Die Regel der „Bologneser“ Fuge
anlangend, so fand ich – nach
einigem nachdenken – dass du
zu weit gehst in der Behauptung,
es faende sich nirgends diese Regel
erfüllt.Busoni knüpft vermutlich an ein Gespräch mit Wegelius kurz zuvor in Busonis Urlaubsort Göhren auf Rügen an (vgl. Couling 2005, S. 163; Dent 1974, S. 121; zu Wegelius Besuch dort siehe die Briefe vom 7. Februar und vom 20. August 1897). Die „Regel der ‚Bologneser‘ Fuge“ spielt wohl auf eine Kompositionstechnik aus der Bologneser Schule des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts an. Offenbar geht es um die Behandlung von Expositionen mit mehr als einem Fugenthema. Wegelius schrieb 1896 sowohl an einem Lehrbuch zur Harmonielehre (allerdings im homophonen Satz) als auch an Revisionen seines 1888–89 erschienenen Lehrbuchs zur Musiktheorie, das derzeit vom Schwedischen ins Finnische übersetzt wurde (vgl. Flodin 1922, S. 407). Womöglich betraf das Gespräch mit Busoni eines dieser Lehrwerke.
Die Edur-Fuge im I. Bande von Bach hat Etwas sehr Aehnliches
mit der Umgkekhrung der Exposition
(ich habe beide Expositionen zum
I. Theile gerechnet und sie durch
halbe Doppelstriche getrennt.)
Den Rath, den man Schülern
in dieser Hinsicht geben koennte,
waere: bei sehr kurzen Themen (die kurze Expositionen ergeben)
eine zweite Exposition zu gebrauchen;
bei langen Themen niemals. –
Bach macht es so; doch sind bei ihm die
zweiten Expositionen meist unvollstaendig.
Vormittag,
25. August
Lieber Direktor.
Die Regel der „Bologneser“ Fuge
anlangend, so fand ich – nach
einigem Nachdenken –, dass du
zu weit gehst in der Behauptung,
es fände sich nirgends diese Regel
erfüllt.Busoni knüpft vermutlich an ein Gespräch mit Wegelius kurz zuvor in Busonis Urlaubsort Göhren auf Rügen an (vgl. Couling 2005, S. 163; Dent 1974, S. 121; zu Wegelius Besuch dort siehe die Briefe vom 7. Februar und vom 20. August 1897). Die „Regel der ‚Bologneser‘ Fuge“ spielt wohl auf eine Kompositionstechnik aus der Bologneser Schule des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts an. Offenbar geht es um die Behandlung von Expositionen mit mehr als einem Fugenthema. Wegelius schrieb 1896 sowohl an einem Lehrbuch zur Harmonielehre (allerdings im homophonen Satz) als auch an Revisionen seines 1888–89 erschienenen Lehrbuchs zur Musiktheorie, das derzeit vom Schwedischen ins Finnische übersetzt wurde (vgl. Flodin 1922, S. 407). Womöglich betraf das Gespräch mit Busoni eines dieser Lehrwerke.
Die E-Dur-Fuge im I. Bande
von Bach hat etwas sehr Ähnliches
mit der Umkehrung der Exposition
(ich habe beide Expositionen zum
I. Teile gerechnet und sie durch
halbe Doppelstriche getrennt).
Den Rat, den man Schülern
in dieser Hinsicht geben könnte,
wäre: bei sehr kurzen Themen
(die kurze Expositionen ergeben)
eine zweite Exposition zu gebrauchen;
bei langen Themen niemals.
Bach macht es so; doch sind bei ihm die
zweiten Expositionen meist unvollständig.
Nachmittag.
Mit deinem TelegrammNicht überliefert.
kam auch ein Brief von
Friedheim;Brief von Arthur Friedheim an Ferruccio Busoni vom 21.8.1896, London, Staatsbibliothek zu Berlin, Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1744.
er gab die
Adresse für Friedberger, die ich telegraphierte.Telegramm nicht überliefert.
