erst gestern – heute ist der erste Mai, mein dritter
grosser Frühlingstag! – er- hielt ich durch Br. & H. Ihre beiden Bände. Ich nehme
mir vor, aus dem Motetten Buch Belehrung zu schöpfen; die Formen- lehre mit meinen eigenen Theorieen
zu vergleichen. Ich bin ein Anbeter
der Form, die ich zeitlebens ge- pflegt haben: im Denken u. im Schaffen.
(Aus meiner Arbeit zum II. Theile des Wohlt. Klavieres dürften Sie
das neuerdings erkennen.) – Aber
nicht von meinen, sondern von Ihren
Arbeiten soll heute die Rede sein.
Sie haben einen der schwierigsten
Schritte unternommen, indem
Sie vom abstrakten Theoretiker
zum gestaltenden Musiker übergingen.Leichtentritt hatte am 29.3. von der Beendigung des Librettos für sein Werk Esther berichtet.
Dazu will ich vorerst
Ihnen jedes Gelingen herzlichst
wünschen.
erst gestern – heute istder 1. Mai, mein dritter
großer Frühlingstag! – erhielt ich durch Breitkopf & HärtelIhre beiden Bände. Ich nehme
mir vor, aus dem Motettenbuch
Belehrung zu schöpfen; die Formenlehre mit meinen eigenen Theorien
zu vergleichen. Ich bin ein Anbeter
der Form, die ich zeitlebens gepflegt habe: im Denken und im Schaffen.
(Aus meiner Arbeit zum II. Teile
des Wohltemperierten Klavieres dürften Sie
das neuerdings erkennen.) – Aber
nicht von meinen, sondern von Ihren
Arbeiten soll heute die Rede sein.
Sie haben einen der schwierigsten
Schritte unternommen, indem
Sie vom abstrakten Theoretiker
zum gestaltenden Musiker übergingen.Leichtentritt hatte am 29.3. von der Beendigung des Librettos für sein Werk Esther berichtet.
Dazu will ich vorerst
Ihnen jedes Gelingen herzlichst
wünschen.
Zum zweiten muss ich Ihnen
für ein anderes Werk danken,
das sich ausschließlich mit mir
selbst beschäftigt und wovon ein Bogen
bisher in meine Hände kam.Der Bogen war Busoni am 29.3. von Breitkopf & Härtel als Anlage des Geburtstagsbriefes zugegangen (vgl. Busoni / Breitkopf & Härtel / Hanau 2012, Bd. 2, S. 130).
(Darin hatte ich, soweit sie
Tatsachen betrafen, einige Randbemerkungen angebracht.)
Auf diese Ihre Arbeit
bin ich, als eines anerkannten
Musikgeschichtlers, ganz stolz.
Endlich habe ich noch
Ihren trefflichen Geburtstagbrief
mit besonderem Danke zu erwähnen.
Es gelang mir nicht vorher, ihn
zu beantworten: Ich habe
glücklicherweise so viele Beweise
von Schätzung und Anhänglichkeit
zum 1. April erhalten, dass die
Erwiderung eine beträchtliche
Arbeit darstellen wird. Aber gerade
dieser April, der nun auch schon
verronnen ist!, brachte mir eine
Menge zu tun. Nun sind sowohl
die Orchester- als auch die Klavierabende beendet,Busoni hatte vier der sechs Abonnementskonzerte sowie die zugehörigen Hauptproben geleitet und außerdem vier Klavierabende absolviert; vgl. die Ankündigungen in der Neuen Zürcher Zeitung: Abonnementskonzerte, Bach-Klavierabend (23.3.1916), Beethoven-Klavierabend (6.4.1916), Chopin-Klavierabend (13.4.1916), Liszt-Klavierabend (27.4.1916).
und bald werde
ich manches nachzuholen beginnen.
Zunächst jedoch muss ich
die zerstreuten zahlreichen Entwürfe zu meiner einaktigen Oper
(die ein kurioses Ding wird) zu
einer Einheit zusammenfassen,
soll nicht das Ganze mir aus den
Händen gleiten. – Darauf führe
ich wahrscheinlich die Partitur
in einem Zuge aus, die – so Gott
will – im August fertig stehen soll.Busoni stellte die Komposition tatsächlich Anfang August fertig (siehe den Brief vom 10.8.1916).
Der zurückgelegte Weg erscheint
stets als der kürzere, selbst wenn
er den größeren und wichtigeren Teil
des Ganges umspannt. – Das
werden Sie nun auch erfahren,
zumal bei Ihrer „Esther“, wovon
Frl. Rita Anregendes berichtete.
