Jella Oppenheimer to Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

December 4, 1912

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den 4.12.1912
Liebster Freund

Zu meiner grössten Freude lese ich, dass
wir Sie in Wien sehen und hören werden,
das ist endlich eine glückliche Überraschung.
Wie der Mensch aber schon einmal un-
ersättlich ist, sehne ich Sie bei diesem Anlass
auch in Ruhe zu sprechen und frage nach
Ihren Plänen. Bitte, nur ein Wort
wann Sie kommen, wie lange Sie bleiben
und ob ich auf ein Zusammensein hoffen

den 4.12.1912
Liebster Freund

Zu meiner größten Freude lese ich, dass wir Sie in Wien sehen und hören werden, das ist endlich eine glückliche Überraschung. Wie der Mensch aber schon einmal unersättlich ist, sehne ich Sie bei diesem Anlass auch in Ruhe zu sprechen und frage nach Ihren Plänen. Bitte, nur ein Wort, wann Sie kommen, wie lange Sie bleiben, und ob ich auf ein Zusammensein hoffen darf. Ihre liebe Frau ist gewiss so gut, mir recht bald zu schreiben, wenn Ihre Zeit es nicht zulässt, und sie sagt mir alle Daten.

Es ist unsäglich lang, seitdem wir zuletzt von einander gehört haben, teurer Freund; Sie sind inzwischen in Russland gewesen, haben rastlos gearbeitet, geschaffen, die Menschen beglückt. Ich bin in all dieser Zeit – wie es der Ameise zukommt – geschäftig herum gekrochen, eilig und hastig, ohne aus dem Bau viel heraus zu kommen – auf demselben Fleck und doch müde.

Den Oktober habe ich in Meran ver bracht, habe mich gesonnt, um endlich von einer Influenza zu genesen, an der ich Monate gelitten habe. Die Folgen machen sich noch jetzt fühlbar, ich bin nicht so recht gesund. Frau Hattingberg hat versprochen Ihnen meine Grüße zu bringen, bald darf ich es selbst!

Kommt Frau Gerda mit und können Sie beide nicht ein paar ruhige Tage zubringen? Die Hoffnung darauf ist ein wahrer Lichtblick!

In unveränderlicher Freundschaft

Ihre Jella Oppenheimer
                                                                
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darf. Ihre liebe Frau ist gewiss so
gut mir recht bald zu schreiben, wenn
Ihre Zeit es nicht zulässt und sie
sagt mir alle Daten.

Es ist unsäglich lang seitdem wir
zuletzt von einander gehört haben,
teurer Freund; Sie sind inzwischen
in Russland gewesen, haben rastlos
gearbeitet, geschaffen, die Menschen
beglückt. Ich bin in all dieser
Zeit – wie es der Ameise zukommt –
geschäftig herum gekrochen, eilig und

                                                                
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hastig, ohne aus dem Bau viel heraus
zu kommen – auf demselben Fleck
und doch müde.

Den Oktober habe ich in Meran ver-

bracht, habe mich gesonnt um
endlich von einer Influenza zu genesen,
an der ich Monate gelitten habe.
Die Folgen machen sich noch jetzt
fühlbar, ich bin nicht so recht gesund.
Frau Hattingberg hat versprochen
Ihnen meine Grüsse zu bringen
bald darf ich es selbst!

Kommt Frau Gerda mit und

                                                                
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darauf ist ein wahrer Lichtblick!

In unveränderlicher Freundschaft


Ihre
Jella Oppenheimer
                                                                
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Provenance
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 3446 | olim: Mus.ep. J. Oppenheimer 15 |

proof Kalliope

Condition
Der Brief ist gut erhalten.
Extent
2 Blatt, 4 beschriebene Seiten
Hands/Stamps
  • Hand des Absenders Jella Oppenheimer, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)

Summary
Oppenheimer drückt ihre Hoffnung aus, Busoni und seine Frau Gerda während seines bevorstehenden Wien-Aufenthalts zu sehen, berichtet von ihrer Influenza-Erkrankung und einer Erholungsreise nach Meran

Editors in charge
Christian Schaper Ullrich Scheideler
prepared by
Revision
May 17, 2024: todo (to be processed (file created by initial script))
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