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Mus. Nachl. F. Busoni B II, 3443Mus. ep. J. Oppenheimer 12 (Busoni-Nachl. B II)[1]
Turczinsky sehe ich oft, er ist ein prächtiger
Mensch, der immer weiter fortschreitet, mit
grossen Ernst arbeitet. I Kärntnerstrasse 51
Liebster Freund
Für Ihren lezten Brief danke ich Ihnen
ganz besonders und aus vollster Seele.
Der Inhalt lässt mich an die vielen
Meilen vergessen, die uns trennen
und versetzen mich so unmittelbar in
Ihre Nähe, dass ich während des Lesens
dachte Ihre Stimme zu hören.
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Mus. Nachl. F. Busoni B II, 3443Mus. ep. J. Oppenheimer 12 (Busoni-Nachl. B II)[1]
Turczinsky sehe ich oft, er ist ein prächtiger
Mensch, der immer weiter fortschreitet, mit
grossen Ernst arbeitet. I Kärntnerstrasse 51
Liebster Freund,
für Ihren letzten Brief danke ich Ihnen
ganz besonders und aus vollster Seele.
Der Inhalt lässt mich an die vielen
Meilen vergessen, die uns trennen
und versetzen mich so unmittelbar in
Ihre Nähe, dass ich während des Lesens
dachte Ihre Stimme zu hören.
Leider war die Illusion bald zerstört
und nun, da ich so vieles sagen möchte,
fühle ich, dass ich es schriftlich nicht
kann! Ich verstehe Sie ganz, teile
was Sie bedrückt und möchte nichts
sehnlicher als, dass Sie Freiheit und Ruhe
hätten für Ihr Schaffen. Ich empfinde
den Zwang, den Sie unterliegen, oftmals
so stechend und peinvoll wie einen
physischen Schmerz.
[2]
Wir müssen baldmöglichst mündlich
alles durchsprechen, und ich möchte
so unendlich gerne hoffen können,
dass nicht abermals Monate dazwischen
liegen und ich Sie nach Ihrer Rückkehr
sehen kann. Viele Wege stehen offen,
wie Sie selbst sagen, aber welchen
betreten?! Ich habe so manchen im
Geiste eingeschlagen, aber immer
wieder bin ich auf einen Punkt gekommen,
bei dem ich gefürchtet, dass er für
Sie hinderlich, störend wird. Und doch
muss ein Weg gefunden werden, dessen
Endziel Befreiung für Sie ist.
Innigen Dank für die Programme
etc. unter And. „Berceuse“. Wie glücklich wäre
ich sie zu hören, wie schön und inhaltsreich
sind die Worte, die den Grundgedanken
niedergeben.
Ihr Zusammentreffen mit Mahler
B II, 3443
[3]
freut mich für Sie beide, trotzdem ich
Letzteren persönlich nicht kenne.
Zum Glück schreiben wir „März“
und Ihre Heimkehr kann nicht
mehr fern sein.
Vorige Woche war Herr Andreae aus Berlin
mein Gast, leider konnte seine Frau
ihn nicht begleiten. Es war mir
willkommen, weil ich erfahren, dass
beide zu Ihren Freunden zählen und Sie
bewundern.
Sonntag der 12. März
Ich wurde unterbrochen, liebster Freund,
und kann erst heute fortsetzen.
Ich habe Sie auch inzwischen oft im
Geist umgeben und habe mir
manches ausgedacht, dass Ihnen relativ
wenig Zwang an herlegt und vielleicht
allmählich volle Freiheit gibt; ein „aber“
gibt es aber überall. Nur mündlich
lässt sich gründlich über alles reden.
Ich habe mich entschlossen
Ende dieser
Woche
nach Bern? zu fahren und
B II, 3443
[4]
freue mich darauf. Ich brauche
Erholung, seelisch,; ich sehne mich
nach einen Blick ins Weite, da mich
hier so vieles einengt und schmerzhaft
bedrückt. Diesen 8. April hoffe ich zurück
zu sein, und hoffe dann mit
frischer Kraft an die oft schweren
Aufgaben zu gehen, die das Leben mir
stellt. Ich wüsste so gerne, wann Sie
zurückkehren, wie Ihr Pläne sind,
wann Sie zu Hause sein werden.
Ich möchte durchaus auch etwa an
den Musikfesten, aul.? der Liszt Feier,
Es handelt sich hier wahrscheinlich um die Zentenarfeier für Franz Liszt am 22. Oktober 1911
in Heidelberg (, Bd. 78, Heft 42, S. 565).
teilnehmen. Von der Aufführung
der „Turandot“ wusste ich schon durch
Hofmannsthal, Reinhardt,. freue mich
damit!
Ihre liebe Frau vermute ich daheim,
oder wenigstens unterwegs, vielleicht
kann ich etwas darüber erfahren.
Innig Lebewohl für heute, ich
breche nicht ab, wenn dieses Blatt
auch schließt. In treuer Freundschaft
Ihre Iella Oppenheimer
Amerika
Monsieur Ferruccio Busoni
c/o M. H. Hanson
437. Fifth Avenue
26680
New York
B Iella Oppenheimer
I Kärntnerstr 51
Vienna Austria
New York. Y. RECD (4) REG Y. 3-22 1911
New York (STA. F) N. Y. Registered MAR 22 1911Nachlaß Busoni BIIMus. ep. J. Oppenheimer 12Mus. Nachl. F. Busoni BII, 3443-Beil.
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Liebster Freund<reg>,</reg>
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<lb/>ganz besonders und aus vollster Seele.
<lb/>Der Inhalt lässt mich an die vielen
<lb/>Meilen vergessen, die uns trennen
<lb/>und versetzen mich so unmittelbar in
<lb/>Ihre Nähe, dass ich während des Lesens
<lb/>dachte Ihre Stimme zu hören.
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Leider war die Illusion bald zerstört.
und nun da ich so vieles sagen möchte,
fühle ich, dass ich es schriftlich nicht
kann! Ich verstehe Sie ganz, teile
was Sie bedrückt und möchte nichts
sehnlicher als, dass Sie Freiheit und Ruhe
hätten für Ihr Schaffen. Ich empfinde
den Zwang, den Sie unterliegen oftmals
so stechend und peinvoll wie einen
physischen Schmerz.
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Leider war die Illusion bald zerstört<orig>.</orig>
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<lb/>sehnlicher als, dass Sie Freiheit und Ruhe
<lb/>hätten für Ihr Schaffen. Ich empfinde
<lb/>den Zwang, den Sie unterliegen<reg>,</reg> oftmals
<lb/>so stechend und peinvoll wie einen
<lb/>physischen Schmerz.
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[2]
Wir müssen baldmöglichst mündlich
alles durchsprechen und ich ho möchte
so unendlich gerne hoffen können,
dass nicht abermals Monate dazwischen
liegen und ich Sie nach Ihrer Rückkehr
sehen kann. Viele Wege stehen offen,
wie Sie selbst sagen, aber welchen
betreten?! Ich habe so manchen im
Geiste eingeschlagen, aber immer
wieder bin ich auf einen Punkt gekommen,
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<note>[2]</note>
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Wir müssen baldmöglichst mündlich
<lb/>alles durchsprechen<reg>,</reg> und ich <del rend="strikethrough">ho</del> möchte
<lb/>so unendlich gerne hoffen können,
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<lb/>liegen und ich Sie nach Ihrer Rückkehr
<lb/>sehen kann. Viele Wege stehen offen,
<lb/>wie Sie selbst sagen, aber welchen
<lb/>betreten?! Ich habe so manchen im
<lb/>Geiste eingeschlagen, aber immer
<lb/>wieder bin ich auf einen Punkt gekommen,
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bei dem ich gefürchtet[ habe], dass er für
Sie hinderlich, störend wird. Und doch
muss ein Weg gefunden werden, dessen
Endziel Befreiung für Sie ist.
Innigen Dank für die Programme
etc. unter And. „Berceuse“. Wie glücklich wäre
ich sie zu hören, wie schön und inhaltsreich
sind die Worte, die den Grundgedanken
niedergeben.
Ihr Zusammentreffen mit Mahler
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bei dem ich gefürchtet<del><supplied reason="omitted"> habe</supplied></del>, dass er für
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B II, 3443
[3]
freut mich für Sie beide, trotzdem ich
Letzteren persönlich nicht kenne.
Zum Glück schreiben wir „März“
und Ihre Heimkehr kann nicht
mehr fern sein.
Vorige Woche war Herr Andrea aus Berlin
mein Gast, leider konnte seine Frau
ihn nicht begleiten. Es war mir
willkommen, weil ich erfahren[ habe], dass
beide zu Ihren Freunden zählen und Sie
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freut mich für Sie beide, trotzdem ich
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<lb/>beide zu Ihren Freunden zählen und Sie
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bewundern.
Sonntag der 12. März
Ich wurde unterbrochen, liebster Freund,
und kann erst heute fortsetzen.
