Ludwig Rubiner an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Zürich · Mai 1917

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Mus. Nachl. F. Busoni B II, 4266 Mus.ep. L. Rubiner 7 (Busoni-
Nachl. B II)
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Lieber Herr Busoni!

Da ist die erste Nummer. „Zeit-Echo“, Volume 3, Number 1, May 1917

Aufrichtig untröstlich, dass sie schon seit zwei
Monaten fast ausgedruckt ist, und dass ihr
Erscheinen von mir nur durch ewige Unzufrie⸗
denheit mit dem äusserlichen, technischen Satzbilde
verzögert wurde. Hätte ich nicht so lange an den
technischen Unvollkommenheiten gearbeitet, so
könnte meine Arbeit über die Opern Wurde nicht in den darauffolgenden Ausgaben veröffentlicht schon
in diesen Tagen erscheinen. Nun muss ich leider
Geduld haben bis zum nächsten Heft.— „Zeit-Echo“, Volume 3, Number 2, Jun 1917

Ich weiss nichts, wirklich nichts auf
der Welt,(den Krieg einbegriffen), was stärker in
mein Leben hineinragte als die Opern. Nicht
wegen ihrer Form, Leichtigkeit und vollkom⸗
menheit allein. Sondern weil dies alles ja in
Wahrheit nur die Handschrift, die Pinsel⸗
führung eines wurderbare Menschengefühles
bei Ihnen ist. Wenn Sie wüssten, was Sie Herrliches
an mir getan haben: Sie haben mir an meine
Lebensführung die "correctur"(ich meine es so wie
im Maleratelier) einer grossen Wirklichkeit
angelegt. Und Wirklichkeit ist für mich ja
nicht der Tisch, an dem ich sitze, sondern jene
ewig bleibende, von Grund aus daseiende,
höhere Wirklichkeit, die in der Welt dasteht,
wenn ein Mensch seine Liebe(und seinen...Hass)
in Form, die er selbst durchlebt hat,heraus⸗
gehen lässt. —

Lieber Herr Busoni!

Da ist die erste Nummer. „Zeit-Echo“, Volume 3, Number 1, May 1917

Aufrichtig untröstlich, dass sie schon seit zwei Monaten fast ausgedruckt ist, und dass ihr Erscheinen von mir nur durch ewige Unzufriedenheit mit dem äusserlichen, technischen Satzbilde verzögert wurde. Hätte ich nicht so lange an den technischen Unvollkommenheiten gearbeitet, so könnte meine Arbeit über die Opern Wurde nicht in den darauffolgenden Ausgaben veröffentlicht schon in diesen Tagen erscheinen. Nun muss ich leider Geduld haben bis zum nächsten Heft.— „Zeit-Echo“, Volume 3, Number 2, Jun 1917

Ich weiss nichts, wirklich nichts auf der Welt,(den Krieg einbegriffen), was stärker in mein Leben hineinragte als die Opern. Nicht wegen ihrer Form, Leichtigkeit und vollkommenheit allein. Sondern weil dies alles ja in Wahrheit nur die Handschrift, die Pinselführung eines wurderbare Menschengefühles bei Ihnen ist. Wenn Sie wüssten, was Sie Herrliches an mir getan haben: Sie haben mir an meine Lebensführung die "Korrektur"(ich meine es so wie im Maleratelier) einer grossen Wirklichkeit angelegt. Und Wirklichkeit ist für mich ja nicht der Tisch, an dem ich sitze, sondern jene ewig bleibende, von Grund aus daseiende, höhere Wirklichkeit, die in der Welt dasteht, wenn ein Mensch seine Liebe(und seinen...Hass) in Form, die er selbst durchlebt hat,herausgehen lässt. —