– Wolfsohn ist eine
direkte Filiale von Steinway,
von diesem durchaus abhängig,
weshalb ich nicht zu seiner
Vermittlung raten kann.Nachdem der in Alzey geborene Henry Wolfsohn 1881 mit einer von Steinway & Sons in Auftrag gegebenen Konzerttournee seinen ersten Durchbruch als Konzertagent geschafft hatte, gründete er 1884 das Wolfsohn Musical Bureau, das bis zum Ende des Jahrhunderts die Konzertbüroszene in Amerika dominierte (vgl. Fifield 2005, S. 13–17). Diese Konzertagentur wird jedoch genannten Brief Arthur Friedheims nicht erwähnt. Friedheim schreibt dort: „Adressire deinen Brief an Friedberger sofort an Paul Weigel 63 St. Mark’s Place New York; der wird ihn schon besorgen.“ Womöglich waren Name oder Adresse Busoni bekannt und dem Konzertbüro zuzuordnen. Die Warnung vor der Vermittlung durch den Konzertagenten bezieht sich offenbar auf dessen Interessenkonflikt, was einer Weiterleitung an Friedberger im Weg stehen konnte.
Ich erwarte noch eine
Nachricht von dir,wie
lange du in Berlin bleibst.Wegelius war offensichtlich nach Berlin gereist, um dort – wie schon im Jahr zuvor – persönlich einen Klavierlehrer zu engagieren (siehe den vorigen Brief).
Inzwischen grüßt
herzlichst dein alterKontrapunktlehrer
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Vormittag<reg>,</reg>
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<p>Die Regel der <soCalled rend="dq-du"><rs key="E0500368">Bologneser</rs></soCalled> Fuge
<lb/>anlangend, so fand ich – nach
<lb/>einigem <choice><orig>n</orig><reg>N</reg></choice>achdenken –<reg>,</reg> dass du
<lb/>zu weit gehst in der Behauptung,
<lb/>es f<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>nde sich nirgends diese Regel
<lb/>erfüllt.
<note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300017">Busoni</persName> knüpft vermutlich an ein Gespräch mit <persName key="E0300207">Wegelius</persName> kurz zuvor in Busonis Urlaubsort <placeName key="E0500958">Göhren</placeName> auf <placeName key="E0500906">Rügen</placeName> an (vgl. <bibl><ref target="#E0800196"/>, S. 163</bibl>; <bibl><ref target="#E0800218"/>, S. 121; zu <persName key="E0300207">Wegelius</persName> Besuch dort siehe die Briefe vom <ref target="#D0102036"><date when-iso="1897-02-07">7. Februar</date></ref> und vom <ref target="#D0102041"><date when-iso="1897-08-20">20. August 1897</date></ref></bibl>). Die <q>Regel der <soCalled rend="dq-du"><rs key="E0500368">Bologneser</rs></soCalled> Fuge</q> spielt wohl auf eine Kompositionstechnik aus der <placeName key="E0500368">Bologneser</placeName> Schule des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts an. Offenbar geht es um die Behandlung von Expositionen mit mehr als einem Fugenthema. <persName key="E0300207">Wegelius</persName> schrieb <date when-iso="1896">1896</date> sowohl an einem Lehrbuch zur Harmonielehre (allerdings im homophonen Satz) als auch an Revisionen seines <date when-iso="1888/1889">1888–89</date> erschienenen <rs key="E0800421">Lehrbuchs zur Musiktheorie</rs>, das derzeit vom <placeName key="E0500280">Schwedischen</placeName> ins <placeName key="E0500323">Finnische</placeName> übersetzt wurde <bibl>(vgl. <ref target="#E0800441"/>, S. 407)</bibl>. Womöglich betraf das Gespräch mit <persName key="E0300017">Busoni</persName> eines dieser Lehrwerke.</note><!-- wo kann man Wegelius’ Musiktheorie (und Musikgeschichte) einsehen, kommt die Bologneser Fuge darin vor? was heißt „derzeit“: zur Zeit des Briefs? wie lautet der finnische Titel? → Entität? -->
Die <hi rend="underline"><title key="E0400719">E<choice><orig>d</orig><reg>-D</reg></choice>ur-Fuge</title> im <rs key="E0400129">I. Bande</rs>
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<lb/>mit der Um<subst><del rend="overwritten">g</del><add place="across">k</add></subst>e<subst><del rend="overwritten">k</del><add place="across">h</add></subst>rung der Exposition
<lb/>(ich habe beide Expositionen zum
<lb/>I. T<orig>h</orig>eile gerechnet und sie durch
<lb/>halbe Doppelstriche getrennt<choice><orig>.)</orig><reg>).</reg></choice></p>
<p rend="indent-first">Den Rat<orig>h</orig>, den man Schülern
<lb/>in dieser Hinsicht geben k<choice><orig>oe</orig><reg>ö</reg></choice>nnte,
<lb/>w<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>re: <hi rend="underline">bei sehr kurzen Themen</hi>
<lb/>(die kurze Expositionen ergeben)
<lb/><hi rend="underline">eine zweite Exposition zu gebrauchen</hi>;
<lb/>bei langen Themen niemals.<orig> –</orig>
<lb/><persName key="E0300012">Bach</persName> macht es so; doch sind <add place="above">bei ihm</add> die
<lb/>zweiten Expositionen meist <hi rend="underline">unvollst<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>ndig</hi>.</p>
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2Facsimile
2Diplomatic transcription
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Nachmittag.
