Hugo Leichtentritt to Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Berlin · January 1, 1916

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Mus.ep. H. Leichtentritt 10 (Busoni-Nachl. B II)
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2767
[1]
Berlin W. Winterfeldt Str. 25a
d. 1. Januar 19156.

Sehr verehrter Meister Busoni!

Wie zur Begleichung aller anderer
Schulden mahnt das neue Jahr auch
an die Briefschulden. So thue ich denn
als ein ordentliches Mitglied der mittel⸗
europäischen staatsbürgerlichesn Genossenschaft
auch in dieser Hinsicht meine Pflicht,
die mir in diesem besonderen Falle
gleichzeitig […] 1 char: overwritten. eine Freude ist. Für Ihren
letzten, mir sehr wertvollen Brief
habe
ich noch zu danken. Ihre Berichtigungen
und sonstigen Angaben habe ich alle

Berlin W., Winterfeldtstr. 25a
den 1. Januar 1916.

Sehr verehrter Meister Busoni!

Wie zur Begleichung aller anderen Schulden mahnt das neue Jahr auch an die Briefschulden. So tue ich denn als ein ordentliches Mitglied der mitteleuropäischen staatsbürgerlichen Genossenschaft auch in dieser Hinsicht meine Pflicht, die mir in diesem besonderen Falle gleichzeitig eine Freude ist. Für Ihren letzten, mir sehr wertvollen Brief habe ich noch zu danken. Ihre Berichtigungen und sonstigen Angaben habe ich alle verwenden können. In seinem Brief vom 12./13. November 1915 macht Busoni eine Reihe von Anmerkungen und Ergänzungen zu Leichtentritts Aufsatz Ferruccio Busoni as a Composer (vgl. Beaumont 1987, S. 223–225). Wann Busoni der Entwurf des Aufsatzes zugegangen ist, bleibt ungeklärt. Hoffentlich hat meine Sendung Amerika erreicht, was bei den jetzigen Postverhältnissen durchaus nicht ganz sicher ist, hoffentlich gefällt sie Herrn Schirmer und Sonneck, hoffentlich wird sie Mr. Henderson weniger in Zorn bringen als mein erster Artikel (den ich Ihnen sende: the renaissance attitude towards music). Mr. Henderson schrieb in der New York Sun darüber einen ganzen Abschnitt und machte sich über unsere deutsche Unwissenheit!! lustig, indem ich von den bedeutenden Leistungen! der Engländer und Franzosen auf dem betreffenden Gebiete anscheinend gar nichts wüsste! Am 17. Oktober 1915 erschien in der New York Sun ein Artikel von W. J. Henderson, in dem er Leichtentritts Aufsatz kritisiert. Er spricht u. a. von einer „charakteristischen deutschen Ignoranz“ und wirft ihm vor, er sei sich der wichtigen Leistungen französischer Gelehrter nicht bewusst bzw. habe von keinem einzigen englischen Schriftsteller gehört: „The author is entirely ignorant […] of the important work done by the savants of France, and he has apparently never heard of any English writer […]“ (vgl. Henderson 1915). Es würde mir viel Spaß machen, wenn ich den weisen und gelehrten Mr. H. einmal persönlich über seine Wissenschaft einem peinlichen Examen unterziehen könnte! Gleichzeitig erlaube ich mir, Ihnen auch einen früher erschienenen Essay Es handelt sich offenbar um den (verschollenen) Aufsatz über Akiba ben Josef, den Busoni in seinem Brief vom 9. Januar 1916 kommentiert (vgl. Beaumont 1987, S. 229f.). zu senden, der Sie vielleicht interessieren wird, teils wegen einiger geschichtlicher Kuriosa, teils wegen einer Reihe ästhetischer Grundprobleme, die darin berührt werden. Er enthält meine Ansicht über Wesen, Bedeutung und Wort des Neuen in der Kunst, samt der historischen Begründung, die mir gewichtiger erscheint als die philosophische Begründung, indem die Letztere nur spekulativ wäre, die Erstere empirisch die Ereignisse beleuchtet, wie sie tatsächlich gewesen sind, und versucht, in logischer Weise einen Schluss aus der Vergangenheit auf die Zukunft zu ziehen. Ein Grund, warum ich Ihnen so lange nicht geschrieben habe, ist auch, dass ich auf Bescheid von Schirmer und auch von Breitkopf wartete, der aber noch immer nicht eingetroffen ist. Ich habe mit Breitkopf & Härtel Briefe gewechselt betreffend eine deutsche Arbeit über Ihre künstlerische Tätigkeit. Breitkopf wünscht nun ein Büchlein über die Dreieinigkeit des Menschen, des Pianisten, des Komponisten Busoni, das zu schreiben mich entschieden lockt. Indes können wir bestimmte Vereinbarungen noch nicht treffen, ehe ich nicht Schirmers Antwort habe, ehe ich weiß, inwieweit ich die englische Arbeit verwenden kann, oder ob ich eine ganz neue deutsche Arbeit machen muss. Leichtentritts erst 1917 erschienener Aufsatz Ferruccio Busoni as a Composer diente als Vorlage für das Kapitel „Der Komponist“ der Busoni-Biographie, worauf Leichtentritt dort auch ausdrücklich hinweist (Leichtentritt 1916, S. 28). Dies Letztere erscheint mir wahrscheinlicher, einmal wegen der Erweiterung des Themas, dann wegen der Beschränkung des Raumes, die mich zu einer ganz anderen Disposition nötigen wird.

Von mir selbst kann ich berichten, dass ich wieder stark bei der Arbeit bin. Das Geigenkonzert hat einige Zeit lang ruhen müssen, jetzt habe ich den zweiten Satz vor. Auch ein großer dramatischer Plan beschäftigt mich; vorerst habe ich allerdings mit der Dichtung alle Gedanken in Anspruch genommen. Der Entwurf ist ganz fertig und zweieinhalb Akte der Dichtung habe ich auch schon einigermaßen zu Stande gebracht. Am Libretto der Oper Esther arbeitete Leichtentritt von 1914 bis 1916 (vgl. Leichtentritt/DeVoto 2014, S. 345). Von der Musik sind bis jetzt nur ganz allgemeine Vorstellungen in der Fantasie vorhanden, doch diese Vorstellungen wachsen und verdichten sich von selbst, je mehr ich mich in den Stoff einlebe und einfühle. Die Konzertsaison ist ziemlich lebhaft, und ich habe mindestens fünfmal wöchentlich über Konzerte zu schreiben. Sogar ein paar Novitäten wagen sich dies Jahr wieder heraus. Schillings’ Oper „Mona Lisa“ Gut eine Woche nach der Stuttgarter Uraufführung war SchillingsMona Lisa in Berlin unter Richard Strauss zur Erstaufführung an der Hofoper gekommen (4. Oktober 1915). ist eine schwerblütige, sehr sorgfältig gemachte, aber bei aller gewollten Vornehmheit wenig lebendige Musik. Ein trockenes Pathos ist und bleibt seine Spezialität. Das geräuschvollste Ereignis der Saison war die Alpensymphonie von Rich. Strauss, die alle ernsthaften Leute enttäuscht hat. Wie sehr die Routine darin vorherrscht, wurde klar durch den Vergleich mit dem frischen, kecken und witzigen Till Eulenspiegel, der als Vorspiel diente Die Alpensinfonie wurde am 28. Oktober 1915 in der Berliner Philharmonie unter der Leitung von Richard Strauss uraufgeführt. Nebe den genannten Werken stand außerdem die Ouvertüre zu Guntram auf dem Programm (vgl. N. N. 1915b). – eine sehr unglückliche und unkluge Wahl, die nicht von Selbsterkenntnis zeugt. Dass die Musik einige starke Momente hat, braucht nicht der besonderen Versicherung, ebenso ist der Bewunderung wert die technische Geschicklichkeit der Partitur. Die neue, von der alten Liebermann’schen abgefallene Sezession Die Berliner Sezession gründete sich 1898 als Künstlervereinigung gegen die konservative Kunstpolitik und den akademischen Ausstellungsbetrieb im kaiserlichen Deutschland. Mit ihren avantgardistischen Visionen war sie ein wichtiger Wegbereiter für neue Kunstströmungen. Ab 1899 veranstaltete die Sezession regelmäßig Ausstellungen, mit denen sie die Verbreitung moderner Kunstbewegungen förderte und Berlin zum Kulturzentrum des deutschen Kaiserreichs machte. Max Liebermann war bis 1911 Präsident der Berliner Sezession. Nachdem expressionistische Werke innerhalb der Sezession abgelehnt worden waren, spaltete sich 1910 ein Teil der Künstler ab; die „Neue Sezession“ wurde gegründet, aus der 1914 wiederum die „Freie Sezession“ hervorging. (Spiro und Oppler sind auch dabei) beginnt jetzt in sehr dankenswerter Weise mit den musikalischen Sezessionisten in ein gegenseitiges Schutz- und Förderungsbündnis zu treten. Das erste Konzert der Sezession fand Weihnachten statt mit Kompositionen von Rozycki (Flesch samt Quartett, Ign. Friedmann, Claire Dux wirkten mit) Bei einem Konzert mit dem Thema „Musik unter Bildern“ wurden am 26. Dezember 1915 das Streichquartett op. 49 sowie das Klavierquintett op. 35 von Ludomir Różycki aufgeführt. Es wirkten außerdem mit: Claire Dux, Ignacy Friedmann, Carl Flesch, Josef Wolfsthal, Emil Bohnke und Alexander Schuster (vgl. Pisling 1916). und brachte diesem talentvollen jungen Polen einen starken Erfolg. Bezeichnend für Berliner Verhältnisse: Rozycki ist russischer Untertan, genoss diese Förderung als erster vor allen Deutschen – und kein Mensch, keine Pressstimme fand dies tadelnswert. Ich freue mich, solche Züge von Weltbürgertum feststellen zu können. Ich wünschte, dieser weltbürgerliche Sinn käme auch Ihnen zustatten! Zum neuen Jahre wünsche ich Ihnen die Fülle der erstrebenswerten Güter, Gesundheit, Arbeitslust, Erfolge, Zufriedenheit. Ihrer verehrten Frau Gemahlin und Ihrer Familie gelten diese Wünsche auch.

Mit herzlichem Gruß verbleibe ich Ihr Sie verehrender

H. Leichtentritt.

                                                                
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[2]2. verwenden können. In seinem Brief vom 12./13. November 1915 macht Busoni eine Reihe von Anmerkungen und Ergänzungen zu Leichtentritts Aufsatz Ferruccio Busoni as a Composer (vgl. Beaumont 1987, S. 223–225). Wann Busoni der Entwurf des Aufsatzes zugegangen ist, bleibt ungeklärt. Hoffentlich hat meine
Sendung Amerika erreicht, was bei den
jetzigen Postverhältnissen durchaus nicht ganz
sicher ist, hoffentlich gefällt sie Herrn
Schirmer und Sonneck, hoffentlich wird
sie Mr. Henderson weniger in Zorn
bringen als mein erster Artikel (den
ich Ihnen sende: the renaissance attitude
towards music
). Mr. Henderson schrieb in Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

der New York Sun darüber einen ganzen
Abschnitt und machte sich über unsere
deutsche Unwissenheit!! lustig, indem ich
von den bedeutenden Leistungen! der
Engländer und Franzosen auf dem betr.
Gebiete anscheinend gar nichts wüßte! Am 17. Oktober 1915 erschien in der New York Sun ein Artikel von W. J. Henderson, in dem er Leichtentritts Aufsatz kritisiert. Er spricht u. a. von einer „charakteristischen deutschen Ignoranz“ und wirft ihm vor, er sei sich der wichtigen Leistungen französischer Gelehrter nicht bewusst bzw. habe von keinem einzigen englischen Schriftsteller gehört: „The author is entirely ignorant […] of the important work done by the savants of France, and he has apparently never heard of any English writer […]“ (vgl. Henderson 1915). Es
würde mir viel Spaß machen, wenn ich
den weisen und gelehrten Mr. H.

                                                                
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3) Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
ein mal persönlich über seine Wissenschaft einem peinlichen
Examen unterziehen k[…] 1 char: overwritten. önnte! Gleichzeitig erlaube ich mir, Ihnen
auch einen früher erschienen[en] Essay Es handelt sich offenbar um den (verschollenen) Aufsatz über Akiba ben Josef, den Busoni in seinem Brief vom 9. Januar 1916 kommentiert (vgl. Beaumont 1987, S. 229f.). zu senden, der Sie vielleicht
interessieren wird, teils wegen einiger geschichtlichenr Kuriosa,
teils wegen einer Reihe ästhe[…] 1 char: cancelled. itischer Grundprobleme, die
darin berührt werden. Er enthält meine Ansicht über Wesen,
Bedeutung und Wort des Neuen in der Kunst, samt
der historischen Begründung, die mir gewichtiger erscheint als
die philosophische Begründung, indem die letztere nur ske⸗
pulativ wäre, die erstere empirisch die Ereignisse beleuchtet,
wie sie thatsächlich gewesen sind und versucht in logischer
Weise einen Schluß aus der Vergangenheit in transcription uncertain: overwritten. auf die
Zukunft zu ziehen. Ein Grund warum ich Ihnen so lange

                                                                
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nicht geschrieben habe ist auch, daß ich auf Bescheid
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aber noch immer nicht eingetroffen ist. Ich habe
mit Br. & Härt. Briefe gewechselt betreffend eine
deutsche Arbeit über Ihre künstlerische Thätigkeit.
Breitk. wünscht nun ein Büchlein über die Drei⸗
einigkeit des Menschen, des Pianisten, des Komponisten
Busoni, das zu schreiben mich entschieden lockt.
Indes können wir bestimmte Vereinbarungen
noch nicht treffen, ehe ich nicht Schirmer’s Antwort
habe, ehe ich weiß, in wie weit ich die englische
Arbeit
verwenden kann, oder ob ich eine ganz Nachlaß Busoni

                                                                
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B II, 2767
5[3] neue deutsche Arbeit machen muß. Leichtentritts erst 1917 erschienener Aufsatz Ferruccio Busoni as a Composer diente als Vorlage für das Kapitel „Der Komponist“ der Busoni-Biographie, worauf Leichtentritt dort auch ausdrücklich hinweist (Leichtentritt 1916, S. 28).
Dies letztere e[…] 2 char: overwritten. rscheint mir wahrscheinlicher,
ein mal wegen der Erweiterung des
Thema’s, dann wegen der Beschränkung
des Raumes, die mich zu einer ganz
anderen Disposition nötigen wird.

Von mir selbst kann ich berichten, daß
ich wieder stark bei der Arbeit bin.
Das Geigenkonzert hat einige Zeit lang
ruhen müssen, jetzt habe ich den zweiten
Satz vor. Auch ein großer dramatischer
Plan
beschäftigt mich; vorerst habe ich
allerdings mit der Dichtung alle
Gedanken in Anspruch genommen. Der
Entwurf ist ganz […] 1 char: overwritten. fertig und zwei ein⸗
halb Akte der Dichtung habe ich
auch schon einigermaßen zu Stande

                                                                
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6Diplomatic transcription
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zu: Mus.ep. H. Leichtentritt 10
[4] gebracht. Am Libretto der Oper Esther arbeitete Leichtentritt von 1914 bis 1916 (vgl. Leichtentritt/DeVoto 2014, S. 345). Von der Musik sind bis jetzt
nur ganz allgemeine Vorstellungen in
der Fantasie vorhanden, doch diese Vorstellungen
wachsen und verdichten sich von selbst, je
mehr ich mich […] 1 word: overwritten. in den Stoff einlebe
und einfühle. Die Konzertsaison ist ziemlich
lebhaft und ich habe mindestens fünf
mal wöchentlich über Konzerte zu schreiben. Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Sogar ein paar Novitäten wagen sich dies
Jahr wieder heraus. Schilling’s Oper „Mona
Lisa“
Gut eine Woche nach der Stuttgarter Uraufführung war SchillingsMona Lisa in Berlin unter Richard Strauss zur Erstaufführung an der Hofoper gekommen (4. Oktober 1915). ist eine schwerblütige, sehr sorgfältig gemachte,
aber bei aller gewollten Vornehmheit wenig
lebendige Musik. Ein trockenes Pathos ist
und bleibt seine Spezialität. Das geräuschvollste
Ereignis der Saison war die Alpensymphonie
von Rich. Strauss, die alle ernsthaften

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split"> <note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive_sig"> <del rend="strikethrough">zu: Mus.ep. H. Leichtentritt 10</del> </note> <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive_fol">[4]</note> gebracht. <note type="commentary" resp="#E0300327">Am Libretto der Oper <title key="E0400446">Esther</title> arbeitete <persName key="E0300093">Leichtentritt</persName> <date when-iso="1914/1916">von 1914 bis 1916</date> (vgl. <bibl><ref target="#E0800277"/>, S. 345</bibl>).</note> Von der Musik sind bis jetzt <lb/>nur ganz allgemeine Vorstellungen in <lb/>der Fantasie vorhanden, doch diese Vorstellungen <lb/>wachsen und verdichten sich von selbst, je <lb/>mehr ich mich <subst><del rend="overwritten"><gap extent="1" unit="word" reason="overwritten"/></del><add place="across">in</add></subst> den Stoff einlebe <lb/>und einfühle. Die Konzertsaison ist ziemlich <lb/>lebhaft<reg>,</reg> und ich habe mindestens fünf<choice><orig><lb/></orig><reg><lb break="no"/></reg></choice>mal wöchentlich über Konzerte zu schreiben. <note type="stamp" place="margin-left" resp="#dsb_st_red"> <stamp xml:id="dsb_p6" rend="round border align(center) small rotate(90)"> Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName> </stamp> </note> <lb/>Sogar ein paar Novitäten wagen sich dies <lb/>Jahr wieder heraus. <persName key="E0300565" rend="latin">Schilling<sic>’</sic>s<corr>’</corr></persName> Oper <title key="E0400447" rend="latin dq-du">Mona <lb/>Lisa</title> <note type="commentary" resp="#E0300314">Gut eine Woche nach der <placeName key="E0500181">Stuttgarter</placeName> Uraufführung war <persName key="E0300565">Schillings</persName>’ <title key="E0400447">Mona Lisa</title> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> unter <persName key="E0300022">Richard Strauss</persName> zur Erstaufführung an der <orgName key="E0600036">Hofoper</orgName> gekommen (<date when-iso="1915-10-04">4. Oktober 1915</date>).</note> ist eine schwerblütige, sehr sorgfältig gemachte, <lb/>aber bei aller gewollten Vornehmheit wenig <lb/>lebendige Musik. Ein trockenes Pathos ist <lb/>und bleibt seine Spezialität. Das geräuschvollste <lb/>Ereignis der Saison war die <title key="E0400448">Alpensymphonie</title> <lb/>von <persName key="E0300022" rend="latin">Rich. Strauss</persName>, die alle ernsthaften </p></div>
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Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Leute enttäuscht hat. Wie sehr die Routine darin vorherrscht,
wurde klar durch den Vergleich mit dem frischen,
kecken und witzigen Till Eulenspiegel der als Vorspiel
diente Die Alpensinfonie wurde am 28. Oktober 1915 in der Berliner Philharmonie unter der Leitung von Richard Strauss uraufgeführt. Nebe den genannten Werken stand außerdem die Ouvertüre zu Guntram auf dem Programm (vgl. N. N. 1915b). – eine sehr unglückliche und unkluge Wahl, die
nicht von Selbsterken[n]tnis zeugt. Daß die Musik einige
starke Momente hat, braucht nicht der besonderen Versiche⸗
rung, ebenso ist der Bewunderung wert die technische
Geschicklichkeit der Partitur. Die neue, von der alten
Liebermann’schen abgefallene Sezession Die Berliner Sezession gründete sich 1898 als Künstlervereinigung gegen die konservative Kunstpolitik und den akademischen Ausstellungsbetrieb im kaiserlichen Deutschland. Mit ihren avantgardistischen Visionen war sie ein wichtiger Wegbereiter für neue Kunstströmungen. Ab 1899 veranstaltete die Sezession regelmäßig Ausstellungen, mit denen sie die Verbreitung moderner Kunstbewegungen förderte und Berlin zum Kulturzentrum des deutschen Kaiserreichs machte. Max Liebermann war bis 1911 Präsident der Berliner Sezession. Nachdem expressionistische Werke innerhalb der Sezession abgelehnt worden waren, spaltete sich 1910 ein Teil der Künstler ab; die „Neue Sezession“ wurde gegründet, aus der 1914 wiederum die „Freie Sezession“ hervorging. (Spiro u. Oppler
sind auch […] at least 1 char: overwritten. dabei) beginnt jetzt in sehr dankenswerter
Weise mit den musikalischen Sezessionisten in ein gegen⸗

                                                                
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seitiges Schutz⸗ und Förderungsbündnis zu treten. Das erste
Konzert der Sezession fand Weihnachten statt mit Kompositionen
von Rozycki (Flesch samt Quartett, Ign. Friedmann, Claire
Dux
wirkten mit,) Bei einem Konzert mit dem Thema „Musik unter Bildern“ wurden am 26. Dezember 1915 das Streichquartett op. 49 sowie das Klavierquintett op. 35 von Ludomir Różycki aufgeführt. Es wirkten außerdem mit: Claire Dux, Ignacy Friedmann, Carl Flesch, Josef Wolfsthal, Emil Bohnke und Alexander Schuster (vgl. Pisling 1916). und brachte diesem talentvollen jungen
Polen einen starken Erfolg. Bezeichnend für Berliner Verhältnisse:
Rozycki ist russischer Unterthan, genoß diese Förderung als
erster vor allen Deutschen – und kein Mensch, keine
Pressßstimme fand dies tadelnswert. Ich freue mich solche
Züge von Weltbürgertum fest stellen zu können. Ich
wünschte dieser weltbürgerliche Sinn käme auch Ihnen zu
Statten! Zum neuen Jahre wünsche ich Ihnen die Fülle
der erstrebenswerten Güter, Gesundheit, Arbeitslust, Erfolge, Zu⸗
friedenheit,. Ihrenr verehrten Frau Gemahlin und Ihrer Familie ,gelten
[right border, lengthwise:]
diese Wünsche auch. Mit herzlichem
Gruß verbleibe ich […] at least 1 char: overwritten. Ihr Sie verehrender
H. Leichtentritt.

                                                                
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9Diplomatic transcription
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Einschreiben
Berlin W

* 81 a
Herrn
Prof. F. Busoni.
Deutsche
Staatsbibliothek
[Berlin]
Schweiz.
Zürich.
Scheuchzer Str. 36.
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="numbering" place="top-left" resp="#unknown_hand">
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10Diplomatic transcription
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Abs. Dr. H. Leichtentritt. Berlin W. 57
Winterfeld Str. 25a.
Zürich
13.1.16.–2 transcription uncertain: low ink. alternative reading:
13.1.15.–2
Die alternative Lesart der Jahreszahl als 1915 scheidet aus. Zum einen ließe sich der Brief mit der Datierung auf 1915 nicht in die Genese des Briefwechsels einordnen, zum anderen hat Busoni im Januar 1915 noch nicht in Zürich gelebt.
[…] unknown : low ink.
Mus.Nachl. F. Busoni
B II, 2767-Beil.
Mus.ep. H. Leichtentritt 10
Nachlaß Busoni B II
                                                                
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Document

doneStatus: candidate XML Facsimile Download / Cite

Provenance
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2767 | olim: Mus.ep. H. Leichtentritt 10 (Busoni-Nachl. B II) |

proof Kalliope

Condition
Der Brief ist gut erhalten.
Extent
2 Bogen, 8 beschriebene Seiten
Collation
Seitenfolge: 1, 3, 2, 4, 5, 7, 6, 8 (4, 8 im Querformat)
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Hugo Leichtentritt, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift.
  • Hand des Archivars, der die Signaturen mit Beistift eingetragen hat.
  • Hand des Archivars, der die Foliierung mit Bleistift vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift eingetragen hat.
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)
  • Unbekannte Hand, die römische Ziffern auf der Vorderseite des Briefumschlags mit Bleistift notiert hat.
Foliations
  • Foliierung durch das Archiv, mit Bleistift oben rechts auf den Vorderseiten.
  • Unvollständige Paginierung mit Tinte auf den Seiten 2, 3 und 5 durch den Verfasser.

Summary
Leichtentritt bedankt sich für die Anmerkungen zu seinem Busoni-Aufsatz; sendet seinen Renaissance-Artikel und äußert sich empört über die von W. J. Henderson verfasste Kritik dazu; schickt einen weiteren Essay; trifft Vereinbarungen mit Breitkopf & Härtel über die Busoni-Biographie; wartet auf Bescheid von Schirmer; will die Arbeit am Geigenkonzert fortsetzen; arbeitet am Libretto einer Oper; berichtet von Höhepunkten der Konzertsaison.
Incipit
Wie zur Begleichung aller anderen Schulden

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler
prepared by
Revision
November 14, 2020: candidate (coding checked, proofread)
Direct context
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