Ein Bekenntniss zur Zeitschrift Hierbei handelt es sich um die züricher Zeitschrift „Zeit-Echo“, welche 1917-1918 14 Tägig herausgebracht wurde und zu dieser Zeit unter der Leitung von Ludwig Rubiner stand. noch: für die Zeichnung von Richter Zeichnung befindet sich in folgender Ausgabe:„Zeit-Echo“, Volume 3, Number 1, May 1917; Hans Richter (1888-1976), war ein bekannter Dadaist, welcher sich während seiner Zeit in Zürich auch mit der künstlerischen Kontrapunktlehre von Ferruccio Busoni beschäftigte, die diesmal drin ist, übernehmen ich die volle Verantwortung. Ich bin sogar froh, durch die Zeitschrift das ermöglicht zu haben. Es ist, glaube ich, ein zwar folgenreicher aber doch kein böser Eingriff in ein Leben, eines Menschen den Funken zu entlocken, der doch schlieslich in jedem Menschen sitzt, und meistens nur verhüllt bleibt. Ich, in meinem Leben, verdanke das Springenlassen des Funkens – das unbekümmerte Bekenntnis zum Ich und zum Anderen (gemeinsam) – mehrmals Ihrer Person. Es wäre (vermutlich) kleinlich, selbstsüchtig und undankbar von mir, wenn ich das Feuer nicht weitergäbe. – Unser Geheimnis im Leben ist ja, dass wir – bis zu einem gewissen Grade der Empfänglichkeit – das Feuer weitergeben müssen; den Anderen, bis zu einem gewissen Grade seinen Verständnissen, einweihen müssen.

Und nun. Wenn Ihnen die Haltung nicht"komprimittierend für Ihre gute Laune zu sein scheint; nicht verstimmend auf Sie wirkt; nicht Sie abstösst, so wüsste ich mir nichts besseres, als das hier zu sagen: Einmal kommt gewiss der Moment, wo auch Sie ein Wort sprechen mögen, dass die Weltereignisse nach Ihrem Herzen lenken sollte. Wir dürfen nicht glauben, dass ein solches Wort wirkungslos bliebe. Wir müssen daran denken, dass die Augen des ganzen Europas auf die Worte, die hier aus der Schweiz öffentlich hervorgehen, gerichtet sind. "Die literarisch-bildkünstlerische Zeitschrift «Zeit-Echo» (1914-1917) stellt einen Querschnitt der Bewußtseinsgeschichte der Dichter und Künstler im Ersten Weltkrieg dar." (Zudem ist, technisch gesprochen, die Auflage sehr groß.) – Und für die letzte Skepsis kann ich nur sagen: Das Wort eines Menschlichkeits– Genius lenkt immer die Herzen, zieht immer Kreise, wird immer in der Welt zu etwas wirklichem!

Sie sehen, dass meine Frage nicht die übliche starre Redaktions–Aufforderung zur "Mitarbeit" ist. Sondern die Aussage: Wenn Sie es einmal mit der Welt nicht länger ausalten, und wenn Sie der Welt einen Ihrer Menschlichkeitkeitsbriefe schreiben mögen — und wollen, dass sie ihn zu lesen bekommen— so wissen Sie, wer Ihnen zur Verfügung steht. Ha, "Verfügungstehen" – welch protziges Wort! Nein, wer sich unendlich freuen würde; tief davon überzeugt, dass ein Wort aus Ihrem Munde die Menschen tausendmal stärker trifft, als die ewig geschäftsmässigen Redensarten der Berufspolitiker. Denn es gehtja hier nicht um jene Schwindelsperialität "Politik" – es geht um unsere tiefsten Herzenswünsche. Hier muss ich schweigen. – Ach wüssten Sie nur, wie viele, die alle Sie getröstet und denen Sie geholfen haben, durch ein Wort von Ihnen in ihrer inneren Unabhängigkeit gestärkt werden können!

