Lieber, Verehrtester, aus Ihrer lieben Karte
ist nicht zu entnehmen, ob die Stücke
für 2 Kl. meine eigenen
istsind, umsoweniger
als ich nicht wüsste, welches ein zweites
waere.
Immerhin freue ich mich, Ihre
4 Schüler zu hören. Ich war endlich auch
unwohl u. 2 Tage Bettlägerig, wollte
die Messe in Basel besuchen; nun höre
ich, dass Sie nicht da sind! In Solo-
thurn gefiel mir’s 3 Stunden lang
sehr gut, dann begann ich, an meiner
TaschenUhr zu tourmentieren.
Signor Pisoni,
so(eine Art Bibbiena),
kannte seine Maasse und seinen
Styl sehr gut. Diese Bibbienas haben
3 Generationen u. 200 Jahre lang
ihre “Barokkaden” in Europa gebaut.
Gegenüber dem Mannheimer Theater
steht auch unvermuthet so eine
Jesuiten Kirche, immerhin stolzer
als der deutsche Zopfstyl. – Und
was “beutet”
Die Vorstellung des Südens, die ei-
gentlich in Ihnen selber liegt.
Ferruccio Busoni an Hans Huber arrow_backarrow_forward
Zürich · 2. April 1917
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Diplomatische Umschrift
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47.
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Zürich (am See des
selben Namens romantisch gelegen)
am 2. April 1917.
Lieber, Verehrtester, aus Ihrer lieben Karte
ist nicht zu entnehmen, ob die Stücke
für zwei Klaviere meine eigenen
sind, umso weniger
als ich nicht wüsste, welches ein zweites
wäre.
Immerhin freue ich mich, Ihre
vier Schüler zu hören. Ich war endlich auch
unwohl und zwei Tage bettlägerig, wollte
die Messe in Basel besuchen; nun höre
ich, dass Sie nicht da sind! In Solothurn gefiel mir’s drei Stunden lang
sehr gut, dann begann ich, meine
Taschenuhr zu tourmentieren.
Es ist merkwürdig und gegen alle Annahme, dass der Süden auf mich reizvoll, aber melancholisch, sogar düster wirkt. Am wenigsten in Frankreich, aber drückend in Oberitalien (Modena, Verona!). (Das kommt vielleicht davon, dass ich als Mitbürger empfinde, und nicht allein als Zuschauer.) Nun geht es, so scheint’s – mit
meinen Opern
Viel Freude zum Ausblick ins
gelobte Land!
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Es ist merkwürdig, und gegen
Nun geht es, so scheint’s – mit
Viel Freude zum Ausblick in’s
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Locarno
-3.IV.17VIII- |
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Dokument
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Quelle
- Überlieferung
- Schweiz | Basel | Universitätsbibliothek | NL 30 : 22:A-H:16
- Zustand
- Der Brief ist gut erhalten. Umschlagaufriss ohne Textverlust.
- Umfang
- 2 Blatt, 2 beschriebene Seiten
- Hände/Stempel
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- Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
- Hand des Archivars, der die Nummerierung und Foliierung mit Bleistift vorgenommen hat.
- Poststempel (schwarze Tinte)
Inhalt
- Zusammenfassung
- Busoni berichtet von seinem Aufenthalt in Solothurn und von der Arbeit an den Opern Arlecchino und Turandot.
- Incipit
- „aus Ihrer lieben Karte ist nicht zu entnehmen“
Edition
- Inhaltlich Verantwortliche
- Christian Schaper Ullrich Scheideler
- bearbeitet von
- Stand
- 30. Mai 2017: zur Freigabe vorgeschlagen (Auszeichnungen überprüft, korrekturgelesen)
- Stellung in diesem Briefwechsel
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Vorausgehend
- 12. März 1917: an Hans Huber
- 1. April 1917: von Hans Huber
- Benachbart in der Gesamtedition
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Vorausgehend Folgend
- Frühere Ausgaben
- Refardt 1939, S. 27 f.
Erwähnte Entitäten
- Personen
- Institutionen
- Werke
- Orte