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Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5330 Mus.ep. M. Wegelius 17 (Busoni-Nachl. B II)
Lieber Freund!
Gestern Abend bekam ich
dein Telegram,
Nicht überliefert.
traf gleich
darnach in einer Gesell⸗ schaft R. von Willebrand,
Der Musikliebhaber und -förderer Lord Reinhold Felix von Willebrand war einer der Gründungs- und Vorstandsmitglieder des Musikinstituts und späterer Herausgeber der Finsk Tidskrift (vgl. Flodin 1922, S. 169; 373 ff.).
den
ich anpumpte, und der sich
sofort bereit erklärte mir die
Summe zu leihen. Heute
war ich bei ihm und mach⸗ te das Geschäft ab. Ich
stellte ihm einen Schuld⸗ schein aus auf Sechs Monate
mit Rente 2 per cent pro
Jahr. – ohne irgendwelche[1]
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Lieber Freund!
Gestern Abend bekam ich
dein Telegramm,
Nicht überliefert.
traf gleich
darnach in einer Gesellschaft Reinhold von Willebrand,
Der Musikliebhaber und -förderer Lord Reinhold Felix von Willebrand war einer der Gründungs- und Vorstandsmitglieder des Musikinstituts und späterer Herausgeber der Finsk Tidskrift (vgl. Flodin 1922, S. 169; 373 ff.).
den
ich anpumpte und der sich
sofort bereit erklärte, mir die
Summe zu leihen. Heute
war ich bei ihm und machte das Geschäft ab. Ich
stellte ihm einen Schuldschein aus auf sechs Monate
mit Rente 2 per cent pro
Jahr – ohne irgendwelche
Bürgschaft. „Wegen
Leben und Sterben“ bitte ich
nun meinerseits dich, mir
paar Zeilen zu geben, worin
Du ganz einfach erklärst,
von mir 1000 Reichsmark
als Anleihe bekommen
zu haben, welche Summe
Du nebst 2 per cent Rente❊
mir binnen sechs Monaten
zurückbezahlen wirst. Zeugen und sonstige Formalitäten sind zwischen uns
absolut unnütz. Der 7. Juli
ist also mein Bezahlungstag.
Da ich aber wohl zu der
Zeit auf dem Lande bin
und die Post da sehr träge
ist, bitte ich Dich, deine Sendung mir einige Tage früher zukommen zu lassen – wollen
wir sagen den 2. oder 3..
In solchen Dingen will und
muss ich nämlich sehr pünktlich sein, denn sonst ist der
Kredit zum Teufel.
Da Du nichts über die Zeitdauer der Anleihe telegraphiertest, sondern im Gegenteil: „Bedingungen nach Wunsch“, dachte ich mir, die längste Wechselzeit – sechs Monate. Der Willebrand bot
mir das zuerst auf drei Monate an
– ich dachte aber, dass Du
vielleicht doch wenigstens die
Saison zu Ende spielen willst,
ehe dir die Zurückgabe passt. Er ging auch darauf sogleich ein. Die kleine
Rente ist nur dazu da, dass
es nicht den Anschein hat,
als wenn ich hätte mir
diese 10 Mark schenken lassen.
Das Geld wurde nämlich von
der Bank gehoben, wo es
ihm gerade diese (die kleinste) Rente einträgt.
Ich habe Freund Willebrand früher
niemals angepumpt in irgendeiner Weise und konnte es
deswegen jetzt leichten Herzens tun. Die Sache hatte also
für mich nichts Unangenehmes – ich sage das,
um Dich zu beruhigen –
außer einem unruhigen Gefühl, ob Dir was Unangenehmes passiert sei?
Über den Winter 1895/96 ist wenig über Busonis Umstände dokumentiert. Er kehrte Ende Dezember von einer Konzertreise in Italien zurück, nach deren ausbleibendem Erfolg er offenbar in finanziellen Schwierigkeiten steckte (vgl. Dent 1974, S. 119).
Lass mich sogleich wissen,
lieber Freund, dass Du den
hier eingeschlossenen Wechsel
empfangen hast. Denn ein
Brief kann ja fehlgehn.
Und dann, Verehrtester, bitte
ich recht schön um das
längstens versprochene Verzeichnis der Kompositionen
eines gewissen Busoni.
Nicht missverstehen!
1) Gar nicht schenken!
2) Nicht wählen – sollst
alles aufschreiben! Ich will
deine ganze Entwicklung
vor Augen haben und
sozusagen den Grund zu
einem Busoni-Museum
legen. Klingt großartig –
was? „Klingt wie Musik!“
❊ macht also für 6 Monate 10 Reichsmark.
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Bü[…]
2 char: overwritten, cancelled.
rgs Bürgschaft. “Wegen
Leben und Sterben” bitte ich
numn meinerseits dich, mir×) macht also für 6 Mon. 10 Rmark.
Paar Zeilen zu geben, worin
Du ganz einfach erklärst
von mir Tausend Reichsmark
a[…]
1 char: cancelled.
ls als Anleihe bekommen
zu haben, welche Summe
Du nebst 2 per cent Rente×)
mir binnen Sechs Monaten
zurückbezahlen wirst. Zeu⸗ gen und sonstige Formali⸗ täten sind zwischen uns
absolut unnütz. Der 7 Juli
ist also mein Bezahlungstag.
Da ich aber wohl zu der
Zeit auf dem Lande bin,
und die Post da sehr träge
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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ist, bitte ich Dich deine Sen⸗ dung mir einige Tage früher zu⸗ kommen zu lassen – wollen
wir sagen d. 2ten oder 3ten.
In solchen Dingen will und
muss ich nämlich sehr pünkt⸗ lich sein, denn sonst ist der
Credit zum Teufel.
Da Du nichts über die Zeit⸗ dauer der Anleihe telegraphir⸗ test, sondern im Gegentheil: “Be⸗ dingungen nach Wunsch”, dach⸗ te ich mir die längste Wech⸗ selzeit – 6 Monate. Der W. bot
mir das zuerst auf 3 Mon. an
– ich dachte aber dass Du
vielleicht doch wenigstens die
Saison zu Ende spielen willst
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
[2]
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ist, bitte ich Dich<reg>,</reg> deine Sen
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ehe dir die Zurückgabe ange=
nehm passt. Er ging auch dar⸗ auf sogleich ein. Die kleine
Rente ist nur dazu da, dass
es nicht den Anschein hat,
als wenn ich m hätte mir
diese 10 M. schenken lassen.
Das Geld wurde nämlich von
der Bank gehoben, wo es
ihm gerade diese (die klein⸗ ste) Rente einträgt.
Ich haben Freund W. früher
niemals angepumpt in irgend
einer Weise, und konnte es
desswegen jetzt leichten Her⸗ zens thun. Die Sache hatte also
für mich nichts Unna Un⸗ angenehmes – ich sage das
um Dich zu beruhigen –
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<lb/>nehm</del> passt. Er ging auch dar
<lb break="no"/>auf sogleich ein. Die kleine
<lb/>Rente ist nur dazu da, dass
<lb/>es nicht den Anschein hat,
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<lb/>diese 10 <choice><abbr>M.</abbr><expan>Mark</expan></choice> <hi rend="underline">schenken</hi> lassen.
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<lb/>der Bank gehoben, wo es
<lb/>ihm gerade diese (die klein
<lb break="no"/>ste) Rente einträgt.</p>
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<lb/></orig>einer Weise<orig>,</orig> und konnte es
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<lb break="no"/>zens t<orig>h</orig>un. Die Sache hatte <add place="above">also</add>
<lb/>für mich <hi rend="underline">nichts</hi> <del rend="strikethrough">Unna</del> Un
<lb break="no"/>angenehmes – ich sage das<reg>,</reg>
<lb/>um Dich zu beruhigen –
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B II, 5330
ausser einem unh […]
3 char: overwritten.
unruhi⸗ gen Gefühl, ob Dir was un⸗ angenehmes passirt sei?
Über den Winter 1895/96 ist wenig über Busonis Umstände dokumentiert. Er kehrte Ende Dezember von einer Konzertreise in Italien zurück, nach deren ausbleibendem Erfolg er offenbar in finanziellen Schwierigkeiten steckte (vgl. Dent 1974, S. 119).
Lass mich sogleich wissen,
lieber Freund, dass Du den
hier eingeschlossenen Wechsel
empfangen hast. Denn ein
Brief kann ja fehlgehn.
Und dann, Verehrtester, bitte
ich recht schön um das
längstens versprochene Ver⸗ zeichniss der Compositionen
eines gewissen Busoni.
Nicht missverstehen!
1) Gar nicht schenken!
2) Nicht wählen […]
1 char: cancelled.
– sollst
alles aufschreiben! Ich will
deine ganze Entwicklung
vor Augen haben, und[3]
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<note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left" rend="indent-2-first">B II, 5330</note>
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<p rend="indent-first">Lass mich <hi rend="underline">sogleich</hi> wissen,
<lb/>lieber Freund, dass Du den
<lb/>hier eingeschlossenen Wechsel
<lb/>empfangen hast. Denn ein
<lb/>Brief <hi rend="underline">kann</hi> ja fehlgehn.</p>
<p rend="indent-first">Und dann, Verehrtester, bitte
<lb/>ich recht schön um das
<lb/>längstens versprochene Ver
<lb break="no"/>zeichnis<orig>s</orig> der <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>ompositionen
<lb/>eines gewissen <persName key="E0300017">Busoni</persName>.</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Nicht missverstehen!
<lb/>1) Gar nicht <hi rend="underline">schenken</hi>!
<lb/>2) Nicht <hi rend="underline">wählen</hi> <subst><del rend="strikethrough"><gap reason="strikethrough" extent="1" unit="char"/></del><add place="across">–</add></subst> sollst
<lb/><hi rend="underline">alles</hi> aufschreiben! Ich will
<lb/>deine ganze Entwicklung
<lb/>vor Augen haben<orig>,</orig> und
<note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[3]</note>
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sozusagen den Grund zu
einem Busoni-Museum
legen. Klingt grossartig –
was? “Klingt wie Musik!”
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split">
sozusagen den Grund zu
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<lb/>legen. Klingt gro<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>artig –
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<salute>
Küsse <rs key="E0300060">den herzigen klei
<lb break="no"/>nen Kerl</rs> von mir. <rs key="E0300059">Deiner
<lb/>Frau</rs> küsse die Hand und
<lb/>wünsche ihr von mir <choice><orig>A</orig><reg>a</reg></choice>lles
<lb/><choice><orig>g</orig><reg>G</reg></choice>ute und <choice><orig>s</orig><reg>S</reg></choice>chöne für das
<lb/>neue Jahr. <persName key="E0300895">Hanna</persName> grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>t
<lb/><rs type="persons" key="E0300017 E0300059">euch beide<sic>n</sic></rs> herzlichst.
</salute>
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Dein
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7Diplomatic transcription
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8Diplomatic transcription
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[Seite 4 des Bogens, vacat]
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