Mus.ep. R. Freund 35 (Busoni-Nachl.B II) Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1724
[1]
Lieber Freund! Es ist selbst- verständlich keine Kritik
die sie von mir erwarten.
Um nach einmaligem
Hören u. ohne Ken̅tniss
des Klavierauszuges ein
Werk von der Bedeutung
der "Brautwahl" beurtheilen
zu können, dazu muss
man schon "Kritiker" von
Beruf sein. So lassen
Sie mich mit zwei
Worten über den Eindruck
Lieber Freund!
Es ist selbstverständlich keine Kritik,
die sie von mir erwarten.
Um nach einmaligem
Hören und ohne Kenntnis
des Klavierauszuges ein
Werk von der Bedeutung
der „Brautwahl“ beurteilen
zu können, dazu muss
man schon „Kritiker“ von
Beruf sein. So lassen
Sie mich mit zwei
Worten über den Eindruck
berichten, den ich empfangen. —Bei der Uraufführung von BusonisBrautwahl, die am 13. April 1912 im Hamburger Stadttheater stattfand, war Freund anwesend (vgl. BusonisAntwort).
Die zwei ersten Akte gefielen mir ausnehmend.
Alles Leben, Geist, Bewegung. Vorspiel
des dritten Aktes ein Juwel. Aber
die beiden letzten Akte schienen mir
zu breit. Ginge es nicht, aus dem
dritten Akt und dem Nachspiel einen
(gekürzten) Akt, meinetwegen in drei Bildern
zu machen, das Ganze
konziser, gedrängter zu
gestalten? Dies natürlich
in aller Bescheidenheit
gesagt, denn zunächst
müsste ich den Klavierauszug
genau ansehen können,
bevor ich mir einen
„maßgeblichen“, begründeten Vorschlag erlaubte.
Andreae sagte mir, dass wir Sie nächsten
Winter hören werden und er im gleichen
Konzert Ihre Berceuse élégiaque
bringen will.Busoni spielte am 6. und 7. Januar 1913 in der ZürcherTonhalle. Die Berceuse élégiaque wurde unter Busoni als drittes von sechs Stücken gespielt (vgl. Willimann 1994, S. 37–39).
Bravissimo! Ich darf
also sagen: auf Wiedersehen!
Mit den herzlichsten Grüßen an Ihre liebe
Frau und Sie selbst Ihr getreuer
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Die 2 ersten Acte gefielen mir ausnehmend.
Alles Leben, Geist, Bewegung. Vorspiel
des 3ten Actes ein Juwel. Aber
die beiden letzten Acte schienen mir
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3ten Act u. dem Nachspiel einen
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3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
3XML
[2] (gekürzten) Act, meinetwe- gen in 3 Bildern –
zu machen, das Ganze
conciser, gedrängter zu
gestalten? Dies natürlich
in aller Bescheidenheit
gesagt, den̅ zunächst
müsste ich den Kl. Ausz.
genau ansehen kön̅en,
bevor ich mir einen
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Andreae sagte mir, dass wir Sie nächsten
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Concert Ihre Berceuse élégiaque bringen will.Busoni spielte am 6. und 7. Januar 1913 in der ZürcherTonhalle. Die Berceuse élégiaque wurde unter Busoni als drittes von sechs Stücken gespielt (vgl. Willimann 1994, S. 37–39).
Bravissimo! Ich darf
also sagen: auf Wiedersehen!
Mit den herzlichsten Grüssen an Ihre l.
Frau u. Sie selbst Ihr getreuer
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Mus.ep. R. Freund 35 Mus. Nachl. F. Busoni B II, 1724-Beil.
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Mus.ep. R. Freund 35 </del><addplace="below"rend="align(right)">Mus. Nachl. F. Busoni B II, 1724-Beil.</add></subst></note>
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1724 | olim:
Mus.ep. R. Freund 35 (Busoni-Nachl. B II)
|
Freund teilt seinen Eindruck von Busonis Oper Die Brautwahl„nach einmaligem Hören und ohne Kenntnis des Klavierauszuges“ mit; äußert sich euphorisch über die ersten beiden Akte und bezeichnet das Vorspiel zum dritten als „Juwel“; schlägt für die verbleibenden Teile eine konzisere Fassung vor; zeigt sich erfreut über die Ankündigung von Andreae, Busoni werde „kommenden Winter“ in Zürich auftreten.
Brief von Robert Freund an Ferruccio Busoni (Zürich, 20. April 1912), bearbeitet von Lukas Baake, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Robert Freund, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, März 2018: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0100546 (29. März 2018: in Korrekturphase)
Download der bereinigten Lesefassung im PDF-Dateiformat (.pdf)
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<TEIxmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"xml:id="D0100546"><teiHeader><fileDesc><titleStmt><titlexml:lang="de">Brief von Robert Freund an Ferruccio Busoni (Zürich, 20. April 1912)</title><titlexml:lang="en">Letter by Robert Freund to Ferruccio Busoni (Zurich, 20 April 1912)</title><authorkey="E0300208">Robert Freund</author><respStmt><resp>Prepared by</resp><persNamekey="E0300377"><forename>Lukas</forename><surname>Baake</surname></persName></respStmt><respStmt><resp>Digitization by</resp><orgNamekey="D-B">Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz</orgName></respStmt></titleStmt><publicationStmt><publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher><pubPlace>Berlin</pubPlace><datewhen-iso="2018-03"/><availability><licencetarget="https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/">Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)</licence></availability></publicationStmt><seriesStmt><titletype="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title><titletype="genre">Briefe</title><titletype="subseries"key="E010007">Briefwechsel Ferruccio Busoni – Robert Freund</title><editorkey="E0300314">Christian Schaper</editor><editorkey="E0300313">Ullrich Scheideler</editor></seriesStmt><sourceDesc><msDesc><msIdentifier><countrykey="DE">Deutschland</country><settlement>Berlin</settlement><institutionkey="D-B">Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz</institution><repository>Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv</repository><collection>Nachlass Ferruccio Busoni</collection><idno>Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1724</idno><altIdentifier><idnotype="D-B.olim">Mus.ep. R. Freund 35 (Busoni-Nachl. B II)</idno></altIdentifier><altIdentifier><institution>Kalliope-Verbund</institution><idno>DE-611-HS-590251</idno></altIdentifier></msIdentifier><msContents><summary><persNamekey="E0300208">Freund</persName> teilt seinen Eindruck von <persNamekey="E0300017">Busonis</persName> Oper <titlekey="E0400138">Die Brautwahl</title><q>nach einmaligem Hören <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> ohne Ke<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>tnis<orig>s</orig> des Klavierauszuges</q> mit; äußert sich euphorisch über die ersten beiden Akte und bezeichnet das Vorspiel zum dritten als <q>Juwel</q>; schlägt für die verbleibenden Teile eine konzisere Fassung vor; zeigt sich erfreut über die Ankündigung von <persNamekey="E0300129">Andreae</persName>, <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> werde <qrend="dq-du">kommenden Winter</q> in <placeNamekey="E0500132">Zürich</placeName> auftreten.</summary><msItem><docDate><datewhen-iso="--04-20"/></docDate><!--Dieses unvollständige Datum wird bei der Onlinedarstellung in den Metadaten nicht korrekt wiedergegeben, L.B.--><docDateresp="#post"sameAs="#post_abs"><datewhen-iso="1912-04-20"/></docDate><docDateresp="#archive"sameAs="#arch_date"><datewhen-iso="1912"/></docDate><incipit>Es ist selbstverständlich meine Kritik</incipit></msItem></msContents><physDesc><objectDesc><supportDesc><extent><measuretype="folio">1 Bogen</measure><measuretype="pages">4 beschriebene Seiten</measure></extent><collation>Seitenfolge: 1, 4, 3, 2</collation><condition>Der Brief ist gut erhalten.</condition></supportDesc></objectDesc><handDesc><handNotexml:id="major_hand"scope="major"medium="black_ink"scribe="author"scribeRef="#E0300208">Hand des Absenders Robert Freund, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.</handNote><handNotexml:id="archive"scope="minor"medium="pencil"scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und eine Datumsangabe ergänzt hat.</handNote><handNotexml:id="archive_red"scope="minor"medium="red_pen"scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat</handNote><handNotexml:id="dsb_st_red"scope="minor"medium="red_ink"scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote><handNotexml:id="sbb_st_blue"scope="minor"medium="blue_ink"scribe="archivist">Bibliotheksstempel (blaue Tinte)</handNote><handNotexml:id="post"scope="minor"medium="black_ink"scribe="postoffice">Poststempel (schwarze Tinte)</handNote></handDesc><accMat><pbn="5"/><notetype="stamp"place="top-right"resp="#post"rend="small"><stampxml:id="post_abs"rend="round border majuscule align(center)"><placeNamekey="E0500132">ZÜRICH</placeName><lb/><datewhen-iso="1912-04-20">20.IV.12</date> XI-
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<lb/>Winter hören werden <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> er im gleichen
<lb/><choice><orig>Concert</orig><reg>Konzert</reg></choice> Ihre <titlekey="E0400015">Berceuse élégiaque</title><lb/>bringen will.
<notetype="commentary"resp="#E0300377"><persNamekey="E0300017">Busoni</persName> spielte am <datewhen-iso="1913-01-06/1913-01-07">6. und 7. Januar 1913</date> in der <placeNamekey="E0500132">Zürcher</placeName><placeNamekey="E0500320">Tonhalle</placeName>. Die <titlekey="E0400015">Berceuse élégiaque</title> wurde unter <persNamekey="E0300017">Busoni</persName> als drittes von sechs Stücken gespielt <bibl>(vgl. <reftarget="#E0800058"/>, S. 37–39)</bibl>.</note>
Bravissimo! Ich darf
<lb/>also sagen: auf Wiedersehen!</p><closer><salute>Mit den herzlichsten Grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en an Ihre <choice><abbr>l.</abbr><expan>liebe</expan></choice><lb/>Frau <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Sie selbst Ihr getreuer</salute><signedrend="align(right)"><persNamekey="E0300208">R. F.</persName></signed><dateline><datewhen-iso="1912-04-20"rend="space-above">20<choice><orig>/4</orig><reg>.4.</reg></choice><noteresp="#archive"type="dating"place="inline"> (1912)</note></date></dateline></closer></div></body></text></TEI>