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Mus.ep. H. Huber 87 (Busoni-Nachl. B II)
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2313
Mein lieber Freund!
Wie oft haben Sie mich auf meinen einsamen Wegen
begleitet & wie stark hat mich der Stil Ihres Lebens &
Ihrer Kunst begeistert, als gehörte ich zu denjenigen Menschen,
die ihre Jugend erst im Alter erleben! Dieser Zweispalt,
der sich in meiner Krankheit im̅er mehr herauskehrte, war
der Grund meines Schweigens. Das scheinbare Verküm̅ern
der geistigen Fakultäten oder das Mühsamwerdende im
Ausdrucke verküm̅erten meine Liebe zu brieflichen
Mittheilungen. Und so lebte ich bereits von Erin̅erungen
oder von der Vergangenheit, welch’ letztere so schön
wirkt, weil ihr, um nur eins zu erwähnen, das
Element der Furcht bereits entzogen ist. –
Für die Gegenwart aber müßen
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Mein lieber Freund!
Wie oft haben Sie mich auf meinen einsamen Wegen
begleitet, und wie stark hat mich der Stil Ihres Lebens und
Ihrer Kunst begeistert, als gehörte ich zu denjenigen Menschen,
die ihre Jugend erst im Alter erleben! Dieser Zweispalt,
der sich in meiner Krankheit immer mehr herauskehrte, war
der Grund meines Schweigens. Das scheinbare Verkümmern
der geistigen Fakultäten oder das Mühsamwerdende im
Ausdrucke verkümmerten meine Liebe zu brieflichen
Mitteilungen. Und so lebte ich bereits von Erinnerungen
oder von der Vergangenheit, welch’ letztere so schön
wirkt, weil ihr, um nur eins zu erwähnen, das
Element der Furcht bereits entzogen ist. –
Für die Gegenwart aber müssen
Sie etwas mit sich herausnehmen, welches zu meinem
stärksten Glauben gehört: nämlich die Überzeugung
an Ihre allererste Stellung im jetzigen Musikleben.
Jede unangenehme Episode des neuen Lebens und der
Zukunft sei zum Voraus damit aus dem Wege geschafft!
Mit keinem Wanke mehr zurück!
Stetsfort werde ich in Liebe und Treue an Sie und Ihr
Zukunftswerk denken und für Ihr Glück beten.
Am 1. Oktober gehen wir wieder nach Locarno (Grand-Hôtel),
und ich will hoffen, dass es mir dort besser gehen wird
als in den letzten Wochen in Vitznau, die mich sehr
angegriffen haben. Von meiner Frau und von mir an Sie
und Ihre liebe Frau die allerherzlichsten Abschiedsgrüße
(ständen sie jetzt vor mir, müsste ich weinen!), und
gedenken Sie etwa in großen Momenten
an Ihren kleinen, aber treuen
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Sie etwas mit sich herausnehmen, welches zu meinem
stärksten Glauben gehört: nämlich die Ueberzeugung
an Ihre allererste Stellung im jetzigen Musikleben.
Jede unangenehme Episode des neuen Lebens & der
Zukunft sei zum Voraus damit aus dem Wege geschafft!
Mit keinem Wanke mehr zurück!
Stetsfort werde ich in Liebe & Treue an Sie & Ihr
Zukunftswerk denken & für Ihr Glück beten.
Am 1. October gehen wir wieder nach Locarno (Grand-Hôtel)
& ich will hoffen, daß es mir dort beßer gehen wird,
als in den letzten Wochen in Vitznau, die mich sehr
angegriffen haben. Von meiner Frau & von mir an Sie
& Ihre liebe Frau die allerherzlichsten Abschiedsgrüße
(ständen sie jetzt vor mir, müßte ich weinen!) &
gedenken Sie etwa in großen Momenten
an Ihren kleinen aber treuen
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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