Ludwig Rubiner an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Muralto · 10. März 1918

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Mus.ep. L. Rubiner 11 (Busoni-Nachl.B II)
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4275 [1]
10. März 1918.

Mein so sehr lieber und
verehrtester Messer Ferrucio!!

Ich bin beim Arbeiten auf
etwas so Fabelhaftes (scheint
wenigstens mir) gekommen,
dass ich seit Tagen wie
von einem Spuk davon absorbiert
bin. Während ich versuche,
es aus seiner Gestalt des
flüchtigen Einfallen zu befreien,
entpuppt es sich (mir) als etwas
Entscheidendes. Dies alles, wie
schon die obigen Klammern zeigen,
ernstlich in aller Bescheidenheit
gesagt. Besiege ich die Schwierig⸗ Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

10. März 1918.

Mein so sehr lieber und verehrtester Messer Ferrucio!!

Ich bin beim Arbeiten auf etwas so Fabelhaftes (scheint wenigstens mir) gekommen, dass ich seit Tagen wie von einem Spuk davon absorbiert bin. Während ich versuche, es aus seiner Gestalt des flüchtigen Einfallen zu befreien, entpuppt es sich (mir) als etwas Entscheidendes. Dies alles, wie schon die obigen Klammern zeigen, ernstlich in aller Bescheidenheit gesagt. Besiege ich die Schwierigkeit, dann ist es mir gelungen, sehr menschliche, ja ungeheure Angelegenheiten wirklich ganz ins Schwebende zu setzen; auch technisch. Siege ich nicht, dann ist mir ein neuzeitliches Romantikerwerk geschaffen. Doch beschäftigt mich die Frage ob Gelingen oder Misslingen garnicht wirklich gedanklich, sondern nur so, dass sie mich mit einer gewissen Verzweiflung treibt (rein triebmässig), an das Äusserste heranzuspringen. Und so wird es wohl, bis die Dinge ganz im Klaren sind, noch ein paar Tage bleiben. _ Darf ich darum auf den Fall Tolstoi Hier ist nicht die Person des Schriftstellers gemeint, sondern Lew Tolstois Tagebuch 1895–1899, in der Übersetzung von Frida Ichak Rubiner. Herausgegeben von Lew Tolstois erst in einigen Tagen eingehen? Mein Vorwort hat 2 1/2 Unterlassungen: Ich behandelte 1.) nicht die Originalität der Ideen Tolstois 2.) nicht sein Musikalität 3.) nicht seine mir unsympathische Gottesidee, die dann allerdings auf das selbe Ziel führt wie den, der an die absolute Persönlichkeit Gottes glaubt. Bald mehr. Die herzlichste Umarmung von Ihrem

Ludwig Rubiner

                                                                
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[2] keit, dann ist es mir gelungen,
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Siege ich nicht, dann ist mir
ein neuzeitliches Romantikerwerk
geschaffen. Doch beschäftigt mich
die Frage ob Gelingen oder Miss⸗
lingen garnicht wirklich gedanklich,
sondern nur so, dass sie mich
mit einer gewissen Verzweiflung
treibt (rein triebmässig), an das
Äusserste heranzuspringen. Und so
wird es wohl, bis die Dinge ganz im
Klaren sind, noch ein paar Tage
bleiben. _ Darf ich darum auf
den Fall Tolstoi Hier ist nicht die Person des Schriftstellers gemeint, sondern Lew Tolstois Tagebuch 1895–1899, in der Übersetzung von Frida Ichak Rubiner. Herausgegeben von Lew Tolstois erst in einigen
Tagen eingehen? Mein Vorwort hat
2 1/2 Unterlassungen: Ich behandelte
1.) nicht die Originalität der Ideen
Tolstois 2.) nicht sein Musikalität
[…] mindestens 2 Wörter: unleserlich. 3.) nicht seine mir unsympathische
Gottesidee, die dann allerdings auf das
selbe Ziel führt wie den, der an die
absolute Persönlichkeit Gottes glaubt.
Bald mehr. Die herzlichste Umarmung von
Ihrem

Ludwig Rubiner

                                                                
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Berlin
                                                                
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-9 III 1[5]
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6Diplomatische Umschrift
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Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4275-Beil.
Nachlaß Busoni B II
Mus.ep. L. Rubiner 16
Zürich
-9. III 18.-11
Briefträger
10/III/1918
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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Dokument

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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4275 | olim: Mus.ep. L. Rubiner 16 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten; Briefumschlag auf der Vorderseite rechts unvollständig (infolge Aufriss).
Umfang
1 Bogen, 2 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ludwig Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Vermtl. Hand Ferrucio Busonis, der das Datum auf der Umschlagrückseite mit Bleistift notiert hat.
  • Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)
Foliierungen
  • Foliierung durch das Archiv, mit Bleistift oben rechts auf den Vorderseiten.
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 123456

Zusammenfassung
Rubiner berichtet von einer Idee, die ihn in seiner Arbeit vorantreibt; bittet darum, auf Tolstoi erst in einigen Tagen eingehen zu dürfen; kurze Erklärung zum Vorwort von Tolstoi
Incipit
Ich bin beim Arbeiten auf etwas so Fabelhaftes

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
5. April 2018: unbearbeitet (unbearbeitet (Datei per Skript angelegt))
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition