Ferruccio Busoni an Hugo Leichtentritt arrow_backarrow_forward

Zürich · 4. Januar 1918

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Verehrter Doktor,

ich freute mich, als ich Ihre
Schrift erkannte, doch stimmen
mich die beiden ersten Seiten
Ihres lieben Briefes Der Brief ist nicht im Busoni-Nachlass überliefert. recht sehr
wieder. Auf der dritten steht
oben auf dafür eine gute
Nachricht: der Sizilianer steht
in Partitur dar! Busoni ermutigte Leichtentritt, sich der Komposition einer Oper zu widmen. 1914 begann dieser mit der Arbeit an einer Oper, basierend auf einer Komödie von Molière. 1915/16 begann er mit der musikalischen Ausarbeitung, und das Werk wurde 1917/18 vollendet. Die Uraufführung fand am 28. Mai 1920 in Freiburg statt.(vgl. Leichtentritt/DeVoto 2014, S. 344 f.) Ich würde
Ihnen vorschlagen, nun an
dessen Aufführung u. Darstellung
zu gehen: Das würde Sie sehr
anregen u. zerstreuen. Die Fragen
von Dekorationen u. Kostümen,
die Bühnenproben – Sie
erhalten dadurch ein neues
Bild, schöpfen Erfahrungen.
Am liebsten wählten Sie
eine nahe kleinere Residenz,
Weimar oder Dessau, * The * Library * of * Congress *

Verehrter Doktor,

ich freute mich, als ich Ihre Schrift erkannte, doch stimmen mich die beiden ersten Seiten Ihres lieben Briefes Der Brief ist nicht im Busoni-Nachlass überliefert. recht sehr wieder. Auf der dritten steht oben auf dafür eine gute Nachricht: der Sizilianer steht in Partitur dar! Busoni ermutigte Leichtentritt, sich der Komposition einer Oper zu widmen. 1914 begann dieser mit der Arbeit an einer Oper, basierend auf einer Komödie von Molière. 1915/16 begann er mit der musikalischen Ausarbeitung, und das Werk wurde 1917/18 vollendet. Die Uraufführung fand am 28. Mai 1920 in Freiburg statt.(vgl. Leichtentritt/DeVoto 2014, S. 344 f.) Ich würde Ihnen vorschlagen, nun an dessen Aufführung und Darstellung zu gehen: Das würde Sie sehr anregen und zerstreuen. Die Fragen von Dekorationen und Kostümen, die Bühnenproben – Sie erhalten dadurch ein neues Bild, schöpfen Erfahrungen. Am liebsten wählten Sie eine nahe, kleinere Residenz, Weimar oder Dessau, die Ihnen eine sympathische Atmosphäre gäben: und am Ende dürfte dieses zu einer Urlaubsbewilligung führen, dieser Sie bedürfen.

Es freut mich, dass meine Idee des „Urmotivs“ Ihnen zusagt. Sie ist, glaube ich, fruchtbar. Busoni bezieht sich hier auf die an Leichtentritt gewidmeten Kontrapuntk-Studien, die zur „Aufdekcung sogen. kontrapunktischer Urmotive bei Bach und ihrer Verarbeitung“ in der Fantasie und Fuge a-Moll dienten. (Kindermann 1980, S. 431) Der erste Satz von Mozarts Requiem ist z.B. ganz darauf gestellt.

Ich arbeitete viel. Die letzte Frucht 1917 war eine Sonatine "in diem nativitatis Christi", also ein Weihnachtsspielchen.

Inzwischen ist mein neuestes Bühnenwerk im Texte endgültig umgearbeitet, die Partitur zum 3. Bilde gediehen. Dazwischen fällt noch eine größere, instruktive Klavierarbeit: a) Ausgabe der Don Juan Fantasie, b) Sechs Klavierübungen und Präludien. Es handelt sich hierbei um den ersten Teil der Klavierübung in fünf Teilen

Ich teile Ihnen in aller Bescheidenheit, als meinem Biografen, diese Data mit. Der verbindliche und herzliche Schlusssatz Ihres Briefes Der Brief ist nicht im Busoni-Nachlass überliefert. ging mir sehr nahe. Ich erhoffe zwar nicht viel mehr von außen – (und habe mich in den Gedanken gefunden): – umso dankbarer werde ich jede Enttäuschung nach dem Besseren hin empfinden.

