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                                                         Diplomatische Umschrift 
                                                     | 
                                                    
                                                         Lesefassung 
                                                     | 
                                                    
                                                         XML 
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                    Mus.ep. R. L. Rubiner 12 (Busoni-Nachl.B II)Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4271
                 [1]
                
                    
                    Lieber Herr Busoni! 
                
                                                                
                    Deutsche
                         Staatsbibliothek Berlin
                    
                 
                                                             
                Ihre Güte sendet mir Freund- schaftszeichen, die mich ganz und 
                     gar froh machen; und die mir 
                     nur die leise Unruhe aufkom- men lassen, dass ich Ihnen viel- leicht nicht einen Bruchteil 
                     der Freude irgendwie gehen kann,
                     die Sie mir bereiten! 
                Nun habe ich Ihnen Brief,
                                                                Der vorangehende Brief von Busoni liegt dem Nachlass aktuell nicht vor. habe 
                     den den Klavierauszug des Turandot
                                                                Die Oper Turandot 
                        wurde 1917 von Ferrucio Busoni 
                        veröffentlicht. Die Originalvorlage hierzu ist das Theaterstück von Carlo Gozzi 
                        aus dem Jahre 1762. Busonis Oper wird oft zusammen mit seiner früheren, kürzeren Oper 
                        Arlecchino aufgeführt.
                     habe das Schönbergsche Büchlein.
                     Turandot wird, wie ich lese,
                     in Frankfurt aufgeführt. Das
                     freut mich von Herzen. Ganz
                     abgesehen, von persönlichen 
                     Gründen, schon darum, weil 
                 
                                                     | 
                                                    
                                                        
                
                
                    
                    Lieber Herr Busoni! 
                
                Ihre Güte sendet mir Freundschaftszeichen, die mich ganz und 
                     gar froh machen; und die mir 
                     nur die leise Unruhe aufkommen lassen, dass ich Ihnen vielleicht nicht einen Bruchteil 
                     der Freude irgendwie gehen kann,
                     die Sie mir bereiten! 
                Nun habe ich Ihnen Brief,
                                                                Der vorangehende Brief von Busoni liegt dem Nachlass aktuell nicht vor. habe 
                     den den Klavierauszug des Turandot
                                                                Die Oper Turandot 
                        wurde 1917 von Ferrucio Busoni 
                        veröffentlicht. Die Originalvorlage hierzu ist das Theaterstück von Carlo Gozzi 
                        aus dem Jahre 1762. Busonis Oper wird oft zusammen mit seiner früheren, kürzeren Oper 
                        Arlecchino aufgeführt.
                     habe das Schönbergsche Büchlein.
                     Turandot wird, wie ich lese,
                     in Frankfurt aufgeführt. Das
                     freut mich von Herzen. Ganz
                     abgesehen, von persönlichen 
                     Gründen, schon darum, weil 
                
                diese Aufführung – die Tatsache,
                     das man sich ernstlich um
                     das Werk kümmert – dem
                     Kunstleben einen sehr starken Stoß nach vorwärts
                     geben wird. Erfindung,
                     Leichtigkeit, Klarheit, Heiterkeit, Singbarkeit und wiederum 
                     Erfindung: Das wird wohl 
                     wie ein außerordentliches 
                     Belehrungsmittel – oder wie 
                     eine Guillotine – wirken. 
                Dann der außerordentliche
                     Mut, mit der einfachsten
                     Selbstverständlichkeit von 
                     der Welt, richtige Oper zu 
                     machen: Unerhört. Und
                     bei allen die vollkommene
                     Traumartigkeit des Ganzen,
                     das Unirdische, das wahrhaft
                    
                     „Fabel"hafte der Atmosphäre,
                     das Wunderbare ohne
                     Maschinenwunder
                                                                Der Begriff
                        Maschinenwunder lässt sich möglicherweise aus dem Surrealismus ableiten und wurde 
                        bereits von  Walter Benjamin verwendet.
                    , allein durch
                     Musik und heiter–phantastisches
                     Szenarium! Und vor allem
                     die große Einfachkeit, die 
                     freilich nicht billig zu haben
                     ist, sondern hinter der ein
                     Leben steht. Das nicht nur
                     Ausgedachte, sondern auch
                     im phantastischsten Bezirk
                     noch Empfundene; — ein 
                     Zeichen dafür die menschliche
                     Vielseitigkeit: köstlichstes 
                     Stück der heiter–melancholische 
                     Resignationscharakter Altoums
                                                                Altoum ist die Rolle des Kaisers in Turandot, 
                        die der Tenor übernimmt.
                     Lieber Herr Busoni und 
                     Freund, das sind Geschenke, 
                     die den Menschen wirklich
                     weiterhelfen.– So lass ich
                    
                     Mir auch nicht nehmen, was der
                     Arlecchino
                                                                Die Figur des 
                        Arlecchino stammt aus der italienischen Theaterform der Commedia dell’arte, 
                        die sich ab dem 16. Jahrhundert verbreitete. Für gewöhnlich wird er mit den Charaktereigenschaften naiv, fröhlich, 
                        ironisch und lustig verkörpert. wirklich ist. Sie, mit
                     der edlen Haltung des Schöpfers,
                     brauchen nur das Vorbildliche
                     darin nicht abzustreiten. Denn
                     unter Vorbild verstehe ich ja
                     gar kein Muster und
                     Exemplum, de nach dem 
                     man im Atelier seine Regeln 
                     lehrt, sondern ich meine 
                     das wirklich geschaffene
                     Imaginäre. So glaube ich
                     persönlich, dass ein wahrhaftes
                     Vorbild gar kein lebender oder
                     toter Mensch sein kann, sondern
                     nur das Überwirkliche, also eine
                     geistige Schöpfung. Der Mensch ist 
                     vielleicht der große Anreger, er
                     ist vielleicht Helfer, Heiler, Arzt,
                     Tröster, Schenker, – aber nur seine
                     Schöpfung ist das Vorbild. Also
                     nicht Mozart, sondern Don Giovanni,
                     nicht Goethe, sondern der Werther, 
                
                oder der Wilhelm Meister..., nicht
                     Roussau, sonder die Confessions.
                     Stellt man sich so ein, dann ist
                     es z. B. unmöglich, nachzuahmen.
                     Denn dann erscheint das Werk,
                     die Gestalt, die einem Vorbild
                     ist, immerfort als Ziel, als 
                     Letztes, als Vollkommenes für
                     die künftige Arbeit. Stellt man
                     sich aber auf die wirkliche,  historische Menschenperson ein, dann 
                     beginnt sofort der Wunsch, zu 
                     übertrumpfen – und das kann ja
                     nur auf (schöpfungsarmer) Nachahmung beruhen. 
                So meine ich also wirklich, dass
                     Ihr Arlecchino ein Vorbild ist.
                     Und ich muss ihn, ob Sie sich 
                     gleich dagegen in einer edlen 
                     Geste sträuben, zu den großen
                     Vorbildern der Kunst zählen.
                     Innerlich wissen Sie es ja wohl 
                
                selbst. Die absolute Rundung
                     des Auflebens und der Gestalten –
                     nirgends ein toter Punkt, nirgends
                     eine flach angepappte Figur –
                     um jede Gestalt kann man textlich
                     und musikalisch gewissermaßen
                     herumgehen, jede ist vollkommen
                     da. Am Auffallendsten für den 
                     wirklichen inneren Schaffensvorgang,
                     der nichts Statistenhaftes duldet,
                     ist mir, dass sogar Abbate und
                     Dottore
                                                                Abbate Cospicuo 
                        und Doctor Bombasto sind die Bariton- und Bassrolle in Busonis 
                        Oper Arlecchino. ihre eigene Szene 
                    haben: 
                Dieses alles sagt mir eben,
                     dass man es in diesem Werk mit 
                     einem wirklichen Vorbild zu 
                     tun hat. Das sage ich doch
                     nicht, um Ihnen zu schmeicheln, 
                     denn dann würden wir uns 
                     beide schämen. Auch nicht einmal in der Bewegung von 
                     Freundschaftsgefühlen, sondern 
                     ganz sachlich und objektiv.
                     Weil ich es nun einmal 
                
                weiß! Übrigens werden Sie
                     es ja in den nächsten Jahren
                     erleben, dass es stimmte.
                     (Kommt noch hinzu, dass der
                     Arlecchino ja nicht nur eine 
                     von Ihren gestaltete Figur ist, 
                     sondern eine, mit deren
                     Art der Empfindung Sie sich 
                     identifizieren. Das ist das
                     größte Mittel – stärker als 
                     die stärkste Reklame – um einer
                     Gestalt vorbildliches Leben zu 
                     geben!)
                 
                Nun, nach diesen vielleicht
                     langatmigen Auseinandersetzungen
                     verstehen Sie, wenn ich solche 
                     Diskussionen von Werfel, Stefan 
                     Erwerbszweig und handevelde 
                     den ich für viel klüger gehalten
                     hätte), was für eine Art Genie 
                     Goethe war, und ob Dostojevski
                 
                
                mehr oder weniger als Goethe gewesen 
                     sei, für recht ekelerregend halte.
                     Übrigens verstehe ich die Frage garnicht,
                     glaube, dass man sie nicht stellen
                     kann, und finde das alles sehr
                     töricht, schulmäßig und historisierend. — Übrigens ist Dostojewski ganz gewiss ein plebejisches
                                                                lateinisch: 
                            zum gemeinen römischen Volk (Plebs) zugehörig; umgangssprachlich: gewöhnlich, ordinär
                     Genie, was ihn natürlich nicht
                     herabsetzt. Das ist sogar sein grösstes
                     Moment (und nicht das Psychologische, das ich für umständlich halte),
                     wenn er moralisch ganz tief 
                     hinunter bis zum letzten Punkt des
                     Plebs steigt, und so tief steigt, 
                     bis Christus an der Hölle auftaucht.
                     Einen solchen Richter müsste man 
                     wohl – wenn schon die Welt unter
                     Genies aufgeteilt werden soll –
                     ein plebejisches Genie nennen. 
                     Das man aber einen gegen den 
                     anderen hält ist blödsinnig. 
                Ich selbst bin davon überzeugt, dass Goethe den Deutschen 
                
                viel Unglück gebracht hat, und 
                     der übrigen Welt viel Glück. 
                     und das wird wohl mit jedem
                     großen Mann so gehen, dass
                     er ein mondialer
                                                                französisch, hier: weltweiter Glückbringer
                     ist, und die nationale Entwicklung
                     daran glauben muss. — 
                Und nun, lieber Herr Busoni,
                     liegt, während ich schreibe, vor 
                     mir auf dem Tische Schönbergs
                     „Glückliche Hand“. Da wir
                     uns momentan nur brieflich
                     verständigen können, erlauben 
                     Sie mir, hier einige meiner Eindrücke
                     Zu diesem Werk, dessen Kenntnis
                     ich Ihrer gütigen Sendung verdanke, zu sagen. 
                Das „Drama mit Musik“ Schönbergs,
                     dessen Musik ich leider, wie Sie wissen,
                     nicht kenne, macht durch
                    
                    seine ausserordentliche Intensität einen sehr bedeutenden
                     Eindruck. Dabei schadet es nichts, 
                     dass die gesamte Art der
                     Mise–en–scéne
                                                                franzöisch: In-Szene-Setzen, das eigentlich 
                     Neue an der symbolischen
                     Inszenierung, von Kandinsky  
                     ist, und zwar von Kandinsky 
                     viel souveräner erdacht und
                     gehandhabt in seiner Pantomime
                     „Der gelbe Klang“
                     Leider hat das bedeutende erdachte
                     Drama von Schönberg einen 
                     Fehler: Es ist völlig impotent.
                     Ferner hat es die mir persönlich 
                     furchtbare Eigenschaft: Ich 
                     fühlte mich bei der Lektüre
                     plötzlich um eine bis zwei
                     Generationen zurückgestossen.
                     Der umgekehrte Wagner
                     bleibt immer noch Wagner. 
                
                Das ist nämlich Tristan und
                     Isolde aus der Brille
                     Weiningers
                                                                Mit der "Brille Weiningers" spielt 
                        Rubiner wahrscheinlich auf eine besonders frauen- und körperfeindliche Sichtweise an, die 
                        gerade Otto Weininger vorwiegend vertrat. dargestellt. Gut,
                     das ist ja nicht die Hauptsache.
                     Alles ist offenbar in breitestem
                     Maßauf eine schildernde
                     Musik angelegt! Auch das lasse
                     ich noch dahingestellt; ich wollte
                     nur daranmit diesen Bemerkungen nur andeuten, was ich
                     daran gräulich und modernistischaltmodisch finde. 
                Die Hauptsache: Das sogenannte 
                     Drama ist keines, sondern nur
                     der Plan zu einem, von dem 
                     nichts ausgeführt wurde! (Denn
                     Dekorationsbeschreibungen sind
                     ja kein Drama, auch wenn sie
                     abwechseln.) Aber auch der Plan
                     zu diesem Drama ist nicht zu 
                     Ende empfunden oder auch nur
                     zu Ende gedacht. Er ist 
                
                ein psychologisches Aperon
                                                                Apeiron, alt-griechisch: philosophischer Begriff, der um 600 v. Chr. geprägt wurde. 
                    Er bezeichnet das Unendliche, Unbestimmte und Unbegrenzte.: Der
                     Mann ist ruhelos, das Weib ist
                     seine Schöpfung, es gehört dem fremden
                     oberflächlichen Herren im Zylinder, der
                     es verachtet. (Wie impotent die
                     Symbolik Schönbergs ist: Der Herr
                     im Zylinder wirft zweimal aus
                     den Kleidern des Weibes einen
                     Fetzen auf die Bühne. "Fetzen" heisst
                     ja bekanntlich im Wiener Dialekt
                     eine leichtfertige Frau. Auf diesen
                     kindischen psychoanalytischen
                     Trick bidet sich Schönberg gewiss
                     viel ein.)
                 
