So musste der Berg zum Propheten
kommen, was untrüglich darthut,
dass des eisen Glaube Berge versetzte.
Der Berg – kein Eisberg – empfand
die Kühle; aber der Berg – auch
kein Vulcan – konnte sich be- herrschen. Er humpselteBei Beaumont 1987 (365) konventionalisierend übersetzt mit: „rolled“.
– gleich
einem Ta[…]at least 2 char: illegible.
nk – den Weg von Berlin nach Weilheim, und traf den
Propheten, wie er auf Notenpapier
Zauberformeln kritzelte, die
aussahen wie hebräische Schrift.
Der Berg […]1 char: illegible.
stand verwirrt; denn
er empfing vor Tagen ein
Schreiben aus München, in dem
er des ausgesprochenen Anti- semitismus angeklagt wird.
Nachdem er unverdienter- massen, jahrzehntelang, des
Judenthums verdächtigt wurde, –
„welche Wendung nach Gottes
Fügung“!Bei Beaumont 1987 (365) Absatzwechsel nicht hier, sondern bereits vor diesem Satz.
So musste der Berg zum Propheten
kommen, was untrüglich dartut,
dass dessen Glaube Berge versetzte.
Der Berg – kein Eisberg – empfand
die Kühle; aber der Berg – auch
kein Vulkan – konnte sich beherrschen. Er humpselte
– gleich
einem Tank – den Weg von Berlin
nach Weilheim und traf den
Propheten, wie er auf Notenpapier
Zauberformeln kritzelte, die
aussahen wie hebräische Schrift.
Der Berg stand verwirrt; denn
er empfing vor Tagen ein
Schreiben aus München, in dem
er des ausgesprochenen Antisemitismus angeklagt wird.
Nachdem er unverdientermaßen, jahrzehntelang, des
Judentums verdächtigt wurde –
„welche Wendung nach Gottes
Fügung“!
Aber er kann sich verteidigen.
Insofern, als er einen Tag vor
diesem Brief die Herren
Prof. Weißmann, Prof. Kestenberg und
Generalmusikdirektor O. Klemperer
bei sich als Besucher hatte.
Dieses zionistische Triumvirat
(das sich als ein Triumvi-Rat
erwies) stellt meinen früheren
Ruf reinlich
wieder her. Dazu
kommt meine Prädilektion für
Wagner, der auch koscher war.Zu Busonis (hier ironisch verkleideter) Abneigung gegenüber Richard Wagner vgl. u. a. Stuckenschmidt 1967, S. 14.
Diese Rehabilita-Zion ist beruhigend, auch für den jüdischen
Münchner Briefschreiber. – Das hat
mit seinem Singen Herr Guttmann
getan!Vgl. die Schlussverse von Heinrich Heines Gedicht Die Lore-Ley: „Und das hat mit ihrem Singen / die Lore-Ley getan.“
—
Wieder hatte ich einen
leichten Rückfall, und der
Sommer ist von einer Schüchternheit, die durchaus etwas Arisches
hat. Der blonde Sommer,
er traut
sich nicht herein, obwohl er
– ohne anzuklopfen – bewillkommt
würde.
Der unzweifelhaft christliche Roman
der Frau Gisella ist in 65 Fortsetzungen zu seinem Ende gediehen.Der Titel von Gisella Selden-Goths Fortsetzungsroman Der Neue Ton spielt auch in eine Liste von „100 besten Büchern“ hinein, die Busoni auf Wunsch von Gottfried Galston im Juni 1923 anfertigte und an deren Ende es heißt: „Das hundert u. erste: ‚der neue Ton‘.“ (ohne Autorennennung). Damit ist indes gewiss nicht Selden-GothsRoman selbst gemeint, sondern der Titel „verweist auf Zukünftiges“(Weindel 1996, S. 79).
Sie bekommt ein uneheliches Kind
und macht mit ihrem Mann eine
Hochzeitsreise. Es endet also gut.
Ich wünsche (mit Neid), dass Sie
dort besseres Wetter genießen als
hier.
Ich sitze in der Bücherei
mit einem geheizten Petroleumofen. Ich wünsche (ditto), dass
Sie die Einfallspillen haben, die
mein Arzt nicht verordnen kann.
Die Apotheker sagen, sie müssten
sie aus dem Auslande verschreiben;
in Amerika gäbe es davon Überfluss;
sie müssten aber in Dollar bezahlt
werden. (Ich glaube aber, dass
man Einfall mit Abfall verwechsele.)
Ein krauser Brief. Ein grauser Brief.
(Aber immerhin ein Brief.)
