Ferruccio Busoni to Heinrich Schenker arrow_forward

Wien · April 5, 1897

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Sehr verehrter Herr Doctor. Federhofer 1985 (77) mit Ausrufezeichen.

Es wird mir – nach Allem, was
Meister Goldmark Busoni war mit Goldmark offenbar bereits seit seiner Kindheit und den ersten Auftritten als Pianist bekannt (vgl. Dent 1974, S. 23 und Busoni zit. nach Busoni/Weindel 2004, S. 44). 1888 fertigte er den Klavierauszug zu Goldmarks Oper Merlin an, aus der er zuvor bereits Teile für Klavier bearbeitet hatte (Konzert-Fantasie nach Motiven aus der Oper ‚Merlin“ für Klavier; vgl. Kindermann 1980, S. 436 f.). Ein ursprünglich an Brahms gerichtetes Empfehlungsschreiben, welches Busoni für Jean Sibelius verfasst hatte, führte diesen zum Studium bei Goldmark (vgl. Hofer 2015, S. 217). von Ihnen
erzählt – eine große Freude
sein, Sie persönlich kennen
zu lernen. – Darf ich Sie bitten
übermorgen (Mittwoch) Vormittag Der Brief ist undatiert. Aufgrund weiterer Quellen kann als Datum der 5. April 1897 erschlossen werden. Ein erstes Treffen zwischen Schenker und Busoni fand zwei Tage später, am 7. April, in Wien statt: „[S]eit gestern bin ich im Besitze einer dringenden Empfehlung {K.} Goldmarks an Busoni, mit dem übrigens seit Wochen mündlich alles zu meinen Gunsten ausgemacht worden ist. […] – ich muß das Scherzo in C, das Dir gefallen, bis 5ten fertig machen.“ (Brief vom 2. April 1897 von Schenker an Moriz Violin, zit. nach Federhofer 1985, S. 77). Siehe dazu auch die Ankündigung für ein Konzert Busonis in der Neuen Freien Presse vom 6. April 1897 (N. N. 1897). Bent/Bretherton/Drabkin 2014 (9 f.) gibt als Datierung fälschlich den 17.5.1897 an.
mich freundlichst aufsuchen
zu wollen?

Durch m[…] 1 char: cancelled. ein Missverstaend-
niss des Portiers ist ein erster
Brief Der Brief ist nicht überliefert. von mir, welcher
für Sie bereit lag, nicht
an Sie abgegeben worden:
verzeihen Sie die doppelte
Bemühung

Ihres hochachtungsvoll
ergebenen


Ferruccio B Busoni

Sehr verehrter Herr Doktor.

Es wird mir – nach allem, was Meister Goldmark Busoni war mit Goldmark offenbar bereits seit seiner Kindheit und den ersten Auftritten als Pianist bekannt (vgl. Dent 1974, S. 23 und Busoni zit. nach Busoni/Weindel 2004, S. 44). 1888 fertigte er den Klavierauszug zu Goldmarks Oper Merlin an, aus der er zuvor bereits Teile für Klavier bearbeitet hatte (Konzert-Fantasie nach Motiven aus der Oper ‚Merlin‘ für Klavier; vgl. Kindermann 1980, S. 436 f.). Ein ursprünglich an Brahms gerichtetes Empfehlungsschreiben, welches Busoni für Jean Sibelius verfasst hatte, führte diesen zum Studium bei Goldmark (vgl. Hofer 2015, S. 217). von Ihnen erzählt – eine große Freude sein, Sie persönlich kennen zu lernen. – Darf ich Sie bitten, übermorgen (Mittwoch) Vormittag Der Brief ist undatiert. Aufgrund weiterer Quellen kann als Datum der 5. April 1897 erschlossen werden. Ein erstes Treffen zwischen Schenker und Busoni fand zwei Tage später, am 7. April, in Wien statt: „[S]eit gestern bin ich im Besitze einer dringenden Empfehlung {K.} Goldmarks an Busoni, mit dem übrigens seit Wochen mündlich alles zu meinen Gunsten ausgemacht worden ist. […] – ich muß das Scherzo in C, das Dir gefallen, bis 5ten fertig machen.“ (Brief vom 2. April 1897 von Schenker an Moriz Violin, zit. nach Federhofer 1985, S. 77). Siehe dazu auch die Ankündigung für ein Konzert Busonis in der Neuen Freien Presse vom 6. April 1897 (N. N. 1897). mich freundlichst aufsuchen zu wollen?

Durch ein Missverständnis des Portiers ist ein erster Brief Der Brief ist nicht überliefert. von mir, welcher für Sie bereit lag, nicht an Sie abgegeben worden: Verzeihen Sie die doppelte Bemühung

Ihres hochachtungsvoll ergebenen

Ferruccio B. Busoni

                                                                
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Document

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Provenance
Vereinigte Staaten von Amerika | Riverside | University of California, Special Collections and Archives | Oswald Jonas memorial collection | Box 9, Folder 27
Condition
Der Brief ist gut erhalten.
Extent
1 Blatt, 1 beschriebene Seite
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.
  • Hand des Archivars, aus dem Briefumschlag ergebener Vermerk auf dem Briefbogen, vermutlich mit Bleistift.

Summary
Busoni bittet Schenker, zu einem Kennenlernen zu sich zu kommen.
Incipit
Es wird mir – nach allem, was Meister Goldmark von Ihnen erzählt – eine große Freude sein

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler Theresa Menard Maximilian Furthmüller
prepared by
Revision
December 29, 2018: candidate (coding checked, proofread)
Direct context
Following
Near in this edition
Previous editions
Federhofer 1985, S. 77 Bent/Bretherton/Drabkin 2014: 9 f.