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N.Mus.Nachl. 30,91
Verehrter Meister!
Ich kann Ihre Frage in ziemlich befriedigender
Weise beantworten. Das vollständige Stimmenmaterial
des IIn Bildes
Von Busonis Oper Turandot.
liegt in meinem Schrank im Theater.
Jarnach war von 1917 bis 1918 Dirigent und Korrepetitor am Stadttheater Zürich.
Man kann es jederzeit herausnehmen – mittelst eines
zweiten Schlüssels der bei Herrn Sturm, Bibliothekar, sich
befindet. – Somit sind Partituren I–II–III und deren
Stimmen bereit. Die Stimmen aus meiner Hand vom
IVn Bild lasse ich bis morgen Mittwoch an Ort u. Stelle
bringen. Die einzige Frage ist nun ob dall’ Argine die
noch fehlenden Stimmen (2e Flöte, Kontrafagott, Klarinetten,
Posaunen u. Bässe) rechtzeitig fertig machen kann. Da ich,
dank einem verfluchten Fieberanfall, weder heute noch wahr⸗ scheinlich morgen aus meiner Bude herauskriechen kann,
habe ich heute früh an dall’ Argine geschrieben, er möge
sich beeilen. – Er hat die Partitur IV nun mehrere Tage
bei sich; ich hoffe also dass er die wenigen Stimmen, die
er abzuschreiben hatte, am
26. April 1917Donnerstag mitbringen wird.
Trifft das nicht zu, so wird es nur eine geringe Störung
sein, denn die 3 ersten Bilder werden möglicherweise die
ganze Probe ausfüllen.
Ich habe mich der Arlecchinoprobe gefreut. So schlecht auch
die Leute vom Blatt lesen, so habe ich doch Eindrücke
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Verehrter Meister!
Ich kann Ihre Frage in ziemlich befriedigender
Weise beantworten. Das vollständige Stimmenmaterial
des II. Bildes
Von Busonis Oper Turandot.
liegt in meinem Schrank im Theater.
Jarnach war von 1917 bis 1918 Dirigent und Korrepetitor am Stadttheater Zürich.
Man kann es jederzeit herausnehmen – mittelst eines
zweiten Schlüssels, der bei Herrn Sturm, Bibliothekar, sich
befindet. – Somit sind Partituren I–II–III und deren
Stimmen bereit. Die Stimmen aus meiner Hand vom
IV. Bild lasse ich bis morgen, Mittwoch, an Ort und Stelle
bringen. Die einzige Frage ist nun, ob dall’Argine die
noch fehlenden Stimmen (2. Flöte, Kontrafagott, Klarinetten,
Posaunen und Bässe) rechtzeitig fertig machen kann. Da ich,
dank einem verfluchten Fieberanfall, weder heute noch wahrscheinlich morgen aus meiner Bude herauskriechen kann,
habe ich heute früh an dall’Argine geschrieben, er möge
sich beeilen. – Er hat die Partitur IV nun mehrere Tage
bei sich; ich hoffe also, dass er die wenigen Stimmen, die
er abzuschreiben hatte, am
26. April 1917Donnerstag mitbringen wird.
Trifft das nicht zu, so wird es nur eine geringe Störung
sein, denn die drei ersten Bilder werden möglicherweise die
ganze Probe ausfüllen.
Ich habe mich der Arlecchino-Probe gefreut. So schlecht auch
die Leute vom Blatt lesen, so habe ich doch Eindrücke
gehabt, die mich voraussehen lassen, wie es, richtig gespielt,
klingen wird. Die Klangfarbe ist so abwechslungsreich, dass
manchmal die Besetzung sich förmlich zu verändern
scheint. Trotz meiner Kenntnis der Partitur haben mich
einige Stellen überrascht: z. B. die Fülle des Blechkörpers
im Leandro-Duett; oder der Anfang der Romanza,
ein Bild von Cervantes: das Orchester verwandelt in
eine riesenhafte Gitarre mit Brummsaiten – die Fagotte
scheinen nasse Pizzicati zu machen, welche von den
winzigen dünnen Explosionen der Geigenpizzacati durchlöchert
werden – die schärfste aller Zeichnungen! – Stellen wie
der Ausklang des Quartetts und der Schluss des darauffolgenden Melodrams sind völlig neue Klangereignisse.
Das Quartett selbst wurde allzu sehr massakriert, ich
„hörte“ es nicht. – Wie gern hätte ich nachher mit
Ihnen gesprochen; Ihr eiliges Weggehen war mir eine
Enttäuschung.
Ich hätte fast vergessen, Sie zu bitten, dem Theater
ein genaues Verzeichnis der Orchesterbesetzung für
Turandot zukommen zu lassen. Ich hätte es selber getan,
aber ich bin im Unklaren über die Zahl der Instrumentisten, welche die Bühnenfanfaren blasen sollen.
Herzliche Grüße von Ihrem
Philipp Jarnach
Mardi soir
Frz.: Dienstagabend.
24.4.17.
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gehabt, die mich voraussehen lassen wie es, richtig gespielt,
klingen wird. Die Klangfarbe ist so abwechslungsreich dass
manchmal die Besetzung sich förmlich zu verändern
scheint. Trotz meiner Kenntnis der Partitur haben mich
einige Stellen überrascht: z. B. die Fülle des Blechkörpers
im Leandro=Duett; oder der Anfang der Romanza,
ein Bild von Cervantes: das Orchester verwandelt in
eine riesenhafte Gitarre mit Brummsaiten – die Fagotte
scheinen nasse pizzicatti zu machen, welche von den
winzigen dünnen Explosionen der Geigenpizzacatti durchlöchert
werden, – die schärfste aller Zeichnungen! – Stellen wie
der Ausklang des Quartetts und der Schluss des darauf- folgenden Melodrams sind völlig neue Klangereignisse.
Das Quartett selbst wurde allzusehr massakriert, ich
„hörte“ es nicht. – Wie gern hätte ich nachher mit
Ihnen gesprochen; Ihr eiliges Weggehen war mir eine
Enttäuschung.
Ich hätte fast vergessen, Sie zu bitten, dem Theater
ein genaues Verzeichnis der Orchesterbesetzung für
Turandot zukommen zu lassen. Ich hätte es selber getan,
aber ich bin im Unklaren über die Zahl der Instru⸗ menteisten, welche die Bühnenfanfaren blasen sollen.
Herzliche Grüsse von Ihrem
Preußischer
Staats- bibliothek
zu Berlin
Kulturbesitz
Philipp Jarnach
Mardi soir
Frz.: Dienstagabend.
24–4–17.
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zu Berlin
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