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive">N.Mus.Nachl. 30,75</note>
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">1</note>
<figure place="center">
<graphic width="300px" url="D0101720_ex_1.png"/>
<figDesc>Der Berg kommt zum Propheten (Illustration <persName key="E0300017">Busonis</persName>)</figDesc>
</figure>
<opener>
<salute rend="align(center)"><abbr>L. <persName key="E0300376">Ph.</persName></abbr></salute>
</opener>
<p>So musste der Berg zum Propheten
<lb/>kommen, was untrüglich dart<orig>h</orig>ut,
<lb/>dass des<subst><del rend="overwritten"> ei</del><add place="across">se</add></subst>n Glaube Berge versetzte.
<!-- Jarnach hielt sich offenbar in Polling bei Weilheim auf? → Ist Busoni wirklich dorthin gefahren? -->
<lb/>Der Berg – kein Eisberg – empfand
<lb/>die Kühle; aber der Berg – auch
<lb/>kein Vul<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>an – konnte sich be
<lb break="no"/>herrschen. Er humpselte
<note type="commentary" subtype="ed_diff" resp="#E0300314">Bei <bibl><ref target="#E0800060"/> (365)</bibl> konventionalisierend übersetzt mit: <q xml:lang="en">rolled</q>.</note>
– gleich
<lb/>einem Ta<subst><del rend="overwritten"><gap unit="char" atLeast="2" reason="illegible"/></del><add place="across">nk</add></subst> – den Weg von <placeName key="E0500029">Berlin</placeName>
<lb/>nach <placeName key="E0500725">Weilheim</placeName><orig>,</orig> und traf den
<lb/>Propheten, wie er auf Notenpapier
<lb/>Zauberformeln kritzelte, die
<lb/>aussahen wie hebräische Schrift.
<lb/>Der Berg <subst><del rend="overwritten"><gap extent="1" unit="char" reason="illegible"/></del><add place="across">st</add></subst>and verwirrt; denn
<lb/>er empfing vor Tagen ein
<lb/>Schreiben aus <placeName key="E0500034">München</placeName>, in dem
<lb/>er des ausgesprochenen Anti
<lb break="no"/>semitismus angeklagt wird.
<!-- Welcher Brief kommt in Frage? → Kalliope-Recherche nach Briefen an Busoni im Juni 1923!-->
<lb/>Nachdem er unverdienter
<lb break="no"/>ma<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en, jahrzehntelang, des
<lb/>Judent<choice><orig>h</orig><reg/></choice>ums verdächtigt wurde<orig>,</orig> –
<lb/><q rend="dq-du">welche Wendung nach Gottes
<lb/>Fügung</q>!
<note type="commentary" subtype="ed_diff_minor" resp="#E0300314">Bei <bibl><ref target="#E0800060"/> (365)</bibl> Absatzwechsel nicht hier, sondern bereits vor diesem Satz.</note>
</p>
</div>
2Facsimile
2Diplomatic transcription
2XML
N.Mus.Nachl. 30,75
2
Aber er kann sich vertheidigen.
Insofern, als er einen Tag vor
diesem Brief die Herren
Prof. Weissmann, Prof. Kestenberg und
GeneralMusikdirektor O. Klemperer bei sich als Besucher hatte.
Dieses zïonistische Triumvirat,
(das sich als ein Triumvi=Rath
erwies) befestigtstellt meinen früheren
Ruf reinlichIn der Übersetzung bei Beaumont 1987 (365) ist „reinlich“ ausgelassen.
wieder her. Dazu
kommt meine Predilektion für
Wagner, der auch koscher war.Zu Busonis (hier ironisch verkleideter) Abneigung gegenüber Richard Wagner vgl. u. a. Stuckenschmidt 1967, S. 14. Diese Rehabilita=Zïon ist beruhi⸗ gend, und auch für den jüdischen
Münchner Briefschreiber. – Das hat
mit seinem Singen Herr Gutmann gethan!Vgl. die Schlussverse von Heinrich Heines Gedicht Die Lore-Ley: „Und das hat mit ihrem Singen / die Lore-Ley getan.“~
Wieder hatte ich einen
leichten Rückfall, und daer
Sommer ist von einer Schüchtern- heit, die durchaus etwas Arisches
hat. Der blonde Sommer,In der Übersetzung bei Beaumont 1987 (365) unbestimmt („a blond summer“).
er traut
sich nicht herein, obwohl er
– ohne anzuklopfen – bewillkommt
würde.
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive">N.Mus.Nachl. 30,75</note>
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">2</note>
<p rend="space-above">Aber er kann sich vert<choice><orig>h</orig><reg/></choice>eidigen.
<lb/>Insofern, als er einen Tag vor
<lb/>diesem Brief die Herren
<lb/><persName key="E0300277">Prof. Wei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>mann</persName>, <persName key="E0300155">Prof. Kestenberg</persName> und
<lb/>General<choice><orig>M</orig><reg>m</reg></choice>usikdirektor <persName key="E0300633">O. Klemperer</persName>
<lb/>bei sich als Besucher hatte.