Dazu erneuere ich meine
freundschaftlichen Wünsche, indem
ich Sie herzlichst grüße als
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<lb/>zu vergleichen. Ich bin ein Anbeter
<lb/>der Form, die ich zeitlebens ge
<lb break="no"/>pflegt habe<del rend="strikethrough">n</del>: im Denken <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> im Schaffen.
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(Aus <rs key="E0400397">meiner Arbeit</rs> zum <title key="E0400136">II. T<orig>h</orig>eile</title>
<lb/>des <title key="E0400433"><choice><orig>Wohlt.</orig><reg>Wohltemperierten</reg></choice> Klavieres</title> dürften Sie
<lb/>das neuerdings erkennen.) – Aber
<lb/>nicht von meinen, sondern von <rs type="works" key="E0400444 E0400446">Ihren
<lb/>Arbeiten</rs> soll heute die Rede sein.
<lb/>Sie haben einen der schwierigsten
<lb/>Schritte unternommen, indem
<lb/>Sie vom abstrakten Theoretiker
<lb/>zum gestaltenden Musiker übergingen.
<note type="commentary" resp="#E0300622"><persName key="E0300093">Leichtentritt</persName> hatte am <date when-iso="1916-03-29">29.3.</date> von der Beendigung des Librettos für sein Werk <title key="E0400446">Esther</title> berichtet.</note>
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Dazu will ich vorerst
<lb/>Ihnen jedes Gelingen herzlichst
<lb/>wünschen.
</p>
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<stamp rend="round majuscule small">* The * Library * of * Congress *</stamp>
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2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
2XML
* The * Library * of * Congress *
Zum zweiten muss ich Ihnen
für ein anderes Werk danken,
das sich ausschliesslich mit mir
selbst beschäftigt, u. wovon ein Bogen bisher in meine Hände kam.Der Bogen war Busoni am 29.3. von Breitkopf & Härtel als Anlage des Geburtstagsbriefes zugegangen (vgl. Busoni / Breitkopf & Härtel / Hanau 2012, Bd. 2, S. 130). (Darin hatte ich, soweit sie
Thatsachen betrafen, einige Rand- bemerkungen angebracht.)–
Auf diese Ihre Arbeit bin ich, als eines anerkannten
Musikgeschichtlers, ganz stolz.
Endlich habe ich noch
Ihren trefflichen Geburtstag-brief mit besonderem Danke zu erwähnen.
Es gelang mir nicht vorher, ihn
zu beantworten: – ich habe
glücklicherweise so viele Beweise
von Schätzung u. Anhanglichkeit
zum 1. April erhalten, dass die
Erwiederung eine beträchtliche
Arbeit darstellen wird. Aber gerade
dieser April, der nun auch schon
verronnen ist!, brachte mir eine
Menge zu thun. Nun sind sowohl
die Orchester= als auch die Klavier- Abende beendet,Busoni hatte vier der sechs Abonnementskonzerte sowie die zugehörigen Hauptproben geleitet und außerdem vier Klavierabende absolviert; vgl. die Ankündigungen in der Neuen Zürcher Zeitung: Abonnementskonzerte, Bach-Klavierabend (23.3.1916), Beethoven-Klavierabend (6.4.1916), Chopin-Klavierabend (13.4.1916), Liszt-Klavierabend (27.4.1916).
u. bald werde
ich Manches nachzuholen beginnen.
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<note type="stamp" place="top-right" resp="#lc_st_red">
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<p>
Zum zweiten muss ich Ihnen
<lb/>für <rs key="E0800114">ein anderes Werk</rs> danken,
<lb/>das sich ausschlie<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>lich mit mir
<lb/>selbst beschäftigt<orig>,</orig> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> wovon <hi rend="underline">ein Bogen</hi>
<lb/>bisher in meine Hände kam.
<note type="commentary" resp="#E0300622">Der Bogen war <persName key="E0300017">Busoni</persName> am <date when-iso="1916-03-29">29.3.</date> von <orgName key="E0600002">Breitkopf & Härtel</orgName> als Anlage des Geburtstagsbriefes zugegangen <bibl>(vgl. <ref target="#E0800050"/>, Bd. 2, S. 130)</bibl>.</note>
<lb/>(Darin hatte ich, soweit sie
<lb/>T<orig>h</orig>atsachen betrafen, einige Rand
<lb break="no"/>bemerkungen angebracht.)<orig>–</orig>
</p>
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Auf <rs key="E0800114">diese Ihre Arbeit</rs>
<lb/>bin ich, als eines anerkannten
<lb/>Musikgeschichtlers, ganz stolz.
</p>
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Endlich habe ich noch
<lb/><ref target="#D0101509">Ihren trefflichen Geburtstag<choice><orig>-b</orig><reg>b</reg></choice>rief</ref>
<lb/>mit besonderem Danke zu erwähnen.
<lb/>Es gelang mir nicht vorher, ihn
<lb/>zu beantworten: <choice><orig>– i</orig><reg>I</reg></choice>ch habe
<lb/>glücklicherweise so viele Beweise
<lb/>von Schätzung <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Anh<choice><orig>a</orig><reg>ä</reg></choice>nglichkeit
<lb/>zum <date when-iso="1916-04-01">1. April</date> erhalten, dass die
<lb/>Erwi<orig>e</orig>derung eine beträchtliche
<lb/>Arbeit darstellen wird. Aber gerade
<lb/><date when-iso="1916-04">dieser April</date>, der nun auch schon
<lb/>verronnen ist!, brachte mir eine
<lb/>Menge zu t<orig>h</orig>un. Nun sind sowohl
<lb/>die Orchester<add place="above"><pc>=</pc></add> als auch die Klavier<choice><orig>-<lb break="no"/>A</orig><reg>a</reg></choice>bende beendet,
<note type="commentary" resp="#E0300017">Busoni hatte vier der sechs Abonnementskonzerte sowie die zugehörigen Hauptproben geleitet und außerdem vier Klavierabende absolviert; vgl. die Ankündigungen in der <orgName key="E0600026">Neuen Zürcher Zeitung</orgName>: <ref type="ext" target="https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZZ19160107-02.2.11.1">Abonnementskonzerte</ref>, <ref type="ext" target="https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZZ19160323-01.2.14.1"><persName key="E0300012">Bach</persName>-Klavierabend (<date when-iso="1916-03-23">23.3.1916</date>)</ref>, <ref type="ext" target="https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZZ19160404-01.2.15.1"><persName key="E0300001">Beethoven</persName>-Klavierabend (<date when-iso="1916-04-06">6.4.1916</date>)</ref>, <ref type="ext" target="https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZZ19160413-01.2.12.1"><persName key="E0300137">Chopin</persName>-Klavierabend (<date when-iso="1916-04-13">13.4.1916</date>)</ref>, <ref type="ext" target="https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZZ19160425-01.2.16.1"><persName key="E0300013">Liszt</persName>-Klavierabend (<date when-iso="1916-04-27">27.4.1916</date>)</ref>.
</note>
<!-- einfachere Verweismöglichkeit auf einschlägige Literatur? -->
<choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> bald werde
<lb/>ich <choice><orig>M</orig><reg>m</reg></choice>anches nachzuholen beginnen.
</p>
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3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
3XML
* The * Library * of * Congress *
Zunächst jedoch muss ich
die zerstreuten zahlreichen Ent- würfe zu meiner einaktigen Oper,
(die ein kurioses Ding wird) zu
einer Einheit zusammenfassen,
soll nicht das ganze mir aus den
Händen gleiten. – Darauf führe
ich wahrscheinlich die Partitur
in einem Zuge aus, die – so Gott
will – im August fertig stehen soll.Busoni stellte die Komposition tatsächlich Anfang August fertig (siehe den Brief vom 10.8.1916).
Der zurückgelegte Weg erscheint
stets als der kürzere, selbst wenn
er den größeren u. wichtigeren Theil
des Ganges umspannt. – Das
werden Sie nun auch erfahren,
zumal bei Ihrer “Esther”, wovon
Frl. Rita Anregendes berichtete.
Dazu erneuere ich meine
freundschaftlichen Wünsche indem
ich Sie herzlichst grüsse als
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<stamp rend="round majuscule small">* The * Library * of * Congress *</stamp>
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<p rend="indent-first">
Zunächst jedoch muss ich
<lb/>die zerstreuten zahlreichen Ent
<lb break="no"/>würfe zu <rs key="E0400133">meiner einaktigen Oper</rs><orig>,</orig>
<lb/>(die ein kurioses Ding wird) zu
<lb/>einer Einheit zusammenfassen,
<lb/>soll nicht das <choice><orig>g</orig><reg>G</reg></choice>anze mir aus den
<lb/>Händen gleiten. – Darauf führe
<lb/>ich wahrscheinlich die Partitur
<lb/>in einem Zuge aus, die – so Gott
<lb/>will – im <date when-iso="1916-08">August</date> fertig stehen soll.
