Arnold Schönberg an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Steinakirchen am Forst · vmtl. 13. August 1909

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Mus.ep. A. Schönberg 10 (Busoni-Nachl. B II)
1.
Arnold Schönberg
– – – Wien – – –
IX. Liechtensteinstraße 68/70
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Sehr verehrter Herr Busoni, vor Allem:
Sie thun mir sicher uUnrecht. Aber es scheint,
dass man einander in der einen oder der
anderen Hinsicht Unrecht thuen Theurich 1977 (169) und Theurich 1979 (155): „thun“ muss, wenn
man auch dazu veranlagt ist einander in
mancher anderer Beziehung sehr gut zu erkennen.
Es scheint als ob die Bezirke zweier Individua⸗
litäten etwa so gelagert wären wie excentrische Theurich 1977 (169) und Theurich 1979 (156): „exentrische“
Kreise die sich theilweise decken.. Mehr oder weniger große, Flächentheile
fallen zusamm Theurich 1977 (169) und Theurich 1979 (156) interpretieren den abschließenden Aufstrich als Gedankenstrich. aber einander gegenüber liegen
Segmente, die entgegengesetzt sind. Ich nehme
das für eine natürliche Sache, die so
sein muss, und halte es deswegen auch
für gut.

Und selbstverständlich ist dieses Diver⸗
gieren absolut nicht imstande mein
Vertrauen zu erschüttern. Im Gegen⸗
theil, dieses hat sich vermehrt, seit ich

Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4549

Steinakirchen am Forst, Niederösterreich

Sehr verehrter Herr Busoni,

vor allem: Sie tun mir sicher Unrecht. Aber es scheint, dass man einander in der einen oder der anderen Hinsicht Unrecht tuen muss, wenn man auch dazu veranlagt ist, einander in mancher anderer Beziehung sehr gut zu erkennen. Es scheint, als ob die Bezirke zweier Individualitäten etwa so gelagert wären wie exzentrische Kreise, die sich teilweise decken. Mehr oder weniger große Flächenteile fallen zusamm, aber einander gegenüber liegen Segmente, die entgegengesetzt sind. Ich nehme das für eine natürliche Sache, die so sein muss, und halte es deswegen auch für gut.

Und selbstverständlich ist dieses Divergieren absolut nicht imstande, mein Vertrauen zu erschüttern. Im Gegenteil, dieses hat sich vermehrt, seit ich in persönliche Berührung mit Ihnen gekommen bin. Das Gefühl, das ich von Ihrer Wesensart schon früher hatte, hat sich bestätigt. Und ich bin mir jetzt darüber ziemlich klar. Ich erkenne als einen mir unendlich wertvollen Zug Ihres Wesens: das Streben, recht zu tun! Und dieses Streben setze ich über das Rechttun, so wie ich das Streben nach Wahrheit über die Wahrheit stelle.

Deshalb, wenn Sie mir auch sachlich unrecht tun, menschlich könnte mir Weniges mehr Freude machen, als, wie Sie es tun.

Aber, wie gesagt: sachlich, glaube ich, haben Sie nicht recht.

Ich hoffe, dass Sie es erkennen werden. Ich bin ja allerdings kein Klavierspieler. Schönbergs musikalische Ausbildung begann im Alter von acht Jahren mit Geigenspiel; wenig später kam das Cello hinzu. Bei seinem drei Jahre älteren Freund und einzig bedeutenden Lehrer Alexander Zemlinsky erhielt er Kompositionsunterricht. Zemlinsky ließ ihn zur Übung auch Klavierauszüge erstellen, womit sich Schönberg einen kleinen Verdienst erwirtschaften und die Spiel- und Funktionsweise des Klaviers studieren konnte. So erstellte er unter anderem Klavierauszüge zu Zemlinskys Sarema (1897), Gioachino Rossinis Il barbiere di Siviglia (1903) und Franz Schuberts Rosamunde“ (1904); vgl. Krones 2005, S. 30 ff., Ringer 2002, S. 16 und Stuckenschmidt 1974, S. 10. Aber nichtsdestoweniger habe ich mir eingebildet, in diesen Stücken und einigen Liedern Gemeint sind wohl die Lieder op. 14 (komponiert Ende 1907 bis Anfang 1908) sowie die George-Lieder op. 15 (komponiert zwischen März 1908 und März 1909). den Grund zu einem modernen Klavierstil gelegt zu haben. Es mag das anmaßend klingen, aber, da ich es geglaubt habe, kann nichts mich hindern, es auch zu sagen. Und ich bin wirklich mit großer Bewusstheit an diese Probleme herangegangen, habe viel über den früheren Klavierstil und die Bedürfnisse meiner Ausdrucksbestrebungen nachgedacht, und da ist mir manches klar geworden. Gewiss: auf einen Wurf gelingt sowas nicht restlos. Und: wenn die Vorzüge meines Klavierstils vielleicht auch mehr in dem bestehen, was ich nicht mache, als in dem, was ich Neues bringe, so scheint mir doch, als ob eines deutlich gewonnen wäre: Ich glaube, von jenem Stil, den ich nenne den „Klavierauszug-Stil“, habe ich mich deutlich genug abgewendet.

Es ist ja kein Zweifel, dass der Klavierstil einer Zeit eine gewisse Ähnlichkeit mit ihrem Orchesterstil hat. Das sieht man sogar, finde ich, bei Mozart und Beethoven. Alle, denen der Ausdruck das Wichtigste war, haben für Klavier komponiert, indem sie komponiert haben, unter Berücksichtigung der Erfordernisse, der Bedürfnisse des Instrumentes. Das Komponieren steht im Vordergrund; das Instrument wird berücksichtigt. Nicht umgekehrt.

In diesem Sinne, meine ich, könnte man Beziehungen zwischen einem modernen Orchestersatz und meinem modernen Klaviersatz finden. Aber sonst in keinem, hoffe ich. Wenigstens war das sozusagen mein Programm: weg mit dem Klavierauszugstil; weg mit dem Klaviersatz, der, das Ausdrucksvermögen und die Bewegungsmöglichkeit des Klavieres überschreitend, nichts anderes ist als eine mehr oder weniger gute Übertragung von Orchestermusik.

Dagegen scheint mir nun auch Ihr Einwand nicht berechtigt, den Sie gegen die Bezeichnung < > über liegende Akkorde machen. Drei Klavierstücke op. 11, Nr. 2, Takt 11 f.: Arnold Schönberg, Drei Klavierstücke op. 11, Nr. 2, Takt 11 f.

Diese Bezeichnung habe ich sogar erst nachträglich eingefügt und verwende sie seither immer mehr in einem ganz bestimmten Sinn. Selbstverständlich habe ich mir nicht eingebildet, dass man diese Akkorde an- und abschwellen lassen kann. Ebenso wenig, wie ich bei anderen Gelegenheiten, wo ich Arnold Schönberg, Ausschnitt aus einer nicht ermittelten Komposition geschrieben habe (das ist zwar ein anderer Fall), an die Ausführbarkeit dieses Crescendos geglaubt habe.

Die erste Bezeichnung habe ich von Brahms entnommen. Es scheint, er verwendet sie nicht so wie ich. Ich meine in diesen Fällen immer ein sehr ausdrucksvolles, aber sehr weiches Marcato, forzato. Etwa zu vergleichen mit dieser Portamento-Bezeichnung Portamentobezeichnung in Notenschrift oder Ähnlichem. Ich verwende sie in letzter Zeit immer in diesem Sinne. Manchmal (bei Streichern oder Bläsern) auch statt: „espress.“

Und die zweite Bezeichnung ist natürlich auch nicht wirklich zu nehmen. Es soll das bloß ein Bild sein für die Richtung, die die Linie nimmt. Oder für den Intensitätsgrad. Mehr eine Anregung zum Verständnis der Linie als eine Vortragsbezeichnung. Und dann habe ich bei diesen Bezeichnungen noch den einen Hintergedanken: Das Klavier wird sicher in nicht allzu langer Zeit imstande sein, all das auszuführen, was uns an ihm heute fehlt. Es ist zum Staunen, dass es das heute noch nicht kann. Und nur die Pietät, richtiger: der Konservatismus, noch richtiger aber: die Indolenz der Musiker bringt es mit sich, dass am Klavier seit mehr als hundert Jahren keine nennenswerte Verbesserung geschehen ist. Wäre das Klavier ein wichtiges Instrument etwa der Baumwollenindustrie, so wäre es längst vollkommen. Ich denke aber, das wird es doch werden.

Und da sollte man doch so bezeichnen, wie man sich es heute nur scheinbar hoffnungslos wünschen kann, dass es eigentlich klingen sollte.

Nun muss ich Ihnen zum Schlusse noch sagen, dass ich mich unendlich gefreut habe, dass Ihnen das eine Stück schon gefällt. Und ich hoffe bestimmt, dass Ihnen auch das andere später gefallen wird. Mir hat auch anfangs das 12/8 (das als zweites komponiert ist) besser gefallen als das erste. Aber neulich habe ich das erste wieder angesehen: Ich glaube fast, was mir an Freiheit und Buntheit des Ausdruckes, an ungebundener, durch keine „Logik“ verhinderter Beweglichkeit der Form vorgeschwebt hat, kommt im ersten noch viel mehr heraus, als im zweiten.

Erreicht habe ich, was ich mir vorstelle, in beiden nicht. Vielleicht, sogar sicher noch nicht in dem dritten, das dieser Tage fertig wird. Einige Orchesterstücke, die ich in der allerletzten Zeit geschrieben, haben mich in einiger Hinsicht näher, in anderer aber wieder weitab geführt von dem, was ich schon für erreicht hielt. Im Sommer 1909 vollendete Schönberg die Fünf Orchesterstücke op. 16. Dieses Werk gilt als eines der Hauptwerke von Schönbergs Atonalität. Schönberg nahm 1909 auch mit Richard Strauss Kontakt auf, konnte ihn aber nicht für die Aufführung der Orchesterstücke mit dem Berliner Philharmonischen Orchester gewinnen. Erst 1912 wurde das Werk schließlich aufgeführt (vgl. die Briefe von Schönberg an Richard Strauss vom 14. Juli 1909 und 28. Juli 1909).

Greifbar ist es vielleicht noch nicht. Vielleicht brauche ich noch lange, um die Musik zu schreiben, zu der es mich drängt, die mir seit mehreren Jahren vorschwebt und die ich vorläufig nicht fassen kann.

Ich schreibe darüber so ausführlich, weil ich bekennen will (angeregt durch Ihre Anmerkung: meine Musik ginge Ihnen nahe, weil Sie Ähnliches als die Aufgabe unserer nächsten Entwicklung ansehen), um was es sich mir handelt.

Ich strebe an: vollständige Befreiung von allen Formen. Von allen Symbolen des Zusammenhangs und der Logik. Also: weg von der „motivischen Arbeit“.

Weg von der Harmonie als Zement oder Baustein einer Architektur. Harmonie ist Ausdruck und nichts anderes als das.

Dann:

Weg vom Pathos!

Weg von den 24-pfündigen Dauermusiken; von den gebauten und konstruierten Türmen, Felsen und sonstigem gigantischen Kram.

Meine Musik muss kurz sein. Knapp! In zwei Noten: nicht bauen, sondern ausdrücken!!

Und das Resultat, das ich erhoffe:

keine stilisierten und sterilisierten Dauergefühle.

Das gibt’s im Menschen nicht:

Dem Menschen ist es unmöglich, nur ein Gefühl gleichzeitig zu haben.

Man hat tausende auf einmal. Und diese tausend summieren sich so wenig, als Äpfel und Birnen sich summieren. Sie gehen auseinander.

Und diese Buntheit, diese Vielgestaltigkeit, diese Unlogik, die unsere Empfindungen zeigen, diese Unlogik, die die Assoziationen aufweisen, die irgendeine aufsteigende Blutwelle, irgendeine Sinnes- oder Nervenreaktion aufzeigt, möchte ich in meiner Musik haben.

Sie soll Ausdruck der Empfindung sein, so wie die Empfindung wirklich ist, die uns mit unserem Unbewussten in Verbindung bringt, und nicht ein Wechselbalg aus Empfindung und „bewusster Logik“.

Nun habe ich bekannt, und man möge mich verbrennen.

Sie werden nicht zu denen gehören, die mich verbrennen; das weiß ich.

Mit vielen hochachtungsvollen Grüßen bin ich Ihr herzlichst ergebener

Arnold Schönberg

Der vorliegende Brief blieb aus Versehen einige Tage bei mir liegen. Inzwischen hatte ich das dritte Klavierstück (vorher habe ich ein Orchesterstück geschrieben) fertig bekommen und benütze nun gleich die Gelegenheit, es Ihnen zu senden. Ich bin sehr neugierig, wie Ihnen dieses zusagen wird. Ich selbst habe vorläufig noch kein Urteil darüber. Ich habe es, wie meist, sehr rasch geschrieben, und da muss ich mich gewöhnlich erst selbst an meine Musik gewöhnen. Mit der Fertigstellung des dritten Klavierstückes beendet Schönberg eine Arbeit, die als Beginn der Atonalität bezeichnet werden kann. In den Klavierstücken op. 11 lassen sich bereits erste Entwicklungen feststellen, die letztlich zu einer „Gleichberechtigung aller Töne und Klänge“ (Krones 2005, S. 81) führten (Ringer 2002, S. 184 sowie Stuckenschmidt 1974, S. 40 f.).

Ich möchte noch eine Sache berühren. Sie schrieben einmal, ob ich einen Verleger habe, und fragten mich ein anderes Mal, ob Sie etwas tun könnten. Vgl. die Briefe vom 16. Juli 1909 und 26. Juli 1909. Ja, das wäre mir sehr recht; ich hätte es sehr nötig, denn mit meinem bisherigen Verleger Schönberg war seit dem 27. Juni 1903 beim Dreililien-Verlag unter Vertrag, der von Max Marschalk geleitet wurde. In den sieben Vertragsjahren erschienen hier die Liedersammlungen op. 1, op. 2, op. 3 und op. 6 sowie das Streichsextett Verklärte Nacht op. 4 und das Streichquartett Nr. 1 op. 7. Da der Verlag aufgrund „finanzieller Bedenken“ (Krämer 2015, S. 639) bei anderen Werken mit der Herausgabe zögerte, u. a. der Symphonischen Dichtung Pelleas und Melisande, war Schönberg auf der Suche nach einem neuen Verleger (ibid., S. 639 f.). ist ja ohnehin nichts mehr für mich zu machen. Dagegen häufen sich meine ungedruckten Neben Pelleas und Melisande gehörten zu den bis dahin ungedruckten Werken auch die Sechs Lieder für Gesang und Orchester op. 8 und die Kammersymphonie für 15 Soloinstrumente op. 9. und unaufgeführten Werke in unheimlicher Weise. Obwohl ich nicht so viel schreibe, als ich könnte, habe ich doch nicht weniger als neun fertige ungedruckte, größtenteils umfangreichere Werke liegen. Abgesehen von jenen, die ich nicht veröffentlichen will, und einer Menge solcher, die, gegenwärtig unfertig, mutmaßlich einmal vollendet werden, sind es wie gesagt neun Werke im Umfang von mehr als 400 Seiten. Gemeint sind vermutlich u. a. die Symphonische Dichtung Pelleas und Melisande op. 5 (erschienen im Oktober 1911), die Kammersymphonie op. 9 (erschienen im Januar 1913) sowie die Orchesterlieder op. 8 (erschienen im Oktober 1913). Da scheint mir doch, als ob ich endlich wieder einmal was herausgeben müsste. Insbesondere da einiges schon, im Verhältnis zu meinem jetzigen Entwicklungsstandpunkte, schon geradezu veraltet ist.

Ich wäre Ihnen daher sehr dankbar, wenn Sie Ihren Einfluss bei einem Verleger geltend machen wollten.

Zunächst nun aber bin ich begierig auf Ihr Urteil über das neue Stück und wie Sie sich zur Frage meines Klavierstils nun stellen werden.

Ich empfehle mich Ihnen aufs herzlichste und bin mit vollster Hochschätzung Ihr

ganz ergebener

Arnold Schönberg

                                                                
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in persönliche Berührung mit Ihnen gekommen
bin. Das Gefühl, das ich von Ihrer Wesens⸗
art schon früher hatte, hat sich bestätigt.
Und ich bin mir jetzt darüber ziemlich klar.
Ich erkenne als einen mir unendlich wert⸗
vollen Zug Ihres Theurich 1977 (169): „ihres“. Wesens: das Streben recht
zu thun! Und dieses Streben setze ich
über das Recht=Thun, sowie ich das
Streben nach Wahrheit über die Wahrheit
stelle.

Deshalb, wenn Sie mir auch sachlich
unrecht thun, menschlich könnte mir
Weniges mehr Freude machen, als, wie
Sie es thun.

Aber, wie gesagt: sachlich glaube ich,
haben Sie Transkription unsicher. Alternative Lesarten:

,
Theurich 1977 (169) und Beaumont 1987 (387) ohne Interpunktionszeichen, Theurich 1979 (156) mit Komma. nicht recht.

Ich hoffe, dass Sie es erkennen werden.
Ich bin ja allerdings kein Klavierspieler. Schönbergs musikalische Ausbildung begann im Alter von acht Jahren mit Geigenspiel; wenig später kam das Cello hinzu. Bei seinem drei Jahre älteren Freund und einzig bedeutenden Lehrer Alexander Zemlinsky erhielt er Kompositionsunterricht. Zemlinsky ließ ihn zur Übung auch Klavierauszüge erstellen, womit sich Schönberg einen kleinen Verdienst erwirtschaften und die Spiel- und Funktionsweise des Klaviers studieren konnte. So erstellte er unter anderem Klavierauszüge zu Zemlinskys Sarema (1897), Gioachino Rossinis Il barbiere di Siviglia (1903) und Franz Schuberts Rosamunde“ (1904); vgl. Krones 2005, S. 30 ff., Ringer 2002, S. 16 und Stuckenschmidt 1974, S. 10.
Aber nichts destoweniger habe ich mir
eingebildet in diesen Stücken und einigen Liedern Gemeint sind wohl die Lieder op. 14 (komponiert Ende 1907 bis Anfang 1908) sowie die George-Lieder op. 15 (komponiert zwischen März 1908 und März 1909). den Grund
zu einem modernen Klavierstyl gelegt
zu haben. Es mag das anmaßend klingen,

                                                                
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aber, da ich es geglaubt habe, kann nichts
mich hindern es auch zu sagen. Und ich
bin wirklich mit großer Bewusstheit
an diese Probleme herangegangen, habe
viel über den früheren Klavierstyl und die
Bedürfnisse meinesr Ausdrucksbestrebungen
nachgedacht und da ist mir manches klar
geworden. Gewiss: inauf einemn Wurf
gelingt sowas nicht restlos. Und: wenn
die Vorzüge meines Klavierstils vielleicht
auch mehr in dem bestehen, was ich
nicht mache, als in dem was ich Neues
bringe, so scheint mir doch, als
ob eines deutlich gewonnen wäre:
ich glaube, von jenem Stil, den ich
nenne den „Clavierauszug=Stil“
habe ich mich deutlich genug abgewen⸗
det.

Es ist ja kein Zweifel, dass der
Clavierstil einer Zeit eine gewisse
Ähnlichkeit mit demihrem Orchesterstil hat.
Das sieht man sogar, finde ich, bei

                                                                
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Mozart und Beethoven. Alle, denen
der Ausdruck das wichtigste war, haben
für Clavier komponiert, indem sie
komponiert haben, unter Berücksichtigung
der Erfordernisse, der Bedürfnisse des
Instrumentes. Das Komponieren steht im
Vordergrund; dieas Instrument wird
berücksichtigt. Nicht umgekehrt.

In diesem Sinne, meine ich, könnte
man Beziehungen zwischen einem moder⸗
nen Orchestersatz und meinem Theurich 1977 (170), Theurich 1979 (157) und Beaumont 1987 (387) fälschlich: „einem“ (bzw. „modern piano writing“). modernen
Klaviersatz finden. Aber sonst in keinem,
hoffe ich. Wenigstens war das, Theurich 1977 (170) und Theurich 1979 (157) ohne Komma. sozusagen
mein Programm: weg mit dem
Clavier=auszugstil; weg mit dem Klavier⸗
satz der, das Ausdrucksver[…] 1 Zeichen: überschrieben. mögen und
die Bewegungsmöglichkeit des Klavieres
überschreitend, nichts anderes ist, als
eine mehr oder weniger gute Uebertragung
von Orchestermusik.

Dagegen scheint mir nun auch Ihr

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split"> <persName key="E0300010">Mozart</persName> und <persName key="E0300001">Beethoven</persName>. Alle, denen <lb/>der Ausdruck das <choice><orig>w</orig><reg>W</reg></choice>ichtigste war, haben <lb/>für <hi rend="underline"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavier</hi> <hi rend="underline">komponiert</hi>, indem sie <lb/><hi rend="underline3">komponiert</hi> haben, unter Berücksichtigung <lb/>der Erfordernisse, der Bedürfnisse des <lb/>Instrumentes. Das Komponieren steht im <lb/>Vordergrund; d<subst><del rend="overwritten">ie</del><add place="across">as</add></subst> Instrument wird <lb/>berücksichtigt. Nicht umgekehrt.</p> <p rend="indent-first">In diesem Sinne, meine ich, könnte <lb/>man Beziehungen zwischen einem moder <lb break="no"/>nen Orchestersatz und <add place="inline">m</add>einem <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_major"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl>, <bibl><ref target="#E0800005"/> (157)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800060"/> (387)</bibl> fälschlich: <q>einem</q> (bzw. <q>modern piano writing</q>).</note> modernen <lb/>Klaviersatz finden. Aber sonst in keinem, <lb/>hoffe ich. Wenigstens war das<orig>,</orig> <note resp="#E0300317" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (157)</bibl> ohne Komma.</note> sozusagen <lb/>mein Programm: weg mit dem <lb/><choice><orig>Clavier<pc>=</pc>a</orig><reg>Klaviera</reg></choice>uszugstil; weg mit dem Klavier <lb break="no"/>satz<reg>,</reg> der, das Ausdrucksver<subst><del rend="overwritten"><gap reason="overwritten" extent="1" unit="char"/></del><add place="across">m</add></subst>ögen und <lb/>die Bewegungsmöglichkeit des Klavieres <lb/>überschreitend, nichts anderes ist<orig>,</orig> als <lb/>eine mehr oder weniger gute <choice><orig>Ue</orig><reg>Ü</reg></choice>bertragung <lb/>von Orchestermusik.</p> <p type="pre-split" rend="indent-first">Dagegen scheint mir nun auch Ihr </p></div>
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2

B II, 4549
Einwand nicht berechtigt, den sSie gegen
die Bezeichnung < > über liegende
Accorde machen. Drei Klavierstücke op. 11, Nr. 2, Takt 11 f.: Arnold Schönberg, Drei Klavierstücke op. 11, Nr. 2, Takt 11 f.

Diese Bezeichnung habe ich sogar
erst nachträglich eingefühgt und verwende
sie seither immer mehr Theurich 1977 (170) und Theurich 1979 (157): „noch“. in einem ganz
bestimmten Sinn. Selbstverständlich
habe ich mir nicht eingebildet, dass
man diese Accorde an= und abschwellen
lassen kann. Ebensowenig, wie ich
das bei anderen Gelegenheiten Theurich 1977 (170) mit folgendem Komma. wo ich
Arnold Schönberg, Ausschnitt aus einer nicht ermittelten Komposition geschrieben habe (das ist
zwar ein anderer Fall) aunf die Ausführbarkeit Theurich 1977 (170) und Theurich 1979 (157) fälschlich: „Aufführbarkeit“.
dieses cresc geglaubt habe.

Die erste Bezeichnung habe ich von
Brahms entnommen. Es scheint er
verwendet sie nicht so wie ich.
Ich meine in diesen Fällen immer

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split"> <note type="foliation" place="top-right" resp="#major_hand"><hi rend="encircled">2</hi></note> <note type="shelfmark" place="top" resp="#archive">B II, 4549</note> Einwand nicht berechtigt, den <subst><del rend="overwritten">s</del><add place="across">S</add></subst>ie gegen <lb/>die Bezeichnung &lt; &gt; über liegende <lb/>A<choice><orig>cc</orig><reg>kk</reg></choice>orde machen. <note type="commentary" resp="#E0300317"><title key="E0400019">Drei Klavierstücke op. 11</title>, <rs key="E0400113">Nr. 2</rs>, Takt 11 f.: <notatedMusic place="inline"><ptr target="nb/D0100012_13_kex_1.xml"/> <graphic width="337px" height="150px" url="D0100012_13_kex_1.png"/> <desc><persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName>, <title key="E0400019">Drei Klavierstücke op. 11</title>, <rs key="E0400113">Nr. 2</rs>, Takt 11 f.</desc> </notatedMusic></note> </p> <p rend="indent-first">Diese Bezeichnung habe ich sogar <lb/>erst nachträglich eingefü<subst><del rend="overwritten">h</del><add place="across">g</add></subst>t und verwende <lb/>sie seither immer mehr <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_major"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (157)</bibl>: <q>noch</q>.</note> in einem ganz <lb/>bestimmten Sinn. Selbstverständlich <lb/>habe ich mir nicht eingebildet, dass <lb/>man diese A<choice><orig>cc</orig><reg>kk</reg></choice>orde an<pc>=</pc> und abschwellen <lb/>lassen kann. Ebenso<reg> </reg>wenig, wie ich <lb/><del rend="strikethrough">das</del> bei anderen Gelegenheiten<reg>,</reg> <note resp="#E0300317" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> mit folgendem Komma.</note> wo ich <lb/> <notatedMusic place="inline"> <ptr target="nb/1909-08-13-bs-nb1.xml"/> <graphic width="101px" height="53px" url="D0100012_5_ex_1.png"/> <desc><persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName>, Ausschnitt aus einer nicht ermittelten Komposition</desc> </notatedMusic> geschrieben habe (das ist <lb/>zwar ein anderer Fall)<reg>,</reg> a<subst><del rend="none">u</del><add place="transformed">n</add><del rend="strikethrough">f</del></subst> die Ausführbarkeit <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_major"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (157)</bibl> fälschlich: <q>Aufführbarkeit</q>.</note> <lb/>dieses <choice><orig>cresc</orig><reg><choice><abbr>Cresc.</abbr><expan>Crescendos</expan></choice></reg></choice> geglaubt habe.</p> <p type="pre-split" rend="indent-first">Die erste Bezeichnung habe ich von <lb/><rs key="E0300009">Brahms</rs> entnommen. Es scheint<reg>,</reg> er <lb/>verwendet sie nicht so wie ich. <lb/>Ich meine in diesen Fällen immer </p></div>
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ein sehr ausdrucksvolles, aber sehr
weiches Theurich 1977 (170), Theurich 1979 (157) und Beaumont 1987 (388) fälschlich: „aber weiches“ (bzw. „but soft“). Marcato, forzato Transkription unsicher. Alternative Lesart:
sforzato
. Theurich 1977 (170) und Theurich 1979 (157): „sforzato“. Etwa
zu vergleichen mit dieser Porta⸗
mento=Bezeichnung Portamentobezeichnung in Notenschrift
oder Ähnlichem. Ich verwende sie
in letzter Zeit immer in diesem
Sinne. Manchmal (bei Streichern
oder Bläsern) auch statt: „espress“

Und die zweite Bezeichnung
ist natürlich auch nicht wirklich
zu nehmen. Es soll das bloſsß
ein Bild sein für die Richtung,
die die Linie nimmt. Oder
für den Intensitäts=grad. Mehr
eine Anregung zum Verständnis
der Linie, als eine Vortragsbezeichnung.
Und dann habe ich bei diesen Bezeich⸗
nungen noch den einen Hinterge⸗
danken: Das Klavier wird sicher

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split"> ein sehr ausdrucksvolles, aber sehr <lb/>weiches <note resp="#E0300317" type="commentary" subtype="ed_diff_major"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl>, <bibl><ref target="#E0800005"/> (157)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800060"/> (388)</bibl> fälschlich: <q>aber weiches</q> (bzw. <q>but soft</q>).</note> <hi rend="latin underline">Marcato</hi>, <choice><unclear cert="high">forzato</unclear><unclear cert="low">sforzato</unclear></choice>. <note resp="#E0300317" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (157)</bibl>: <q>sforzato</q>.</note> Etwa <lb/>zu vergleichen mit dieser Porta <lb break="no"/>mento<pc>=</pc>Bezeichnung <notatedMusic place="inline"> <ptr target="nb/1909-08-13-bs-nb2.xml"/> <graphic width="62px" height="38px" url="D0100012_5_ex_2.png"/> <desc>Portamentobezeichnung in Notenschrift</desc> </notatedMusic> <lb/>oder Ähnlichem. Ich verwende sie <lb/>in letzter Zeit immer in diesem <lb/>Sinne. Manchmal (bei Streichern <lb/>oder Bläsern) auch statt: <q rend="dq-du">espress<reg>.</reg></q> </p> <p type="pre-split" rend="indent-first">Und die zweite Bezeichnung <lb/>ist natürlich auch nicht wirklich <lb/>zu nehmen. Es soll das blo<subst><del rend="overwritten">ſs</del><add place="across">ß</add></subst> <lb/>ein Bild sein für die Richtung, <lb/>die die Linie nimmt. Oder <lb/>für den Intensitäts<orig><pc>=</pc></orig>grad. Mehr <lb/>eine Anregung zum Verständnis <lb/>der Linie<orig>,</orig> als eine Vortragsbezeichnung. <lb/>Und dann habe ich bei diesen Bezeich <lb break="no"/>nungen noch den einen Hinterge <lb break="no"/>danken: Das Klavier wird sicher </p></div>
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in nicht allzu langer Zeit imstande sein
all das auszuführen, was uns an ihm heute
fehlt. Es ist zum Staunen, dass
es das heute noch nicht kann. Und
nur die Pietät, richtiger: der Theurich 1977 (170) und Theurich 1979 (158) fälschlich ohne „der“.
Conservatismus, Theurich 1977 (170) und Theurich 1979 (158) fälschlich: „Conservativismus“. noch richtiger aber:
die Indolenz der Musiker bringt
es mit sich, dass anm die Klavier
seit mehr als hundert Jahren keine
nennenswerte Verbesserung geschehen
ist. Wäre das Klavier ein wichtiges
Instrument etwa der Baumwollen⸗
industrie, so wäre es längst vollkom̅en.
Ich denke aber, das wird es doch werden.