Mit deinem TelegrammNicht überliefert. kam auch ein Brief von
Friedheim;Brief von Arthur Friedheim an Ferruccio Busoni vom 21.8.1896, London, Staatsbibliothek zu Berlin, Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1744.
er gab die
Adresse für Fr. die ich telegraphir- te.Telegramm nicht überliefert.
– Wolfsohn ist eine
directe filiale von Steinway,
von diesem durchaus abhängig,
weshalb ich nicht zu seiner
Vermittlung rathen kann.Nachdem der in Alzey geborene Henry Wolfsohn 1881 mit einer von Steinway & Sons in Auftrag gegebenen Konzerttournee seinen ersten Durchbruch als Konzertagent geschafft hatte, gründete er 1884 das Wolfsohn Musical Bureau, das bis zum Ende des Jahrhunderts die Konzertbüroszene in Amerika dominierte (vgl. Fifield 2005, S. 13–17). Diese Konzertagentur wird jedoch genannten Brief Arthur Friedheims nicht erwähnt. Friedheim schreibt dort: „Adressire deinen Brief an Friedberger sofort an Paul Weigel 63 St. Mark’s Place New York; der wird ihn schon besorgen.“ Womöglich waren Name oder Adresse Busoni bekannt und dem Konzertbüro zuzuordnen. Die Warnung vor der Vermittlung durch den Konzertagenten bezieht sich offenbar auf dessen Interessenkonflikt, was einer Weiterleitung an Friedberger im Weg stehen konnte.
Ich Erwarte noch eine
Nachricht von dir.,wie
lange du in Berlin bleibst.Wegelius war offensichtlich nach Berlin gereist, um dort – wie schon im Jahr zuvor – persönlich einen Klavierlehrer zu engagieren (siehe den vorigen Brief).
–
Inzwischen grüsst
herzlichst dein alter Contrapunktlehrer
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<dateline rend="align(right)"><hi rend="underline">Nachmittag</hi>.</dateline>
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<p>Mit deinem Telegramm
<note type="commentary" resp="#E0300616">Nicht überliefert.</note>
<lb/>kam auch ein Brief von
<lb/><persName key="E0300910">Friedheim</persName>;
<note type="commentary" resp="#E0300616">Brief von <persName key="E0300910">Arthur Friedheim</persName> an <persName key="E0300017">Ferruccio Busoni</persName> vom <date when-iso="1896-08-21">21.8.1896</date>, <placeName key="E0500047">London</placeName>, <orgName key="E0600056">Staatsbibliothek zu <placeName key="E0500029">Berlin</placeName></orgName>, <ref type="ext" subtype="kalliope" target="#DE-611-HS-590356">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1744</ref>.</note>
er gab die
<lb/>Adresse für <persName key="E0300967"><hi rend="underline"><choice><abbr>Fr.</abbr><expan>Friedberger</expan></choice></hi></persName><reg>,</reg> die ich telegraphi<reg>e</reg>r
<lb break="no" rend="sh"/>te.
<note type="commentary" resp="#E0300616">Telegramm nicht überliefert.</note>
– <orgName key="E0600251">Wolfsohn</orgName> ist eine
<lb/>dire<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>te <choice><orig>f</orig><reg>F</reg></choice>iliale von <orgName key="E0600233">Steinway</orgName>,
<lb/>von diesem durchaus abhängig,
<lb/>weshalb ich nicht zu seiner
<lb/>Vermittlung rat<orig>h</orig>en kann.
<note type="commentary" resp="#E0300616">Nachdem der in <placeName key="E0501049">Alzey</placeName> geborene <persName key="E0300993">Henry Wolfsohn</persName> <date when-iso="1881">1881</date> mit einer von <orgName key="E0600233">Steinway & Sons</orgName> in Auftrag gegebenen Konzerttournee seinen ersten Durchbruch als Konzertagent geschafft hatte, gründete er <date when-iso="1884">1884</date> das <orgName key="E0600251"><persName key="E0300993">Wolfsohn</persName> Musical Bureau</orgName>, das bis zum Ende des Jahrhunderts die Konzertbüroszene in <placeName key="E0500093">Amerika</placeName> dominierte <bibl>(vgl. <ref target="#E0800500"/>, S. 13–17)</bibl>. Diese <rs key="E0600251">Konzertagentur</rs> wird jedoch genannten Brief <persName key="E0300910">Arthur Friedheims</persName> nicht erwähnt. <persName key="E0300910">Friedheim</persName> schreibt dort: <q>Adressire deinen Brief an <persName key="E0300967">Friedberger</persName> sofort an Paul Weigel 63 St. Mark’s Place New York; der wird ihn schon besorgen.</q> Womöglich waren Name oder Adresse <persName key="E0300017">Busoni</persName> bekannt und dem <rs key="E0600251">Konzertbüro</rs> zuzuordnen. Die Warnung vor der Vermittlung durch den Konzertagenten bezieht sich offenbar auf dessen Interessenkonflikt, was einer Weiterleitung an <persName key="E0300967">Friedberger</persName> im Weg stehen konnte.</note></p>
<p>Ich <choice><orig>E</orig><reg>e</reg></choice>rwarte noch eine
<lb/>Nachricht von dir<subst><del rend="overwritten">.</del><add place="across">,</add></subst><add place="inline">wie</add>
<lb/><add place="above">lange du in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> bleibst.
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<orig> –</orig></add></p>
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Inzwischen grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>t
<lb/>herzlichst <rs key="E0300017">dein alter</rs>
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<p>Hoffe<reg>,</reg> dass <persName key="E0300919">Hutcheson</persName>
<lb/>in<orig> </orig>zwischen perfe<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>t
<lb/>geworden.
<note type="commentary" resp="#E0300616">Verhandlungen mit dem Pianisten <persName key="E0300919">Ernest Hutcheson</persName> – den <persName key="E0300207">Wegelius</persName> im <date when-iso="1895">Vorjahr</date> beim <persName key="E0300176">Rubinstein</persName>-Wettbewerb kennengelernt hatte (siehe die <ref target="#D0102028">Kommentierung im Brief vom <date when-iso="1896-05-16">16. Mai 1896</date></ref>) – war wohl einer der Gründe für <persName key="E0300207">Wegelius</persName>, persönlich nach <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> zu fahren. Eine vorherige Korrespondenz konnte nicht ermittelt werden.</note>
<orig> –</orig></p>
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Busoni kommentiert eine „Regel der ‚Bologneser‘ Fuge“; erteilt Wegelius Rat, wie Schüler*innen Fugen mit sehr kurzen Themen schreiben sollten; gibt Auskunft über die zuvor telegrafierte Adresse von Jacques Friedberger, der durch die Steinway-„Filiale“Wolfsohn Musical Bureau vertreten wird; fragt, wie lange Wegelius in Berlin bleiben wolle.
Letter by Ferruccio Busoni to Martin Wegelius (Göhren, 25 August [1896]), prepared by Steffen Astheimer, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Martin Wegelius, edited by Christian Schaper and Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, April 2023: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0102032 (March 19, 2024: proposed)
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<title xml:lang="de">Brief von Ferruccio Busoni an Martin Wegelius (Göhren, 25. August [1896])</title>
<title xml:lang="en">Letter by Ferruccio Busoni to Martin Wegelius (Göhren, 25 August [1896])</title>
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<publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher>
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<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
<title type="genre">Briefe</title>
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<measure type="folio">1 Bogen</measure>
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<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300017">Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift</handNote>
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<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
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<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit doppelten Bindestrichen.</p>
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<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
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<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
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<p>Die Regel der <soCalled rend="dq-du"><rs key="E0500368">Bologneser</rs></soCalled> Fuge
<lb/>anlangend, so fand ich – nach
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<lb/>es f<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>nde sich nirgends diese Regel
<lb/>erfüllt.
<note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300017">Busoni</persName> knüpft vermutlich an ein Gespräch mit <persName key="E0300207">Wegelius</persName> kurz zuvor in Busonis Urlaubsort <placeName key="E0500958">Göhren</placeName> auf <placeName key="E0500906">Rügen</placeName> an (vgl. <bibl><ref target="#E0800196"/>, S. 163</bibl>; <bibl><ref target="#E0800218"/>, S. 121; zu <persName key="E0300207">Wegelius</persName> Besuch dort siehe die Briefe vom <ref target="#D0102036"><date when-iso="1897-02-07">7. Februar</date></ref> und vom <ref target="#D0102041"><date when-iso="1897-08-20">20. August 1897</date></ref></bibl>). Die <q>Regel der <soCalled rend="dq-du"><rs key="E0500368">Bologneser</rs></soCalled> Fuge</q> spielt wohl auf eine Kompositionstechnik aus der <placeName key="E0500368">Bologneser</placeName> Schule des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts an. Offenbar geht es um die Behandlung von Expositionen mit mehr als einem Fugenthema. <persName key="E0300207">Wegelius</persName> schrieb <date when-iso="1896">1896</date> sowohl an einem Lehrbuch zur Harmonielehre (allerdings im homophonen Satz) als auch an Revisionen seines <date when-iso="1888/1889">1888–89</date> erschienenen <rs key="E0800421">Lehrbuchs zur Musiktheorie</rs>, das derzeit vom <placeName key="E0500280">Schwedischen</placeName> ins <placeName key="E0500323">Finnische</placeName> übersetzt wurde <bibl>(vgl. <ref target="#E0800441"/>, S. 407)</bibl>. Womöglich betraf das Gespräch mit <persName key="E0300017">Busoni</persName> eines dieser Lehrwerke.</note><!-- wo kann man Wegelius’ Musiktheorie (und Musikgeschichte) einsehen, kommt die Bologneser Fuge darin vor? was heißt „derzeit“: zur Zeit des Briefs? wie lautet der finnische Titel? → Entität? -->
Die <hi rend="underline"><title key="E0400719">E<choice><orig>d</orig><reg>-D</reg></choice>ur-Fuge</title> im <rs key="E0400129">I. Bande</rs>
<lb/>von <persName key="E0300012">Bach</persName></hi> hat <choice><orig>E</orig><reg>e</reg></choice>twas <hi rend="underline">sehr</hi> <choice><orig>Ae</orig><reg>Ä</reg></choice>hnliches
<lb/>mit der Um<subst><del rend="overwritten">g</del><add place="across">k</add></subst>e<subst><del rend="overwritten">k</del><add place="across">h</add></subst>rung der Exposition
<lb/>(ich habe beide Expositionen zum
<lb/>I. T<orig>h</orig>eile gerechnet und sie durch
<lb/>halbe Doppelstriche getrennt<choice><orig>.)</orig><reg>).</reg></choice></p>
<!-- wie ist der Sachverhalt bei Bach (inwiefern „Umkehrung“?), und ist der Umgang damit in der Busoni-Ausgabe nachvollziehbar? -->
<p rend="indent-first">Den Rat<orig>h</orig>, den man Schülern
<lb/>in dieser Hinsicht geben k<choice><orig>oe</orig><reg>ö</reg></choice>nnte,
<lb/>w<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>re: <hi rend="underline">bei sehr kurzen Themen</hi>
<lb/>(die kurze Expositionen ergeben)
<lb/><hi rend="underline">eine zweite Exposition zu gebrauchen</hi>;
<lb/>bei langen Themen niemals.<orig> –</orig>
<lb/><persName key="E0300012">Bach</persName> macht es so; doch sind <add place="above">bei ihm</add> die
<lb/>zweiten Expositionen meist <hi rend="underline">unvollst<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>ndig</hi>.</p>
<pb n="2"/>
<postscript>
<opener>
<dateline rend="align(right)"><hi rend="underline">Nachmittag</hi>.</dateline>
</opener>
<p>Mit deinem Telegramm
<note type="commentary" resp="#E0300616">Nicht überliefert.</note>
<lb/>kam auch ein Brief von
<lb/><persName key="E0300910">Friedheim</persName>;
<note type="commentary" resp="#E0300616">Brief von <persName key="E0300910">Arthur Friedheim</persName> an <persName key="E0300017">Ferruccio Busoni</persName> vom <date when-iso="1896-08-21">21.8.1896</date>, <placeName key="E0500047">London</placeName>, <orgName key="E0600056">Staatsbibliothek zu <placeName key="E0500029">Berlin</placeName></orgName>, <ref type="ext" subtype="kalliope" target="#DE-611-HS-590356">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 1744</ref>.</note>
er gab die
<lb/>Adresse für <persName key="E0300967"><hi rend="underline"><choice><abbr>Fr.</abbr><expan>Friedberger</expan></choice></hi></persName><reg>,</reg> die ich telegraphi<reg>e</reg>r
<lb break="no" rend="sh"/>te.
<note type="commentary" resp="#E0300616">Telegramm nicht überliefert.</note>
– <orgName key="E0600251">Wolfsohn</orgName> ist eine
<lb/>dire<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>te <choice><orig>f</orig><reg>F</reg></choice>iliale von <orgName key="E0600233">Steinway</orgName>,
<lb/>von diesem durchaus abhängig,
<lb/>weshalb ich nicht zu seiner
<lb/>Vermittlung rat<orig>h</orig>en kann.
<note type="commentary" resp="#E0300616">Nachdem der in <placeName key="E0501049">Alzey</placeName> geborene <persName key="E0300993">Henry Wolfsohn</persName> <date when-iso="1881">1881</date> mit einer von <orgName key="E0600233">Steinway & Sons</orgName> in Auftrag gegebenen Konzerttournee seinen ersten Durchbruch als Konzertagent geschafft hatte, gründete er <date when-iso="1884">1884</date> das <orgName key="E0600251"><persName key="E0300993">Wolfsohn</persName> Musical Bureau</orgName>, das bis zum Ende des Jahrhunderts die Konzertbüroszene in <placeName key="E0500093">Amerika</placeName> dominierte <bibl>(vgl. <ref target="#E0800500"/>, S. 13–17)</bibl>. Diese <rs key="E0600251">Konzertagentur</rs> wird jedoch genannten Brief <persName key="E0300910">Arthur Friedheims</persName> nicht erwähnt. <persName key="E0300910">Friedheim</persName> schreibt dort: <q>Adressire deinen Brief an <persName key="E0300967">Friedberger</persName> sofort an Paul Weigel 63 St. Mark’s Place New York; der wird ihn schon besorgen.</q> Womöglich waren Name oder Adresse <persName key="E0300017">Busoni</persName> bekannt und dem <rs key="E0600251">Konzertbüro</rs> zuzuordnen. Die Warnung vor der Vermittlung durch den Konzertagenten bezieht sich offenbar auf dessen Interessenkonflikt, was einer Weiterleitung an <persName key="E0300967">Friedberger</persName> im Weg stehen konnte.</note></p>
<p>Ich <choice><orig>E</orig><reg>e</reg></choice>rwarte noch eine
<lb/>Nachricht von dir<subst><del rend="overwritten">.</del><add place="across">,</add></subst><add place="inline">wie</add>
<lb/><add place="above">lange du in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> bleibst.
<note type="commentary" resp="#E0300616"><persName key="E0300207">Wegelius</persName> war offensichtlich nach <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> gereist, um dort – wie schon <date when-iso="1895">im Jahr zuvor</date> – persönlich einen Klavierlehrer zu engagieren (siehe den <ref target="#D0102031">vorigen Brief</ref>).</note>
<orig> –</orig></add></p>
<closer>
<salute rend="indent-first">
Inzwischen grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>t
<lb/>herzlichst <rs key="E0300017">dein alter</rs>
<lb/><seg rend="indent-2"><rs key="E0300017"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>ontrapunktlehrer</rs></seg>
</salute>
<signed rend="align(right)">
<persName key="E0300017">F B Busoni</persName>
</signed>
<dateline rend="space-above indent-2">
<hi rend="underline"><placeName key="E0500956">Göhren</placeName>.</hi>
</dateline>
</closer>
</postscript>
<pb n="3"/>
<postscript>
<p>Hoffe<reg>,</reg> dass <persName key="E0300919">Hutcheson</persName>
<lb/>in<orig> </orig>zwischen perfe<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>t
<lb/>geworden.
<note type="commentary" resp="#E0300616">Verhandlungen mit dem Pianisten <persName key="E0300919">Ernest Hutcheson</persName> – den <persName key="E0300207">Wegelius</persName> im <date when-iso="1895">Vorjahr</date> beim <persName key="E0300176">Rubinstein</persName>-Wettbewerb kennengelernt hatte (siehe die <ref target="#D0102028">Kommentierung im Brief vom <date when-iso="1896-05-16">16. Mai 1896</date></ref>) – war wohl einer der Gründe für <persName key="E0300207">Wegelius</persName>, persönlich nach <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> zu fahren. Eine vorherige Korrespondenz konnte nicht ermittelt werden.</note>
<orig> –</orig></p>
</postscript>
<pb n="4"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300616">[Seite 4 des Bogens, vacat]</note>
</div>
</body>
</text>
</TEI>