<note type="commentary" resp="#E0300622"><persName key="E0300017">Busoni</persName> stellte die Komposition tatsächlich Anfang <date when-iso="1916-08">August</date> fertig <bibl>(siehe den <ref target="#D0101514">Brief vom <date when-iso="1916-08-10">10.8.1916</date></ref>)</bibl>.</note>
</p>
<p rend="indent-first">
Der zurückgelegte Weg erscheint
<lb/>stets als der kürzere, selbst wenn
<lb/>er den größeren <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> wichtigeren T<orig>h</orig>eil
<lb/>des Ganges umspannt. – Das
<lb/>werden Sie nun auch erfahren,
<lb/>zumal bei Ihrer <title key="E0400446" rend="dq-uu">Esther</title>, wovon
<lb/><persName key="E0300351">Frl. Rita</persName> Anregendes berichtete.
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Dazu erneuere ich meine
<lb/>freundschaftlichen Wünsche<reg>,</reg> indem
<lb/>ich Sie herzlichst grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>e als
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Brief von Ferruccio Busoni an Hugo Leichtentritt (Zürich, 1. Mai 1916), bearbeitet von Kira Herbing, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Hugo Leichtentritt, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, November 2022: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0101538 (25. November 2022: zur Freigabe vorgeschlagen)
Download der bereinigten Lesefassung im PDF-Dateiformat (.pdf)
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<title xml:lang="de">Brief von Ferruccio Busoni an Hugo Leichtentritt (Zürich, 1. Mai 1916)</title>
<title xml:lang="en">Letter by Ferruccio Busoni to Hugo Leichtentritt (Zurich, 1 May 1916)</title>
<author key="E0300017">Ferruccio Busoni</author>
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<forename>Kira</forename>
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<resp>Digitization by</resp>
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<publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher>
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<date when-iso="2022-11"/>
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<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
<title type="genre">Briefe</title>
<title type="subseries" key="E010009">Briefwechsel Ferruccio Busoni – Hugo Leichtentritt</title>
<editor key="E0300314">Christian Schaper</editor>
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<collection>Ferruccio Busoni Papers Additions, 1866–1924</collection>
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<summary><persName key="E0300017">Busoni</persName> hat <persName key="E0300093">Leichtentritts</persName> Bücher <title key="E0800302">Geschichte der Motette</title> und <title key="E0800301">Musikalische Formenlehre</title> erhalten; kündigt an, <q>die <hi rend="underline"><title key="E0800301">Formenlehre</title></hi> mit meinen eigenen Theorie<orig>e</orig>n zu vergleichen</q>; bezeichnet sich als <q>Anbeter der Form</q>; will <title key="E0400133">Arlecchino</title> bis <date when-iso="1916-08">August</date> fertigstellen.</summary>
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<incipit>erst gestern – heute ist der <date when-iso="1916-05-01"><choice><orig>erste</orig><reg>1.</reg></choice> Mai</date></incipit>
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<measure type="folio">3 Blatt</measure>
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<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300017">Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.</handNote>
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<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
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<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.</p>
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<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
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<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
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<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/></p>
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<lb/>für <rs key="E0800114">ein anderes Werk</rs> danken,
<lb/>das sich ausschlie<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>lich mit mir
<lb/>selbst beschäftigt<orig>,</orig> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> wovon <hi rend="underline">ein Bogen</hi>
<lb/>bisher in meine Hände kam.
<note type="commentary" resp="#E0300622">Der Bogen war <persName key="E0300017">Busoni</persName> am <date when-iso="1916-03-29">29.3.</date> von <orgName key="E0600002">Breitkopf & Härtel</orgName> als Anlage des Geburtstagsbriefes zugegangen <bibl>(vgl. <ref target="#E0800050"/>, Bd. 2, S. 130)</bibl>.</note>
<lb/>(Darin hatte ich, soweit sie
<lb/>T<orig>h</orig>atsachen betrafen, einige Rand
<lb break="no"/>bemerkungen angebracht.)<orig>–</orig>
</p>
<p rend="indent-3-first">
Auf <rs key="E0800114">diese Ihre Arbeit</rs>
<lb/>bin ich, als eines anerkannten
<lb/>Musikgeschichtlers, ganz stolz.
</p>
<p rend="indent-3-first">
Endlich habe ich noch
<lb/><ref target="#D0101509">Ihren trefflichen Geburtstag<choice><orig>-b</orig><reg>b</reg></choice>rief</ref>
<lb/>mit besonderem Danke zu erwähnen.