Und da sollte man doch so be⸗
zeichnen, wie man sich es heute
nur scheinbar hoffnungslos wünschen
kann, dass es eigentlich klingen
sollte.

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split"> in nicht allzu langer Zeit imstande sein<reg>,</reg> <lb/>all das auszuführen, was <add place="above">uns an</add> ihm heute <lb/>fehlt. Es ist zum Staunen, dass <lb/>es das heute noch nicht kann. Und <lb/>nur die Pietät, richtiger: der <note resp="#E0300317" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (158)</bibl> fälschlich ohne <q>der</q>.</note> <lb/><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>onservatismus, <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (158)</bibl> fälschlich: <q>Conservativismus</q>.</note> noch richtiger aber: <lb/>die Indolenz der Musiker bringt <lb/>es mit sich, dass a<subst><del rend="overwritten">n</del><add place="across">m</add></subst> <del rend="strikethrough">die</del> Klavier <lb/>seit mehr als hundert Jahren keine <lb/>nennenswerte Verbesserung geschehen <lb/>ist. Wäre das Klavier ein wichtiges <lb/>Instrument etwa der Baumwollen <lb break="no"/>industrie, so wäre es längst vollko<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>en. <lb/>Ich denke aber, das wird es doch werden.</p> <p rend="indent-first">Und da sollte man doch so be <lb break="no"/>zeichnen, wie man sich es heute <lb/>nur scheinbar hoffnungslos wünschen <lb/>kann, dass es eigentlich klingen <lb/>sollte.</p> <note type="stamp" place="bottom-center" resp="#dsb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche<lb/>Staatsbibliothek<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp> </note> </div>
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Nun muss ich Ihnen zum Schlusse noch
sagen, dass ich mich unendlich gefreut
habe, dass Ihnen das eine Stück schon
gefällt. Und ich hoffe bestimmt, dass
Ihnen auch das andere später gefallen wird.
Mir hat auch anfangs das 12/8 (das als zweites
komponiert ist,) besser gefallen, als das
erste
. Aber neulich habe ich das erste wieder
angesehen: Ich glaube fast, was mir
an Freiheit und Buntheit des Ausdruckes,
an ungebund[en]er, Theurich 1977 (170) und Theurich 1979 (158): „ungebundener“. durch keine „Logik“
verhinderter Beweglichkeit der Form
vorgeschwebt hat, kommt im […] 1 Zeichen: durchgestrichen. ersten
noch viel mehr heraus, als im zweiten.

Erreicht habe ich, was ich mir vor⸗
stelle, Theurich 1977 (170), Theurich 1979 (158) und Beaumont 1987 (388): „vorstellte“ (bzw. „had visualized“. […] mindestens 2 Zeichen: durchgestrichen. in beiden nicht. Vielleicht,
sogar sicher noch nicht in dem dritten,
das dieser Tage fertig wird. Einige

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <p rend="indent-first">Nun muss ich Ihnen zum Schlusse noch <lb/>sagen, dass ich mich unendlich gefreut <lb/>habe, dass Ihnen <rs key="E0400113">das eine Stück</rs> schon <lb/>gefällt. Und ich hoffe bestimmt, dass <lb/>Ihnen auch <rs key="E0400112">das andere</rs> später gefallen wird. <lb/>Mir hat auch anfangs <rs key="E0400113">das 12/8</rs> (das als zweites <lb/>komponiert ist<orig>,</orig>) besser gefallen<orig>,</orig> als <rs key="E0400111">das <lb/>erste</rs>. Aber neulich habe ich <rs key="E0400112">das erste</rs> wieder <lb/>angesehen: Ich glaube fast, was mir <lb/>an Freiheit und Buntheit des Ausdruckes, <lb/>an ungebund<supplied reason="omitted">en</supplied>er, <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (158)</bibl>: <q>ungebundener</q>.</note> durch keine <soCalled rend="dq-du">Logik</soCalled> <lb/>verhinderter Beweglichkeit der Form <lb/>vorgeschwebt hat, kommt im <rs key="E0400112"><subst><del rend="strikethrough"><gap extent="1" unit="char" reason="strikethrough"/></del><add place="across">e</add></subst>rsten</rs> <lb/>noch viel mehr heraus, als im <rs key="E0400113">zweiten</rs>.</p> <p type="pre-split" rend="indent-first">Erreicht habe ich, was ich mir vor <lb break="no"/>stelle, <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (170)</bibl>, <bibl><ref target="#E0800005"/> (158)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800060"/> (388)</bibl>: <q>vorstellte</q> (bzw. <q>had visualized</q>.</note> <del rend="strikethrough"><gap atLeast="2" unit="char" reason="strikethrough"/></del> in <rs type="works" key="E0400112 E0400113">beiden</rs> nicht. Vielleicht, <lb/>sogar sicher noch nicht in <rs key="E0400114">dem dritten</rs>, <lb/>das dieser Tage fertig wird. Einige </p></div>
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B II, 4549
3 Orchesterstücke, die ich in der allerletzten
Zeit geschrieben, haben mich in einiger
Hinsicht näher, in anderer aber wieder
weitab geführt, von dem was ich
schon für erreicht hielt. Im Sommer 1909 vollendete Schönberg die Fünf Orchesterstücke op. 16. Dieses Werk gilt als eines der Hauptwerke von Schönbergs Atonalität. Schönberg nahm 1909 auch mit Richard Strauss Kontakt auf, konnte ihn aber nicht für die Aufführung der Orchesterstücke mit dem Berliner Philharmonischen Orchester gewinnen. Erst 1912 wurde das Werk schließlich aufgeführt (vgl. die Briefe von Schönberg an Richard Strauss vom 14. Juli 1909 und 28. Juli 1909).

Greifbar ist es vielleicht noch
nicht. Vielleicht brauche ich noch
lange, undm die Musik zu schreiben,
zu der es mich drängt, die mir
seit mehreren Jahren vorschwebt und
die ich vorläufig nicht fassen kann.

Ich schreibe darüber so ausführlich,
weil ich bekennen will (angeregt durch
Ihre Anmerkung: meine Musik gienge
Ihnen nahe, weil Sie Ähnliches als die
Aufgabe Theurich 1977 (171) und Theurich 1979 (159): „Aufgaben“. unserer nächsten Entwicklung
ansehen) um was es sich mir handelt.

Ich strebe an: Vollständige

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split"> <note type="shelfmark" place="top" rend="align(left)" resp="#archive">B II, 4549</note> <note type="foliation" place="top-right" resp="#major_hand"><hi rend="encircled">3</hi></note> <rs key="E0400020" corresp="#E0400013">Orchesterstücke</rs>, die ich in der allerletzten <lb/>Zeit geschrieben, haben mich in einiger <lb/>Hinsicht näher, in anderer aber wieder <lb/>weitab geführt<choice><orig>, von dem</orig><reg> von dem,</reg></choice> was ich <lb/>schon für erreicht hielt. <note type="commentary" resp="#E0300317">Im Sommer <date when-iso="1909">1909</date> vollendete <persName key="E0300023">Schönberg</persName> die <title key="E0400013">Fünf Orchesterstücke op. 16</title>. Dieses Werk gilt als eines der Hauptwerke von <persName key="E0300023">Schönbergs</persName> Atonalität. <persName key="E0300023">Schönberg</persName> nahm <date when-iso="1909">1909</date> auch mit <persName key="E0300022">Richard Strauss</persName> Kontakt auf, konnte ihn aber nicht für die Aufführung der <rs key="E0400013">Orchesterstücke</rs> mit dem <orgName key="E0600007"><placeName key="E0500029">Berliner</placeName> Philharmonischen Orchester</orgName> gewinnen. Erst <date when-iso="1912">1912</date> wurde das <rs key="E0400013">Werk</rs> schließlich aufgeführt (vgl. die Briefe von <persName key="E0300023">Schönberg</persName> an <persName key="E0300022">Richard Strauss</persName> vom <ref type="ext" subtype="asc-l" target="#6583"><date when-iso="1909-07-14">14. Juli 1909</date></ref> und <ref type="ext" subtype="asc-l" target="#6584"><date when-iso="1909-07-28">28. Juli 1909</date></ref>).</note> </p> <p rend="indent-first">Greifbar ist es vielleicht noch <lb/>nicht. Vielleicht brauche ich noch <lb/>lange, u<subst><del rend="transformed">n</del><del rend="overwritten">d</del><add place="across">m</add></subst> die Musik zu schreiben, <lb/>zu der es mich drängt, die mir <lb/>seit mehreren Jahren vorschwebt und <lb/>die ich vorläufig nicht fassen kann.</p> <p rend="indent-first">Ich schreibe darüber so ausführlich, <lb/>weil ich bekennen will (angeregt durch <lb/>Ihre Anmerkung: meine Musik gi<orig>e</orig>nge <lb/>Ihnen nahe, weil Sie Ähnliches als die <lb/>Aufgabe <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (171)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (159)</bibl>: <q>Aufgaben</q>.</note> unserer nächsten Entwicklung <lb/>ansehen)<reg>,</reg> um was es sich mir handelt.</p> <p type="pre-split" rend="indent-first">Ich strebe an: <choice><orig>V</orig><reg>v</reg></choice>ollständige </p></div>
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Befreiung von allen Formen.
von allen ZSymbolen
des Zusammenhangs und
der Logik

also:
weg von der „motivischen Arbeit“

Weg von der Harmonien Theurich 1977 (171) und Theurich 1979 (159) mit folgendem Komma. als
Cement oder Baustein einer
Architektur.
Harmonie ist aAusdruck
und nichts anderes als das.

Dann:

Weg vom Pathos!

Weg von den 24pfündigen
Dauermusiken; von den gebauten
und konstruierten Thürmen, Felsen
und sonstigen gigantischenm Kram.

Meine Musik muss
kurz sein.
Knapp! in zwei Noten: nicht

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split"> Befreiung von allen Formen. <lb/><seg rend="indent-2"><choice><orig>v</orig><reg>V</reg></choice>on allen <subst><del rend="overwritten">Z</del><add place="across">S</add></subst>ymbolen <lb/>des Zusammenhangs und <lb/>der Logik<reg>.</reg></seg> <lb/><seg rend="align(center)"><choice><orig>a</orig><reg>A</reg></choice>lso:</seg> <lb/><seg rend="indent-2">weg von der <soCalled rend="dq-du">motivischen Arbeit</soCalled><reg>.</reg></seg></p> <p rend="indent">Weg von der Harmonie<del rend="strikethrough">n</del> <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (171)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (159)</bibl> mit folgendem Komma.</note> als <lb/><choice><orig>C</orig><reg>Z</reg></choice>ement oder Baustein einer <lb/>Architektur. <lb/><seg rend="indent-2">Harmonie ist <hi rend="underline"><subst><del rend="overwritten">a</del><add place="across">A</add></subst>usdruck</hi> <lb/>und nichts anderes als das.</seg> </p> <p rend="align(center)">Dann:</p> <p rend="indent">Weg vom Pathos!</p> <p rend="indent-first">Weg von den 24<reg>-</reg>pfündigen <lb/>Dauermusiken; von den gebauten <lb/>und konstruierten T<orig>h</orig>ürmen, Felsen <lb/>und sonstige<choice><orig>n</orig><reg>m</reg></choice> gigantische<subst><del rend="transformed">n</del><add place="transformed"><choice><orig>m</orig><reg>n</reg></choice></add></subst> Kram.</p> <p type="pre-split" rend="indent-first">Meine Musik muss <lb/><seg rend="indent-2"><hi rend="underline">kurz</hi> sein.</seg> <lb/>Knapp! <choice><orig>i</orig><reg>I</reg></choice>n zwei Noten: nicht </p></div>
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bauen, sondern ausdrücken!!

Und das Resultat, das ich
erhoffe:

keine stylisierten und sterilisierten
Dauergefühle.

Das giebts im Menschen nicht:

[…] 1 Zeichen: überschrieben. Dem Menschen ist es unmöglich
nur ein Gefühl gleichzeitig zu haben.

Man hat tausende auf einmal.
Und diese tausend summieren
sich sowenig, als Aepfel und Birnen
sich summieren. Sie gehen auseinander.

Und diese Buntheit, diese Viel⸗
gestaltigkeit, diese Unlogik die
unsere Empfindungen zeigen, diese
Unlogik, die die Associationen auf⸗
weisen, die irgend eine aufsteigende
Blutwelle, irgend eine Sinnes= oder

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split"> bauen, sondern <soCalled rend="dq-du"><hi rend="underline2">ausdrücken</hi></soCalled>!!</p> <p rend="indent-first">Und das Resultat, das ich <lb/>erhoffe:</p> <p rend="indent-first">keine st<choice><orig>y</orig><reg>i</reg></choice>lisierten und sterilisierten <lb/>Dauergefühle.</p> <p rend="indent">Das gi<orig>e</orig>bt<reg>’</reg>s im Menschen nicht:</p> <p rend="indent-first"><subst><del rend="overwritten"><gap reason="overwritten" extent="1" unit="char"/></del><add place="across">D</add></subst>em Menschen ist es <hi rend="underline">unmöglich</hi><reg>,</reg> <lb/>nur <hi rend="underline">ein</hi> Gefühl gleichzeitig zu haben.</p> <p rend="indent-first">Man hat <hi rend="underline">tausende</hi> auf einmal. <lb/>Und diese tausend summieren <lb/>sich so<reg> </reg>wenig, als <choice><orig>Ae</orig><reg>Ä</reg></choice>pfel und Birnen <lb/>sich summieren. Sie gehen auseinander.</p> <p type="pre-split" rend="indent-first">Und diese Buntheit, diese Viel <lb break="no"/>gestaltigkeit, diese <hi rend="underline">Unlogik</hi><reg>,</reg> die <lb/>unsere Empfindungen zeigen, diese <lb/>Unlogik, die die Asso<choice><orig>c</orig><reg>z</reg></choice>iationen auf <lb break="no"/>weisen, die irgend<orig> </orig>eine aufsteigende <lb/>Blutwelle, irgend<orig> </orig>eine Sinnes<add place="inline"><pc>=</pc></add> oder </p></div>
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12Diplomatische Umschrift
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Nerven=Reaktion aufzeigt, möchte
ich in M meiner Musik haben.

Sie soll Ausdruck der Empfindung
sein, so wie die Empfindung
wirklich ist, die uns mit unserem
Unbewussten in Verbindung bringt
und nicht ein Wechselbalg aus Empfindung
und „bewusster Logik“.

Nun habe ich bekannt und man
möge mich verbrennen.

Sie werden nicht zu denen ge⸗
hören, die mich verbrennen; das
weiß ich.

Mit vielen hochachtungsvollen
Grüßen bin ich Ihr herzlichst ergebener

Arnold Schönberg

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Poststempel: 13. od. 18.8.09 (?)
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p rend="indent-first" type="split"> Nerven<choice><orig><pc>=</pc>R</orig><reg>r</reg></choice>eaktion aufzeigt, möchte <lb/>ich in <del rend="strikethrough">M</del> meiner Musik haben.</p> <p rend="indent-first">Sie soll Ausdruck der Empfindung <lb/>sein, so wie die Empfindung <lb/>wirklich ist, die uns mit unserem <lb/><hi rend="underline">Unbewussten</hi> in Verbindung bringt<reg>,</reg> <lb/>und nicht ein Wechselbalg aus Empfindung <lb/>und <soCalled rend="dq-du">bewusster Logik</soCalled>.</p> <p rend="indent-first">Nun habe ich bekannt<reg>,</reg> und man <lb/>möge mich verbrennen.</p> <p rend="indent-first">Sie werden nicht zu denen ge <lb break="no"/>hören, die mich verbrennen; das <lb/>weiß ich.</p> <closer> <salute rend="indent-first"> Mit vielen hochachtungsvollen <lb/>Grüßen bin ich Ihr herzlichst ergebener</salute> <signed><persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName></signed> </closer> <note type="stamp" place="bottom-right" resp="#dsb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche<lb/>Staatsbibliothek<lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName></stamp> </note> <note type="shelfmark" place="bottom-left" resp="#archive">Poststempel: <handShift resp="#pencil3"/><add place="above">13. od.</add> <handShift/>18.8.09 <handShift resp="#pencil3"/>(?)</note> </div>
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B II, 4549
4

Der vorliegende Brief blieb aus Versehen
einige Tage bei mir liegen. Inzwischen hatte
ich das 3te Klavierstück (vorher habe Theurich 1977 (171) und Theurich 1979 (160): „hatte“. ich ein
Orchesterstück
geschrieben) fertig bekommen, und
benütze nun gleich die Gelegenheit, es Ihnen
zu senden. Ich bin sehr neugierig, wie Ihnen
dieses zusagen wird. Ich selbst habe vorläufig
noch kein Urteil darüber. Ich habe es, wie meist,
sehr rasch geschrieben und da muss ich mich ge⸗
wöhnlich erst selbst mich an meine Musik
gewöhnen. Mit der Fertigstellung des dritten Klavierstückes beendet Schönberg eine Arbeit, die als Beginn der Atonalität bezeichnet werden kann. In den Klavierstücken op. 11 lassen sich bereits erste Entwicklungen feststellen, die letztlich zu einer „Gleichberechtigung aller Töne und Klänge“ (Krones 2005, S. 81) führten (Ringer 2002, S. 184 sowie Stuckenschmidt 1974, S. 40 f.).

Ich möchte noch eine Sache berühren.
Sie schrieben einmal, ob ich einen Verleger
habe und fragten mich ein anderesmal, ob
Sie etwas thun könnten. Vgl. die Briefe vom 16. Juli 1909 und 26. Juli 1909. Ja, das wäre
mir sehr recht; ich hätte es sehr nöthig, denn
mit meinem bisherigen Verleger Schönberg war seit dem 27. Juni 1903 beim Dreililien-Verlag unter Vertrag, der von Max Marschalk geleitet wurde. In den sieben Vertragsjahren erschienen hier die Liedersammlungen op. 1, op. 2, op. 3 und op. 6 sowie das Streichsextett Verklärte Nacht op. 4 und das Streichquartett Nr. 1 op. 7. Da der Verlag aufgrund „finanzieller Bedenken“ (Krämer 2015, S. 639) bei anderen Werken mit der Herausgabe zögerte, u. a. der Symphonischen Dichtung Pelleas und Melisande, war Schönberg auf der Suche nach einem neuen Verleger (ibid., S. 639 f.). ist ja
ohnehin nichts mehr für mich zu machen.
Dagegen häufen sich meine ungedruckten Neben Pelleas und Melisande gehörten zu den bis dahin ungedruckten Werken auch die Sechs Lieder für Gesang und Orchester op. 8 und die Kammersymphonie für 15 Soloinstrumente op. 9.

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="shelfmark" place="top" rend="align(left)" resp="#archive">B II, 4549</note> <note type="foliation" place="top-right" resp="#major_hand"><hi rend="encircled">4</hi></note> <postscript type="pre-split"> <p rend="indent-first">Der vorliegende Brief blieb aus Versehen <lb/>einige Tage bei mir liegen. Inzwischen hatte <lb/>ich das <rs key="E0400114"><choice><orig>3<hi rend="sup underline">te</hi></orig><reg>dritte</reg></choice> Klavierstück</rs> (vorher habe <note resp="#E0300314" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (171)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (160)</bibl>: <q>hatte</q>.</note> ich <rs key="E0400115">ein <lb/>Orchesterstück</rs> geschrieben) fertig bekommen<orig>,</orig> und <lb/>benütze nun gleich die Gelegenheit, es Ihnen <lb/>zu senden. Ich bin sehr neugierig, wie Ihnen <lb/>dieses zusagen wird. Ich selbst habe vorläufig <lb/>noch kein Urteil darüber. Ich habe es, wie meist, <lb/>sehr rasch geschrieben<reg>,</reg> und da muss ich mich ge <lb break="no"/>wöhnlich erst selbst <del rend="strikethrough">mich</del> an meine Musik <lb/>gewöhnen. <note type="commentary" resp="#E0300317">Mit der Fertigstellung des <rs key="E0400114">dritten Klavierstückes</rs> beendet <persName key="E0300023">Schönberg</persName> eine Arbeit, die als Beginn der Atonalität bezeichnet werden kann. In den <title key="E0400019">Klavierstücken op. 11</title> lassen sich bereits erste Entwicklungen feststellen, die letztlich zu einer <q>Gleichberechtigung aller Töne und Klänge</q> (<bibl><ref target="#E0800032"/>, S. 81</bibl>) führten (<bibl><ref target="#E0800030"/>, S. 184</bibl> sowie <bibl><ref target="#E0800001"/>, S. 40 f.</bibl>).</note> </p> <p type="pre-split" rend="indent-first">Ich möchte noch eine Sache berühren. <lb/>Sie schrieben einmal, ob ich einen Verleger <lb/>habe<reg>,</reg> und fragten mich ein anderes<choice><orig>m</orig><reg> M</reg></choice>al, ob <lb/>Sie etwas t<orig>h</orig>un könnten. <note type="commentary" resp="#E0300317">Vgl. die Briefe vom <ref target="#D0100007" n="3"><date when-iso="1909-07-16">16. Juli 1909</date></ref> und <ref target="#D0100009" n="4"><date when-iso="1909-07-26">26. Juli 1909</date></ref>.</note> Ja, das wäre <lb/>mir sehr recht; ich hätte es sehr nöt<orig>h</orig>ig, denn <lb/>mit meinem bisherigen Verleger <note type="commentary" resp="#E0300317"><persName key="E0300023">Schönberg</persName> war seit dem <date when-iso="1903-06-27">27. Juni 1903</date> beim <orgName key="E0600006">Dreililien-Verlag</orgName> unter Vertrag, der von <persName key="E0300044">Max Marschalk</persName> geleitet wurde. In den sieben Vertragsjahren erschienen hier die Liedersammlungen <rs key="E0400026">op. 1</rs>, <rs key="E0400027">op. 2</rs>, <rs key="E0400028">op. 3</rs> und <rs key="E0400030">op. 6</rs> sowie das Streichsextett <title key="E0400029">Verklärte Nacht op. 4</title> und das <title key="E0400031">Streichquartett Nr. 1 op. 7</title>. Da der <rs key="E0600006">Verlag</rs> aufgrund <q>finanzieller Bedenken</q> (<bibl><ref target="#E0800010"/>, S. 639</bibl>) bei anderen Werken mit der Herausgabe zögerte, u. a. der Symphonischen Dichtung <title key="E0400012">Pelleas und Melisande</title>, war <persName key="E0300023">Schönberg</persName> auf der Suche nach einem neuen Verleger (<bibl><ref target="#E0800010"/>, S. 639 f.</bibl>).</note> ist ja <lb/>ohnehin nichts mehr für mich zu machen. <lb/>Dagegen häufen sich meine ungedruckten <note type="commentary" resp="#E0300317">Neben <title key="E0400012">Pelleas und Melisande</title> gehörten zu den bis dahin ungedruckten Werken auch die <title key="E0400025">Sechs Lieder für Gesang und Orchester op. 8</title> und die <title key="E0400023">Kammersymphonie für 15 Soloinstrumente op. 9</title>.</note> </p></postscript></div>
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14Diplomatische Umschrift
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und unaufgeführten Werke in unheimlicher
Weise. Obwohl ich nicht so viel schreibe, als
ich könnte, habe ich doch nicht weniger als
9 fertige ungedruckte größten theils umfang⸗
reichere Werke liegen. Abgesehen, von jenen
die ich nicht veröffentlichen will und einer
Menge solcher die, gegenwärtig unfertig, mut⸗
maßlich einmal vollendet werden, sind es
wie gesagt 9 Werke im Umfang von
mehr als 400 Seiten. Gemeint sind vermutlich u. a. die Symphonische Dichtung Pelleas und Melisande op. 5 (erschienen im Oktober 1911), die Kammersymphonie op. 9 (erschienen im Januar 1913) sowie die Orchesterlieder op. 8 (erschienen im Oktober 1913). Da scheint mir doch,
als ob ich endlich wieder einmal was heraus⸗
geben müsste. Insbesondere, da einiges
schon, im Verhältnis zu meinerm jetzigen
Entwicklungs Standpunkte schon geradezu
veraltet ist.

Ich wäre Ihnen daher sehr dankbar,
wenn Sie Ihren Einfluss bei einem
Verleger geltend machen wollten.

Zunächst nun aber bin ich begierig auf
Ihr Urteil über über das neue Stück
und wie Sie sich zur Frage meines

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><postscript type="split"><p rend="indent-first" type="split"> und unaufgeführten Werke in unheimlicher <lb/>Weise. Obwohl ich nicht so viel schreibe, als <lb/>ich könnte, habe ich doch nicht weniger als <lb/><choice><orig>9</orig><reg>neun</reg></choice> fertige ungedruckte<choice><orig> größten th</orig><reg>, größtent</reg></choice>eils umfang <lb break="no"/>reichere Werke liegen. Abgesehen<choice><orig>, von jenen</orig><reg> von jenen,</reg></choice> <lb/>die ich nicht veröffentlichen will<reg>,</reg> und einer <lb/>Menge solcher<reg>,</reg> die, gegenwärtig unfertig, mut <lb break="no"/>maßlich einmal vollendet werden, sind es <lb/>wie gesagt <choice><orig>9</orig><reg>neun</reg></choice> Werke im Umfang von <lb/>mehr als 400 Seiten. <note type="commentary" resp="#E0300313">Gemeint sind vermutlich u. a. die Symphonische Dichtung <title key="E0400012">Pelleas und Melisande op. 5</title> (erschienen im <date when-iso="1911-10">Oktober 1911</date>), die <title key="E0400023">Kammersymphonie op. 9</title> (erschienen im <date when-iso="1913-11">Januar 1913</date>) sowie die <title key="E0400025">Orchesterlieder op. 8</title> (erschienen im <date when-iso="1913-10">Oktober 1913</date>).</note> Da scheint mir doch, <lb/>als ob ich endlich wieder einmal was heraus <lb break="no"/>geben müsste. Insbesondere<orig>,</orig> da einiges <lb/>schon, im Verhältnis zu meine<subst><del rend="overwritten">r</del><add place="across">m</add></subst> jetzigen <lb/>Entwicklungs<choice><orig> S</orig><reg>s</reg></choice>tandpunkte<reg>,</reg> schon geradezu <lb/>veraltet ist.</p> <p rend="indent-first">Ich wäre Ihnen daher sehr dankbar, <lb/>wenn Sie Ihren Einfluss bei einem <lb/>Verleger geltend machen wollten.</p> <p type="pre-split" rend="indent-first">Zunächst nun aber bin ich begierig auf <lb/>Ihr Urteil über <sic>über</sic> das neue Stück <lb/>und wie Sie sich zur Frage meines </p></postscript></div>
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15Diplomatische Umschrift
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Klavierstils nun stellen werden.

Ich empfehle mich Ihnen aufs herzlichste
und bin mit vollster Hochschätzung Ihr

ganz ergebener

Arnold Schönberg

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Nachlaß Busoni
                                                                
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16Diplomatische Umschrift
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[Seite 4 des dritten Bogens, vacat]
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="objdesc" resp="#E0300314">[Seite 4 des dritten Bogens, vacat]</note> </div>
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17Diplomatische Umschrift
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18Diplomatische Umschrift
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Absender:
Arnold Schönberg
– – – Wien – – –
IX. Liechtensteinstraße 68/70
Steinak[irchen]
13 Transkription unsicher: unvollständig. Alternative Lesart:
18
VIII 0[9]
am Forst
Mus.ep. A. Schönberg 10
Nachlaß Busoni B II
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4549-Beil.
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" resp="#major_hand" place="left">Absender:</note>
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                                <lb/><placeName key="E0500040"><seg rend="minuscule">am</seg> Forst</placeName>
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Dokument

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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4549 | olim: Mus.ep. A. Schönberg 6 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten; Briefumschlag auf der Vorderseite rechts unvollständig (infolge Aufriss), ohne Textverlust.
Umfang
4 Bogen, 15 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Arnold Schönberg, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift
  • Adressstempel des Absenders Arnold Schönberg, mit violetter Tinte
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Bleistift vorgenommen hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die erste Signatur durchgestichen und durch eine neue ersetzt hat
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift eine Datierung auf Seite 12 vermerkt hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)
Foliierungen
  • Foliierung mit Tinte oben rechts auf ersten Seite jedes Bogens durch den Verfasser.
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 123456789101112131415161718

Zusammenfassung
Schönberg verteidigt seinen Klavierstil als Abwendung vom „Klavierauszug-Stil“; erklärt die Unausführbarkeiten seiner Klaviernotation zugleich durch ihren suggestiven Sinn und als Vorwegnahme von instrumentenbaulichen Entwicklungen; kündigt Fertigstellung eines dritten Klavierstücks an bzw. vermeldet sie, legt es bei; erläutert sein Streben nach „Befreiung von allen Formen“, von motivischer und harmonischer „Logik“ sowie vom Pathos; nennt Kürze und realistischen Empfindungsausdruck als ästhetische Leitprinzipien; bittet Busoni um Vermittlung eines Verlegers.
Incipit
vor allem: Sie tun mir sicher Unrecht.

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
2. November 2016: zur Freigabe vorgeschlagen (Auszeichnungen überprüft, korrekturgelesen)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition
Frühere Ausgaben
Theurich 1977, S. 169–172 Theurich 1979, S. 155–161 (Brief), S. 71–75 (Kommentar) Beaumont 1987, S. 387–390

Personen
Institutionen
Werke
Orte