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N.Mus.Nachl. 30, 85
Hochverehrter Meister!
Ich habe durch Herrn Professor Karl Flesch erfahren, dass Sie gegenwärtig
sich in Zürich aufhalten. Ich bitte Sie um Entschuldigung daß ich, als unbekannt⸗ er Bewunderer, mir erlaube, Ihnen zu schreiben. Ich hege den großen Wunsch,
Sie persönlich kennen zu lernen, und würde mich unendlich freuen wenn Sie
mir gestatteten, Sie zu besuchen. – Ich bin ein junger Komponist, spanischer Herkunft
obwohl in Frankreich geboren und erzogen, und errang bis zum Kriegsausbruch
einen gewissen, völlig unverdienten Erfolg, denn meine bisher veröffentlichten Werke
(bei Durand u. Cie in Paris und Aibl-Zierfuss in München) sind ganz be⸗ deutungslos.
Mit Copyright 1912, 1913 und 1914 waren bei Durand einige Lieder sowie Klavierstücke Jarnachs erschienen. Bei Zierfuss erschien 1913 die als Opus 8 gezählte und im Erstdruck Carl Flesch gewidmete Sonate für Violine allein.
Seit einem Jahre aber arbeite ich sehr viel, namentlich an Orchesterwerken.
Es sind eine Anzahl verschiedener, infolge des Krieges in Schubladen bleibenden
Kompositionen, und insbesondere eine angefangene Tondichtung, über welche Ihr
Urteil mir überaus wertvoll wäre.
Darf ich Sie bitten, wenn Sie mich zu empfangen geneigt sind, mir zu schreiben
und Datum sowie Stunde mitzuteilen?
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Hochverehrter Meister!
Ich habe durch Herrn Professor Karl Flesch erfahren, dass Sie gegenwärtig
sich in Zürich aufhalten. Ich bitte Sie um Entschuldigung, dass ich, als unbekannter Bewunderer, mir erlaube, Ihnen zu schreiben. Ich hege den großen Wunsch,
Sie persönlich kennen zu lernen, und würde mich unendlich freuen, wenn Sie
mir gestatteten, Sie zu besuchen. – Ich bin ein junger Komponist, spanischer Herkunft,
obwohl in Frankreich geboren und erzogen, und errang bis zum Kriegsausbruch
einen gewissen, völlig unverdienten Erfolg, denn meine bisher veröffentlichten Werke
(bei Durand u. Cie in Paris und Aibl-Zierfuss in München) sind ganz bedeutungslos.
Mit Copyright 1912, 1913 und 1914 waren bei Durand einige Lieder sowie Klavierstücke Jarnachs erschienen. Bei Zierfuss erschien 1913 die als Opus 8 gezählte und im Erstdruck Carl Flesch gewidmete Sonate für Violine allein.
Seit einem Jahre aber arbeite ich sehr viel, namentlich an Orchesterwerken.
Es sind eine Anzahl verschiedener, infolge des Krieges in Schubladen bleibenden
Kompositionen, und insbesondere eine angefangene Tondichtung, über welche Ihr
Urteil mir überaus wertvoll wäre.
Darf ich Sie bitten, wenn Sie mich zu empfangen geneigt sind, mir zu schreiben
und Datum sowie Stunde mitzuteilen?
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<note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left">N.Mus.Nachl. 30, 85</note>
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<salute rend="align(center)">Hochverehrter Meister!</salute>
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Ich habe durch Herrn Professor <persName key="E0300571">Karl Flesch</persName> erfahren, dass Sie gegenwärtig
<lb/>sich in <placeName key="E0500132">Zürich</placeName> aufhalten. Ich bitte Sie um Entschuldigung<reg>,</reg> da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> ich, als unbekannt
<lb break="no"/>er Bewunderer, mir erlaube, Ihnen zu schreiben. Ich hege den großen Wunsch,
<lb/>Sie persönlich kennen zu lernen, und würde mich unendlich freuen<reg>,</reg> wenn Sie
<lb/>mir gestatteten, Sie zu besuchen. – Ich bin ein junger Komponist, <placeName key="E0500663">spanischer</placeName> Herkunft<reg>,</reg>
<lb/>obwohl in <placeName key="E0500014">Frankreich</placeName> geboren und erzogen, und errang bis zum Kriegsausbruch
<lb/>einen gewissen, völlig unverdienten Erfolg, denn meine bisher veröffentlichten Werke
<lb/>(bei <orgName key="E0600185">Durand u. C<seg rend="sup underline2">ie</seg></orgName> in <placeName key="E0500012">Paris</placeName> und <orgName key="E0600060">Aibl</orgName>-<orgName>Zierfuss</orgName> in <placeName key="E0500034">München</placeName>) sind ganz be
<lb break="no"/>deutungslos.
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<!-- zum Verlag Ferdinand Zierfuss in München noch weiter ermitteln; nur Opus 7 u. 8 dort erschienen? laut IMSLP war Verlag zwischen
1913 und ca. 1930 aktiv, zur Person F. Zierfuss keine Einträge gefunden (nicht wikipedia, MGG, nicht Riemann 1916, 1929; vgl. aber Weiss
S. 53, Anm. 11 und den dort gegebenen Verweis: Verlagsveränderungen im deutschen Buchhandel 1900-1932, Leipzig: Verlag des Börsen-
vereins der deutschen Buchhändler, 1933, S. 79 )-->
<!-- Zierfuss (Verlag) und Ferdinand Zierfuss (Person) noch anzulegen, auch wenn erstmal so gut wie nichts über sie herauszubekommen ist -->
</p>
<p>
Seit einem Jahre aber arbeite ich sehr viel, namentlich an Orchesterwerken.
<lb/>Es sind eine Anzahl verschiedener, infolge des Krieges in Schubladen bleibenden
<lb/>Kompositionen, und insbesondere eine angefangene Tondichtung, über welche Ihr
<lb/>Urteil mir überaus wertvoll wäre.
</p>
<p>
Darf ich Sie bitten, wenn Sie mich zu empfangen geneigt sind, mir zu schreiben
<lb/>und Datum sowie Stunde mitzuteilen?
</p>
<closer>
<signed rend="align(center)">Ich zeichne, sehr verehrter Meister, ergebenst</signed>
<signed rend="align(center) indent"><persName key="E0300376">Philipp Jarnach</persName></signed>
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<addrLine><persName key="E0300376">Philippe Jarnach</persName>. – <placeName>Bremgartnerstr. 28</placeName> – <placeName key="E0500132">Zürich</placeName> III.</addrLine>
<!-- Bremgartnerstr. 28 noch anzulegen -->
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<addrLine>Herrn <persName key="E0300017">Ferruccio Busoni</persName></addrLine>
<addrLine rend="indent"><placeName key="E0500189">Scheuchzerstrasse 36</placeName>.</addrLine>
<addrLine rend="indent"><hi rend="underline larger"><placeName key="E0500132">Zürich</placeName></hi></addrLine>
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Zürich 1
-8.XII.15.–7
Briefträger VI
Transkription unsicher.
zu: N.Mus.Nachl. 30, 85
Preußischer
Staats⸗ bibliothek
zu Berlin
Kulturbesitz
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<addrLine>Absender – <persName key="E0300376">Jarnach</persName> – <placeName>Bremgartnerstr. 28</placeName> <placeName key="E0500132">Zürich</placeName> III.</addrLine>
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