Jella Oppenheimer an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Wien · 15. Dezember 1909

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Mus.ep. J. Oppenheimer 10 (Busoni-Nachl. B II)
[1]
Mus. Nachl. F. Busoni BII, 3441
dem 15.12.1909

Lieber Freund

Nicht wahr Sie wißen, dass es nicht
mein freier Wille ist, der mich
heute schriftlich Lebewohl sagen
läßt: Es wird mir unendlich
schwer und es war mein
Herzenswunsch Ihnen die Hand

dem 15.12.1909

Lieber Freund,

nicht wahr, Sie wissen, dass es nicht mein freier Wille ist, der mich heute schriftlich Lebewohl sagen lässt: Es wird mir unendlich schwer und es war mein Herzenswunsch, Ihnen die Hand zu drücken, Sie, liebster Freund, und Frau Gerda, in Ihrem Heim zu sehen, ehe Sie die Reise Busonis Tournee in den Vereinigten Staaten dauerte von Januar bis Mai 1910 (vgl. Busoni/Weindel 2015, Bd. 2, S. 975). antreten. Ich musste es aufgeben, weil ich erfahren, dass mich unvermeidliche Aufregungen in Berlin erwartet hätten, Konflikte vorauszusehen waren, die ich meiden musste, der Besuch bei meiner Schwester wäre gerade im jetzigen Moment nicht zum Zutun gewesen, deshalb bin ich ferngeblieben. Mündlich einmal mehr darüber.

Sie haben gesehen, wie müde und wund ich bin und werden mir glauben, dass ich augenblicklich allen Unebenheiten ausweichen muss. Innig hätte ich gewünscht, einige Tage mit Ihnen und Ihrer lieben Frau, zu verleben und hätte die Reise zu diesem Zweck nicht gescheut, es war aber unmöglich, ohne mich anderwärts zu melden. All meine Wünsche geleiten Sie und sehnlich erwarte ich Ihre glückliche Heimkehr. Der Himmel behüte Sie!

Wenn wir uns wiedersehen, hoffe ich Ihnen mit einem fröhlicheren Gesicht entgegenzutreten, bester Freund. Verknüpfen Sie auch inzwischen nicht alle trüben Gedanken, die ich neulich ausgesprochen, mit der Erinnerung an mich, ich kämpfe alles Schmerzliche nieder, mit der Kraft, die mir das Leben noch gelassen hat und will keine Bitterkeit in der Seele behalten.

Mit heißen Wünschen für Sie und Ihre Lieben in unveränderlicher Freundschaft.

Ihre

Jella Oppenheimer

Halten Sie mich, ich bitte Sie au courant Ihrer Schritte, teilen Sie mir Ihre glückliche Ankunft mit einer Zeile mit und sagen Sie mir auch, unter welcher Adresse Sie Nachrichten erreichen!

Wann kann ich darauf hoffen, für welche Zeit ist Ihre Rückkehr geplant? Alles Gute auf Ihrem Weg!

                                                                
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zu drücken, Sie, liebster Freund
und Frau Gerda in Ihrem Heim zu
sehen, ehe Sie die Reise Busonis Tournee in den Vereinigten Staaten dauerte von Januar bis Mai 1910 (vgl. Busoni/Weindel 2015, Bd. 2, S. 975). antreten.
Ich mußte es aufgeben, weil
ich erfahren, dass mich unvermeid⸗
liche Aufregungen in Berlin erwartet
hätten, Konflikte vorauszusehen
waren, die ich meiden musste,
der Besuch bei meiner Schwester Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

                                                                
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[2] wäre gerade im jetzigen Moment
nicht zum Zutun gewesen, deshalb
bin ich fern geblieben. Mündlich
einmal mehr darüber.

Sie haben gesehen wie müde
und wund ich bin und werden
mir glauben, dass ich augenblicklich
allen Unebenheiten ausweichen
muß. Innig hätte ich gewünscht
einige Tage mit Ihnen und Ihrer Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

                                                                
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hätte die Reise zu diesem Zweck
nicht gescheut, es war aber unmög⸗
lich ohne mich anderwärts zu melden.
All meine Wünsche geleiten
Sie und sehnlich erwarte ich Ihre
glückliche Heimkehr. Der Himmel
behüte Sie!

Wenn wir uns wiedersehen,
hoffe ich Ihnen mit einem

                                                                
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B II, 3441
[3] fröhlicherem Gesicht entgegen zu
treten, bester Freund. Verknüpfen
Sie auch inzwischen nicht alle
trüben Gedanken, die ich neulich
ausgesprochen, mit der Erinnerung
an mich, ich kämpfe alles
Schmerzliche nieder mit der Kraft,
die mir das Leben noch gelaßen
hat und will keine Bitterkeit

                                                                
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in der Seele behalten.

Mit heißen Wünschen für
Sie und Ihre Lieben in
unveränderlicher Freundschaft.

Ihre


Jella Oppenheimer

Halten Sie mich, ich bitte
Sie, au courant Ihrer Schritte,
teilen Sie mir Ihre glückliche
Ankunft mit einer Zeile mit Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

                                                                
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[4] und sagen Sie mir auch unter
welcher Adreße Sie Nachrichten
erreichen!.

Auf frohes Wiedersehen!

Wann kann ich darauf hoffen,
für welche Zeit ist Ihre
Rückkehr geplant? Alles Gute auf Ihrem
Weg!

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
                                                                
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[Rückseite von Textseite 7, vacat]
                                                                
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R Wien
15
№ 946
P. B. 1/1
1/1 [Wien] […] mindestens 1, höchstens 2 Zeichen: Papier fehlt.
[…] 4 Zeilen: Papier fehlt.
[…] 1 Zeichen: unleserlich.
Hochwohlgner
Herrn Ferruccio Busoni
Victoria Louisen Platz 11
W. 30202
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Berlin
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Oppenheimer
Nachlaß Busoni
BII
Mus.ep. J. oppenheimer 10
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 3441-Beil.
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 3441 | olim: Mus.ep. J. Oppenheimer 10 |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten; Umschlagvorderseite rechts Aufriss (ohne Textverlust); Umschlagvorderseite Briefmarke und Papierschicht fehlen (mit Textverlust beim Poststempel)
Umfang
2 Bogen, 7 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Jella Oppenheimer, Brieftext in blauer Tinte, in deutscher Kurrentschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)
  • Hand eines Postbediensteten, der die Zahl 202 mit Blaustift auf der Umschlagvorderseite notiert hat
  • Hand von Gerda Busoni, die auf der Umschlagrückseite den Absendernamen mit Bleistift notiert hat

Zusammenfassung
Oppenheimer bedauert, sich nicht vor dessen Abreise in die Vereinigten Staaten von Amerika bei Busoni verabscheiden zu können, da sie nicht eine Reise nach Berlin zu ihrer Schwester antreten kann, aufgrund ungewisser Konflikte; bittet Busoni, Neuigkeiten aus seiner Zeit in den Vereinigten Staaten von Amerika zu berichten.
Incipit
nicht wahr Sie wissen, dass es nicht

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
13. August 2024: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition