|
Mus.ep. M. Wegelius 23 (Busoni-Nachl. B II) Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5336
Lieber Freund Ferruccio!
Jetzt endlich bin ich so weit dich fra⸗ gen zu können: bleibst Du bei dem,
was wir im letzten Sommer besprachen?
Wegelius und Busoni hatten sich zuletzt im August 1896 gesehen, als Wegelius die Familie Busoni in Göhren besuchte, wo sie den Sommer über Urlaub machten (siehe Kommentierung im Brief vom 25. August 1896). Den folgenden Briefen ist zu entnehmen, dass Busoni bei diesem Besuch den Vorschlag machte, erneut als Lehrer an das Musikinstitut in Helsinki zu kommen. In einem diesem Schreiben beigelegten Brief von Wegelius an Gerda Busoni fasst dieser die damals verhandelten Bedingungen zusammen: ein Fünfjahresvertrag; Dienszeit von September–Oktober und April–Mai; 18–20 Stunden pro Woche Unterricht der fortgeschrittenen Klavierklassen; vier (Pflicht-)Auftritte pro Jahr; ein Gehalt von 6000 Mark pro Jahr; ein neu gebautes Haus in der Nähe der Stadt, dass auf Kredit finanziert und von Busonis Gehalt abbezahlt werden würde (vgl. Brief von Martin Wegelius an Gerda Busoni vom 7. Februar 1897, in der Staatsbibliothek zu Berlin, Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5354).
Wir haben jetzt gute Hoffnungen deine
Bedingungen erfüllen zu können; um aber
die Hauptsache – mehr Geld – zu ermögli⸗ chen, müssen wir den Senatoren sagen
können, dass Du bereit bist, den Platz
zu übernehmen. Diese deine Antwort
wäre also das erste und nothwendigste; erst
wenn sie da ist, können wir die Sache e⸗ nergisch betreiben. Diese Antwort werde
ich also jetzt sehnlichst erwarten.
Aus meinem Brief an Gerda ersiehst[1]
|
Lieber Freund Ferruccio!
Jetzt endlich bin ich so weit, dich fragen zu können: bleibst Du bei dem,
was wir im letzten Sommer besprachen?
Wegelius und Busoni hatten sich zuletzt im August 1896 gesehen, als Wegelius die Familie Busoni in Göhren besuchte, wo sie den Sommer über Urlaub machten (siehe Kommentierung im Brief vom 25. August 1896). Den folgenden Briefen ist zu entnehmen, dass Busoni bei diesem Besuch den Vorschlag machte, erneut als Lehrer an das Musikinstitut in Helsinki zu kommen. In einem diesem Schreiben beigelegten Brief von Wegelius an Gerda Busoni fasst dieser die damals verhandelten Bedingungen zusammen: ein Fünfjahresvertrag; Dienszeit von September–Oktober und April–Mai; 18–20 Stunden pro Woche Unterricht der fortgeschrittenen Klavierklassen; vier (Pflicht-)Auftritte pro Jahr; ein Gehalt von 6000 Mark pro Jahr; ein neu gebautes Haus in der Nähe der Stadt, dass auf Kredit finanziert und von Busonis Gehalt abbezahlt werden würde (vgl. Brief von Martin Wegelius an Gerda Busoni vom 7. Februar 1897, in der Staatsbibliothek zu Berlin, Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5354).
Wir haben jetzt gute Hoffnungen, deine
Bedingungen erfüllen zu können; um aber
die Hauptsache – mehr Geld – zu ermöglichen, müssen wir den Senatoren sagen
können, dass Du bereit bist, den Platz
zu übernehmen. Diese deine Antwort
wäre also das erste und notwendigste; erst
wenn sie da ist, können wir die Sache energisch betreiben. Diese Antwort werde
ich also jetzt sehnlichst erwarten.
Aus meinem Brief an Gerda ersiehst
Du das Nähere.
Siehe voriger Kommentar.
Ich werde mich überhaupt an sie als deinen Sekretär halten;
denn
ich darf wohl nicht wagen
mit kleineren Fragen
dich selbst zu plagen;
übrigens wird’s deinem Magen
mehr behagen
von ihr vorgetragen.
Um nicht diese gottlose Reimerei weiter
zu treiben, will ich mich über nichts
beklagen, überhaupt nicht viel mehr
sagen. Sollst dich nicht wundern,
dass ich so lange nichts geschrieben
habe; ich wollte immer warten, bis
ich etwas Bestimmtes in der bewussten Angelegenheit schreiben könnte,
und das wieder schwebte so sehr lange.