                Aber weiter: Dieser impotente
                     Dramatiker Schönberg glaubt weiß
                     nicht, dass auch auch der Herr im Zylinder
                     andererseits der "Mann" ist, der 
                     andererseits dasselbe Frauenerlebnis
                     hat. Oder haben kann; aber hier
                     haben müsste, da ja dieses spezifische
                     Erlebnis in den Mittelpunkt
                     gerückt ist. Schönberg weiss es
                     nicht. Aber der Zuschauer
                     weiß es instinktiv und fordert 
                
                die Gestaltung. Geschieht sie nicht, 
                     so ist also ein Loch da. Man
                     kann nicht um diese Gestalten 
                     herumgehen. Von Drama also
                     gar keine Rede. Feuer hat
                     das "Drama" zwar einen Abschluss, 
                     indem nämlich hinter dem letzten 
                     gedruckten Wort ein Punkt steht.
                     Aber keinen Schluss. Denn: 
                     die Scenerie hat uns bisher
                     das normale, wirkliche psychologische Leben gezeigt;  es hat aber 
                         noch mit nun ist auch beim
                     winzigsten Drama dies nur
                     die Voraussetzung zum Hochsprung,
                     also die materielle Grundlage der
                     Exposition. Dann geht es ja erst
                     los. Keine Spur davon bei
                     Schönberg. Der mystische Chor singt
                     bei ihm am Schluss zum Mann:
                     "Und bist ruhelos!" – Gewiss,
                     das ist ja Vorbedingung jedes 
                
                Dramas. Nun fragen wir aber:
                     "Was wird er tun?" Worauf
                     Schönberg antwortet: "Nichts.
                     Er ist eben ruhelos". 
                Aber die Pflicht de Dramatikers, 
                     selbst wenn er Dilettant ist, 
                     ist doch die überwirkliche
                     Lösung der aufeinanderprallenden
                     Willenskräfte zu finden. Die
                     tragische oder die untragische
                     Lösung. Jedenfalls aber die Lösung.
                     Bei Schönberg nichts davon. 
                Und selbst der Rest, der
                     nach alldem noch übrig bleibt,
                     ist nicht ausgeführt. Die
                     paar Worte, die vorgim
                     Text vorkommen und
                     gesprochen oder gesungen werden,
                     sind von schrecklichster,
                     süsslicher Plattheit. Impotenz, 
                
                wohin ich in diesem spätwagnerianischen Werk greife. Gut sind
                     nur die ausführlichen Regiebemerkungen aus zweiter Hand
                     (nach Kandinsky ).– Da ich
                     mich aber von Schönbergs
                     Musik gerne von Zeit zu Zeit
                     am nackten Körper bürsten
                     lasse; ich große Achtung vor
                     den erbitterten, jahrelangen Anstrengungen dieses Mannes habe,
                     so würde ich nach diesem
                     misslungenen Seelenkino mit
                     Musik nicht sagen: Ganz
                     aufhören!, sondern würde
                     vorschlagen: Schönberg soll
                     von nun an Lieder schreiben, nur
                     noch Lieder, und zwar Lieder
                     aus dem psychoanalytischen
                     Familienleben. (Z.B. 72 Takte
                     musikalische Beschreibung eines
                     symbolisch wichtigen Kleiderschran-
                 
                
                kes. Es geht alles. Bis zur psychologischen Stiefelbürste.)
                 
                Spaß beseite. Ich habe mich
                     um zwei Generationen zurückgeworfen gefühlt. Schade. 
                Es ist alles genau das Entgegengesetzte von dem was ich denke
                     empfinde, wünsche, fühle, billige und
                     tue. – Ich meine, unter diese
                     Spätgeburtwagnerei müssten doch
                     ihre Opern wie Blitze hineinfahren. 
                Mit heimlicher Freude,
                     mit recht herzlicher, erfüllte mich
                     Ihre Nachricht, dass Sie in der
                     angegebenen Art etwas für Goetz
                     getan haben!– Zweygberg führte
                     mich neulich zu einem Basler Maler 
                     mit ausgezeichneter Villa, pompösen
                     Atelier. Heißt Garnjobst. Unglaublicher
                     Kitsch. (Und ich wüsste doch soviel Jahre
                     nicht mehr, was Kitsch ist!) Danach
                     möchte ich Hubers Bekanntschaft doch
                     lieber nicht machen. Ich glaube, ich lasse
                     ihn lieber in Frieden. Seien Sie und
                     die liebe Frau Gerda herzlichst und
                     freundschaftlichst gegrüßt von Ihrem
                     Ludwig Rubiner. 
                
                P.S. 
                Bis jetzt wartete ich vergeblich
                     auf ein anständiges gebundenes
                     Tolstoi–Exemplar, das für
                     Sie bestimmt ist. Ich bekam aber keines. 
                Aus Ihrem Brief schloss ich,
                     dass Sie das gewöhnliche Exemplar früher als ich in Händen
                     hielten. Haben Sie etwa eines
                     gekauft? Wäre schade. Ich
                     freute mich auf eine persönliche Übersendung. 
                
                
                
                
                
             
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                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                <note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-center">
                    <subst><del rend="strikethrough" xml:id="delSig">Mus.ep. R. L. Rubiner 12 (Busoni-Nachl.<handShift new="#archive_red"/>B II<handShift new="#archive"/>)</del><add place="margin-left" rend="rotate(-90)">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4271</add></subst>
                </note>
                <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[1]</note>
                <opener>
                    <dateline>
                        <placeName key="E0500291">Muralto</placeName>-<placeName key="E0500183">Locarno</placeName> <date when-iso="1918-02-07">7. Feb. 1918</date>.
                        <placeName key="E0500447">Villa Rossa</placeName>.
                    </dateline>
                    <salute rend="indent-first">Lieber <persName key="E0300017">Herr Busoni</persName>!</salute>
                </opener>
                <note type="stamp" place="right" resp="#dsb_st_red">
                    <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
                        <lb/>Staatsbibliothek<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName>
                    </stamp>
                </note>
                <p>Ihre Güte sendet mir Freund
                    <lb break="no"/>schaftszeichen, die mich ganz und 
                    <lb/>gar froh machen; und die mir 
                    <lb/>nur die leise Unruhe aufkom
                    <lb break="no"/>men lassen, dass ich Ihnen viel
                    <lb break="no"/>leicht nicht einen Bruchteil 
                    <lb/>der Freude irgendwie gehen kann,
                    <lb/>die Sie mir bereiten!</p>
                <p>Nun habe ich Ihnen Brief,<note type="commentary" resp="#E0300417">Der vorangehende Brief von <persName key="E0300017">Busoni</persName> liegt dem Nachlass aktuell nicht vor.</note> habe 
                    <lb/>den den Klavierauszug des Turandot <note type="commentary" resp="#E0300417">Die Oper <title key="E0400153">Turandot</title> 
                        wurde <date when-iso="1917">1917</date> von <persName key="E0300017">Ferrucio Busoni</persName> 
                        veröffentlicht. Die Originalvorlage hierzu ist das Theaterstück von <persName key="E0300431">Carlo Gozzi</persName> 
                        aus dem Jahre <date when-iso="1762">1762.</date> <persName key="E0300017" type="automated" nymRef="Ferruccio Busoni">Busonis</persName> Oper wird oft zusammen mit seiner früheren, kürzeren Oper 
                        <title key="E0400133">Arlecchino</title> aufgeführt.</note>
                    <lb/>habe das <persName key="E0300023">Schönbergsche</persName> <title key="E0400021">Büchlein</title>.
                    <lb/><title key="E0400153">Turandot</title> wird, wie ich lese,
                    <lb/>in <placeName key="E0500153">Frankfurt</placeName> aufgeführt. Das
                    <lb/>freut mich von Herzen. Ganz
                    <lb/>abgesehen, von persönlichen 
                    <lb/>Gründen, schon darum, weil</p>
                </div> 
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                                                          2Diplomatische Umschrift 
                                                     | 
                                                    
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                diese Aufführung – die Tatsache,
                     das man sich ernstlich um
                     das Werk kümmert – dem
                     Kunstleben einen sehr star- ken Stoss nach vorwärts
                     geben wird. Erfindung,
                     Leichtigkeit, Klarheit, Heiter- keit, Singbarkeit und wiederum 
                     Erfindung: Das wird wohl 
                     wie ein ausserordentliches 
                     Belehrungsmittel – oder wie 
                     eine Guillotine  wirken. 
                Dann der ausserordentliche
                     Mut, mit der einfachsten
                     Selbstverständlichkeit von 
                     der Welt, richtige Oper zu 
                     machen: Unerhört. Und
                     bei allen die vollkommene
                     Traumartigkeit des Ganzen,
                     das Unirdische, das wahrhaft
                     
