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* The * Library * of * Congress *
Lieber u. geehrter Doktor,
ich widerrufe!
Die Bogen 2–4 sind ange- langt u. zwingen mich zu
bewundernder Dankbarkeit
Bei Beaumont 1987 (241) „bewundernder Dankbarkeit“ in anderer Reihenfolge übersetzt: „grateful admiration“ (dt.: „dankbare Bewunderung“).
durch dasen verständnisvollen
Fleiss,
Bei Beaumont 1987 (241) „verständnisvollen Fleiß“ übersetzt mit: „diligent intelligence“.
der aus ihnen redet.
Ich habe Nichts daran zu
aendern. (Seite 67, soll heissen:
Schlussstück No 8, (anstatt 7);
ebenso: „zu diesen acht Stücken“
(anstatt sieben.)
Busonis Korrekturen wurden von Leichtentritt übernommen (vgl. Leichtentritt 1916, S. 68).
Sie enden beim Nocturne
symphonique, das ebenso als wie
die 2. Sonatine einen Typus
aufstellt, dem nicht – wie Sie
sagen – “das durchgebildete System
fehlt”,
Leichtentritt bezeichnet die Sonatina seconda in der Biographie als „vielleicht das problematischste Werk Busonis“ und ordnet sie zusammen mit dem Nocturne symphonique der „vorgeschrittenste[n] Phase seiner Kompositionstechnik“ zu: „Man fühlt, daß die Klaviatur mit ihren elf temperierten Halbtönen für den Komponisten nur ein Notbehelf ist, daß er gern ein neues Tonsystem, neue Intervalle und Tonleitern verwenden möchte, wenn ein gangbarer Weg dazu sich finden ließe. Ein Vorstoß in Neuland, dem aber, wie es bei der ersten Bekanntschaft scheint, noch die Sicherheit des gefesteten Besitzes, das durchgebildete System fehlt.“ (Leichtentritt 1916, S. 56 bzw. 57f.).
sondern ˄auf einem System hat
beruht, das aus der Anlage u.
dem Inhalte des Stückes selbst
entsteht u. das etwa in
einem dritten oderund in weiteren
Versuchen dieser Richtung
immer auf’s Neue sein eigenes
System gebären müsste.
Leichtentritt nahm Busonis Worte in die Biographie auf: „Aus Inhalt und Anlage solcher Stücke fließt das ihnen eigentümliche System. Auch der noch zu besprechende ‚Gesang vom Reigen der Geister‘ gehört in diese Klasse.“ (Leichtentritt 1916, S. 58).
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Lieber und geehrter Doktor,
ich widerrufe!
Die Bogen 2–4 sind angelangt und zwingen mich zu
bewundernder Dankbarkeit
durch den verständnisvollen
Fleiß,
der aus ihnen redet.
Ich habe nichts daran zu
ändern. (Seite 67, soll heißen:
Schlussstück No. 8, anstatt 7;
ebenso: „zu diesen acht Stücken“,
anstatt sieben.)
Busonis Korrekturen wurden von Leichtentritt übernommen (vgl. Leichtentritt 1916, S. 68).
Sie enden beim Nocturne
symphonique, das ebenso als wie
die 2. Sonatine einen Typus
aufstellt, dem nicht – wie Sie
sagen – „das durchgebildete System
fehlt“,
Leichtentritt bezeichnet die Sonatina seconda in der Biographie als „vielleicht das problematischste Werk Busonis“ und ordnet sie zusammen mit dem Nocturne symphonique der „vorgeschrittenste[n] Phase seiner Kompositionstechnik“ zu: „Man fühlt, daß die Klaviatur mit ihren elf temperierten Halbtönen für den Komponisten nur ein Notbehelf ist, daß er gern ein neues Tonsystem, neue Intervalle und Tonleitern verwenden möchte, wenn ein gangbarer Weg dazu sich finden ließe. Ein Vorstoß in Neuland, dem aber, wie es bei der ersten Bekanntschaft scheint, noch die Sicherheit des gefesteten Besitzes, das durchgebildete System fehlt.“ (Leichtentritt 1916, S. 56 bzw. 57f.).
sondern auf einem System
beruht, das aus der Anlage und
dem Inhalte des Stückes selbst
entsteht und das etwa in
einem dritten und in weiteren
Versuchen dieser Richtung
immer aufs Neue sein eigenes
System gebären müsste.
Leichtentritt nahm Busonis Worte in die Biographie auf: „Aus Inhalt und Anlage solcher Stücke fließt das ihnen eigentümliche System. Auch der noch zu besprechende ‚Gesang vom Reigen der Geister‘ gehört in diese Klasse.“ (Leichtentritt 1916, S. 58).
Einen solchen dritten Versuch finden
Sie in dem „Gesang vom Reigen
der Geister“ (Streicher und sechs Bläser),
der soeben fertig gestochen bei
Breitkopf & Härtel liegt. – Die Verleger werden
Ihnen diese Partitur ebenso gerne
zur Verfügung stellen als die von
„Harlekins Reigen“,
Breitkopf & Härtel planten ursprünglich, dem Rondò Arlecchinesco den deutschen Beinamen „Fastnachtsrondo“ zu geben; Busoni schlug im Gegenzug „Harlekins Reigen“ vor, dem der Verlag zustimmte (vgl. Busoni / Breitkopf & Härtel / Hanau 2012, S. 120–123).
die ebenfalls
frisch gestochen ist. – Von diesem
Letzteren müsste ich Ihnen noch
berichten. Gedulden Sie sich, weil
ich weit ausholen muss.
Vor länger als zwei Jahren
empfing ich eine packende
Wirkung von der Bühne her,
durch die Figur des Harlekins in
der Darstellung eines italienischen Schauspielers.
Busoni an Egon Petri (3.5.1912): „Gestern Abends auf der Durchreise durch Bologna, sahen wir ein Theater-Stück, welches von italienischen Masken dargestellt wurde. Der Arlecchino gab eine sehr eindrucksvolle Figur.“ (Busoni/Weindel 1999a, S. 177).
Ich fasste bei mir den Entschluss,
ein kurzes Bühnenstück auf diesen
Charakter zu stellen, und schrieb im
Herbste 1914 den Text. – Krieg und
weite Reisen unterbrachen den Plan.
Im Sommer darauf war ich
fast entschlossen, ihn aufzugeben,
und rettete den Kern und verwandte
einige Aufzeichnungen, indem ich
Idee und Stimmung – gedrängt – in
ein Orchesterstück niederlegte.
Die Bemerkung eines Berliner
Kritikers anlässlich des Nocturne,
dass „mein harmonisches System nur
für ruhige
und gedämpfte Kompositionen sich eignete“, reizte mich,
dieses System auch auf ein lebhaftes und lautes Stück zu wenden.
So entstand Harlekins Reigen,
der sich bereits in zwei Aufführungen
bewährte.
Das Rondò Arlecchinesco war am 5.3.1916 in Rom uraufgeführt worden. Die zweite Aufführung erfolgte beim 5. Abonnementskonzert in der Tonhalle Zürich ( 28.3.1916; vgl. den Konzertbericht in der Neuen Zürcher Zeitung vom 31.3.1916, Zweites Mittagsblatt, S. 1)).
Dieses Gelingen rief den
ersten Plan zurück, und nun ist
auch das Textbuch komponiert
und die Partitur in vollem Gange.
Finden Sie dieses alles erwähnenswert, so bäte ich Sie, es – wenigstens
andeutungsweise – in Ihr Büchlein
aufzunehmen.
Leichtentritt nahm die Entstehungsgeschichte von Arlecchino in die Biographie auf, benennt die Motivation zur Komposition und das Rondò Arlecchinesco als „symphonische[n] Extrakt“, lässt den Grund für die anderthalbjährige Unterbrechung jedoch unerwähnt (Leichtentritt 1916, S. 80).
Für heute entschuldigen Sie mich. Nochmals
Dank und herzliche Grüße.
FB.
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<salute>
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2Facsimile
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2Diplomatic transcription
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2XML
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Einen solchen dritten Versuch finden
Sie in dem „Gesang vom Reigen
der Geister“ (Streicher u. 6 Bläser),
der soeben fertig gestochen bei
Br. × H. liegt. – Die Verleger werden
Ihnen diese Partitur ebenso gerne
zur Verfügung stellen, als die von
„Harlekin’s Reigen“,
Breitkopf & Härtel planten ursprünglich, dem Rondò Arlecchinesco den deutschen Beinamen „Fastnachtsrondo“ zu geben; Busoni schlug im Gegenzug „Harlekins Reigen“ vor, dem der Verlag zustimmte (vgl. Busoni / Breitkopf & Härtel / Hanau 2012, S. 120–123).
die ebenfalls
frisch gestochen ist. – Von diesem
lLetzteren müsste ich Ihnen noch
berichten. Gedulden Sie sich, weil
ich weit ausholen muss.
Vor länger als 2 Jahren
empfing ich eine packende
Wirkung von der Bühne her,
durch die Figur des Harlekins in
der Darstellung eines italien. Schauspielers.
Busoni an Egon Petri (3.5.1912): „Gestern Abends auf der Durchreise durch Bologna, sahen wir ein Theater-Stück, welches von italienischen Masken dargestellt wurde. Der Arlecchino gab eine sehr eindrucksvolle Figur.“ (Busoni/Weindel 1999a, S. 177).
Ich fasste bei mir den Entschluss,
ein kurzes Bühnen-Stück auf diesen
Charakter zu stellen, u. schrieb im
Herbste 1914 den Text. – Krieg u.
weite Reisen unterbrachen den Plan.
Bei Beaumont 1987 (241) ohne Absatzwechsel.