Ich habe Sie auch inzwischen oft im
Geist umgeben und habe mir
manches ausgedacht, das Ihnen relativ
wenig Zwang anherlegt und vielleicht
allmählig volle Freiheit giebt; ein „aber“
giebt es aber überall. Nur mündlich
lässt sich gründlich über alles reden.
Ich habe mich entschlossen
Ende dieser
Woche
nach Bern? zu fahren und
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bewundern.
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<date when-iso="1911-03-12">
Sonntag der 12. März
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<p>
Ich wurde unterbrochen, liebster Freund,
<lb/>und kann erst <date when-iso="1911-03-12">heute</date> fortsetzen.
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Ich habe Sie auch inzwischen oft im
<lb/>Geist umgeben und habe mir
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<lb/>Ich habe mich entschlossen
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<lb/>Woche
</date>nach Bern? zu fahren und
</p></div>
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B II, 3443
[4]
freue mich darauf. Ich brauche
Erholung, seelisch,; ich sehne mich
nach einen Blick ins Weite, da mich
hier so vieles einengt und schmerzhaft
bedrückt. Diesen 8 April hoffe ich zurück
zu sein und hoffe dann mit
frischer Kraft an die oft schweren
Aufgaben zu gehen, die das Leben mir
stellt. Ich wüsste so gerne wann Sie
zurückkehren, wie Ihr Pläne sind,
wann Sie zu Hause sein werden
Ich möchte durchaus auch den
Transkription unsicher.
etwa an
den Musikfesten, aul.? der Liszt Feier,
Es handelt sich hier wahrscheinlich um die Zentenarfeier für Franz Liszt am 22. Oktober 1911
in Heidelberg (, Bd. 78, Heft 42, S. 565).
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freue mich darauf. Ich brauche
<lb/>Erholung, seelisch,; ich sehne mich
<lb/>nach einen Blick ins Weite, da mich
<lb/>hier so vieles einengt und schmerzhaft
<lb/>bedrückt. Diesen <date when-iso="1911-04-08">8<reg>.</reg> April</date> hoffe ich zurück
<lb/>zu sein<reg>,</reg> und hoffe dann mit
<lb/>frischer Kraft an die oft schweren
<lb/>Aufgaben zu gehen, die das Leben mir
<lb/>stellt. Ich wüsste so gerne<reg>,</reg> wann Sie
<lb/>zurückkehren, wie Ihr Pläne sind,
<lb/>wann Sie zu Hause sein werden<reg>.</reg>
<lb/>Ich möchte durchaus auch <subst><del rend="overwritten"><unclear>den</unclear></del><add place="across">etwa an</add></subst>
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Es handelt sich hier wahrscheinlich um die Zentenarfeier für <persName key="E0300013">Franz Liszt</persName> am <date when-iso="1911-10-22">22. Oktober 1911</date>
in <persName key="E0500294">Heidelberg</persName> <bibl>(<ref target="#E0600148"/>, Bd. 78, Heft 42, S. 565)</bibl>.
</note>
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teilnehmen. Von der Aufführung
der „Turandot“ wusste ich schon durch
Hofmannsthal, Reinhart,. freue mich
damit!
Ihre liebe Frau vermute ich daheim,
oder wenigstens unterwegs, vielleicht
kann ich etwas darüber erfahren.
Innig Lebewohl für heute, ich
breche nicht ab, wenn dieses Blatt
auch schliesst. In treuer Freundschaft
Ihre Iella Oppenheimer
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teilnehmen. Von der Aufführung
<lb/>der <title key="E0400033" rend="dq-du">Turandot</title> wusste ich schon durch
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<lb/>damit!
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Ihre liebe Frau vermute ich daheim,
<lb/>oder wenigstens unterwegs, vielleicht
<lb/>kann ich etwas darüber erfahren.
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Innig Lebewohl für <date when-iso="1911-03-12">heute</date>, ich
<lb/>breche nicht ab, wenn dieses Blatt
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10Diplomatische Umschrift
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B Iella Oppenheimer
I Kärntnerstr 51
Vienna Austria
New York. Y. RECD (4) REG Y. 3-22 1911
New York (STA. F) N. Y. Registered MAR 22 1911Nachlaß Busoni BIIMus. ep. J. Oppenheimer 12Mus. Nachl. F. Busoni BII, 3443-Beil.
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B <persName key="E0300819" type="automated" nymRef="Jella Oppenheimer">Iella Oppenheimer</persName>
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<lb/><placeName key="E0500031" type="automated" nymRef="New York City">New York</placeName>. Y. RECD (4) REG Y. <date when-iso="1911-03-22">3-22 1911</date>
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