Überreden darf und will ich dich gar
nicht; das wäre das schlimmste, also
schweige ich auch von den Gefühlen, mit
denen ich der Lösung dieser Angelegenheit entgegensehe und sage nur, dass
– was Du auch tust, wo Du auch weilst
– ich immer verbleibe
Wann kommt das 3te Heft vom
Wohltemperierten Klavier heraus?
Vgl. die Kommentierung im Brief vom 12. September 1894.
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive">
<subst><del xml:id="del_sig" rend="strikethrough">Mus.ep. M. Wegelius 23 (Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B II<handShift new="#archive"/>)</del><add xml:id="add_sig" place="below">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5336</add></subst>
</note>
<lb/><lb/>
<opener>
<dateline rend="align(right) space-below"><placeName key="E0500270">Helsingfors</placeName><reg>,</reg> den <date when-iso="1897-02-07">7<reg>.</reg> <choice><orig><foreign xml:lang="sv">Februari</foreign></orig><reg>Februar</reg></choice> 1897</date>.</dateline>
<salute rend="align(center) space-above space-below">Lieber Freund <persName key="E0300017">Ferruccio</persName>!</salute>
</opener>
<p rend="space-above">Jetzt endlich bin ich so weit<reg>,</reg> dich fra
<lb break="no"/>gen zu können: bleibst Du bei dem,
<lb/>was wir im letzten Sommer besprachen?
<note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300207">Wegelius</persName> und <persName key="E0300017">Busoni</persName> hatten sich zuletzt im <date when-iso="1896-08">August 1896</date> gesehen, als <persName key="E0300207">Wegelius</persName> die <rs type="persons" key="E0300017 E0300059 E0300060">Familie Busoni</rs> in <placeName key="E0500956">Göhren</placeName> besuchte, wo sie den Sommer über Urlaub machten (siehe <ref target="#D0102032" n="1">Kommentierung im Brief vom <date when-iso="1896-08-25">25. August 1896</date></ref>). Den folgenden Briefen ist zu entnehmen, dass <persName key="E0300017">Busoni</persName> bei diesem Besuch den Vorschlag machte, erneut als Lehrer an das <orgName key="E0600031">Musikinstitut in <placeName key="E0500270">Helsinki</placeName></orgName> zu kommen. In einem <ref target="#D0102036">diesem Schreiben</ref> beigelegten Brief von <persName key="E0300207">Wegelius</persName> an <persName key="E0300059">Gerda Busoni</persName> fasst dieser die damals verhandelten Bedingungen zusammen: ein Fünfjahresvertrag; Dienszeit von <date when-iso="--09/--10">September–Oktober</date> und <date when-iso="--04/--05">April–Mai</date>; 18–20 Stunden pro Woche Unterricht der fortgeschrittenen Klavierklassen; vier (Pflicht-)Auftritte pro Jahr; ein Gehalt von 6000 Mark pro Jahr; ein neu gebautes Haus in der Nähe <rs key="E0500270">der Stadt</rs>, dass auf Kredit finanziert und von <persName key="E0300017">Busonis</persName> Gehalt abbezahlt werden würde (vgl. Brief von <persName key="E0300207">Martin Wegelius</persName> an <persName key="E0300059">Gerda Busoni</persName> vom <date when-iso="1897-02-07">7. Februar 1897</date>, in der <orgName key="E0600056">Staatsbibliothek zu <placeName key="E0500029">Berlin</placeName></orgName>, <ref type="ext" subtype="kalliope" target="#DE-611-HS-766817">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5354</ref>).</note>
<lb/>Wir haben jetzt gute Hoffnungen<reg>,</reg> deine
<lb/>Bedingungen erfüllen zu können; um aber
<lb/>die Hauptsache – mehr Geld – zu ermögli
<lb break="no"/>chen, müssen wir den Senatoren sagen
<lb/>können, <hi rend="underline">dass Du bereit bist</hi>, den Platz
<lb/>zu übernehmen. Diese deine Antwort
<lb/>wäre also das erste und not<orig>h</orig>wendigste; erst
<lb/>wenn sie da ist, können wir die Sache e
<lb break="no"/>nergisch betreiben. Diese Antwort werde
<lb/>ich also jetzt sehnlichst erwarten.</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Aus meinem Brief an <persName key="E0300059">Gerda</persName> ersiehst
<note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[1]</note>
</p></div>
|
2Facsimile
|
2Diplomatic transcription
|
2XML
|
|
Du das Nähere.
Siehe voriger Kommentar.
Ich werde mich über⸗ haupt an sie als deinen Sekretär halten;
denn
ich darf wohl nicht wagen
mit kleineren Fragen
dich selbst zu plagen;
übrigens wird’s deinem Magen
mehr behagen
von ihr vorgetragen.
Um nicht diese gottlose Reimerei weiter
zu treiben, will ich mich über nichts
beklagen, überhaupt nicht viel mehr
sagen. Sollst dich nicht wundern
dass ich so lange nichts geschrieben
habe; ich wollte immer warten, bis
ich etwas Bestimmtes in der bewuss⸗ ten Angelegenheit schreiben könnte,
und das wieder schwebte so sehr lan⸗ ge.
Überreden darf und will ich dich gar
nicht; das wäre das schlimmste, also
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
Du das Nähere.
<note type="commentary" resp="#E0300616">Siehe voriger Kommentar.</note>
Ich werde mich über
<lb break="no"/>haupt an <rs key="E0300059">sie</rs> als deinen Sekretär halten;
<lb/>denn</p>
<quote rend="indent">
<l>ich darf wohl nicht wagen</l>
<l>mit kleineren Fragen</l>
<l>dich selbst zu plagen;</l>
<l>übrigens wird’s deinem Magen</l>
<l>mehr behagen</l>
<l>von ihr vorgetragen.</l>
</quote>
<p>Um nicht diese gottlose Reimerei weiter
<lb/>zu treiben, will ich mich über nichts
<lb/>beklagen, überhaupt nicht viel mehr
<lb/>sagen. Sollst dich nicht wundern<reg>,</reg>
<lb/>dass ich so lange nichts geschrieben
<lb/>habe; ich wollte immer warten, bis
<lb/>ich etwas Bestimmtes in der bewuss
<lb break="no"/>ten Angelegenheit schreiben könnte,
<lb/>und das wieder schwebte so sehr lan
<lb break="no"/>ge.</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Überreden darf und will ich dich gar
<lb/>nicht; das wäre das schlimmste, also
<note type="stamp" place="bottom-right" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp>
</note>
</p></div>
|
3Facsimile
|
3Diplomatic transcription
|
3XML
|
|
schweige ich auch von den Gefühlen, mit
denen ich dieder Lösung dieser Angelegen⸗ heit entgegensehe, und sage nur, dass
– was Du auch thust, wo Du auch weilst
– ich immer verbleibe
Wann kommt das 3te Heft vom
Wtemp. Klavier heraus?
Vgl. die Kommentierung im Brief vom 12. September 1894.
[2]
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
schweige ich auch von den Gefühlen, mit
<lb/>denen ich <subst><del rend="strikethrough">die</del><add place="above">der</add></subst> Lösung dieser Angelegen
<lb break="no"/>heit entgegensehe<orig>,</orig> und sage nur, dass
<lb/>– was Du auch t<orig>h</orig>ust, wo Du auch weilst
<lb/>– ich immer verbleibe</p>
<closer>
<salute rend="indent-4">
Dein getreuer
</salute>
<signed rend="first-right">
<persName key="E0300207">M Wegelius</persName>
</signed>
</closer>
<postscript>
<p rend="indent space-above">Wann kommt das 3<hi rend="sup">te</hi> Heft vom
<lb/><title key="E0400433"><choice><abbr>Wtemp.</abbr><expan>Wohltemperierten</expan></choice> Klavier</title> heraus?
<note type="commentary" resp="#E0300616">Vgl. die <ref target="#D0102019" n="2">Kommentierung im Brief vom <date when-iso="1894-09-12">12. September 1894</date></ref>.</note></p>
</postscript>
<note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[2]</note>
</div>
|
4Facsimile
|
4Diplomatic transcription
|
4XML
|
|
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="address" resp="#major_hand" place="center">
<address>
<addrLine><persName key="E0300017">Ferruccio <hi rend="underline">Benvenuto</hi></persName>.</addrLine>
</address>
</note>
<note type="annotation" resp="#gerda.busoni" place="bottom-center" rend="rotate(180) large"><persName key="E0300207">Wegelius</persName></note>
</div>
|