<!-- "diesem Brief": dem vorliegenden (so nach Beaumonts Übersetzung aufgefasst) oder dem aus München? (Wann war also dieses Treffen genau?) -->
<lb/>Dieses z<choice><orig>ï</orig><reg>i</reg></choice>onistische Triumvirat<orig>,</orig>
<lb/>(das sich als ein Triumvi<pc>=</pc>Rat<orig>h</orig>
<lb/>erwies) <subst><del rend="strikethrough">befestigt</del><add place="below">stellt</add></subst> meinen früheren
<lb/>Ruf reinlich
<note type="commentary" subtype="ed_diff" resp="#E0300314">In der Übersetzung bei <bibl><ref target="#E0800060"/> (365)</bibl> ist <q>reinlich</q> ausgelassen.</note>
wieder her. Dazu
<!-- Worin bestand der „Rat“, den dieses Treffen ergeben hat? -->
<lb/>kommt meine Pr<choice><orig>e</orig><reg>ä</reg></choice>dilektion für
<lb/><persName key="E0300006">Wagner</persName>, der auch kos<add place="inline">c</add>her war.
<note type="commentary" resp="#E0300619">Zu <persName key="E0300017">Busonis</persName> (hier ironisch verkleideter) Abneigung gegenüber <persName key="E0300006">Richard Wagner</persName> vgl. u. a. <bibl><ref target="#E0800016"/>, S. 14</bibl>.</note>
<lb/>Diese Rehabilita<pc>=</pc>Z<choice><orig>ï</orig><reg>i</reg></choice>on ist beruhi
<lb break="no" rend="dh"/>gend, <del rend="strikethrough">und</del> auch für <rs>den jüdischen
<lb/><placeName key="E0500034">Münchner</placeName> Briefschreiber</rs>. – Das hat
<lb/>mit seinem Singen <persName key="E0300603">Herr Gut<reg>t</reg>mann</persName>
<lb/>get<choice><orig>h</orig><reg/></choice>an!
<note type="commentary" resp="#E0300738">Vgl. die Schlussverse von <persName key="E0300169">Heinrich Heines</persName> Gedicht <title key="E0400608">Die Lore-Ley</title>: <q>Und das hat mit ihrem Singen / die Lore-Ley getan.</q></note>
<milestone unit="section" style="~" rend="inline"/>
<!-- wieso kommt Busoni hier auf Guttmann? -->
</p>
<p rend="indent-first">Wieder hatte ich einen
<lb/>leichten Rückfall, und d<subst><del rend="overwritten">a</del><add place="across">e</add></subst>r
<!-- Weitere Informationen zu Busonis Krankengeschichte, Stand 06/1923? -->
<lb/>Sommer ist von einer Schüchtern
<lb break="no"/>heit, die durchaus etwas Arisches
<lb/>hat. Der blonde Sommer,
<note type="commentary" subtype="ed_diff_minor" resp="#E0300314">In der Übersetzung bei <bibl><ref target="#E0800060"/> (365)</bibl> unbestimmt (<q xml:lang="en">a blond summer</q>).</note>
er traut
<lb/>sich nicht herein, obwohl er
<lb/>– ohne anzuklopfen – bewillkommt
<lb/>würde.</p>
</div>
3Facsimile
3Diplomatic transcription
3XML
N.Mus.Nachl. 30,76
Der […]1 char: illegible.
unzweifelhaft christliche Roman der Frau Gisella ist in 65 Fort- setzungen zu seinem Ende gediehen.Der Titel von Gisella Selden-Goths Fortsetzungsroman Der Neue Ton spielt auch in eine Liste von „100 besten Büchern“ hinein, die Busoni auf Wunsch von Gottfried Galston im Juni 1923 anfertigte und an deren Ende es heißt: „Das hundert u. erste: ‚der neue Ton‘.“ (ohne Autorennennung). Damit ist indes gewiss nicht Selden-GothsRoman selbst gemeint, sondern der Titel „verweist auf Zukünftiges“(Weindel 1996, S. 79). Sie bekommt ein uneheliches Kind
und macht mit ihrem Mann eine
Hochzeitsreise. Es endet also gut. –
– Ich wünsche (mit Neid) dass Sie
dort besseres Wetter geniessen, als
hier.
Ich sitze in der Bücherei
mit einem geheizten Petroleum- ofen. Ich wünsche (ditto) dass
Sie die Einfallspillen haben, die
mein Arzt nicht verordnen kann.
