Ferruccio Busoni an Philipp Jarnach arrow_backarrow_forward

Berlin · 22. August 1921

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N.Mus.Nachl. 30, 73

22 A. 1921
Berlin W30

L Ph J ein Brief von mir muss
sich verirrt haben! Für
den Ihrigen Der Brief, auf den Busoni hier Bezug nimmt, ist offenbar nicht erhalten. danke ich Ihnen, und der
gefälligen Sekretärin für die schöne
Schrift. – Ich musste ein wenig
lächeln über di[…] 1 Zeichen: unleserlich. e „kraftschäumende
Begabung“
und die „stürmische
Ungebundenheit“
Bei Beaumont 1987 (345) das zweite Zitat ohne Anführungszeichen. des noch Bei Beaumont 1987 (345) statt „des noch“: „of our“.
mythischen Hindou’s. Er hat mir
einen Geschmacksstreich begangen,
von dem ich mich erst erholen muss;
indem er eine[…] 1 Zeichen: unleserlich. n von diesen unqua-
lifizierbaren Dilettanten Versuchen, Beaumont 1987 (345) übersetzt „Versuchen“ neutral mit „pieces“.
(ein sogenanntes Drama), des Malers
Kokoschka als .... Oper „vertonte“.
Ihre Schicksale Bei Beaumont 1987 (345) übersetzt mit: „your progress“. in DonauEschingen
habe ich mit Genugthuung verfolgt.
„der Vogel der [h]eut’ sang“ Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg, II. Akt, 3. Szene (Sachs). Auf eine Bezugnahme zu Wladimir Vogel (vgl. Beaumont 1987, S. 345), Mitglied von Busonis Berliner Meisterklasse seit Juli 1921, deutet bisher nichts hin. – den scheinen
Sie Bei Beaumont 1987 (345) ohne Hervorhebung. abgeschossen zu haben. In seinem bereits
schon pathologischen Hochmuth schreibt
von Ihnen Bei Beaumont 1987 (345) ist „von Ihnen“ ausgelassen. Weissmann: „wir können auf ihn stolz
sein“
– so eine Frechheit! – (Aber eine
glänzende Einführung .....) Er spricht
nämlich in Namen der deutschen Nation, Beaumont 1987 (345): „in the name of all the Germans“.
und bemächtigt sich in ihrem Auftrage
des eroberten Spaniens; Bei Beaumont 1987 (345) fungiert Weißmann selbst als „Eroberer“ in einer noch zu vollziehenden Invasion („has taken it upon himself to invade Spain). nachdem er’s
für werth befunden, dass es erobert zu werden.

– Die Angelegenheit “Kaminski”
nehme ich herzlich ad notam. So
ein Fall ist nicht unter 25.000 Mark
zu stützen, und darüber muss ich nachdenken.
Ich bin recht müde von einer unun-
terbrochenen
3-monatlichen Arbeit.

Ich freue mich auf Ihr Kommen.

Je vous embrasse. Frz.: „Ich umarme Sie.“

F. Busoni

22. A. 1921
Berlin W30

L Ph J

ein Brief von mir muss sich verirrt haben! Für den Ihrigen Der Brief, auf den Busoni hier Bezug nimmt, ist offenbar nicht erhalten. danke ich Ihnen, und der gefälligen Sekretärin für die schöne Schrift. – Ich musste ein wenig lächeln über die „kraftschäumende Begabung“ und die „stürmische Ungebundenheit“ des noch mythischen Hindous. Er hat einen Geschmacksstreich begangen, von dem ich mich erst erholen muss; indem er einen von diesen unqualifizierbaren Dilettantenversuchen (ein sogenanntes Drama) des Malers Kokoschka als … Oper „vertonte“. Ihre Schicksale in Donaueschingen habe ich mit Genugtuung verfolgt. „Der Vogel, der heut’ sang“ Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg, II. Akt, 3. Szene (Sachs). Auf eine Bezugnahme zu Wladimir Vogel (vgl. Beaumont 1987, S. 345), Mitglied von Busonis Berliner Meisterklasse seit Juli 1921, deutet bisher nichts hin. – den scheinen Sie abgeschossen zu haben. In seinem bereits schon pathologischen Hochmut schreibt von Ihnen Weissmann: „wir können auf ihn stolz sein“ – so eine Frechheit! – (Aber eine glänzende Einführung …) Er spricht nämlich in Namen der deutschen Nation und bemächtigt sich in ihrem Auftrage des eroberten Spaniens; nachdem er’s für wert befunden, dass es erobert werde.

Die Angelegenheit „Kaminski“ nehme ich herzlich ad notam. So ein Fall ist nicht unter 25.000 Mark zu stützen, und darüber muss ich nachdenken. Ich bin recht müde von einer ununterbrochenen dreimonatlichen Arbeit.

Ich freue mich auf Ihr Kommen.

Je vous embrasse. Frz.: „Ich umarme Sie.“

F. Busoni

                                                                
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22 Aug. 21
Erster Brief von Busoni nach sieben
Wochen Von Anfang Juli 1921 liegt kein Brief Busonis an Jarnach vor.
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Dokument

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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | N.Mus.Nachl. 30,73 |

Nachweis Kalliope

Zustand
Klebestreifenanhaftung oben, kleines Loch in der Mitte (mit behebbarem Textverlust), sonst gut erhalten.
Umfang
1 Blatt, 1 beschriebene Seite
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signatur eingetragen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Vermutlich Hand des Empfängers Philipp Jarnach (Notizen auf der Rückseite mit schwarzer Tinte in Kurrentschrift, offenbar Schreibübungen)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 12

Zusammenfassung
Busoni nennt Hindemiths Oper Mörder, Hoffnung der Frauen einen „Geschmacksstreich […], von dem ich mich erst erholen muss“; beglückwünscht Jarnach zu dessen Erfolg in Donaueschingen und zu einer vereinnahmenden Kritik Adolf Weißmanns; erwähnt eine kostspielige „Angelegenheit Kaminski; freut sich auf Jarnachs Ankunft.
Incipit
ein Brief von mir muss sich verirrt haben!

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
21. Oktober 2021: zur Freigabe vorgeschlagen (Auszeichnungen überprüft, korrekturgelesen)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition
Frühere Ausgaben
Beaumont 1987, S. 345 f.