                                                         
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                                                          3Diplomatische Umschrift 
                                                     | 
                                                    
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                     „Fabel"hafte der Atmosphäre,
                     das Wunderbare ohne
                     Maschinenwunder
                                                                Der Begriff
                        Maschinenwunder lässt sich möglicherweise aus dem Surrealismus ableiten und wurde 
                        bereits von  Walter Benjamin verwendet.
                    , allein durch
                     Musik und heiter–phantastisches
                     Szenarium! Und vor allem
                     die grosse Einfachkeit, die 
                     freilich nicht billig zu haben
                     ist, sondern hinter der ein
                     Leben steht. Das nicht nur
                     Ausgedachte, sondern auch
                     im phantastischsten Bezirk
                     noch Empfundene; — ein 
                     Zeichen dafür die menschliche
                     Vielseitigkeit: köstlichstes 
                     Stück der heiter–melancholische 
                     Resignationscharakter Altoums
                                                                Altoum ist die Rolle des Kaisers in Turandot, 
                        die der Tenor übernimmt.
                     Lieber Herr Busoni und 
                     Freund, das sind Geschenke, 
                     die den Menschen wirklich
                     weiterhelfen.– So lass ich
                     
                                                         
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                        Maschinenwunder lässt sich möglicherweise aus dem Surrealismus ableiten und wurde 
                        bereits von <persName key="E0300441"> Walter Benjamin</persName> verwendet.
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                                                          4Diplomatische Umschrift 
                                                     | 
                                                    
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                                                            4
                     Mir auch nicht nehmen, was der
                     Arlecchino
                                                                Die Figur des 
                        Arlecchino stammt aus der italienischen Theaterform der Commedia dell’arte, 
                        die sich ab dem 16. Jahrhundert verbreitete. Für gewöhnlich wird er mit den Charaktereigenschaften naiv, fröhlich, 
                        ironisch und lustig verkörpert. wirklich ist. Sie, mit
                     der edlen Haltung des Schöpfers,
                     brauchen nur das Vorbildliche
                     darin nicht abzustreiten. Denn
                     unter Vorbild verstehe ich ja
                     gar kein Muster und
                     Exemplum, de nach dem 
                     man im Atelier seine Regeln 
                     lehrt, sondern ich meine 
                     das wirklich geschaffene
                     Imaginäre. So glaube ich
                     persönlich, dass ein wahrhaftes
                     Vorbild gar kein lebender oder
                     toter Mensch sein kann, sondern
                     nur das Überwirkliche, also eine
                     geistige Schöpfung. Der Mensch ist 
                     vielleicht der grosse Anreger, er
                     ist vielleicht Helfer, Heiler, Arzt,
                     Tröster, Schenker, – aber nur seine
                     Schöpfung ist das Vorbild. Also
                     nicht Mozart, sondern Don Giovanni,
                     nicht Goethe, sondern der Werther, 
                 
                                                     | 
                                                    
                                                            
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                        Arlecchino stammt aus der italienischen Theaterform der Commedia dell’arte, 
                        die sich ab dem 16. Jahrhundert verbreitete. Für gewöhnlich wird er mit den Charaktereigenschaften naiv, fröhlich, 
                        ironisch und lustig verkörpert.</note> wirklich ist. Sie, mit
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                    <lb/>Exemplum, <hi rend="strikethrough">de</hi> nach dem 
                    <lb/>man im Atelier seine Regeln 
                    <lb/>lehrt, sondern ich meine 
                    <lb/>das wirklich geschaffene
                    <lb/><hi rend="bold">Imaginäre.</hi> So glaube ich
                    <lb/>persönlich, dass ein wahrhaftes
                    <lb/>Vorbild gar kein lebender oder
                    <lb/>toter Mensch sein kann, sondern
                    <lb/>nur das Überwirkliche, also eine
                    <lb/>geistige Schöpfung. Der Mensch ist 
                    <lb/>vielleicht der gro<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>e Anreger, er
                    <lb/>ist vielleicht Helfer, Heiler, Arzt,
                    <lb/>Tröster, Schenker, – aber nur seine
                    <lb/>Schöpfung ist das Vorbild. Also
                    <lb/>nicht <persName key="E0300010">Mozart</persName>, sondern <title key="E0400002">Don Giovanni</title>,
                    <lb/>nicht <persName key="E0300124">Goethe</persName>, sondern der <title key="E0400325">Werther</title>,</p>
                </div> 
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                                                          5Diplomatische Umschrift 
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                                                        BII, 42715
                oder der Wilhelm Meister.....; nicht
                     Roussau, sonder die Confessions.
                     Stellt man sich so ein, dann ist
                     es z. B. unmöglich, nachzuahmen.
                     Denn dann erscheint das Werk,
                     die Gestalt die einem Vorbild
                     ist, immerfort als Ziel, als 
                     Letztes, als Vollkommenes für
                     die künftige Arbeit. Stellt man
                     sich aber auf die wirkliche,  histo- rische Menschenperson ein, dann 
                     beginnt sofort der Wunsch, zu 
                     übertrumpfen – und das kann ja
                     nur auf (schöpfungsarmer) Nach- ahmung beruhen. 
                                                            
                                                                
                    Deutsche
                         Staatsbibliothek Berlin
                    
                 
                                                             
                So meine ich also wirklich, dass
                     Ihr Arlecchino ein Vorbild ist.
                     Und ich muss ihn, ob Sie sich 
                     gleich dagegen in einer edlen 
                     Geste sträuben, zu den grossen
                     Vorbildern der Kunst zählen.
                     Innerlich wissen Sie es ja wohl 
                 
                                                     | 
                                                    
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                <note type="foliation" place="top-left" resp="#archive">BII, 4271</note>
                <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive" rend="underline">5</note>
                <p>oder der <title key="E0400319">Wilhelm Meister</title><choice><orig>.....;</orig><reg>...,</reg></choice> nicht
                    <lb/><persName key="E0300286">Roussau</persName>, sonder die <title key="E0400361">Confessions</title>.
                    <lb/>Stellt man sich so ein, dann ist
                    <lb/>es z. B. <hi rend="underline">unmöglich</hi>, nachzuahmen.
                    <lb/>Denn dann erscheint das Werk,
                    <lb/>die Gestalt<reg>,</reg> die einem Vorbild
                    <lb/>ist, immerfort als Ziel, als 
                    <lb/>Letztes, als Vollkommenes für
                    <lb/>die künftige Arbeit. Stellt man
                    <lb/>sich aber auf die wirkliche,  histo
                    <lb break="no"/>rische Menschenperson ein, dann 
                    <lb/>beginnt sofort der Wunsch, zu 
                    <lb/>übertrumpfen – und das kann ja
                    <lb/>nur auf (schöpfungsarmer) Nach
                    <lb break="no"/>ahmung beruhen.</p>
                <note type="stamp" place="right-of" resp="#dsb_st_red">
                    <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
                        <lb/>Staatsbibliothek<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName>
                    </stamp>
                </note>
                <p>So meine ich also wirklich, dass
                    <lb/>Ihr Arlecchino ein Vorbild ist.
                    <lb/>Und ich muss ihn, ob Sie sich 
                    <lb/>gleich dagegen in einer edlen 
                    <lb/>Geste sträuben, zu den gro<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en
                    <lb/>Vorbildern der Kunst zählen.
                    <lb/>Innerlich wissen Sie es ja wohl</p>
                </div> 
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                                                          6Diplomatische Umschrift 
                                                     | 
                                                    
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                selbst. Die absolute Rundung
                     des Auflebens und der Gestalten –
                     nirgends ein toter Punkt, nirgends
                     eine flach angepappte Figur –
                     um jede Gestalt kann man textlich
                     und musikalisch gewissermassen
                     herumgehen, jede ist vollkommen
                     da. Am auffallendsten für den 
                     wirklichen inneren Schaffensvorgang,
                     der nichts Statistenhaftes duldet,
                     ist mir, dass sogar Abbate und
                     Dottore
                                                                Abbate Cospicuo 
                        und Doctor Bombasto sind die Bariton- und Bassrolle in Busonis 
                        Oper Arlecchino. ihre eigene Scene 
                    haben:: 
                Dieses alles sagt mir eben,
                     dass man es in diesem Werk mit 
                     einem wirklichen Vorbild zu 
                     tun hat. Das sage ich doch
                     nicht, um Ihnen zu schmeicheln, 
                     denn dann würden wir uns 
                     beide schämen. Auch nicht ein- mal in der Bewegung von 
                     Freundschaftsgefühlen, sondern 
                     ganz sachlich und objektiv.
                     Weil ich es nun einmal 
                 
                                                     | 
                                                    
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
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                <p>selbst. Die absolute Rundung
                    <lb/>des Auflebens und der Gestalten –
                    <lb/>nirgends ein toter Punkt, nirgends
                    <lb/>eine flach angepappte Figur –
                    <lb/>um jede Gestalt kann man textlich
                    <lb/>und musikalisch gewisserma<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en
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                    <lb/>wirklichen inneren Schaffensvorgang,
                    <lb/>der nichts Statistenhaftes duldet,
                    <lb/>ist mir, dass sogar Abbate und
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                        und Doctor Bombasto sind die Bariton- und Bassrolle in <persName key="E0300017">Busonis</persName> 
                        Oper <title key="E0400133">Arlecchino</title>.</note> ihre eigene S<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>ene 
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                <p>Dieses alles sagt mir eben,
                    <lb/>dass man es in diesem Werk mit 
                    <lb/>einem wirklichen Vorbild zu 
                    <lb/>tun hat. Das sage ich doch
                    <lb/>nicht, um Ihnen zu schmeicheln, 
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                                                          7Diplomatische Umschrift 
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                weiss! Übrigens werden Sie
                     es ja in den nächsten Jahren
                     erleben, dass es stimmte.
                     (Kommt noch hinzu, dass der
                     Arlecchino ja nicht nur eine 
                     von Ihren gestaltete Figur ist, 
                     sondern eine, mit deren
                     Art der Empfindung Sie sich 
                     identifizieren. Das ist das
                     grösste Mittel – stärker als 
                     die stärkste Reklame – um einer
                     Gestalt vorbildliches Leben zu 
                     geben!)
                 
                Nun, nach diesen vielleicht
                     langatmigen Auseinandersetzungen
                     verstehen Sie, wenn ich solche 
                     Diskussionen von Werfel, Stefan 
                     Erwerbszweig und handevelde 
                     den ich für viel klüger gehalten
                     hätte), was für eine Art Genie 
                     Goethe war, und ob Dostojevski
                 
                 
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                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive" rend="underline">7</note>
                <p>wei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>! Übrigens werden Sie
                    <lb/>es ja in den nächsten Jahren
                    <lb/>erleben, dass es stimmte.
                    <lb/>(Kommt noch hinzu, dass der
                    <lb/>Arlecchino ja nicht nur eine 
                    <lb/>von Ihren gestaltete Figur ist, 
                    <lb/>sondern eine, mit deren
                    <lb/>Art der Empfindung <!-- Empfindungen und Charaktereigenschaften des Arleccino? -->Sie sich 
                    <lb/>identifizieren. Das ist das
                    <lb/>grö<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>te Mittel – stärker als 
                    <lb/>die stärkste Reklame – um einer
                    <lb/>Gestalt vorbildliches Leben zu 
                    <lb/>geben!)
                </p>
                <p>Nun, nach diesen vielleicht
                    <lb/>langatmigen Auseinandersetzungen
                    <lb/>verstehen Sie, wenn ich solche 
                    <lb/>Diskussionen von Werfel, Stefan 
                    <lb/>Erwerbszweig und handevelde <!-- ???? -->
                    <lb/>den ich für viel klüger gehalten
                    <lb/>hätte), was für eine Art Genie 
                    <lb/><persName key="E0300124">Goethe</persName> war, und ob <persName key="E0300423">Dostojevski</persName>
                </p>
                </div> 
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                                                          8Diplomatische Umschrift 
                                                     | 
                                                    
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                mehr oder weniger als Goethe gewesen 
                     sei, für recht ekelerregend halte.
                     Übrigens verstehe ich die Frage garnicht,
                     glaube, dass man sie nicht stellen
                     kann, und finde das alles sehr
                     töricht, schulmässig und histo- risierend. — Übrigens ist Dosto- jewski ganz gewiss ein plebejisches
                                                                lateinisch: 
                            zum gemeinen römischen Volk (Plebs) zugehörig; umgangssprachlich: gewöhnlich, ordinär
                     Genie, was ihn natürlich nicht
                     herabsetzt. Das ist sogar sein grösstes
                     Moment (und nicht das Psychologi- sche, das ich für umständlich halte),
                     wenn er moralisch ganz tief 
                     hinunter bis zum letzten Punkt des
                     Plebs steigt, und so tief steigt, 
                     bis Christus an der Hölle auftaucht.
                     Einen solchen Richter müsste man 
                     wohl – wenn schon die Welt unter
                     Genies aufgeteilt werden soll –
                     ein plebejisches Genie nennen. 
                     Das man aber einen gegen den 
                     anderen hält ist blödsinnig. 
                Ich selbst bin davon über- zeugt, dass Goethe den Deutschen 
                 
                                                     | 
                                                    
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
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                <p>mehr oder weniger als <persName key="E0300124">Goethe</persName> gewesen 
                    <lb/>sei, für recht ekelerregend halte.
                    <lb/>Übrigens verstehe ich die Frage garnicht,
                    <lb/>glaube, dass man sie nicht stellen
                    <lb/>kann, und finde das alles sehr
                    <lb/>töricht, schulmä<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>ig und histo
                    <lb break="no"/>risierend. — Übrigens ist <persName key="E0300423">Dosto
                        <lb break="no"/>jewski</persName> ganz gewiss ein plebejisches<note type="commentary" resp="#E0300417">lateinisch: 
                            zum gemeinen römischen Volk (Plebs) zugehörig; umgangssprachlich: gewöhnlich, ordinär</note>
                    <lb/>Genie, was ihn natürlich nicht
                    <lb/>herabsetzt. Das ist sogar sein grösstes
                    <lb/>Moment (und nicht das Psychologi
                    <lb break="no"/>sche, das ich für umständlich halte),
                    <lb/>wenn er <hi rend="underline">moralisch</hi> ganz tief 
                    <lb/>hinunter bis zum letzten Punkt des
                    <lb/>Plebs steigt, und so tief steigt, 
                    <lb/>bis Christus an der Hölle auftaucht.
                    <lb/>Einen solchen Richter müsste man 
                    <lb/>wohl – wenn schon die Welt unter
                    <lb/><hi rend="dq-du">Genies</hi> aufgeteilt werden soll –
                    <lb/>ein plebejisches Genie nennen. 
                    <lb/>Das man aber einen gegen den 
                    <lb/>anderen hält ist blödsinnig.</p>
                <p rend="indent-first">Ich selbst bin davon über
                    <lb break="no"/>zeugt, dass <persName key="E0300124">Goethe</persName> den Deutschen</p>
                </div> 
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                                                          9Diplomatische Umschrift 
                                                     | 
                                                    