Die Apotheker sagen, sie müssten
sie aus dem Auslande verschreiben;
in America gäbe es davon Überfluss;
sie müssten aber in Dollar bezahlt
werden. (Ich glaube aber, dass
man Einfall mit Abfall verwechsele.)
Ein krauser Brief. Ein grauser Brief.
(Aber immerhin ein Brief.) ~
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left">N.Mus.Nachl. 30,76</note>
<lb/>
<p rend="space-above">Der <subst><del rend="overwritten"><gap reason="illegible" unit="char" extent="1"/></del><add place="across">u</add></subst>nzweifelhaft christliche <rs key="E0400577">Roman</rs>
<lb/>der <persName key="E0300457">Frau Gisella</persName> ist in 65 Fort
<lb break="no"/>setzungen zu seinem Ende gediehen.
<note type="commentary" resp="#E0300314">Der Titel von <persName key="E0300457">Gisella Selden-Goths</persName> Fortsetzungsroman <title key="E0400577">Der Neue Ton</title> spielt auch in eine Liste von <soCalled>100 besten Büchern</soCalled> hinein, die <persName key="E0300017">Busoni</persName> auf Wunsch von <persName key="E0300049">Gottfried Galston</persName> im <date when-iso="1923-06">Juni 1923</date> anfertigte und an deren Ende es heißt: <q>Das hundert u. erste: <q>der neue Ton</q>.</q> (ohne Autorennennung). Damit ist indes gewiss nicht <persName key="E0300457">Selden-Goths</persName> <rs key="E0400577">Roman</rs> selbst gemeint, sondern der Titel <q>verweist auf Zukünftiges</q> <bibl>(<ref target="#E0800360"/>, S. 79)</bibl>.</note>
<lb/>Sie bekommt <rs>ein uneheliches Kind</rs>
<lb/>und macht mit <rs>ihrem Mann</rs> eine
<lb/>Hochzeitsreise. Es endet also gut.<orig> –</orig></p>
<p><orig>– </orig>Ich wünsche (mit Neid)<reg>,</reg> dass Sie
<lb/>dort besseres Wetter genie<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en<orig>,</orig> als
<lb/>hier.
<!-- wo war Jarnach Mitte Juni 1923, bereits in Polling? (dass er Anfang Mai in Dresden war, besagt womöglich nicht viel) -->
Ich sitze in der Bücherei
<lb/>mit einem geheizten Petroleum
<lb break="no"/>ofen. Ich wünsche (<foreign xml:lang="it">ditto</foreign>)<reg>,</reg> dass
<lb/>Sie die Einfallspillen haben, die
<lb/>mein Arzt nicht ve<add place="inline">r</add>ordnen kann.
<lb/>Die Apotheker sagen, sie müssten
<lb/>sie aus dem Auslande verschreiben;
<lb/>in <placeName key="E0500093">Ameri<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>a</placeName> gäbe es davon Überfluss;
<lb/>sie müssten aber in Dollar bezahlt
<lb/>werden. (Ich glaube aber, dass
<lb/>man Einfall mit Abfall verwechsele.)</p>
<p>Ein krauser Brief. Ein grauser Brief.
<lb/>(Aber immerhin ein Brief.) <milestone unit="section" style="~" rend="inline"/>
</p>
<closer>
<salute>
Mit freundschaftlichen Grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en
</salute>
<signed rend="align(right)">Ihr <persName key="E0300017">Busoni</persName></signed>
<dateline>
<date when-iso="1923-06-17">17. Juni 1923</date>
</dateline>
</closer>
</div>
4Facsimile
4Diplomatic transcription
4XML
[Rückseite von Textseite 1]
Preußischer
Staats- bibliothek
zu Berlin Kulturbesitz
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | N.Mus.Nachl. 30,75 | N.Mus.Nachl. 30,76 |
Nur die Vorderseiten sind beschrieben. Die Signaturenvergabe der ersten beiden Blätter geht fehl (irrtümliche Zuordnung zu einem früheren Brief); sowohl aus den Papiereigenschaften (Falz, Beschädigung am oberen Rand) als auch aus dem Briefinhalt ergibt sich eine eindeutige Zuordnung zum dritten, auf den 17. Juni 1923 datierten Blatt (vgl. so bereits Beaumont 1987, S. 365 f.).