<lb/>Es gelang mir nicht vorher, ihn
<lb/>zu beantworten: <choice><orig>– i</orig><reg>I</reg></choice>ch habe
<lb/>glücklicherweise so viele Beweise
<lb/>von Schätzung <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Anh<choice><orig>a</orig><reg>ä</reg></choice>nglichkeit
<lb/>zum <date when-iso="1916-04-01">1. April</date> erhalten, dass die
<lb/>Erwi<orig>e</orig>derung eine beträchtliche
<lb/>Arbeit darstellen wird. Aber gerade
<lb/><date when-iso="1916-04">dieser April</date>, der nun auch schon
<lb/>verronnen ist!, brachte mir eine
<lb/>Menge zu t<orig>h</orig>un. Nun sind sowohl
<lb/>die Orchester<add place="above"><pc>=</pc></add> als auch die Klavier<choice>
<orig>-<lb break="no"/>A</orig>
<reg>a</reg>
</choice>bende beendet,
<note type="commentary" resp="#E0300017">Busoni hatte vier der sechs Abonnementskonzerte sowie die zugehörigen Hauptproben geleitet und außerdem vier Klavierabende absolviert; vgl. die Ankündigungen in der <orgName key="E0600026">Neuen Zürcher Zeitung</orgName>: <ref type="ext" target="https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZZ19160107-02.2.11.1">Abonnementskonzerte</ref>, <ref type="ext" target="https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZZ19160323-01.2.14.1"><persName key="E0300012">Bach</persName>-Klavierabend (<date when-iso="1916-03-23">23.3.1916</date>)</ref>, <ref type="ext" target="https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZZ19160404-01.2.15.1"><persName key="E0300001">Beethoven</persName>-Klavierabend (<date when-iso="1916-04-06">6.4.1916</date>)</ref>, <ref type="ext" target="https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZZ19160413-01.2.12.1"><persName key="E0300137">Chopin</persName>-Klavierabend (<date when-iso="1916-04-13">13.4.1916</date>)</ref>, <ref type="ext" target="https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZZ19160425-01.2.16.1"><persName key="E0300013">Liszt</persName>-Klavierabend (<date when-iso="1916-04-27">27.4.1916</date>)</ref>.
</note>
<!-- einfachere Verweismöglichkeit auf einschlägige Literatur? -->
<choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> bald werde
<lb/>ich <choice><orig>M</orig><reg>m</reg></choice>anches nachzuholen beginnen.
</p>
<pb n="3"/>
<note type="stamp" place="top-right" resp="#lc_st_red">
<stamp rend="round majuscule small">* The * Library * of * Congress *</stamp>
</note>
<p rend="indent-first">
Zunächst jedoch muss ich
<lb/>die zerstreuten zahlreichen Ent
<lb break="no"/>würfe zu <rs key="E0400133">meiner einaktigen Oper</rs><orig>,</orig>
<lb/>(die ein kurioses Ding wird) zu
<lb/>einer Einheit zusammenfassen,
<lb/>soll nicht das <choice><orig>g</orig><reg>G</reg></choice>anze mir aus den
<lb/>Händen gleiten. – Darauf führe
<lb/>ich wahrscheinlich die Partitur
<lb/>in einem Zuge aus, die – so Gott
<lb/>will – im <date when-iso="1916-08">August</date> fertig stehen soll.
<note type="commentary" resp="#E0300622"><persName key="E0300017">Busoni</persName> stellte die Komposition tatsächlich Anfang <date when-iso="1916-08">August</date> fertig <bibl>(siehe den <ref target="#D0101514">Brief vom <date when-iso="1916-08-10">10.8.1916</date></ref>)</bibl>.</note>
</p>
<p rend="indent-first">
Der zurückgelegte Weg erscheint
<lb/>stets als der kürzere, selbst wenn
<lb/>er den größeren <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> wichtigeren T<orig>h</orig>eil
<lb/>des Ganges umspannt. – Das
<lb/>werden Sie nun auch erfahren,
<lb/>zumal bei Ihrer <title key="E0400446" rend="dq-uu">Esther</title>, wovon
<lb/><persName key="E0300351">Frl. Rita</persName> Anregendes berichtete.
</p>
<p rend="indent-first">
Dazu erneuere ich meine
<lb/>freundschaftlichen Wünsche<reg>,</reg> indem
<lb/>ich Sie herzlichst grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>e als
</p>
<closer rend="align(center)">
<salute>Ihr ergebener</salute>
<signed><persName key="E0300017">Ferruccio Busoni</persName></signed>
</closer>
</div>
</body>
</text>
</TEI>