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<p>
Ein<add place="inline">en</add> solchen dritten Versuch finden
<lb/>Sie in dem <hi rend="underline dq-du"><title key="E0400458" rend="dq-du">Gesang vom Reigen
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<lb/>Ihnen diese Partitur ebenso gerne
<lb/>zur Verfügung stellen<orig>,</orig> als die von
<lb/><rs key="E0400233" rend="underline dq-du">Harlekin<orig>’</orig>s Reigen</rs>,
<note type="commentary" resp="#E0300622"><orgName key="E0600002">Breitkopf & Härtel</orgName> planten ursprünglich, dem <title key="E0400233">Rondò Arlecchinesco</title> den deutschen Beinamen <q>Fastnachtsrondo</q> zu geben; <persName key="E0300017">Busoni</persName> schlug im Gegenzug <q>Harlekins Reigen</q> vor, dem <rs key="E0600002">der Verlag</rs> zustimmte <bibl>(vgl. <ref target="#E0800050"/>, S. 120–123)</bibl>.</note>
die ebenfalls
<lb/>frisch gestochen ist. – Von diesem
<lb/><subst><del rend="transformed">l</del><add rend="transformed">L</add></subst>etzteren müsste ich Ihnen noch
<lb/>berichten. Gedulden Sie sich, weil
<lb/>ich weit ausholen muss.
</p>
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Vor länger als <choice><orig>2</orig><reg>zwei</reg></choice> Jahren
<lb/>empfing ich eine packende
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</p>
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3Facsimile
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3Diplomatic transcription
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3XML
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* The * Library * of * Congress *
Im Sommer darauf war ich
fast entschlossen ihn aufzugeben,
u. rettete den Kern u. verwandte
einige Aufzeichnungen, indem ich
Idee u. Stimmung, – gedrängt –, in
ein Orchester-Stück niederlegte. –
Die Bemerkung eines Berliner
Kritikers, anlässlich des Nocturne,
dass “mein harmonisches System nur
für ruhige
Bei Beaumont 1987 (241) ‚ruhige‘ übersetzt mit: ‚slow‘.
u. gedämpfte Kompo- -sitionen sich eignete” reizte mich,
dieses System auch auf ein leb- haftes u. lautes Stück zu wenden.
So entstand Harlekin’s Reigen,
der sich bereits in 2 Aufführungen
bewährte.
Das Rondò Arlecchinesco war am 5.3.1916 in Rom uraufgeführt worden. Die zweite Aufführung erfolgte beim 5. Abonnementskonzert in der Tonhalle Zürich ( 28.3.1916; vgl. den Konzertbericht in der Neuen Zürcher Zeitung vom 31.3.1916, Zweites Mittagsblatt, S. 1)).
Dieses Gelingen rief den
ersten Plan zurück, u. nun ist
auch das Textbuch komponiert
u. die Partitur in vollem Gange.
Finden Sie dieses Alles erwähnens- werth, so bäte ich Sie, es – wenigstens
andeutungsweise – in Ihr Büchlein
aufzunehmen.
Leichtentritt nahm die Entstehungsgeschichte von Arlecchino in die Biographie auf, benennt die Motivation zur Komposition und das Rondò Arlecchinesco als „symphonische[n] Extrakt“, lässt den Grund für die anderthalbjährige Unterbrechung jedoch unerwähnt (Leichtentritt 1916, S. 80).
Für heute entschuldigen Sie mich · Nochmals
Dank u. herzliche Grüsse. FB.
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<p rend="indent-first">
Im Sommer darauf war ich
<lb/>fast entschlossen<reg>,</reg> ihn aufzugeben,
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> rettete den Kern <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> verwandte
<lb/>einige Aufzeichnungen, indem ich
<lb/>Idee <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Stimmung<orig>,</orig> <add place="inline">–</add> gedrängt <add place="inline">–</add><orig>,</orig> in
<lb/>ein <rs key="E0400233">Orchester<choice><orig>-S</orig><reg>s</reg></choice>tück</rs> niederlegte.<orig> –</orig>
</p>
<p rend="indent-first">
Die Bemerkung eines <placeName key="E0500029">Berliner</placeName>
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<lb/>dass <q rend="dq-uu">mein harmonisches System nur
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<lb break="no"/><orig>-</orig>sitionen sich eignete</q><reg>,</reg> reizte mich,
<!-- Berliner Kritik und Kritiker identifizierbar? -->
<lb/>dieses System auch auf ein leb
<lb break="no"/>haftes <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> lautes Stück zu wenden.
</p>
<p rend="indent-first">
So entstand <rs key="E0400233">Harlekin<orig>’</orig>s Reigen</rs>,
<lb/>der sich bereits in <choice><orig>2</orig><reg>zwei</reg></choice> Aufführungen
<lb/>bewährte.
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Dieses Gelingen rief den
<lb/>ersten Plan zurück, <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> nun ist
<lb/>auch das <hi rend="underline">Textbuch</hi> komponiert
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> die Partitur in vollem Gange.
</p>
<p rend="indent-first">
Finden Sie dieses <choice><orig>A</orig><reg>a</reg></choice>lles erwähnens
<lb break="no"/>wert<orig>h</orig>, so bäte ich Sie, es – wenigstens
<lb/>andeutungsweise – in <rs key="E0800114">Ihr Büchlein</rs>
<lb/><seg rend="align(right)">aufzunehmen.
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</p>
<p>
Für heute entschuldigen Sie mich<choice><orig> ·</orig><reg>.</reg></choice> Nochmals
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