Mit dem herzlichsten Händedruck Ihr

                                                                
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Ein Bekenntniss zur Zeitschrift Hierbei handelt es sich um die züricher Zeitschrift „Zeit-Echo“, welche 1917-1918 14 Tägig herausgebracht wurde und zu dieser Zeit unter der Leitung von Ludwig Rubiner stand. noch: für die
Zeichnung von Richter Zeichnung befindet sich in folgender Ausgabe:„Zeit-Echo“, Volume 3, Number 1, May 1917; Hans Richter (1888-1976), war ein bekannter Dadaist, welcher sich während seiner Zeit in Zürich auch mit der künstlerischen Kontrapunktlehre von Ferruccio Busoni beschäftigte, die diesmal drin ist, übernehmen
ich die volle Verantwortung. Ich bin sogar froh, durch
die Zeitschrift das ermöglicht zu haben. Es ist,
glaube ich, ein zwar folgenreicher aber doch kein
böser Eingriff in ein Leben, eines Menschen
den Funken zu entlocken, der doch schlieslich in
jedem Menschen sitzt, und meistens nur verhüllt
bleibt. Ich, in meinem Leben, verdanke das
Springenlassen des Funkens – das unbekümmerte
Bekenntnis zum Ich und zum Anderen (gemeinsam)
– mehrmals Ihrer Person. Es wäre (vermutlich)
kleinlich, selbstsüchtig und undankbar von mir, wenn
ich das Feuer nicht weitergäbe. – Unser Geheimnis
im Leben ist ja, dass wir – bis zu einem gewissen
Grade der Empfänglichkeit – das Feuer weitergeben
müssen; den Anderen, bis zu einem gewissen
Grade seinen Verständnissen, einweihen müssen.

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Und nun. Wenn Ihnen die Haltung nicht"com⸗
promittierend" für Ihre gute Laune zu sein
scheint; nicht verstimmend auf Sie wirkt;
nicht Sie abstösst,
so wüsste ich mir nichts besseres, als das hier zu sagen:
Einmal kommt gewiss der Moment, wo
auch Sie ein Wort sprechen mögen, dass die
Weltereignisse nach Ihrem Herzen lenken
sollte. Wir dürfen nicht glauben, dass ein
solches Wort wirkungslos bliebe. Wir müssen
daran denken, dass die Augen des ganzen
Europas auf die Worte, die hier aus der

                                                                
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(Zudem ist, technisch gesprochen, die Auflage
sehr gross.) – Und für die letzte Skepsis kann ich
nur sagen: Das Wort eines Menschlichkeits–
Genius lenkt immer die Herzen, zieht
immer Kreise, wird immer in der Welt zu etwas wirklichem!

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Sie sehen, dass meine Frage nicht die
übliche starre Redaktions–Aufforderung zur
"Mitarbeit" ist. Sondern die Aussage: Wenn Sie
es einmal mit der Welt nicht länger ausalten,
und wenn Sie der Welt einen Ihrer Menschlichkeit⸗
keitsbriefe schreiben mögen — und wollen, dass
sie ihn zu lesen bekommen—
so wissen Sie, wer Ihnen zur Verfügung steht.
Ha, "Verfügungstehen" – welch protziges Wort!
Nein, wer sich unendlich freuen würde; tief
davon überzeugt, dass ein Wort aus Ihrem
Munde die Menschen tausendmal stärker Itrifft,
als die ewig geschäftsmässigen Redensarten
der Berufspolitiker. Denn es gehtja hier
nicht um jene Schwindelsperialität "Politik" –
es geht um unsere tiefsten Herzenswünsche.
Hier muss ich schweigen. –
Ach wüssten Sie nur, wie
viele, die alle Sie getröstet und denen Sie geholfen
haben, durch ein Wort von Ihnen in ihrer inneren
Unabhängigkeit gestärkt werden können! Mit
dem herzlichsten Händedruck Ihr

                                                                
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4266 | olim: Mus.ep. L. Rubiner 7 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
2 Blatt, 3 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ludwig Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat.
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Zusammenfassung
Rubiner sendet die neuen Weißen Blätter mit einer Zeichnung von Hans Richter.
Incipit
Da ist die erste Nummer.

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
3. April 2018: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition