Philipp Jarnach an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Polling · 3. September 1921

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N.Mus.Nachl. 30, 128
Polling, den 3 Sept. 21

Mein lieber Meister! – Wir haben uns herzlich
gefreut, Nachrichten von Ihnen zu erhalten. –
Von dem „Geschmackstreichs“ mit Kokoschkas
Drama habe ich gehört. Nicht bekannt
ist mir der „Dichter“ ebensowenig wie
jene anderen vierdimensionalen Grössen
jüngster Errungenschaft, als welche sind
Kaiser, Hasenclever u.s.w. – Wir gehören
halt zu den Naiven, welche, trotz aller Offen-
barungen wesenhaftester Kunst, Gerhard
Hauptmann
(z.B.) noch immer für einen
großen Dichter halten. – Hindemith's Quartett Jarnach ist anwesend, als am 1. August 1921 Hindemiths 3. Streichquartett op. 16 im Zuge der Donaueschinger Musiktage uraufgeführt wird.
dagegen habe ich mit beiden Ohren gehört
und ich versichere Sie, wenn man auch
manche Stellen belächeln muß, – es behauptet

Polling, den 3. Sept. 21

Mein lieber Meister!

– Wir haben uns herzlich gefreut, Nachrichten von Ihnen zu erhalten. – Von dem „Geschmackstreich“ mit Kokoschkas Drama habe ich gehört. Nicht bekannt ist mir der „Dichter“ ebensowenig wie jene anderen vierdimensionalen Grössen jüngster Errungenschaft, als welche sind Kaiser, Hasenclever u.s.w. – Wir gehören halt zu den Naiven, welche, trotz aller Offenbarungen wesenhaftester Kunst, Gerhard Hauptmann (z.B.) noch immer für einen großen Dichter halten. – Hindemiths Quartett Jarnach ist anwesend, als am 1. August 1921 Hindemiths 3. Streichquartett op. 16 im Zuge der Donaueschinger Musiktage uraufgeführt wird. dagegen habe ich mit beiden Ohren gehört und ich versichere Sie, wenn man auch manche Stellen belächeln muss, – es behauptet sich! – Entschuldigen Sie diese eiligen Zeilen; ich habe heute so viel geschrieben, dass meine Feder rebellisch wird. Übernächste Woche fahre ich nach Zürich; wir kommen voraussichtlich Anfang Oktober nach Berlin.

Empfangen Sie, sowie Frau Busoni, unser beider herzlichste Grüße

Ihr Philipp Jarnach

                                                                
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Postkarte

[links:]

sich! – Entschuldigen Sie
diese eiligen Zeilen; ich habe
heute so viel geschrieben, daß

meine Feder rebellisch wird.
Übernächste Woche fahre ich
nach Zürich; wir kommen
voraussichtlich Anfang Oktober
nach Berlin. Empfangen Sie,
sowie Frau Busoni, unser
beider
herzlichste Grüße
Ihr
Philipp Jarnach

[rechts:]

Polling
3
Sep
8-9 Nm
21.
Herrn Dr. F. Busoni
Viktoria-Luise Platz. 11
Berlin W. 30.
Preußischer
Staats-
bibliothek
zu Berlin
Kulturbesitz

                                                                
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Dokument

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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | N.Mus.Nachl. 30,128 |

Nachweis Kalliope

Zustand
Die Postkarte ist gut erhalten.
Umfang
1 Postkarte, 2 beschriebene Seiten
Kollation
Der Text beginnt auf der Rückseite der Postkarte und endet vertikal ausgerichtet auf der linken Seite der Adressseite.
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Philipp Jarnach, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und auf der Vorderseite eine Paginierung vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)

Zusammenfassung
Jarnach äußert seine Bewunderung für Gerhart Hauptmann im Gegensatz zu einigen expressionistischen Dichtern; lobt ein Quartett Paul Hindemiths; kündigt Reisen nach Zürich und Berlin an.
Incipit
– Wir haben uns herzlich gefreut, Nachrichten von Ihnen zu erhalten. – Von dem „Geschmackstreich“ mit Kokoschkas

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
8. März 2022: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition