Robert Freund an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Zürich · 20. April 1912

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Mus.ep. R. Freund 35 (Busoni-Nachl.B II)
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1724
[1]

Lieber Freund! Es ist selbst-
verständlich keine Kritik
die sie von mir erwarten.
Um nach einmaligem
Hören u. ohne Ken̅tniss
des Klavierauszuges ein
Werk von der Bedeutung
der "Brautwahl" beurtheilen
zu können, dazu muss
man schon "Kritiker" von
Beruf sein. So lassen
Sie mich mit zwei
Worten über den Eindruck

Lieber Freund!

Es ist selbstverständlich keine Kritik, die sie von mir erwarten. Um nach einmaligem Hören und ohne Kenntnis des Klavierauszuges ein Werk von der Bedeutung der Brautwahl beurteilen zu können, dazu muss man schon „Kritiker“ von Beruf sein. So lassen Sie mich mit zwei Worten über den Eindruck berichten, den ich empfangen. — Bei der Uraufführung von Busonis Brautwahl, die am 13. April 1912 im Hamburger Stadttheater stattfand, war Freund anwesend (vgl. Busonis Antwort).

Die zwei ersten Akte gefielen mir ausnehmend. Alles Leben, Geist, Bewegung. Vorspiel des dritten Aktes ein Juwel. Aber die beiden letzten Akte schienen mir zu breit. Ginge es nicht, aus dem dritten Akt und dem Nachspiel einen (gekürzten) Akt, meinetwegen in drei Bildern zu machen, das Ganze konziser, gedrängter zu gestalten? Dies natürlich in aller Bescheidenheit gesagt, denn zunächst müsste ich den Klavierauszug genau ansehen können, bevor ich mir einen „maßgeblichen“, begründeten Vorschlag erlaubte.

Andreae sagte mir, dass wir Sie nächsten Winter hören werden und er im gleichen Konzert Ihre Berceuse élégiaque bringen will. Busoni spielte am 6. und 7. Januar 1913 in der Zürcher Tonhalle. Die Berceuse élégiaque wurde unter Busoni als drittes von sechs Stücken gespielt (vgl. Willimann 1994, S. 37–39). Bravissimo! Ich darf also sagen: auf Wiedersehen!

Mit den herzlichsten Grüßen an Ihre liebe Frau und Sie selbst Ihr getreuer

R. F.

20.4.
                                                                
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berichten den ich empfangen. — Bei der Uraufführung von Busonis Brautwahl, die am 13. April 1912 im Hamburger Stadttheater stattfand, war Freund anwesend (vgl. Busonis Antwort).

Die 2 ersten Acte gefielen mir ausnehmend.
Alles Leben, Geist, Bewegung. Vorspiel
des 3ten Actes ein Juwel. Aber
die beiden letzten Acte schienen mir
zu breit. Ginge es nicht, aus dem
3ten Act u. dem Nachspiel einen

                                                                
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(gekürzten) Act, meinetwe-
gen in 3 Bildern –
zu machen, das Ganze
conciser, gedrängter zu
gestalten? Dies natürlich
in aller Bescheidenheit
gesagt, den̅ zunächst
müsste ich den Kl. Ausz.
genau ansehen kön̅en,
bevor ich mir einen
"massgeblichen" begründe-
ten Vorschlag erlaubte.

[Deut]sche
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[Ber]lin
                                                                
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Staatsbiblio[thek]
Berli[n]

Andreae sagte mir, dass wir Sie nächsten
Winter hören werden u. er im gleichen
Concert Ihre Berceuse élégiaque
bringen will. Busoni spielte am 6. und 7. Januar 1913 in der Zürcher Tonhalle. Die Berceuse élégiaque wurde unter Busoni als drittes von sechs Stücken gespielt (vgl. Willimann 1994, S. 37–39). Bravissimo! Ich darf
also sagen: auf Wiedersehen!

Mit den herzlichsten Grüssen an Ihre l.
Frau u. Sie selbst Ihr getreuer

R. F.

20/4 (1912)
                                                                
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ZÜRICH
20.IV.12 XI-
FILRÄMSTRASSE
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20.IV.12 XI-
FILRÄMSTRASSE
Herrn Ferruccio Busoni
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Berlin, W
Viktoria Luisenplatz 11
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R. Freund
Untere Zäune 7
Nachlaß Busoni B II
Mus.ep. R. Freund 35

Mus. Nachl. F. Busoni B II, 1724-Beil.
                                                                
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1724 | olim: Mus.ep. R. Freund 35 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
1 Bogen, 4 beschriebene Seiten
Kollation
Seitenfolge: 1, 4, 3, 2
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Robert Freund, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen, eine Foliierung vorgenommenund eine Datumsangabe ergänzt hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 123456

Zusammenfassung
Freund teilt seinen Eindruck von Busonis Oper Die Brautwahl „nach einmaligem Hören und ohne Kenntnis des Klavierauszuges“ mit; äußert sich euphorisch über die ersten beiden Akte und bezeichnet das Vorspiel zum dritten als „Juwel“; schlägt für die verbleibenden Teile eine konzisere Fassung vor; zeigt sich erfreut über die Ankündigung von Andreae, Busoni werde „kommenden Winter“ in Zürich auftreten.
Incipit
Es ist selbstverständlich meine Kritik

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
29. März 2018: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition