Gestern Abend bekam ich
dein Telegram,Nicht überliefert.
traf gleich
darnach in einer Gesell⸗ schaft R. von Willebrand,Der Musikliebhaber und -förderer Lord Reinhold Felix von Willebrand war einer der Gründungs- und Vorstandsmitglieder des Musikinstituts und späterer Herausgeber der Finsk Tidskrift(vgl. Flodin 1922, S. 169; 373 ff.).
den
ich anpumpte, und der sich
sofort bereit erklärte mir die
Summe zu leihen. Heute
war ich bei ihm und mach⸗ te das Geschäft ab. Ich
stellte ihm einen Schuld⸗ schein aus auf Sechs Monate mit Rente 2 per cent pro
Jahr. – ohne irgendwelche[1]
Gestern Abend bekam ich
dein Telegramm,Nicht überliefert.
traf gleich
darnach in einer Gesellschaft Reinhold von Willebrand,Der Musikliebhaber und -förderer Lord Reinhold Felix von Willebrand war einer der Gründungs- und Vorstandsmitglieder des Musikinstituts und späterer Herausgeber der Finsk Tidskrift(vgl. Flodin 1922, S. 169; 373 ff.).
den
ich anpumpte und der sich
sofort bereit erklärte, mir die
Summe zu leihen. Heute
war ich bei ihm und machte das Geschäft ab. Ich
stellte ihm einen Schuldschein aus auf sechs Monate
mit Rente 2 per cent pro
Jahr – ohne irgendwelche
Bürgschaft. „Wegen
Leben und Sterben“ bitte ich
nun meinerseits dich, mir
paar Zeilen zu geben, worin
Du ganz einfach erklärst,
von mir 1000 Reichsmark
als Anleihe bekommen
zu haben, welche Summe
Du nebst 2 per cent Rente❊
mir binnen sechs Monaten
zurückbezahlen wirst. Zeugen und sonstige Formalitäten sind zwischen uns
absolut unnütz. Der 7. Juli
ist also mein Bezahlungstag.
Da ich aber wohl zu der
Zeit auf dem Lande bin
und die Post da sehr träge
ist, bitte ich Dich, deine Sendung mir einige Tage früher zukommen zu lassen – wollen
wir sagen den 2. oder 3..
In solchen Dingen will und
muss ich nämlich sehr pünktlich sein, denn sonst ist der
Kredit zum Teufel.
Da Du nichts über die Zeitdauer der Anleihe telegraphiertest, sondern im Gegenteil: „Bedingungen nach Wunsch“, dachte ich mir, die längste Wechselzeit – sechs Monate. Der Willebrand bot
mir das zuerst auf drei Monate an
– ich dachte aber, dass Du
vielleicht doch wenigstens die
Saison zu Ende spielen willst,
ehe dir die Zurückgabe passt. Er ging auch darauf sogleich ein. Die kleine
Rente ist nur dazu da, dass
es nicht den Anschein hat,
als wenn ich hätte mir
diese 10 Mark schenken lassen.
Das Geld wurde nämlich von
der Bank gehoben, wo es
ihm gerade diese (die kleinste) Rente einträgt.
Ich habe Freund Willebrand früher
niemals angepumpt in irgendeiner Weise und konnte es
deswegen jetzt leichten Herzens tun. Die Sache hatte also
für mich nichts Unangenehmes – ich sage das,
um Dich zu beruhigen –
außer einem unruhigen Gefühl, ob Dir was Unangenehmes passiert sei?Über den Winter 1895/96 ist wenig über Busonis Umstände dokumentiert. Er kehrte Ende Dezember von einer Konzertreise in Italien zurück, nach deren ausbleibendem Erfolg er offenbar in finanziellen Schwierigkeiten steckte (vgl. Dent 1974, S. 119).
Lass mich sogleich wissen,
lieber Freund, dass Du den
hier eingeschlossenen Wechsel
empfangen hast. Denn ein
Brief kann ja fehlgehn.
Und dann, Verehrtester, bitte
ich recht schön um das
längstens versprochene Verzeichnis der Kompositionen
eines gewissen Busoni.
Nicht missverstehen!
1) Gar nicht schenken!
2) Nicht wählen – sollst
alles aufschreiben! Ich will
deine ganze Entwicklung
vor Augen haben und
sozusagen den Grund zu
einem Busoni-Museum
legen. Klingt großartig –
was? „Klingt wie Musik!“
Küsse den herzigen kleinen Kerl von mir. Deiner
Frau küsse die Hand und
wünsche ihr von mir alles
Gute und Schöne für das
neue Jahr. Hanna grüßt
euch beide herzlichst.
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<note type="shelfmark" place="margin-left" rend="rotate(-90)" resp="#archive">
<subst><add xml:id="add_sig" place="inline">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5330 </add><del xml:id="del_sig" rend="strikethrough">Mus.ep. M. Wegelius 17 (Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B II<handShift new="#archive"/>)</del></subst>
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<salute rend="indent-2 space-above space-below">Lieber <rs key="E0300017">Freund</rs>!</salute>
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<p type="pre-split"><date when-iso="1896-01-06">Gestern Abend</date> bekam ich
<lb/>dein Telegram<reg>m</reg>,
<note type="commentary" resp="#E0300616">Nicht überliefert.</note>
traf gleich
<lb/>darnach in einer Gesell
<lb break="no"/>schaft <persName key="E0300918"><choice><abbr>R.</abbr><expan>Reinhold</expan></choice> von Willebrand</persName>,
<note type="commentary" resp="#E0300616">Der Musikliebhaber und -förderer <persName key="E0300918">Lord Reinhold Felix von Willebrand</persName> war einer der Gründungs- und Vorstandsmitglieder des <rs key="E0600031">Musikinstituts</rs> und späterer Herausgeber der <orgName key="E0600239"><placeName key="E0500323">Finsk</placeName> Tidskrift</orgName> <bibl>(vgl. <ref target="#E0800441"/>, S. 169; 373 ff.)</bibl>.</note>
den
<lb/>ich anpumpte<orig>,</orig> und der sich
<lb/>sofort bereit erklärte<reg>,</reg> mir die
<lb/>Summe zu leihen. Heute
<lb/>war ich bei ihm und mach
<lb break="no"/>te das Geschäft ab. Ich
<lb/>stellte ihm einen Schuld
<lb break="no"/>schein aus auf <hi rend="underline"><choice><orig>S</orig><reg>s</reg></choice>echs Monate</hi>
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</p></div>
2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
2XML
Bü[…]2 Zeichen: überschrieben, durchgestrichen.
rgs Bürgschaft. “Wegen
Leben und Sterben” bitte ich
numn meinerseits dich, mir×) macht also für 6 Mon. 10 Rmark. Paar Zeilen zu geben, worin
Du ganz einfach erklärst
von mir Tausend Reichsmark
a[…]1 Zeichen: durchgestrichen.
ls als Anleihe bekommen
zu haben, welche Summe
Du nebst 2 per cent Rente×) mir binnen Sechs Monaten
zurückbezahlen wirst. Zeu⸗ gen und sonstige Formali⸗ täten sind zwischen uns
absolut unnütz. Der 7 Juli
ist also mein Bezahlungstag.
Da ich aber wohl zu der
Zeit auf dem Lande bin,
und die Post da sehr träge
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
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<del rend="strikethrough">Bü<subst><del rend="overwritten"><gap reason="overwritten strikethrough" extent="2" unit="char"/></del><add place="across">rg</add></subst>s</del> Bürgschaft. <soCalled rend="dq-uu">Wegen
<lb/>Leben und Sterben</soCalled> bitte ich
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<lb/>von mir <choice><orig>Tausend</orig><reg>1000</reg></choice> Reichsmark
<lb/><del rend="strikethrough">a<gap reason="strikethrough" extent="1" unit="char"/>ls</del> als Anleihe bekommen
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<lb break="no"/>täten sind zwischen uns
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<lb/>Staatsbibliothek
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3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
3XML
ist, bitte ich Dich deine Sen⸗ dung mireinige Tage früher zu⸗ kommen zu lassen – wollen
wir sagen d. 2ten oder 3ten.
In solchen Dingen will und
muss ich nämlich sehr pünkt⸗ lich sein, denn sonst ist der
Credit zum Teufel.
Da Du nichts über die Zeit⸗ dauer der Anleihe telegraphir⸗ test, sondern im Gegentheil: “Be⸗ dingungen nach Wunsch”, dach⸗ te ich mir die längste Wech⸗ selzeit – 6 Monate. Der W. bot
mir das zuerst auf 3 Mon. an
– ich dachte aber dass Du
vielleicht doch wenigstens die
Saison zu Ende spielen willst
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin[2]
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ist, bitte ich Dich<reg>,</reg> deine Sen
<lb break="no"/>dung <add place="above">mir</add> <hi rend="underline">einige Tage früher</hi> zu
<lb break="no"/>kommen zu lassen – wollen
<lb/>wir sagen <choice><abbr>d.</abbr><expan>den</expan></choice> <date when-iso="1896-07-02">2<choice><orig><hi rend="sup">ten</hi></orig><reg>.</reg></choice></date> oder <date when-iso="1896-07-03">3<choice><orig><hi rend="sup">ten</hi></orig><reg>.</reg></choice></date>.
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<lb break="no"/>lich sein, denn sonst ist der
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<lb break="no"/>dauer der Anleihe telegraphi<reg>e</reg>r
<lb break="no"/>test, sondern im Gegent<orig>h</orig>eil: <q rend="dq-uu">Be
<lb break="no"/>dingungen nach Wunsch</q>, dach
<lb break="no"/>te ich mir<reg>,</reg> die längste Wech
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<lb/>– ich dachte aber<reg>,</reg> dass Du
<lb/>vielleicht doch wenigstens die
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4Faksimile
4Diplomatische Umschrift
4XML
ehe dir die Zurückgabe ange=
nehm passt. Er ging auch dar⸗ auf sogleich ein. Die kleine
Rente ist nur dazu da, dass
es nicht den Anschein hat,
als wenn ich m hätte mir
diese 10 M. schenken lassen.
Das Geld wurde nämlich von
der Bank gehoben, wo es
ihm gerade diese (die klein⸗ ste) Rente einträgt.
Ich haben Freund W. früher
niemals angepumpt in irgend
einer Weise, und konnte es
desswegen jetzt leichten Her⸗ zens thun. Die Sache hatte also für mich nichtsUnna Un⸗ angenehmes – ich sage das
um Dich zu beruhigen –
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ehe dir die Zurückgabe <del rend="strikethrough">ange<pc>=</pc>
<lb/>nehm</del> passt. Er ging auch dar
<lb break="no"/>auf sogleich ein. Die kleine
<lb/>Rente ist nur dazu da, dass
<lb/>es nicht den Anschein hat,
<lb/>als wenn ich <del rend="strikethrough">m</del> hätte mir
<lb/>diese 10 <choice><abbr>M.</abbr><expan>Mark</expan></choice> <hi rend="underline">schenken</hi> lassen.
<lb/>Das Geld wurde nämlich von
<lb/>der Bank gehoben, wo es
<lb/>ihm gerade diese (die klein
<lb break="no"/>ste) Rente einträgt.</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Ich habe<del rend="strikethrough">n</del> Freund <persName key="E0300918"><choice><abbr>W.</abbr><expan>Willebrand</expan></choice></persName> früher
<lb/>niemals angepumpt in irgend<orig>
<lb/></orig>einer Weise<orig>,</orig> und konnte es
<lb/>des<orig>s</orig>wegen jetzt leichten Her
<lb break="no"/>zens t<orig>h</orig>un. Die Sache hatte <add place="above">also</add>
<lb/>für mich <hi rend="underline">nichts</hi> <del rend="strikethrough">Unna</del> Un
<lb break="no"/>angenehmes – ich sage das<reg>,</reg>
<lb/>um Dich zu beruhigen –
</p></div>
5Faksimile
5Diplomatische Umschrift
5XML
B II, 5330
ausser einem unh[…]3 Zeichen: überschrieben.
unruhi⸗ gen Gefühl, ob Dir was un⸗ angenehmes passirt sei?Über den Winter 1895/96 ist wenig über Busonis Umstände dokumentiert. Er kehrte Ende Dezember von einer Konzertreise in Italien zurück, nach deren ausbleibendem Erfolg er offenbar in finanziellen Schwierigkeiten steckte (vgl. Dent 1974, S. 119).
Lass mich sogleich wissen,
lieber Freund, dass Du den
hier eingeschlossenen Wechsel
empfangen hast. Denn ein
Brief kann ja fehlgehn.
Und dann, Verehrtester, bitte
ich recht schön um das
längstens versprochene Ver⸗ zeichniss der Compositionen
eines gewissen Busoni.
Nicht missverstehen!
1) Gar nicht schenken!
2) Nicht wählen[…]1 Zeichen: durchgestrichen.
– sollst
alles aufschreiben! Ich will
deine ganze Entwicklung
vor Augen haben, und[3]
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<note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left" rend="indent-2-first">B II, 5330</note>
<lb/>au<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>er einem <del rend="strikethrough">unh</del> <subst><del rend="transformed"><gap reason="overwritten" extent="3" unit="char"/></del><add place="transformed">unr</add></subst>uhi
<lb break="no"/>gen Gefühl, ob <hi rend="underline">Dir</hi> was <choice><orig>u</orig><reg>U</reg></choice>n
<lb break="no"/>angenehmes passi<reg>e</reg>rt sei?
<note type="commentary" resp="#E0300616">Über den Winter <date when-iso="1895/1896">1895/96</date> ist wenig über <persName key="E0300017">Busonis</persName> Umstände dokumentiert. Er kehrte Ende <date when-iso="1896-12">Dezember</date> von einer Konzertreise in <placeName key="E0500013">Italien</placeName> zurück, nach deren ausbleibendem Erfolg er offenbar in finanziellen Schwierigkeiten steckte <bibl>(vgl. <ref target="#E0800218"/>, S. 119)</bibl>.</note></p>
<p rend="indent-first">Lass mich <hi rend="underline">sogleich</hi> wissen,
<lb/>lieber Freund, dass Du den
<lb/>hier eingeschlossenen Wechsel
<lb/>empfangen hast. Denn ein
<lb/>Brief <hi rend="underline">kann</hi> ja fehlgehn.</p>
<p rend="indent-first">Und dann, Verehrtester, bitte
<lb/>ich recht schön um das
<lb/>längstens versprochene Ver
<lb break="no"/>zeichnis<orig>s</orig> der <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>ompositionen
<lb/>eines gewissen <persName key="E0300017">Busoni</persName>.</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Nicht missverstehen!
<lb/>1) Gar nicht <hi rend="underline">schenken</hi>!
<lb/>2) Nicht <hi rend="underline">wählen</hi> <subst><del rend="strikethrough"><gap reason="strikethrough" extent="1" unit="char"/></del><add place="across">–</add></subst> sollst
<lb/><hi rend="underline">alles</hi> aufschreiben! Ich will
<lb/>deine ganze Entwicklung
<lb/>vor Augen haben<orig>,</orig> und
<note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[3]</note>
</p></div>
6Faksimile
6Diplomatische Umschrift
6XML
sozusagen den Grund zu
einem Busoni-Museum
legen. Klingt grossartig –
was? “Klingt wie Musik!”
Küsse den herzigen klei⸗ nen Kerl von mir. Deiner
Frau küsse die Hand und
wünsche ihr von mir Alles
gute und schöne für das
neue Jahr. Hanna grüsst
euch beiden herzlichst.
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5330 | olim:
Mus.ep. M. Wegelius 17
|
Wegelius hat im Auftrag von Busoni 1000 Reichsmark von Lord Reinhold von Willebrand geliehen und legt das Geld bei; erbittet einen formlosen Schuldschein und Rückzahlung innerhalb von sechs Monaten; erkundigt sich, ob Busoni etwas Unangenehmes passiert sei; erbittet ein Werkverzeichnis Busonis als „Grund zu einem Busoni-Museum“.
Incipit
„Gestern Abend bekam ich dein Telegramm, traf gleich darnach“
Brief von Martin Wegelius an Ferruccio Busoni (Helsingfors, 7. Januar 1896), bearbeitet von Steffen Astheimer, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Martin Wegelius, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, April 2023: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0102027 (19. März 2024: in Korrekturphase)
Download der bereinigten Lesefassung im PDF-Dateiformat (.pdf)
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<title xml:lang="de">Brief von Martin Wegelius an Ferruccio Busoni (Helsingfors, 7. Januar 1896)</title>
<title xml:lang="en">Letter by Martin Wegelius to Ferruccio Busoni (Helsingfors, 7 January 1896)</title>
<author key="E0300207">Martin Wegelius</author>
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<publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher>
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<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
<title type="genre">Briefe</title>
<title type="subseries" key="E010013">Briefwechsel Ferruccio Busoni – Martin Wegelius</title>
<editor key="E0300314">Christian Schaper</editor>
<editor key="E0300313">Ullrich Scheideler</editor>
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<summary><persName key="E0300207">Wegelius</persName> hat im Auftrag von <persName key="E0300017">Busoni</persName> 1000 Reichsmark von <persName key="E0300918">Lord Reinhold von Willebrand</persName> geliehen und legt das Geld bei; erbittet einen formlosen Schuldschein und Rückzahlung innerhalb von sechs Monaten; erkundigt sich, ob <persName key="E0300017">Busoni</persName> etwas Unangenehmes passiert sei; erbittet ein Werkverzeichnis <persName key="E0300017">Busonis</persName> als <q>Grund zu einem <persName key="E0300017">Busoni</persName>-Museum</q>.</summary>
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<docDate><date when-iso="1896-01-07"/></docDate>
<incipit><date when-iso="1896-01-06">Gestern Abend</date> bekam ich dein Telegram<reg>m</reg>, traf gleich darnach</incipit>
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<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300207">Hand des Absenders Martin Wegelius, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift</handNote>
<handNote xml:id="archive" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat</handNote>
<handNote xml:id="archive_red" scope="minor" medium="red_pen" scribe="archivist">Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat</handNote>
<handNote xml:id="dsb_st_red" scope="minor" medium="red_ink" scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote>
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<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
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<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit doppelten Bindestrichen.</p>
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<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
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<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
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<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/>
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<text type="letter">
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<div type="transcription">
<pb n="1"/>
<note type="shelfmark" place="margin-left" rend="rotate(-90)" resp="#archive">
<subst>
<add xml:id="add_sig" place="inline">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5330 </add>
<del xml:id="del_sig" rend="strikethrough">Mus.ep. M. Wegelius 17 (Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B II<handShift new="#archive"/>)</del>
</subst>
</note>
<opener>
<dateline rend="align(right) space-below"><placeName key="E0500270">Helsingfors</placeName>, <choice><abbr>d.</abbr><expan>den</expan></choice> <date when-iso="1896-01-07">7<reg>.</reg> Januar 1896</date>.</dateline>
<salute rend="indent-2 space-above space-below">Lieber <rs key="E0300017">Freund</rs>!</salute>
</opener>
<p><date when-iso="1896-01-06">Gestern Abend</date> bekam ich
<lb/>dein Telegram<reg>m</reg>,
<note type="commentary" resp="#E0300616">Nicht überliefert.</note>
traf gleich
<lb/>darnach in einer Gesell
<lb break="no"/>schaft <persName key="E0300918"><choice><abbr>R.</abbr><expan>Reinhold</expan></choice> von Willebrand</persName>,
<note type="commentary" resp="#E0300616">Der Musikliebhaber und -förderer <persName key="E0300918">Lord Reinhold Felix von Willebrand</persName> war einer der Gründungs- und Vorstandsmitglieder des <rs key="E0600031">Musikinstituts</rs> und späterer Herausgeber der <orgName key="E0600239"><placeName key="E0500323">Finsk</placeName> Tidskrift</orgName> <bibl>(vgl. <ref target="#E0800441"/>, S. 169; 373 ff.)</bibl>.</note>
den
<lb/>ich anpumpte<orig>,</orig> und der sich
<lb/>sofort bereit erklärte<reg>,</reg> mir die
<lb/>Summe zu leihen. Heute
<lb/>war ich bei ihm und mach
<lb break="no"/>te das Geschäft ab. Ich
<lb/>stellte ihm einen Schuld
<lb break="no"/>schein aus auf <hi rend="underline"><choice><orig>S</orig><reg>s</reg></choice>echs Monate</hi>
<lb/>mit Rente 2 <foreign xml:lang="la">per cent</foreign> pro
<lb/>Jahr<subst><del rend="overwritten">. </del><add place="across"> –</add></subst> ohne irgendwelche
<note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[1]</note>
<pb n="2"/>
<del rend="strikethrough">Bü<subst><del rend="overwritten"><gap reason="overwritten strikethrough" extent="2" unit="char"/></del><add place="across">rg</add></subst>s</del> Bürgschaft. <soCalled rend="dq-uu">Wegen
<lb/>Leben und Sterben</soCalled> bitte ich<!-- ein Zitat? -->
<lb/>nu<subst><del rend="strikethrough-part">m</del><add place="remainder">n</add></subst> meinerseits <hi rend="underline">dich</hi>, <hi rend="underline">mir</hi>
<note type="footnote" n="1" place="margin-left rotate(90)"><metamark>×)</metamark> macht also für 6 <choice><abbr>Mon.</abbr><expan>Monate</expan></choice> 10 <choice><abbr>Rmark</abbr><expan>Reichsmark</expan></choice>.</note>
<lb/><choice><orig>P</orig><reg>p</reg></choice>aar Zeilen zu geben, worin
<lb/>Du ganz einfach erklärst<reg>,</reg>
<lb/>von mir <choice><orig>Tausend</orig><reg>1000</reg></choice> Reichsmark
<lb/><del rend="strikethrough">a<gap reason="strikethrough" extent="1" unit="char"/>ls</del> als Anleihe bekommen
<lb/>zu haben, welche Summe
<lb/>Du nebst 2 <foreign xml:lang="la">per cent</foreign> Rente<metamark function="footnote" n="1">×)</metamark>
<lb/>mir binnen <choice><orig>S</orig><reg>s</reg></choice>echs Monaten
<lb/>zurückbezahlen wirst. Zeu
<lb break="no"/>gen und sonstige Formali
<lb break="no"/>täten sind zwischen uns
<lb/>absolut unnütz. Der <date when-iso="1896-07-07">7<reg>.</reg> Juli</date>
<lb/>ist also <hi rend="underline">mein</hi> Bezahlungstag.
<lb/>Da ich aber wohl zu der
<lb/>Zeit auf dem Lande bin<orig>,</orig>
<lb/>und die Post da sehr träge
<note type="stamp" place="bottom-right" resp="#dsb_st_red" xml:id="stamp1">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp>
</note>
<pb n="3"/>
ist, bitte ich Dich<reg>,</reg> deine Sen
<lb break="no"/>dung <add place="above">mir</add> <hi rend="underline">einige Tage früher</hi> zu
<lb break="no"/>kommen zu lassen – wollen
<lb/>wir sagen <choice><abbr>d.</abbr><expan>den</expan></choice> <date when-iso="1896-07-02">2<choice><orig><hi rend="sup">ten</hi></orig><reg>.</reg></choice></date> oder <date when-iso="1896-07-03">3<choice><orig><hi rend="sup">ten</hi></orig><reg>.</reg></choice></date>.
<lb/>In solchen Dingen <hi rend="underline">will</hi> und
<lb/><hi rend="underline">muss</hi> ich nämlich sehr pünkt
<lb break="no"/>lich sein, denn sonst ist der
<lb/><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>redit zum Teufel.</p>
<p rend="indent-first">Da Du nichts über die Zeit
<lb break="no"/>dauer der Anleihe telegraphi<reg>e</reg>r
<lb break="no"/>test, sondern im Gegent<orig>h</orig>eil: <q rend="dq-uu">Be
<lb break="no"/>dingungen nach Wunsch</q>, dach
<lb break="no"/>te ich mir<reg>,</reg> die längste Wech
<lb break="no"/>selzeit – <choice><orig>6</orig><reg>sechs</reg></choice> Monate. Der <persName key="E0300918"><choice><abbr>W.</abbr><expan>Willebrand</expan></choice></persName> bot
<lb/>mir das zuerst auf <choice><orig>3</orig><reg>drei</reg></choice> <choice><abbr>Mon.</abbr><expan>Monate</expan></choice> an
<lb/>– ich dachte aber<reg>,</reg> dass Du
<lb/>vielleicht doch wenigstens die
<lb/>Saison zu Ende spielen willst<reg>,</reg>
<note type="stamp" place="margin-left" resp="#dsb_st_red" sameAs="stamp1">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp>
</note>
<note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[2]</note>
<pb n="4"/>
ehe dir die Zurückgabe <del rend="strikethrough">ange<pc>=</pc>
<lb/>nehm</del> passt. Er ging auch dar
<lb break="no"/>auf sogleich ein. Die kleine
<lb/>Rente ist nur dazu da, dass
<lb/>es nicht den Anschein hat,
<lb/>als wenn ich <del rend="strikethrough">m</del> hätte mir
<lb/>diese 10 <choice><abbr>M.</abbr><expan>Mark</expan></choice> <hi rend="underline">schenken</hi> lassen.
<lb/>Das Geld wurde nämlich von
<lb/>der Bank gehoben, wo es
<lb/>ihm gerade diese (die klein
<lb break="no"/>ste) Rente einträgt.</p>
<p rend="indent-first">Ich habe<del rend="strikethrough">n</del> Freund <persName key="E0300918"><choice><abbr>W.</abbr><expan>Willebrand</expan></choice></persName> früher
<lb/>niemals angepumpt in irgend<orig>
<lb/></orig>einer Weise<orig>,</orig> und konnte es
<lb/>des<orig>s</orig>wegen jetzt leichten Her
<lb break="no"/>zens t<orig>h</orig>un. Die Sache hatte <add place="above">also</add>
<lb/>für mich <hi rend="underline">nichts</hi> <del rend="strikethrough">Unna</del> Un
<lb break="no"/>angenehmes – ich sage das<reg>,</reg>
<lb/>um Dich zu beruhigen –
<pb n="5"/>
<note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left" rend="indent-2-first">B II, 5330</note>
<lb/>au<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>er einem <del rend="strikethrough">unh</del> <subst><del rend="transformed"><gap reason="overwritten" extent="3" unit="char"/></del><add place="transformed">unr</add></subst>uhi
<lb break="no"/>gen Gefühl, ob <hi rend="underline">Dir</hi> was <choice><orig>u</orig><reg>U</reg></choice>n
<lb break="no"/>angenehmes passi<reg>e</reg>rt sei?
<note type="commentary" resp="#E0300616">Über den Winter <date when-iso="1895/1896">1895/96</date> ist wenig über <persName key="E0300017">Busonis</persName> Umstände dokumentiert. Er kehrte Ende <date when-iso="1896-12">Dezember</date> von einer Konzertreise in <placeName key="E0500013">Italien</placeName> zurück, nach deren ausbleibendem Erfolg er offenbar in finanziellen Schwierigkeiten steckte <bibl>(vgl. <ref target="#E0800218"/>, S. 119)</bibl>.</note></p>
<p rend="indent-first">Lass mich <hi rend="underline">sogleich</hi> wissen,
<lb/>lieber Freund, dass Du den
<lb/>hier eingeschlossenen Wechsel
<lb/>empfangen hast. Denn ein
<lb/>Brief <hi rend="underline">kann</hi> ja fehlgehn.</p>
<p rend="indent-first">Und dann, Verehrtester, bitte
<lb/>ich recht schön um das
<lb/>längstens versprochene Ver
<lb break="no"/>zeichnis<orig>s</orig> der <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>ompositionen
<lb/>eines gewissen <persName key="E0300017">Busoni</persName>.</p>
<p rend="indent-first">Nicht missverstehen!
<lb/>1) Gar nicht <hi rend="underline">schenken</hi>!
<lb/>2) Nicht <hi rend="underline">wählen</hi> <subst><del rend="strikethrough"><gap reason="strikethrough" extent="1" unit="char"/></del><add place="across">–</add></subst> sollst
<lb/><hi rend="underline">alles</hi> aufschreiben! Ich will
<lb/>deine ganze Entwicklung
<lb/>vor Augen haben<orig>,</orig> und
<note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[3]</note>
<pb n="6"/>
sozusagen den Grund zu
<lb/>einem <persName key="E0300017">Busoni</persName>-Museum
<lb/>legen. Klingt gro<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>artig –
<lb/>was? <q rend="dq-uu">Klingt wie Musik!</q></p><!-- Zitat? -->
<closer>
<salute>
Küsse <rs key="E0300060">den herzigen klei
<lb break="no"/>nen Kerl</rs> von mir. <rs key="E0300059">Deiner
<lb/>Frau</rs> küsse die Hand und
<lb/>wünsche ihr von mir <choice><orig>A</orig><reg>a</reg></choice>lles
<lb/><choice><orig>g</orig><reg>G</reg></choice>ute und <choice><orig>s</orig><reg>S</reg></choice>chöne für das
<lb/>neue Jahr. <persName key="E0300895">Hanna</persName> grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>t
<lb/><rs type="persons" key="E0300017 E0300059">euch beide<sic>n</sic></rs> herzlichst.
</salute>
<signed rend="indent-3">
Dein
<lb/><seg rend="indent"><persName key="E0300207">M Wegelius</persName></seg>
</signed>
</closer>
<note type="stamp" place="bottom-center" resp="#dsb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) small">Deutsche
<lb/>Staatsbibliothek
<lb/>
<placeName key="E0500029">
<hi rend="spaced-out">Berlin</hi>
</placeName>
</stamp>
</note>
<pb n="7"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300616">[Seite 3 des Bogens]</note>
<note type="foliation" resp="#archive" place="bottom-right">[4]</note>
<pb n="8"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300616">[Seite 4 des Bogens, vacat]</note>
</div>
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</TEI>