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                                                        BII, 42719
                viel Unglück gebracht hat, und 
                     der übrigen Welt viel Glück. 
                     und das wird wohl mit jedem
                     grossen Mann so gehen, dass
                     er ein mondialer
                                                                französisch, hier: weltweiter Glückbringer
                     ist, und die nationale Entwicklung
                     daran glauben muss. — 
                Und nun, lieber Herr Busoni,
                     liegt, während ich schreibe, vor 
                     mir auf dem Tische Schönbergs
                     „Glückliche Hand“. Da wir
                     uns momentan nur brieflich
                     verständigen können, erlauben 
                     Sie mir, hier einige meiner Eindrücke
                     Zu diesem Werk, dessen Kenntnis
                     ich Ihrer gütigen Sendung ver- danke, zu sagen. 
                                                            
                                                                
                    Deutsche
                         Staatsbibliothek Berlin
                    
                 
                                                             
                Das „Drama mit Musik“ Schönbergs,
                     dessen Musik ich leider, wie Sie wissen,
                     nicht kenne, macht durch
                     
                                                         
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                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                <note type="foliation" place="top-left" resp="#archive">BII, 4271</note>
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                <p>viel Unglück gebracht hat, und 
                    <lb/>der übrigen Welt viel Glück. 
                    <lb/>und das wird wohl mit jedem
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                    <lb/>ist, und die nationale Entwicklung
                    <lb/>daran glauben muss. —</p>
                <p rend="indent-first">Und nun, lieber <persName key="E0300017">Herr Busoni</persName>,
                    <lb/>liegt, während ich schreibe, vor 
                    <lb/>mir auf dem Tische <persName key="E0300023">Schönbergs</persName>
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                    <lb/>uns momentan nur brieflich
                    <lb/>verständigen können, erlauben 
                    <lb/>Sie mir, hier einige meiner Eindrücke
                    <lb/>Zu diesem Werk, dessen Kenntnis
                    <lb/>ich Ihrer gütigen Sendung ver
                    <lb break="no"/>danke, zu sagen.</p>
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                    <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
                        <lb/>Staatsbibliothek<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName>
                    </stamp>
                </note>
                <p type="pre-split">Das <rs key="E0400021" rend="dq-du">Drama mit Musik</rs> <persName key="E0300023">Schönbergs</persName>,
                    <lb/>dessen Musik ich leider, wie Sie wissen,
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                    </p></div> 
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                                                          10Diplomatische Umschrift 
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                    seine ausserordentliche Inten- sität einen sehr bedeutenden
                     Eindruck. Dabei schadet es nichts, 
                     dass die gesamte Art der
                     Mise–en–scéne
                                                                franzöisch: In-Szene-Setzen, das eigentlich 
                     Neue an der symbolischen
                     Inszenierung, von Kandinsky  
                     ist, und zwar von Kandinsky 
                     viel souveräner erdacht und
                     gehandhabt in seiner Pantomime
                     „Der gelbe Klang“
                     Leider hat das bedeutende erdachte
                     Drama von Schönberg einen 
                     Fehler: Es ist völlig impotent.
                     Ferner hat es die mir persönlich 
                     furchtbare Eigenschaft: Ich 
                     fühlte mich bei der Lektüre
                     plötzlich um eine bis zwei
                     Generationen zurückgestossen.
                     Der umgekehrte Wagner
                     bleibt immer noch Wagner. 
                 
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                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split">
                    <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive" rend="underline">10</note>
                    seine ausserordentliche Inten
                    <lb break="no"/>sität einen sehr bedeutenden
                    <lb/>Eindruck. Dabei schadet es nichts, 
                    <lb/>dass die <hi rend="underline">gesamte</hi> Art der
                    <lb/>Mise–en–scéne<note type="commentary" resp="#E0300417">franzöisch: In-Szene-Setzen</note>, das eigentlich 
                    <lb/>Neue an der <hi rend="underline">symbolischen</hi>
                    <lb/>Inszenierung, von <persName key="E0300067">Kandinsky </persName> 
                    <lb/>ist, und zwar von <persName key="E0300067">Kandinsky </persName>
                    <lb/>viel souveräner erdacht und
                    <lb/>gehandhabt in seiner Pantomime
                    <lb/>„<title key="E0400362">Der gelbe Klang</title>“
                    <lb/>Leider hat das bedeutende erdachte
                    <lb/>Drama von <persName key="E0300023" type="automated" nymRef="Arnold Schönberg">Schönberg</persName> einen 
                    <lb/>Fehler: Es ist völlig <hi rend="underline">impotent</hi>.
                    <lb/>Ferner hat es die mir persönlich 
                    <lb/>furchtbare Eigenschaft: Ich 
                    <lb/>fühlte mich bei der Lektüre
                    <lb/>plötzlich um eine bis zwei
                    <lb/>Generationen zurückgestossen.
                    <lb/>Der umgekehrte <persName key="E0300006">Wagner</persName>
                    <lb/>bleibt immer noch <persName key="E0300006">Wagner</persName>.</p>
                </div> 
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                                                          11Diplomatische Umschrift 
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                Das ist nämlich Tristan und
                     Isolde aus der Brille
                     Weiningers
                                                                Mit der "Brille Weiningers" spielt 
                        Rubiner wahrscheinlich auf eine besonders frauen- und körperfeindliche Sichtweise an, die 
                        gerade Otto Weininger vorwiegend vertrat. dargestellt. Gut,
                     das ist ja nicht die Hauptsache.
                     Alles ist offenbar in breitestem
                     Maassauf eine schildernde
                     Musik angelegt! Auch das lasse
                     ich noch dahingestellt; ich wollte
                     nur daranmit diesen Bemer- kungen nur andeuten, was ich
                     daran gräulich und modernistisch- altmodisch finde. 
                Die Hauptsache: Das sogenannte 
                     Drama ist keines, sondern nur
                     der Plan zu einem, von dem 
                     nichts ausgeführt wurde! (Denn
                     Dekorationsbeschreibungen sind
                     ja kein Drama, auch wenn sie
                     abwechseln.) Aber auch der Plan
                     zu diesem Drama ist nicht zu 
                     Ende empfunden oder auch nur
                     zu Ende gedacht. Er ist 
                 
