudien –
so betrachten Sie, als Opernkomponist,
den II. Theil von Goethe’s Faust.
Das verbindet Mozart u. Wagner und
übertrifft sie Beide, als Opern Anlage.

Zahlreiche Aussprüche Goethe’s
deuten dahin, dass er sich dieses
Werk
als Opern Komposition gedacht,
u. für die Hélena z. B. zwei Dar-
stellerinnen forderte, eine rezitierende
und eine sprechendesingende.. Goethe selbst
dachte dabei an Mozart – und Bei Beaumont 1987 (237) übersetzt „und“ hier mit „or“.
allgemeiner an einen Komponisten,
der halb durch Geburt Deutscher,
durch Erziehung Romane waere,
oder umgekehrt. (Also: Wolff-Ferrari.) Busoni an Edith Andreae (6.8.1916): „Der Komponist Wolf-Ferrari haust auch in Zürich: er ist ein Träumer und Weltfremder, sympathisch, nicht uninteressant.“ (Briner 1976, S. 25).

Dieser Mann hat sich merkwürdiger
weise jetzt gefunden, er h nur
hat er nicht Talent. Von ihm
sandte mir Ricordi eine Trilogie zu: “Faust,”
und er nennt sich Brüggman.

                                                                
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* The * Library * of * Congress *

Er ist Italiener, vielleicht flämischen
Ursprungs, u. hat in Deutschland studiert. Alfred Brüggemann studierte u.a. in Berlin bei Engelbert Humperdinck.

Die italien. Umdichtung Goethes stam̅t
von ihm selber u. ist sehr achtungswerth.
Aber die Musik ist hilflos und es ist
zu erstaunen, dass er damit 3 Abende
ausfüllen konnte. – Anschliessend an
diese Nachrichten u. Betrachtungen,
möchte ich Ihnen vorschlagen eine
historisch=aesthetische Studie
über die Faust Musiken zu verfassen. Eine solche Studie hat Leichtentritt nicht veröffentlicht.
Diese Literatur ist üppiger, als Sie
vielleicht vermuthen. Ich habe 35–40
Werke dieser Art gezählt, – die einzelnen
Lieder nicht gerechnet. – EinDer Versuch
eines derartigen Buches existiert
in der kleinen Sam̅lung, die unter dem
Schutze R. Strauss’ erschien. Aber es
ist nicht erschöpfend. – Ich fürchte
Sie sind erschöpft infolge meiner
umstaendlichen Schreiblust,
darum – zu Ihrer Schonung –
riegle ich ab, Bei Beaumont 1987 (237) übersetzt mit: „and so – to show mercy – I shall close“. und grüsse Sie
ebenso herzlich als hochachtend

als Ihr ergebener

F. Busoni

Zürich 16 Mai 1916

Sie kennen ohne Zweifel Byron’s “Sardanapal”. – Als junger
Mann betrachtete ich ihn als eine Operndichtung. – Widmann hatte Busoni während ihres Briefwechsels 1884 ein Libretto zu Byrons Sardanapalus angeboten (vgl. Beaumont 1987, S. 224).

                                                                
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Provenance
USA | Washington, D.C. | Library of Congress | Ferruccio Busoni Papers Additions, 1866–1924 | ML95 .B94
Condition
Der Brief ist gut erhalten.
Extent
3 Blatt, 3 beschriebene Seiten
Collation
Nur die Vorderseiten sind beschrieben.
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte).
  • Hand des Archivars, der auf der ersten Seite das Datum mit Bleistift vermerkt hat.

Summary
Busoni dankt für die fertiggestellte Biographie; empfiehlt zu Mozarts Leichtigkeit als Gegengewicht Faust II, den Goethe als Oper angelegt habe („Das verbindet Mozart und Wagner und übertrifft sie beide“); hat Alfred Brüggemanns Faust-Trilogie von Ricordi erhalten („die Musik ist hilflos“); legt Leichtentritt nahe, eine Studie über Faust-Musiken zu verfassen.
Incipit
durch Frl. Bötticher erfahre ich, dass Sie

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler
prepared by
Revision
November 25, 2022: candidate (coding checked, proofread)
Direct context
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