Hands/Stamps
Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
Hand Gerda Busonis, die auf der Rückseite mit Bleistift das Datum notiert hat
Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat
Letter by Ferruccio Busoni to Philipp Jarnach ([Berlin], 17 June 1923), prepared by Roman Levytsky and Luisa Blumenstein, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Philipp Jarnach, edited by Christian Schaper and Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, April 2021: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0101720 (January 24, 2022: candidate)
Download a cleaned up reading version in the pdf file format (.pdf)
XML
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xml:id="D0101720">
<teiHeader>
<fileDesc>
<titleStmt>
<title xml:lang="de">Brief von Ferruccio Busoni an Philipp Jarnach ([Berlin], 17. Juni 1923)</title>
<title xml:lang="en">Letter by Ferruccio Busoni to Philipp Jarnach ([Berlin], 17 June 1923)</title>
<author key="E0300017">Ferruccio Busoni</author>
<respStmt>
<resp>Prepared by</resp>
<persName key="E0300619">
<forename>Roman</forename>
<surname>Levytsky</surname>
</persName>
<persName key="E0300623">
<forename>Luisa</forename>
<surname>Blumenstein</surname>
</persName>
</respStmt>
<respStmt>
<resp>Digitization by</resp>
<orgName key="D-B">Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz</orgName>
</respStmt>
</titleStmt>
<publicationStmt>
<publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher>
<pubPlace>Berlin</pubPlace>
<date when-iso="2021-04"/>
<availability>
<licence target="https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/">Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)</licence>
</availability>
</publicationStmt>
<seriesStmt>
<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
<title type="genre">Briefe</title>
<title type="subseries" key="E010010">Briefwechsel Ferruccio Busoni – Philipp Jarnach</title>
<editor key="E0300314">Christian Schaper</editor>
<editor key="E0300313">Ullrich Scheideler</editor>
</seriesStmt>
<sourceDesc>
<msDesc>
<msIdentifier>
<country key="DE">Deutschland</country>
<settlement>Berlin</settlement>
<institution key="D-B">Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz</institution>
<repository>Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv</repository>
<collection>Nachlass Ferruccio Busoni</collection>
<idno>N.Mus.Nachl. 30,75</idno>
<idno>N.Mus.Nachl. 30,76</idno>
<altIdentifier>
<institution>Kalliope-Verbund</institution>
<idno>DE-611-HS-3356140</idno>
</altIdentifier>
<altIdentifier>
<institution>Kalliope-Verbund</institution>
<idno>DE-611-HS-3356144</idno>
</altIdentifier>
</msIdentifier>
<msContents>
<summary><persName key="E0300017">Busoni</persName> imaginiert einen Besuch bei <persName key="E0300376">Jarnach</persName> in <placeName key="E0500707">Polling</placeName>; ist brieflich aus <placeName key="E0500034">München</placeName> mit Antisemitismus-Vorwürfen belegt worden; hat Besuch von <persName key="E0300277">Adolf Weißmann</persName>, <persName key="E0300155">Leo Kestenberg</persName> und <persName key="E0300633">Otto Klemperer</persName> empfangen; scherzt über weitere ihn entlastende Umstände; hat einen <q>Rückfall</q> erlitten; erwähnt <persName key="E0300457">Gisella Selden-Goths</persName> Fortsetzungroman <title key="E0400577">Der Neue Ton</title>; wünscht sich <q>Einfallspillen</q>.</summary>
<msItem>
<docDate><date when-iso="1923-06-17"/></docDate>
<docDate resp="#gerda.busoni" sameAs="#gerda_date"><date when-iso="1923-06-17"/></docDate>
<incipit>So musste der Berg zum Propheten kommen</incipit>
</msItem>
</msContents>
<physDesc>
<objectDesc>
<supportDesc>
<extent>
<measure type="folio">3 Blatt</measure>
<measure type="pages">3 beschriebene Seiten</measure>
</extent>
<collation>Nur die Vorderseiten sind beschrieben. Die Signaturenvergabe der ersten beiden Blätter geht fehl (irrtümliche Zuordnung zu <ref target="#D0101718">einem früheren Brief</ref>); sowohl aus den Papiereigenschaften (Falz, Beschädigung am oberen Rand) als auch aus dem Briefinhalt ergibt sich eine eindeutige Zuordnung zum dritten, auf den <date when-iso="1923-06-17">17. Juni 1923</date> datierten Blatt <bibl>(vgl. so bereits <ref target="#E0800060"/>, S. 365 f.)</bibl>.</collation>
<condition>Der Brief ist gut erhalten.</condition>
</supportDesc>
</objectDesc>
<handDesc>
<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300017">Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift</handNote>
<handNote xml:id="gerda.busoni" scope="minor" medium="pencil" scribe="relative" scribeRef="#E0300059">Hand Gerda Busonis, die auf der Rückseite mit Bleistift das Datum notiert hat</handNote>
<handNote xml:id="archive" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat</handNote>
<handNote xml:id="sbb_st_red" scope="minor" medium="red_ink" scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote>
</handDesc>
</physDesc>
<history>
<origin>
<origPlace key="E0500029" evidence="external">Berlin</origPlace>
<origDate when-iso="1923-06-17"/>
</origin>
</history>
<additional>
<listBibl>
<bibl><ref target="#E0800060"/>, S. 365 f.</bibl>
</listBibl>
</additional>
</msDesc>
</sourceDesc>
</fileDesc>
<encodingDesc>
<projectDesc>
<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
</projectDesc>
<editorialDecl>
<hyphenation eol="hard" rend="sh">
<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.</p>
</hyphenation>
<punctuation marks="all" placement="external">
<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
</punctuation>
<quotation marks="none">
<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
</quotation>
<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/></p>
</editorialDecl>
</encodingDesc>
<profileDesc>
<correspDesc ref="http://www.busoni-nachlass.org/D0101720">
<correspAction type="sent">
<persName ref="http://d-nb.info/gnd/118518011" key="E0300017">Busoni, Ferruccio</persName>
<date when="1923-06-17"/>
<placeName ref="http://www.geonames.org/2950159" key="E0500029">Berlin</placeName>
</correspAction>
<correspAction type="received">
<persName ref="http://d-nb.info/gnd/11928586X" key="E0300376">Jarnach, Philipp</persName>
<placeName ref="http://www.geonames.org/6556438" key="E0500707">Polling</placeName>
</correspAction>
<correspContext>
<ref type="repliedBy" target="#D0101722"/>
<ref type="previous" target="#D0101719"/>
<ref type="next" target="#D0101722"/>
</correspContext>
</correspDesc>
<langUsage>
<language ident="de"/>
</langUsage>
</profileDesc>
<revisionDesc status="candidate">
<change when-iso="2021-04-14" who="#E0300314">Datei angelegt, status todo</change>
<change when-iso="2021-09-30" who="#E0300623">Status proposed</change>
<change when-iso="2021-10-17" who="#E0300314">Header durchgesehen/vervollständigt, summary redigiert, Codeübersichtlichkeit verbessert, basale funktionsrelevante Korrekturen</change>
<change when-iso="2021-10-18" who="#E0300314">Transkription und Regularisierung korrigiert</change>
<change when-iso="2021-10-19" who="#E0300314">Auszeichnungen korrigiert</change>
<change when-iso="2021-10-20" who="#E0300314">Kommentarredaktion</change>
<change when-iso="2021-10-21" who="#E0300314">Layout, zusätzliche Elemente; Korrekturlesung abgeschlossen, status candidate</change>
<change when-iso="2022-01-24" who="#E0300314">Neuzuordnung Briefseiten</change>
</revisionDesc>
</teiHeader>
<facsimile>
<graphic n="1" url="#local"/>
<graphic n="2" url="#local"/>
<graphic n="3" url="#local"/>
<graphic n="4" url="#local"/>
<graphic n="5" url="#local"/>
<graphic n="6" url="#local"/>
</facsimile>
<text type="letter">
<body>
<div type="transcription">
<pb n="1"/>
<note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive">N.Mus.Nachl. 30,75</note>
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">1</note>
<figure place="center">
<graphic width="300px" url="D0101720_ex_1.png"/>
<figDesc>Der Berg kommt zum Propheten (Illustration <persName key="E0300017">Busonis</persName>)</figDesc>
</figure>
<opener>
<salute rend="align(center)"><abbr>L. <persName key="E0300376">Ph.</persName></abbr></salute>
</opener>
<p>So musste der Berg zum Propheten
<lb/>kommen, was untrüglich dart<orig>h</orig>ut,
<lb/>dass des<subst><del rend="overwritten"> ei</del><add place="across">se</add></subst>n Glaube Berge versetzte.
<!-- Jarnach hielt sich offenbar in Polling bei Weilheim auf? → Ist Busoni wirklich dorthin gefahren? -->
<lb/>Der Berg – kein Eisberg – empfand
<lb/>die Kühle; aber der Berg – auch
<lb/>kein Vul<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>an – konnte sich be
<lb break="no"/>herrschen. Er humpselte
<note type="commentary" subtype="ed_diff" resp="#E0300314">Bei <bibl><ref target="#E0800060"/> (365)</bibl> konventionalisierend übersetzt mit: <q xml:lang="en">rolled</q>.</note>
– gleich
<lb/>einem Ta<subst><del rend="overwritten"><gap unit="char" atLeast="2" reason="illegible"/></del><add place="across">nk</add></subst> – den Weg von <placeName key="E0500029">Berlin</placeName>
<lb/>nach <placeName key="E0500725">Weilheim</placeName><orig>,</orig> und traf den
<lb/>Propheten, wie er auf Notenpapier
<lb/>Zauberformeln kritzelte, die
<lb/>aussahen wie hebräische Schrift.
<lb/>Der Berg <subst><del rend="overwritten"><gap extent="1" unit="char" reason="illegible"/></del><add place="across">st</add></subst>and verwirrt; denn
<lb/>er empfing vor Tagen ein
<lb/>Schreiben aus <placeName key="E0500034">München</placeName>, in dem
<lb/>er des ausgesprochenen Anti
<lb break="no"/>semitismus angeklagt wird.
<!-- Welcher Brief kommt in Frage? → Kalliope-Recherche nach Briefen an Busoni im Juni 1923!-->
<lb/>Nachdem er unverdienter
<lb break="no"/>ma<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en, jahrzehntelang, des
<lb/>Judent<choice><orig>h</orig><reg/></choice>ums verdächtigt wurde<orig>,</orig> –
<lb/><q rend="dq-du">welche Wendung nach Gottes
<lb/>Fügung</q>!
<note type="commentary" subtype="ed_diff_minor" resp="#E0300314">Bei <bibl><ref target="#E0800060"/> (365)</bibl> Absatzwechsel nicht hier, sondern bereits vor diesem Satz.</note>
</p>
<!-- Gibt es nachweisbare Quellen für diese „Verdächtigungen“? -->
<!-- (Und davon abgesehen: war Busoni Jude?) -->
<pb n="2"/>
<note type="shelfmark" place="top-left" resp="#archive">N.Mus.Nachl. 30,75</note>
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">2</note>
<p rend="space-above">Aber er kann sich vert<choice><orig>h</orig><reg/></choice>eidigen.
<lb/>Insofern, als er einen Tag vor
<lb/>diesem Brief die Herren
<lb/><persName key="E0300277">Prof. Wei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>mann</persName>, <persName key="E0300155">Prof. Kestenberg</persName> und
<lb/>General<choice><orig>M</orig><reg>m</reg></choice>usikdirektor <persName key="E0300633">O. Klemperer</persName>
<lb/>bei sich als Besucher hatte.
<!-- "diesem Brief": dem vorliegenden (so nach Beaumonts Übersetzung aufgefasst) oder dem aus München? (Wann war also dieses Treffen genau?) -->
<lb/>Dieses z<choice><orig>ï</orig><reg>i</reg></choice>onistische Triumvirat<orig>,</orig>
<lb/>(das sich als ein Triumvi<pc>=</pc>Rat<orig>h</orig>
<lb/>erwies) <subst><del rend="strikethrough">befestigt</del><add place="below">stellt</add></subst> meinen früheren
<lb/>Ruf reinlich
<note type="commentary" subtype="ed_diff" resp="#E0300314">In der Übersetzung bei <bibl><ref target="#E0800060"/> (365)</bibl> ist <q>reinlich</q> ausgelassen.</note>
wieder her. Dazu
<!-- Worin bestand der „Rat“, den dieses Treffen ergeben hat? -->
<lb/>kommt meine Pr<choice><orig>e</orig><reg>ä</reg></choice>dilektion für
<lb/><persName key="E0300006">Wagner</persName>, der auch kos<add place="inline">c</add>her war.
<note type="commentary" resp="#E0300619">Zu <persName key="E0300017">Busonis</persName> (hier ironisch verkleideter) Abneigung gegenüber <persName key="E0300006">Richard Wagner</persName> vgl. u. a. <bibl><ref target="#E0800016"/>, S. 14</bibl>.</note>
<lb/>Diese Rehabilita<pc>=</pc>Z<choice><orig>ï</orig><reg>i</reg></choice>on ist beruhi
<lb break="no" rend="dh"/>gend, <del rend="strikethrough">und</del> auch für <rs>den jüdischen
<lb/><placeName key="E0500034">Münchner</placeName> Briefschreiber</rs>. – Das hat
<lb/>mit seinem Singen <persName key="E0300603">Herr Gut<reg>t</reg>mann</persName>
<lb/>get<choice><orig>h</orig><reg/></choice>an!
<note type="commentary" resp="#E0300738">Vgl. die Schlussverse von <persName key="E0300169">Heinrich Heines</persName> Gedicht <title key="E0400608">Die Lore-Ley</title>: <q>Und das hat mit ihrem Singen / die Lore-Ley getan.</q></note>
<milestone unit="section" style="~" rend="inline"/>
<!-- wieso kommt Busoni hier auf Guttmann? -->
</p>
<p rend="indent-first">Wieder hatte ich einen
<lb/>leichten Rückfall, und d<subst><del rend="overwritten">a</del><add place="across">e</add></subst>r
<!-- Weitere Informationen zu Busonis Krankengeschichte, Stand 06/1923? -->
<lb/>Sommer ist von einer Schüchtern
<lb break="no"/>heit, die durchaus etwas Arisches
<lb/>hat. Der blonde Sommer,
<note type="commentary" subtype="ed_diff_minor" resp="#E0300314">In der Übersetzung bei <bibl><ref target="#E0800060"/> (365)</bibl> unbestimmt (<q xml:lang="en">a blond summer</q>).</note>
er traut
<lb/>sich nicht herein, obwohl er
<lb/>– ohne anzuklopfen – bewillkommt
<lb/>würde.</p>
<pb n="3"/>
<note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left">N.Mus.Nachl. 30,76</note>
<lb/>
<p rend="space-above">Der <subst><del rend="overwritten"><gap reason="illegible" unit="char" extent="1"/></del><add place="across">u</add></subst>nzweifelhaft christliche <rs key="E0400577">Roman</rs>
<lb/>der <persName key="E0300457">Frau Gisella</persName> ist in 65 Fort
<lb break="no"/>setzungen zu seinem Ende gediehen.
<note type="commentary" resp="#E0300314">Der Titel von <persName key="E0300457">Gisella Selden-Goths</persName> Fortsetzungsroman <title key="E0400577">Der Neue Ton</title> spielt auch in eine Liste von <soCalled>100 besten Büchern</soCalled> hinein, die <persName key="E0300017">Busoni</persName> auf Wunsch von <persName key="E0300049">Gottfried Galston</persName> im <date when-iso="1923-06">Juni 1923</date> anfertigte und an deren Ende es heißt: <q>Das hundert u. erste: <q>der neue Ton</q>.</q> (ohne Autorennennung). Damit ist indes gewiss nicht <persName key="E0300457">Selden-Goths</persName> <rs key="E0400577">Roman</rs> selbst gemeint, sondern der Titel <q>verweist auf Zukünftiges</q> <bibl>(<ref target="#E0800360"/>, S. 79)</bibl>.</note>
<lb/>Sie bekommt <rs>ein uneheliches Kind</rs>
<lb/>und macht mit <rs>ihrem Mann</rs> eine
<lb/>Hochzeitsreise. Es endet also gut.<orig> –</orig></p>
<p><orig>– </orig>Ich wünsche (mit Neid)<reg>,</reg> dass Sie
<lb/>dort besseres Wetter genie<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en<orig>,</orig> als
<lb/>hier.
<!-- wo war Jarnach Mitte Juni 1923, bereits in Polling? (dass er Anfang Mai in Dresden war, besagt womöglich nicht viel) -->
Ich sitze in der Bücherei
<lb/>mit einem geheizten Petroleum
<lb break="no"/>ofen. Ich wünsche (<foreign xml:lang="it">ditto</foreign>)<reg>,</reg> dass
<lb/>Sie die Einfallspillen haben, die
<lb/>mein Arzt nicht ve<add place="inline">r</add>ordnen kann.
<lb/>Die Apotheker sagen, sie müssten
<lb/>sie aus dem Auslande verschreiben;
<lb/>in <placeName key="E0500093">Ameri<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>a</placeName> gäbe es davon Überfluss;
<lb/>sie müssten aber in Dollar bezahlt
<lb/>werden. (Ich glaube aber, dass
<lb/>man Einfall mit Abfall verwechsele.)</p>
<p>Ein krauser Brief. Ein grauser Brief.
<lb/>(Aber immerhin ein Brief.) <milestone unit="section" style="~" rend="inline"/>
</p>
<closer>
<salute>
Mit freundschaftlichen Grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en
</salute>
<signed rend="align(right)">Ihr <persName key="E0300017">Busoni</persName></signed>
<dateline>
<date when-iso="1923-06-17">17. Juni 1923</date>
</dateline>
</closer>
<pb n="4"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300314">[Rückseite von Textseite 1]</note>
<note type="stamp" place="bottom-center" resp="#sbb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) majuscule tiny">Preußischer
<lb/>Staats
<lb break="no"/>bibliothek
<lb/>zu <placeName key="E0500029">Berlin</placeName>
<lb/>Kulturbesitz
</stamp>
</note>
<pb n="5"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300314">[Rückseite von Textseite 2]</note>
<note type="stamp" place="bottom-center" resp="#sbb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) majuscule tiny">Preußischer
<lb/>Staats
<lb break="no"/>bibliothek
<lb/>zu <placeName key="E0500029">Berlin</placeName>
<lb/>Kulturbesitz
</stamp>
</note>
<pb n="6"/>
<note type="dating" place="top" resp="#gerda.busoni" xml:id="gerda_date"><date when-iso="1923-06-17">17 Juni 1923</date></note>
<note type="stamp" place="bottom-center" resp="#sbb_st_red">
<stamp rend="round border align(center) majuscule tiny">Preußischer
<lb/>Staats
<lb break="no"/>bibliothek
<lb/>zu <placeName key="E0500029">Berlin</placeName>
<lb/>Kulturbesitz
</stamp>
</note>
</div>
</body>
</text>
</TEI>