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                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                <note type="foliation" place="top-left" resp="#archive" rend="underline">11</note>
                <p>Das ist nämlich <title key="E0400011">Tristan und
                    <lb/>Isolde</title> aus der Brille
                    <lb/><persName key="E0300442">Weiningers</persName><note type="commentary" resp="#E0300417">Mit der "Brille <persName key="E0300442">Weiningers</persName>" spielt 
                        <persName key="E0300126">Rubiner</persName> wahrscheinlich auf eine besonders frauen- und körperfeindliche Sichtweise an, die 
                        gerade <persName key="E0300442">Otto Weininger</persName> vorwiegend vertrat.</note> dargestellt. Gut,
                    <lb/>das ist ja nicht die Hauptsache.
                    <lb/>Alles ist offenbar in breitestem
                    <lb/>Ma<orig>a</orig><choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>auf eine <hi rend="underline">schildernde</hi>
                    <lb/>Musik angelegt! Auch das lasse
                    <lb/>ich noch dahingestellt; ich wollte
                    <lb/><hi rend="strikethrough">nur daran</hi>mit diesen Bemer
                    <lb break="no"/>kungen nur andeuten, was ich
                    <lb/>daran gräulich und modernistisch
                    <lb break="no"/>altmodisch finde.</p>
                <p>Die Hauptsache: Das sogenannte 
                    <lb/>Drama ist keines, sondern nur
                    <lb/>der Plan zu einem, von dem 
                    <lb/><hi rend="underline">nichts</hi> ausgeführt wurde! (Denn
                    <lb/>Dekorationsbeschreibungen sind
                    <lb/>ja kein Drama, auch wenn sie
                    <lb/>abwechseln.) Aber auch der Plan
                    <lb/>zu diesem Drama ist nicht zu 
                    <lb/>Ende empfunden oder auch nur
                    <lb/>zu Ende gedacht. Er ist</p>
                </div> 
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                                                          12Diplomatische Umschrift 
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                ein psychologisches Aperon
                                                                Apeiron, alt-griechisch: philosophischer Begriff, der um 600 v. Chr. geprägt wurde. 
                    Er bezeichnet das Unendliche, Unbestimmte und Unbegrenzte.: Der
                     Mann ist ruhelos, das Weib ist
                     seine Schöpfung, es gehört dem fremden
                     oberflächlichen Herren im Cylinder, der
                     es verachtet. (Wie impotent die
                     Symbolik Schönbergs ist: Der Herr
                     im Cylinder wirft zweimal aus
                     den Kleidern des Weibes einen
                     Fetzen auf die Bühne. "Fetzen" heisst
                     ja bekanntlich im Wiener Dialekt
                     eine leichtfertige Frau. Auf diesen
                     kindischen psychoanalytischen
                     Trick bidet sich Schönberg gewiss
                     viel ein.)
                 
                Aber weiter: Dieser impotente
                     Dramatiker Schönberg glaubt weiss
                     nicht, dass auch auch der Herr im Cylinder
                     andererseits der "Mann" ist, der ,
                     andrerseits dasselbe Frauenerlebnis
                     hat. Oder haben kann; aber hier
                     haben müsste, da ja dieses spezifische
                     Erlebnis in den Mittelpunkt
                     gerückt ist. Schönberg weiss es
                     nicht. Aber der Zuschauer
                     weiss es instinktiv und fordert 
                 
                                                     | 
                                                    
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive" rend="underline">12</note>
                <p>ein psychologisches Aperon<note type="commentary" resp="#E0300417">Apeiron, alt-griechisch: philosophischer Begriff, der um 600 v. Chr. geprägt wurde. 
                    Er bezeichnet das Unendliche, Unbestimmte und Unbegrenzte.</note>: Der
                    <lb/>Mann ist ruhelos, das Weib ist
                    <lb/>seine Schöpfung, es gehört dem fremden
                    <lb/>oberflächlichen Herren im <choice><orig>C</orig><reg>Z</reg></choice>ylinder, der
                    <lb/>es verachtet. (Wie impotent die
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                    <lb/>im <choice><orig>C</orig><reg>Z</reg></choice>ylinder wirft zweimal aus
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                    <lb/>Fetzen auf die Bühne. "Fetzen" heisst
                    <lb/>ja bekanntlich im Wiener Dialekt
                    <lb/>eine leichtfertige Frau. Auf diesen
                    <lb/>kindischen psychoanalytischen
                    <lb/>Trick bidet sich <persName key="E0300023">Schönberg</persName> gewiss
                    <lb/>viel ein.)
                </p>
                <p>Aber weiter: Dieser impotente
                    <lb/>Dramatiker <persName key="E0300023">Schönberg</persName> <hi rend="strikethrough">glaubt</hi> wei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>
                    <lb/>nicht, dass auch <hi rend="underline">auch</hi> der <hi rend="underline">Herr im <choice><orig>C</orig><reg>Z</reg></choice>ylinder</hi>
                    <lb/>andererseits der "Mann" ist, der <orig>,</orig>
                    <lb/><hi rend="underline">and<reg>e</reg>re</hi>rseits dasselbe Frauenerlebnis
                    <lb/>hat. Oder haben kann; aber hier
                    <lb/>haben müsste, da ja dieses spezifische
                    <lb/>Erlebnis in den Mittelpunkt
                    <lb/>gerückt ist. <persName key="E0300023">Schönberg</persName> weiss es
                    <lb/>nicht. Aber der <hi rend="underline">Zuschauer</hi>
                    <lb/>wei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice> es instinktiv und fordert</p>
                </div> 
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                                                          13Diplomatische Umschrift 
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                                                        13BII, 4271
                die Gestaltung. Geschieht sie nicht, 
                     so ist also ein Loch da. Man
                     kann nicht um diese Gestalten 
                     herumgehen. Von Drama also
                     gar keine Rede. Feuer hat
                     das "Drama" zwar einen Abschluss, 
                     indem nämlich hinter dem letzten 
                     gedruckten Wort ein Punkt steht.
                     Aber keinen Schluss. Denn: 
                     die Scenerie hat uns bisher
                     das normale, wirkliche psycholo- gische Leben gezeigt;  es hat aber 
                         noch mit nun ist auch beim
                     winzigsten Drama dies nur
                     die Voraussetzung zum Hochsprung,
                     also die materielle Grundlage der
                     Exposition. Dann geht es ja erst
                     los. Keine Spur davon bei
                     Schönberg. Der mystische Chor singt
                     bei ihm zumam Schluss zum Mann:
                     "Und bist ruhelos!" – Gewiss,
                     das ist ja Vorbedingung jedes 
                 
                                                     | 
                                                    
                                                            
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                <note type="foliation" place="top-left" resp="#archive" rend="underline">BII, 4271</note>
                <p>die Gestaltung. Geschieht sie nicht, 
                    <lb/>so ist also ein Loch da. Man
                    <lb/>kann nicht um diese Gestalten 
                    <lb/>herumgehen. Von Drama also
                    <lb/>gar keine Rede. Feuer hat
                    <lb/>das "Drama" zwar einen Abschluss, 
                    <lb/>indem nämlich hinter dem letzten 
                    <lb/>gedruckten Wort ein Punkt steht.
                    <lb/>Aber keinen Schluss. Denn: 
                    <lb/>die Scenerie hat uns bisher
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                    <lb break="no"/>gische Leben gezeigt; <hi rend="strikethrough"> es hat aber 
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                    <lb/>also die materielle Grundlage der
                    <lb/>Exposition. Dann geht es ja erst
                    <lb/>los. Keine Spur davon bei
                    <lb/><persName key="E0300023">Schönberg</persName>. Der mystische Chor singt
                    <lb/>bei ihm <del rend="strikethrough">zum</del><add place="above">am</add> Schluss zum Mann:
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                                                          14Diplomatische Umschrift 
                                                     | 
                                                    
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                Dramas. Nun fragen wir aber:
                     "Was wird er tun?" Worauf
                     Schönberg antwortet: "Nichts.
                     Er ist eben ruhelos". 
                Aber die Pflicht de Dramatikers, 
                     selbst wenn er Dilettant ist, 
                     ist doch die überwirkliche
                     Lösung der aufeinanderprallenden
                     Willenskräfte zu finden. Die
                     tragische oder die untragische
                     Lösung. Jedenfalls aber die Lösung.
                     Bei Schönberg nichts davon. 
                Und selbst der Rest, der
                     nach alldem noch übrig bleibt,
                     ist nicht ausgeführt. Die
                     paar Worte die vorgim
                     Text vorkommen und
                     gesprochen oder gesungen werden,
                     sind von schrecklichster,
                     süsslicher Plattheit. Impotenz, 
                 
                                                     | 
                                                    
                                                            
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                <p>Dramas. Nun fragen wir aber:
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                    <lb/>Er ist eben ruhelos".</p>
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                    <lb/>selbst wenn er Dilettant ist, 
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                    <lb/>Lösung der aufeinanderprallenden
                    <lb/>Willenskräfte zu finden. Die
                    <lb/>tragische oder die untragische
                    <lb/>Lösung. Jedenfalls aber die Lösung.
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                <p>Und selbst der Rest, der
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                    <lb/>ist nicht ausgeführt. Die
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                                                          15Diplomatische Umschrift 
                                                     | 
                                                    
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                wohin ich in diesem spätwagneria- nischen Werk greife. Gut sind
                     nur die ausführlichen Regie- bemerkungen aus zweiter Hand
                     (nach Kandinsky ).– Da ich
                     mich aber von Schönbergs
                     Musik gerne von Zeit zu Zeit
                     am nackten Körper bürsten
                     lasse; ich grosse Achtung vor
                     den erbitterten, jahrelangen An- strengungen dieses Mannes habe,
                     so würde ich nach diesem
                     misslungenen Seelenkino mit
                     Musik nicht sagen: Ganz
                     aufhören!, sondern würde
                     vorschlagen: Schönberg soll
                     von nun an Lieder schreiben, nur
                     noch Lieder, und zwar Lieder
                     aus dem psychoanalytischen
                     Familienleben. (Z.B. 72 Takte
                     musikalische Beschreibung eines
                     symbolisch wichtigen Kleiderschran-
                 
                 
                                                     | 
                                                    
                                                            
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                <p>wohin ich in diesem spätwagneria
                    <lb break="no"/>nischen Werk greife. Gut sind
                    <lb/>nur die ausführlichen Regie
                    <lb break="no"/>bemerkungen aus zweiter Hand
                    <lb/>(nach <persName key="E0300067">Kandinsky </persName>).– Da ich
                    <lb/>mich aber von <persName key="E0300023">Schönbergs</persName>
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                    <lb/>am nackten Körper bürsten
                    <lb/>lasse; ich gro<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>e Achtung vor
                    <lb/>den erbitterten, jahrelangen An
                    <lb break="no"/>strengungen dieses Mannes habe,
                    <lb/>so würde ich nach diesem
                    <lb/>misslungenen Seelenkino mit
                    <lb/>Musik nicht sagen: Ganz
                    <lb/>aufhören!, sondern würde
                    <lb/>vorschlagen: <persName key="E0300023">Schönberg</persName> soll
                    <lb/>von nun an Lieder schreiben, nur
                    <lb/>noch Lieder, und zwar Lieder
                    <lb/>aus dem psychoanalytischen
                    <lb/>Familienleben. (Z.B. 72 Takte
                    <lb/>musikalische Beschreibung eines
                    <lb/>symbolisch wichtigen Kleiderschran-
                </p>
                </div> 
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                                                          16Diplomatische Umschrift 
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                kes. Es geht alles. Bis zur psycho- logischen Stiefelbürste.)
                 
                Spass beseite. Ich habe mich
                     um zwei Generationen zurück- geworfen gefühlt. Schade. 
                Es ist alles genau das Entgegen- gesetzte von dem was ich denke
                     empfinde, wünsche, fühle, billige und
                     tue. – Ich meine, unter diese
                     Spätgeburtwagnerei müssten doch
                     ihre Opern wie Blitze hineinfahren. 
                                                            
                                                                
                        Deutsche
                             Staatsbibliothek Berlin
                        
                     
                                                             
                Mit heimlicher Freude,
                     mit recht herzlicher, erfüllte mich
                     Ihre Nachricht, dass Sie in der
                     angegebenen Art etwas für Goetz
                     getan haben!– Zweygberg führte
                     mich neulich zu einem Basler Maler 
                     mit ausgezeichneter Villa, pompösen
                     Atelier. Heisst Garnjobst. Unglaublicher
                     Kitsch. (Und ich wüsste doch soviel Jahre
                     nicht mehr, was Kitsch ist!) Danach
                     möchte ich Hubers Bekanntschaft doch
                     lieber nicht machen. Ich glaube, ich lasse
                     ihn lieber in Frieden. Seien Sie und
                     die liebe Frau Gerda herzlichst und
                     freundschaftlichst gegrüsst von Ihrem
                     Ludwig Rubiner. 
                 
                                                     | 
                                                    
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
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                <p>kes. Es geht alles. Bis zur psycho
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                </p>
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                <p>Es ist alles genau das Entgegen
                    <lb break="no"/>gesetzte von dem was ich denke
                    <lb/>empfinde, wünsche, fühle, billige und
                    <lb/>tue. – Ich meine, unter diese
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                <p rend="indent-first">Mit heimlicher Freude,
                    <lb/>mit recht herzlicher, erfüllte mich
                    <lb/>Ihre Nachricht, dass Sie in der
                    <lb/>angegebenen Art etwas für <persName key="E0300192">Goetz</persName>
                    <lb/>getan haben!– <persName key="E0300206">Zweygberg</persName> führte
                    <lb/>mich neulich zu einem <placeName key="E0500097">Basler</placeName> Maler 
                    <lb/>mit ausgezeichneter Villa, pompösen
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                    <lb/>Kitsch. (Und ich wüsste doch soviel Jahre
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                                                          17Diplomatische Umschrift 
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                                                            B II, 4271 
                P.S. 
                Bis jetzt wartete ich vergeblich
                     auf ein anständiges gebundenes
                     Tolstoi–Exemplar, das für
                     Sie bestimmt ist. Ich be- kam aber keines. 
                Aus Ihrem Brief schloss ich,
                     dass Sie das gewöhnliche Exem- plar früher als ich in Händen
                     hielten. Haben Sie etwa eines
                     gekauft? Wäre schade. Ich
                     freute mich auf eine persön- liche Übersendung. 
                
                                                            
                                                                
                    Deutsche
                         Staatsbibliothek Berlin
                    
                 
                                                             
                 
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                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
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                <p>P.S.</p>
                <p>Bis jetzt wartete ich vergeblich
                    <lb/>auf ein anständiges gebundenes
                    <lb/><persName key="E0300091">Tolstoi</persName>–Exemplar, das für
                    <lb/>Sie bestimmt ist. Ich be
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                <p>Aus Ihrem Brief schloss ich,
                    <lb/>dass Sie das gewöhnliche Exem
                    <lb break="no"/>plar früher als ich in Händen
                    <lb/>hielten. Haben Sie etwa eines
                    <lb/>gekauft? Wäre schade. Ich
                    <lb/>freute mich auf eine persön
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                                                          18Diplomatische Umschrift 
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                                                          19Diplomatische Umschrift 
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                                                          20Diplomatische Umschrift 
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                                                          21Diplomatische Umschrift 
                                                     | 
                                                    
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                                                          22Diplomatische Umschrift 
                                                     | 
                                                    
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                                    Zürich 3
                                     -8.11.18IX-
                                     VIII Eildienst & Fächer 
                              
                                                             
                                                            
                                                                
                                Deutsche
                                     Staatsbibliothek Berlin
                                
                             
                                                             
                                                            
                                
                                                                    Nachlaß Busoni B II 
                                         Mus.ep. L. Rubiner 12Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4271-Beil. 
                             7. Feb. 1918 
                                                     | 
                                                    
                                                            
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                                    <lb/>-<date when-iso="1918-11-08">8.11.18</date>IX-
                                    <lb/>VIII<lb/>Eildienst & Fächer </stamp>
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                                    <lb/>Staatsbibliothek<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName>
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