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61.12. Nov. 1917
Lieber, Verehrter.
Ihre Bellinda wurde gestern
mit Liebe u. gutem Können dar- geboten, mit Wärme aufgenom̅en.
Eine Aufführung am Stadttheater Zürich; vgl. den vorherigen Brief.
Die Verwandlungsbilder, (na- mentlich das zur Winterland- schaft,) wirkten ganz märchenhaft,
waren geschickt u. fantasievoll
inszeniert. Besonders gut war
der Narr von Herrn Jerger.
Den größten Beifall erweckte
der Tanzschluss in der Rosengrotte.
Ein symphatisches, anregendes
Werk voller einzelner Einfälle,
musste es Jeden erfreuen, der
von den heutigen abgeplagten
Voraussetzungen von Bühnen- Konflikten u. Kniffen sich ab- zusehen vermochte; und dass
ich zu diesen Rebellen zähle,
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Lieber, Verehrter.
Ihre Bellinda wurde gestern
mit Liebe und gutem Können dargeboten, mit Wärme aufgenommen.
Eine Aufführung am Stadttheater Zürich; vgl. den vorherigen Brief.
Die Verwandlungsbilder (namentlich das zur Winterlandschaft) wirkten ganz märchenhaft,
waren geschickt und fantasievoll
inszeniert. Besonders gut war
der Narr von Herrn Jerger.
Den größten Beifall weckte
der Tanzschluss in der Rosengrotte.
Ein symphatisches, anregendes
Werk voller einzelner Einfälle,
musste es jeden erfreuen, der
von den heutigen abgeplagten
Voraussetzungen von Bühnenkonflikten und -kniffen abzusehen vermochte; und dass
ich zu diesen Rebellen zähle,
ist Ihnen geläufig. – Gerade
diese Mischung von Zauber, Humor
und Tanzhaftem erscheint mir
als ein richtiges Ziel für das
musikalische Theater.
– Darum
danke ich Ihnen, dass Sie zu
diesem Argument so schön
beitragen. Ein Anderes ist
es mit dem Text – nicht dem
Sujet! – aber wohl der Diktion,
die nicht charakteristisch
eindringlich ist und häufig anstelle des „Schlagwortes“ –
das der Zünder am musikalischen
Feuerspiel ist – den „Vortrag“
setzt, der die Musik fesselt.
Trotzdem ist der Text auch
achtungswert, zumal er
nobel und idealistisch bewegt ist.
Nochmals Dank und die
herzlichsten Beglückwünschungen
Ihres verehrungsvoll ergebenen
F. Busoni
12. Nov. 1917.
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(2)
ist Ihnen geläufig. – Gerade
diese Mischung von Zauber, Humor
u. Tanzhaftem erscheint mir
als ein richtiges Ziel für das
musikalische Theater.
– Darum
danke ich Ihnen, dass Sie zu
diesem Argument so schön
beitragen. Ein Anderes ist
es mit dem Text – nicht dem
Sjujet! – aber wohl der Diktion,
die nicht charakteristisch
eindringlich ist u. häufig an
Stelle des „Schlagwortes“ –
das der Zünder am musikalischen
Feuerspiel ist – den „Vortrag“
setzt, der die Musik fesselt.
Trotzdem ist der Text auch
achtungswerth, zumal esr
nobel u. idealistisch bewegt ist.
Nochmals Dank u. die
herzlichsten Beglückwünschungen
Ihres verehrungsvoll ergebenen
F. Busoni
12. Nov. 1917.
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