Ihnen und Ihrer Frau Mutter ein gutes Jahr wünschend,

grüße ich Sie als Ihr freundschaftlich ergebener

F. Busoni

Zürich, 04. 01. 1918.
                                                                
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* The * Library * of * Congress * die Ihnen einen sympathische
Atmosphaere gäben: und
am Ende dürfte dieses
zu einer Urlaubs bewilligung
führen, dieser Sie bedürfen.

Es freut mich, dass meine
Idee des “Urmotivs” Ihnen
zusagt. Sie ist, glaube ich,
fruchtbar. Busoni bezieht sich hier auf die an Leichtentritt gewidmeten Kontrapuntk-Studien, die zur „Aufdekcung sogen. kontrapunktischer Urmotive bei Bach und ihrer Verarbeitung“ in der Fantasie und Fuge a-Moll dienten. (Kindermann 1980, S. 431) Der erste Satz von
Mozart’s Requiem ist z.B.
ganz darauf gestellt.

Ich arbeitete viel. Die
letzte Frucht 1917 war eine
Sonatine "in diem nativitatis
Christi"
, also ein Weihnachtsspielchen.

Inzwischen ist mein neuestes
Bühnenwerk
im Texte end-
giltig umgearbeitet, die Partitur
zum 3. Bilde gediehen. Dazwischen
fällt noch eine größere instrukt
ive Klavier Arbeit: a) Ausgabe
der Don Juan Fantasie, b) Sechs
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. Es handelt sich hierbei um den ersten Teil der Klavierübung in fünf Teilen

                                                                
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3Diplomatische Umschrift
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* The * Library * of * Congress *

Ich theile Ihnen in Aller
Bescheidenheit, als meinem
Biographen, diese Data mit.
Der verbindliche u. herzliche
Schluss Satz Ihres Briefes Der Brief ist nicht im Busoni-Nachlass überliefert.
ging mir sehr nahe. Ich
erhoffe zwar nicht viel
mehr von Aussen – (und
habe mich in den gedanken
gefunden): – um so dank-
barer werde ich jede
Enttäuschung nach dem
Besseren hin empfinden.

Ihnen u. Ihrer Frau
Mutter ein gutes Jahr
wünschend,

grüsse ich Sie als Ihr
freundschaftlich ergebener

F. Busoni

Zürich, 4. J. 1918.
                                                                
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4Diplomatische Umschrift
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offener Brief
Zürich 13
-4.I.18.-4
VIII
(Oberstrass)
                                                                
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Überlieferung
USA | Washington, D.C. | Library of Congress | Ferruccio Busoni Papers Additions, 1866–1924 | ML95 .B94
Zustand
Brief und Umschlag sind gut erhalten.
Umfang
3 Blätter, 3 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Poststempel (schwarze Tinte)
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)

Zusammenfassung
Busoni freut sich über den Empfang Leichtentritts letzten Briefes, ist jedoch besorgt über dessen Inhalt; schlägt vor, die Aufführung von der Sizilianer in einer kleineren Residenz zu planen, um Leichtentritt neue Erfahrungen und Erholung zu bieten; freut sich, dass seine Idee des „Urmotivs“ Zustimmung findet und verweist auf Mozarts Requiem; berichtet von der Fertigstellung einer Sonatine und der Überarbeitung eines Bühnenwerks sowie von Klavierprojekten; schließt mit Neujahrswünschen.
Incipit
ich freute mich, als ich Ihre Schrift erkannte, doch stimmen mich die beiden ersten Seiten Ihres lieben Briefes recht sehr wieder.

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
30. September 2024: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition