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                    Sehr verehrter Herr Schönberg! Ich empfing Ihre Stücke und den
                    begleitenden Brief. Beide zeigen von
 einem denkenden u. fühlenden Menschen,
 als welchen ich Sie übrigens schon zu
 erkennen geglaubt habe. Ich kenne
 von Ihnen ein Quartett,
                                                                Es ist nicht vollkommen zu klären, ob Schönbergs Streichquartett Nr. 1 oder Nr. 2 gemeint ist. Die Vermutung, Busoni sei anlässlich seiner Lehrtätigkeit und der gleichzeitigen Uraufführung des Streichquartetts Nr. 1 im Februar 1907 mit diesem Werk in Berührung gekommen (Theurich 1979, S. 66 f.), geht insofern fehl, als Busonis Meisterklasse am Wiener Konservatorium erst im Herbst begann (Dent 1933, S. 159; Stuckenschmidt 1967, S. 31). Dennoch ist naheliegend, dass Busoni über Kenntnisse des Streichquartetts Nr. 1 verfügte, war das Werk doch bereits 1907 im Dreililien-Verlag in Berlin veröffentlicht worden, das Streichquartett Nr. 2 hingegen erst im Laufe des Februars 1909, noch dazu im Selbstverlag.
                    
                    Lieder
                                                                Es ist unklar, welche Lieder Schönbergs Busoni zu diesem Zeitpunkt bekannt waren.
                    
                    und
 seinerzeit hatte ich eine Partitur von
 Pelleas u. Melisande in Händen.
                                                                Schönberg hatte Busoni bereits 1903 Pelleas und Melisande aus Anlass der Aufführung seiner Instrumentierung von Schenkers Syrischen Tänzen bei den Berliner Orchesterabenden angeboten (vgl. den Brief vom 10. September 1903) und eine Partitur zukommen lassen (vgl. den Brief vom 20. September 1903). Zu einer Aufführung war es nicht gekommen, da Schönberg eine anderweitige Darbietung des Werks (im Rahmen der Konzerte der Vereinigung schaffender Tonkünstler) in Aussicht hatte und die Partitur zurückforderte (vgl. den Brief vom 16. Dezember 1903; siehe auch Weindel 2004, S. 101 f.). Busoni scheint sich daran offenbar nicht mehr erinnert zu haben.
                    
                    Die
 Instrumentation von Schenker’s Tänzen
 (die ich in Berlin zur
                    Aufführung brachte)
                                                                Busoni hatte die Syrischen Tänze von Schenker in der Instrumentation von Schönberg im Rahmen des dritten Konzerts der Berliner Orchesterabende am 5. November 1903 aufgeführt (Dent 1933, S. 332 f.).
 bewies den bewunderungswürdigen Orchester-
 Virtuosen. Von diesen gegebenen Punkten
 ausgehend, waren mir Ihre Klavierstücke
 keine Überraschung – d. i.: ich wußte
 beiläufig was ich zu erwarten hatte.
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                    Sehr verehrter Herr Schönberg! Ich empfing Ihre Stücke und den
                     begleitenden Brief. Beide zeigen von
                     einem denkenden und fühlenden Menschen,
                     als welchen ich Sie übrigens schon zu
                     erkennen geglaubt habe. Ich kenne
                     von Ihnen ein Quartett,
                                                                Es ist nicht vollkommen zu klären, ob Schönbergs Streichquartett Nr. 1 oder Nr. 2 gemeint ist. Die Vermutung, Busoni sei anlässlich seiner Lehrtätigkeit und der gleichzeitigen Uraufführung des Streichquartetts Nr. 1 im Februar 1907 mit diesem Werk in Berührung gekommen (Theurich 1979, S. 66 f.), geht insofern fehl, als Busonis Meisterklasse am Wiener Konservatorium erst im Herbst begann (Dent 1933, S. 159; Stuckenschmidt 1967, S. 31). Dennoch ist naheliegend, dass Busoni über Kenntnisse des Streichquartetts Nr. 1 verfügte, war das Werk doch bereits 1907 im Dreililien-Verlag in Berlin veröffentlicht worden, das Streichquartett Nr. 2 hingegen erst im Laufe des Februars 1909, noch dazu im Selbstverlag.
                    
                    Lieder,
                                                                Es ist unklar, welche Lieder Schönbergs Busoni zu diesem Zeitpunkt bekannt waren.
                    
                    und
                     seinerzeit hatte ich eine Partitur von
                     Pelleas und Melisande in Händen.
                                                                Schönberg hatte Busoni bereits 1903 Pelleas und Melisande aus Anlass der Aufführung seiner Instrumentierung von Schenkers Syrischen Tänzen bei den Berliner Orchesterabenden angeboten (vgl. den Brief vom 10. September 1903) und eine Partitur zukommen lassen (vgl. den Brief vom 20. September 1903). Zu einer Aufführung war es nicht gekommen, da Schönberg eine anderweitige Darbietung des Werks (im Rahmen der Konzerte der Vereinigung schaffender Tonkünstler) in Aussicht hatte und die Partitur zurückforderte (vgl. den Brief vom 16. Dezember 1903; siehe auch Weindel 2004, S. 101 f.). Busoni scheint sich daran offenbar nicht mehr erinnert zu haben.
                    
                    Die
                     Instrumentation von Schenkers Tänzen
                     (die ich in Berlin zur
                    Aufführung brachte)
                                                                Busoni hatte die Syrischen Tänze von Schenker in der Instrumentation von Schönberg im Rahmen des dritten Konzerts der Berliner Orchesterabende am 5. November 1903 aufgeführt (Dent 1933, S. 332 f.).
                    
                     bewies den bewunderungswürdigen Orchestervirtuosen. Von diesen gegebenen Punkten
                     ausgehend, waren mir Ihre Klavierstücke
                     keine Überraschung – d. i.: ich wusste
                     beiläufig, was ich zu erwarten hatte.
                    
                    
                    
                    Es war mir demgemäß selbstverständlich,
                     dass ich mit einer subjektiven, eigenartigen
                     und auf das Gefühl gegründeten Kunst
                    zu tun
                     haben würde – und dass es verfeinerte
                     künstlerische Gebilde sein würden, 
                     mit denen Sie mich in Berührung brächten. Das hat sich alles erfüllt, und ich
                     freue mich innig einer solchen Erscheinung. Anders steht es mit meinem Eindruck
                     als Klavierspieler, von welchem ich – sei
                     es durch Erziehung, sei es durch fachmännische Einseitigkeit – nicht absehen
                     kann. – Was mir die ersten Bedenken
                     gegen Ihre Musik „als Klavierstück“ einflößt,
                     ist die wenige Breite des Satzes 
                     im Umfange der Zeit und des Raumes. Das Klavier ist ein kurzatmiges
                     Instrument, und man kann ihm nicht
                     genug nachhelfen. Ich habe Ihre Stücke nun den fünften Tag
                     bei mir und habe mich täglich mit ihnen
                     beschäftigt. Ich glaube Ihre Absichten zu
                     erfassen und getraute
                    
                    mich, nach einiger
                     Vorbereitung, die Klänge und
                    
                    Stimmungen nach
                     Ihrer Erwartung wiederzugeben. Doch ist die
                     Aufgabe, durch allzugroße Konzision
                                                                Gedrängtheit, Kürze, Bündigkeit (lat.: concisio).
                        
                        (das ist das Wort),
                    
                    erschwert. Da ich fürchte, missverstanden zu werden, so nehme
                     ich mir die Freiheit, Ihnen – zu meiner Verteidigung
                    
                    –
                     eine kleine Illustration meiner Worte zu geben. Sie schreiben:
                    
                    
                     
                        
                            |  | um das
                                 Orchestrale ins
                                 Pianistische zu
                                 übertragen: | Die hier vorliegende Passage erscheint in der Druckfassung von Busonis Bearbeitung leicht verändert – wohl aufgrund der sich in den folgenden Briefen anschließenden Diskussion (vgl. Theurich 1979, S. 67). |  
                    
                     Aber vielleicht entspricht das ganz und
                     gar nicht Ihren Absichten.
                                                                Ausgehend von dieser Passage aus der Bearbeitung des Klavierstücks op. 11 Nr. 2 durch Busoni entwickelt sich in den folgenden Briefen eine intensive Diskussion um Schönbergs Klavierstil, den Stellenwert einer Transkription sowie um eine mögliche Publikation der Werke. Vgl. hierzu die Briefe bis einschließlich 18. Juli 1910, zu Schönbergs Äußerungen zur Kompositionstechnik v. a. die Briefe vom 13. August 1909, 24. August 1909 und 3. Juli 1910. Ich werde aber die Sachen noch
                     durcharbeiten, bis sie mir ganz ins Blut
                     gedrungen. Dann denke ich vielleicht anders. Dieses soll weder ein Urteil noch eine
                     Kritik sein – welche beide ich mir (einer
                     solchen Individualität wie der Ihrigen gegenüber) nie anmaßen würde, sondern  nur
                     mein Bericht des empfangenen Eindrucks
                     und meine Meinung als Klavierspieler. – Seien Sie inzwischen bedankt und
                     freundschaftlich begrüßt.
                    Gerne hätte ich weiter
                    
                     Ihr Vertrauen, und sagen Sie,
                    wenn ich
                     sonst was tun soll. – | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                
                <opener>
                    <salute rend="align(center) space-below">Sehr verehrter <persName key="E0300023">Herr Schönberg</persName>!</salute>
                </opener>
                <p type="pre-split">Ich empfing <rs type="works" key="E0400112 E0400113">Ihre Stücke</rs> und <ref type="E010001" target="#D0100008">den
                    <lb/>begleitenden Brief</ref>. Beide zeigen von
                    <lb/>einem denkenden <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> fühlenden Menschen,
                    <lb/>als welchen ich Sie übrigens schon zu
                    <lb/>erkennen geglaubt habe. Ich kenne
                    <lb/>von Ihnen ein Quartett,
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300318">Es ist nicht vollkommen zu klären, ob <persName key="E0300023">Schönbergs</persName> Streichquartett <title key="E0400031">Nr. 1</title> oder <title key="E0400024">Nr. 2</title> gemeint ist. Die Vermutung, <persName key="E0300017">Busoni</persName> sei anlässlich seiner Lehrtätigkeit und der gleichzeitigen Uraufführung des <title key="E0400031">Streichquartetts Nr. 1</title> im <date when-iso="1907-02">Februar 1907</date> mit diesem Werk in Berührung gekommen <bibl>(<ref target="#E0800005"/>, S. 66 f.)</bibl>, geht insofern fehl, als <persName key="E0300017">Busonis</persName> <orgName key="E0600276">Meisterklasse</orgName> am <orgName key="E0600049"><placeName key="E0500002">Wiener</placeName> Konservatorium</orgName> erst im Herbst begann (<bibl><ref target="#E0800019"/>, S. 159</bibl>; <bibl><ref target="#E0800016"/>, S. 31</bibl>). Dennoch ist naheliegend, dass <persName key="E0300017">Busoni</persName> über Kenntnisse des <title key="E0400031">Streichquartetts Nr. 1</title> verfügte, war das Werk doch bereits <date when-iso="1907">1907</date> im <orgName key="E0600006">Dreililien-Verlag</orgName> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> veröffentlicht worden, das <title key="E0400024">Streichquartett Nr. 2</title> hingegen erst im Laufe des <date when-iso="1909-02">Februars 1909</date>, noch dazu im Selbstverlag.</note>
                    
                    Lieder<reg>,</reg>
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300318">Es ist unklar, welche Lieder <persName key="E0300023">Schönbergs</persName> <persName key="E0300017">Busoni</persName> zu diesem Zeitpunkt bekannt waren.</note>
                    
                    und
                    <lb/>seinerzeit hatte ich eine Partitur von
                    <lb/><title key="E0400012">Pelleas <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Melisande</title> in Händen.
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300023">Schönberg</persName> hatte <persName key="E0300017">Busoni</persName> bereits <date when-iso="1903">1903</date> <rs key="E0400012">Pelleas und Melisande</rs> aus Anlass der Aufführung seiner <rs key="E0400017">Instrumentierung</rs> von <persName key="E0300024">Schenkers</persName> <rs key="E0400016">Syrischen Tänzen</rs> bei den <orgName key="E0600003"><placeName key="E0500029">Berliner</placeName> Orchesterabenden</orgName> angeboten (vgl. den <ref target="#D0100001">Brief vom <date when-iso="1903-09-10">10. September 1903</date></ref>) und eine Partitur zukommen lassen (vgl. den <ref target="#D0100003">Brief vom <date when-iso="1903-09-20">20. September 1903</date></ref>). Zu einer Aufführung war es nicht gekommen, da <persName key="E0300023">Schönberg</persName> eine anderweitige Darbietung des Werks (im Rahmen der Konzerte der <orgName key="E0600008">Vereinigung schaffender Tonkünstler</orgName>) in Aussicht hatte und die Partitur zurückforderte (vgl. den <ref target="#D0100005">Brief vom <date when-iso="1903-12-16">16. Dezember 1903</date></ref>; siehe auch <bibl><ref target="#E0800008"/>, S. 101 f.</bibl>). <persName key="E0300017">Busoni</persName> scheint sich daran offenbar nicht mehr erinnert zu haben.</note>
                    
                    Die
                    <lb/><rs key="E0400017">Instrumentation</rs> von <persName key="E0300024">Schenker<orig>’</orig>s</persName> <rs key="E0400016">Tänzen</rs>
                    <lb/>(die ich in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> zur
                    Aufführung brachte)
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300318"><persName key="E0300017">Busoni</persName> hatte die <rs key="E0400016">Syrischen Tänze</rs> von <persName key="E0300024">Schenker</persName> in der <rs key="E0400017">Instrumentation</rs> von <persName key="E0300023">Schönberg</persName> im Rahmen des dritten Konzerts der <orgName key="E0600003"><placeName key="E0500029">Berliner</placeName> Orchesterabende</orgName> am <date when-iso="1903-11-05">5. November 1903</date> aufgeführt <bibl>(<ref target="#E0800019"/>, S. 332 f.)</bibl>.</note>
                    
                    <lb/>bewies den bewunderungswürdigen Orchester<choice><orig>-<lb break="no"/>V</orig><reg>v</reg></choice>irtuosen. Von diesen gegebenen Punkten
                    <lb/>ausgehend, waren mir <rs type="works" key="E0400112 E0400113">Ihre Klavierstücke</rs>
                    <lb/>keine Überraschung – d. i.: ich wu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>te
                    <lb/>beiläufig<reg>,</reg> was ich zu erwarten hatte.
                    
                    </p></div> | 
                                                
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                    Es war mir demgemäss selbstverständlich
                    dass ich mit einer subjectiven, eigenartigen
 u. auf das Gefühl gegründeten Kunst
                    zu thun
 haben würde – und dass es verfeinerte
 künstlerische Gebilde sein würden,
 die ichmit denen Sie mich in Berührung brächten.
 Das hat sich Alles erfüllt und ich
                    freue mich innig einer solchen Erscheinung.
 Anders steht es mit meinem Eindruck
                    als Klavierspieler, von welchem ich – sei
 es durch Erziehung, sei es durch fach-
 männische Einseitigkeit – nicht absehen
 kann. – Was mir die ersten Bedenken
 gegen Ihre Musik “als Clavierstück” einflösst
 ist die wenige Breite des Satzes
 undim Umfange der Zeit u. de
 rs Raumes. Das Klavier ist ein kurzathmiges
                    Instrument u. man kann ihm nicht
 genug nachhelfen.
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                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split">
                    
                    Es war mir demgemä<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice> selbstverständlich<reg>,</reg>
                    <lb/>dass ich mit einer subje<choice><orig>c</orig><reg>k</reg></choice>tiven, eigenartigen
                    <lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> auf das Gefühl gegründeten Kunst
                    zu t<orig>h</orig>un
                    <lb/>haben würde – und dass es verfeinerte
                    <lb/>künstlerische Gebilde sein würden, <del rend="strikethrough">die ich</del>
                    <lb/>mit denen Sie mich in Berührung brächten.</p>
                
                <p rend="indent-first">Das hat sich <choice><orig>A</orig><reg>a</reg></choice>lles erfüllt<reg>,</reg> und ich
                    <lb/>freue mich innig einer solchen Erscheinung.</p>
                
                <p rend="indent-first">Anders steht es mit meinem Eindruck
                    <lb/>als Klavierspieler, von welchem ich – sei
                    <lb/>es durch Erziehung, sei es durch fach
                    <lb break="no"/>männische Einseitigkeit – nicht absehen
                    <lb/>kann. – Was mir die ersten Bedenken
                    <lb/>gegen Ihre Musik <soCalled rend="dq-uu"><hi rend="underline">als <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavierstück</hi></soCalled> einflö<choice><orig>sst</orig><reg>ßt,</reg></choice>
                    <lb/>ist die wenige Breite des Satzes <del rend="strikethrough">und</del>
                    <lb/>im Umfange der Zeit <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> de<subst><del rend="overwritten">r</del><add place="across">s</add></subst> Raumes.</p>
                
                <p rend="indent-first">Das Klavier ist ein kurzat<orig>h</orig>miges
                    <lb/>Instrument<reg>,</reg> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> man kann ihm nicht
                    <lb/>genug nachhelfen.</p>
                
                </div> | 
                                                
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                Ich habe Ihre Stücke nun den fünften Tag
                    bei mir u. habe mich täglich mit ihnen
 beschäftigt. Ich glaube Ihre Absichten zu
 erfassen u. getraute
                                                                Theurich 1977 (166) und Beaumont 1987 (384) fälschlich: „getraue“ (bzw. „feel confident“.
                    
                    mich, nach einiger
 Vorbereitung, die Klänge u.
                                                                Theurich 1977 (166) und Theurich 1979 (152): „und“.
                    
                    Stimmungen nach
 Ihrer Erwartung wiederzugeben. Doch ist die
 Aufgabe, durch allzugroße Concision,
                                                                Gedrängtheit, Kürze, Bündigkeit (lat.: concisio).
                        
                        (das ist das Wort)
                    
                    erschwert.
 Da ich fürchte misverstanden zu werden, so nehme
                    ich mir die Freiheit, Ihnen – zu meiner Vertheidigung
                                                                Theurich 1977 (166) und Theurich 1979 (152): „Verteidigung“.
                    
                    –
 eine kleine Illustration meiner Worte zu geben. Sie schreiben:
 
                        * The * Library * of * Congress *
                            |  | um das
                                Orchestrale in’s
 Pianistische zu
 übertragen:
 | Die hier vorliegende Passage erscheint in der Druckfassung von Busonis Bearbeitung leicht verändert – wohl aufgrund der sich in den folgenden Briefen anschließenden Diskussion (vgl. Theurich 1979, S. 67). |  Aber vielleicht entspricht das ganz und
                     gar nicht Ihren Absichten.
                                                                Ausgehend von dieser Passage aus der Bearbeitung des Klavierstücks op. 11 Nr. 2 durch Busoni entwickelt sich in den folgenden Briefen eine intensive Diskussion um Schönbergs Klavierstil, den Stellenwert einer Transkription sowie um eine mögliche Publikation der Werke. Vgl. hierzu die Briefe bis einschließlich 18. Juli 1910, zu Schönbergs Äußerungen zur Kompositionstechnik v. a. die Briefe vom 13. August 1909, 24. August 1909 und 3. Juli 1910. | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                
                <p>Ich habe <rs type="works" key="E0400112 E0400113">Ihre Stücke</rs> nun den fünften Tag
                    <lb/>bei mir <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> habe mich täglich mit ihnen
                    <lb/>beschäftigt. Ich glaube Ihre Absichten zu
                    <lb/>erfassen <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> getraute
                    
                    <note resp="#E0300318" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (166)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800060"/> (384)</bibl> fälschlich: <q>getraue</q> (bzw. <q>feel confident</q>.</note>
                    
                    mich, nach einiger
                    <lb/>Vorbereitung, die Klänge <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice>
                    
                    <note resp="#E0300318" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (166)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (152)</bibl>: <q>und</q>.</note>
                    
                    Stimmungen nach
                    <lb/>Ihrer Erwartung wiederzugeben. Doch ist die
                    <lb/>Aufgabe, durch allzugroße <hi rend="underline"><choice><orig>Conc</orig><reg>Konz</reg></choice>ision</hi><orig>,</orig>
                        
                        <note type="commentary" resp="#E0300318">Gedrängtheit, Kürze, Bündigkeit (lat.: concisio).</note>
                        
                        <add place="above">(das ist das Wort)</add><reg>,</reg>
                    
                    erschwert.</p>
                
                <p rend="indent-first">Da ich fürchte<reg>,</reg> mis<reg>s</reg>verstanden zu werden, so nehme
                    <lb/>ich mir die Freiheit, Ihnen – zu meiner Vert<orig>h</orig>eidigung
                    
                    <note resp="#E0300318" type="commentary" subtype="ed_diff_minor"><bibl><ref target="#E0800004"/> (166)</bibl> und <bibl><ref target="#E0800005"/> (152)</bibl>: <q>Verteidigung</q>.</note>
                    
                    –
                    <lb/>eine kleine Illustration meiner Worte zu geben. Sie schreiben:
                    
                    <!-- wäre akkurater als Spaltensatz innerhalb des Absatzes zu realisieren, erforderte preprocessing von <cb/> zu <column> -->
                    <table rend="noborder margin-left">
                        <row>
                            <cell>
                                <notatedMusic>
                                    <ptr target="nb/D0100009-nb1.xml"/>
                                    <graphic width="150px" height="69px" url="D0100009_3_ex_1.png"/>
                                    <desc><persName key="E0300023">Arnold Schönberg</persName>, <title key="E0400019">Klavierstück op. 11 Nr. 2</title>, T. 40</desc>
                                </notatedMusic>
                            </cell>
                            <cell><p>um das
                                <lb/><hi rend="underline">Orchestrale</hi> in<orig>’</orig>s
                                <lb/><hi rend="underline">Pianistische</hi> zu
                                <lb/>übertragen:</p>
                            </cell>
                            <cell>
                                <notatedMusic>
                                    <ptr target="nb/D0100009-nb2.xml"/>
                                    <graphic width="123px" height="69px" url="D0100009_3_ex_2.png"/>
                                    <desc><persName key="E0300017">Ferruccio Busoni</persName>, <rs key="E0400032">Bearbeitung von <persName key="E0300023">Schönbergs</persName> op. 11 Nr. 2</rs>, T. 47</desc>
                                </notatedMusic>
                                
                                <note type="commentary" resp="#E0300318">Die hier vorliegende Passage erscheint in der Druckfassung von <rs key="E0400032"><persName key="E0300017">Busonis</persName> Bearbeitung</rs> leicht verändert – wohl aufgrund der sich in den folgenden Briefen anschließenden Diskussion (vgl. <bibl><ref target="#E0800005"/>, S. 67</bibl>).</note>
                            </cell>
                        </row>
                    </table>
                    
                    <note type="stamp" resp="#lc_st_red" place="margin-right"><stamp rend="round majuscule small">* The * Library * of * Congress *</stamp></note>
                    
                    <lb/>Aber vielleicht entspricht das ganz und
                    <lb/>gar nicht Ihren Absichten.
                    
                    <note type="commentary" resp="#E0300318">Ausgehend von dieser Passage aus der <rs key="E0400032">Bearbeitung</rs> des <rs key="E0400113">Klavierstücks op. 11 Nr. 2</rs> durch <persName key="E0300017">Busoni</persName> entwickelt sich in den folgenden Briefen eine intensive Diskussion um <persName key="E0300023">Schönbergs</persName> Klavierstil, den Stellenwert einer Transkription sowie um eine mögliche Publikation der Werke. Vgl. hierzu die Briefe bis einschließlich <ref target="#D0100022"><date when-iso="1910-07-18">18. Juli 1910</date></ref>, zu <persName key="E0300023">Schönbergs</persName> Äußerungen zur Kompositionstechnik v. a. die Briefe vom <ref target="#D0100012"><date when-iso="1909-08-13">13. August 1909</date></ref>, <ref target="#D0100014"><date when-iso="1909-08-24">24. August 1909</date></ref> und <ref target="#D0100020"><date when-iso="1910-07-03">3. Juli 1910</date></ref>.</note>
                
                </p>
                
                </div> | 
                                                
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                Ich werde aber die Sachen noch
                    durcharbeiten, bis sie mir ganz in’s Blut
 gedrungen. Dann denke ich vielleicht anders.
 Dieses soll weder ein Urtheil, noch eine
                    Kritik sein – welche beide ich mir (einer
 solchen Individualität wie der Ihrigen gegen-
 -über) nie anmaassen würde, sondern
 durchnurmein Bericht des empfangenen Eindrucks
 u. meine Meinung als Clavierspieler. –
 Seien Sie inzwischen bedankt und
                    freundschaftlich begrüsst.
                    Gerne hätte ich weiter* The * Library * of * Congress *
 Ihr Vertrauen und sagen Sie,
 waswenn ichsonst was thun soll. –
 | 
                                                            
                                                                <div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
                
                <p rend="indent-first">Ich werde aber die Sachen noch
                    <lb/>durcharbeiten, bis sie mir ganz in<orig>’</orig>s Blut
                    <lb/>gedrungen. Dann denke ich vielleicht anders.</p>
                
                <p>Dieses soll weder ein Urt<choice><orig>heil,</orig><reg>eil</reg></choice> noch eine
                    <lb/>Kritik sein – welche beide ich mir (einer
                    <lb/>solchen Individualität wie der Ihrigen gegen
                    <lb break="no" rend="after:-"/>über) nie anma<choice><orig>ass</orig><reg>ß</reg></choice>en würde, sondern <del rend="strikethrough">durch</del> nur
                    <lb/>mein Bericht des empfangenen Eindrucks
                    <lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> meine Meinung als <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavierspieler. –</p>
                
                <p rend="indent-first">Seien Sie inzwischen bedankt und
                    <lb/>freundschaftlich begrü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>t.
                    Gerne hätte ich weiter
                    
                    <note type="stamp" resp="#lc_st_red" place="margin-right"><stamp rend="round majuscule small">* The * Library * of * Congress *</stamp></note>
                    
                    <lb/>Ihr Vertrauen<reg>,</reg> und sagen Sie,
                    <subst><del rend="strikethrough">was</del><add place="above">wenn</add></subst> ich
                    <lb/>sonst was t<orig>h</orig>un soll. –</p>
                <closer>
                    <salute rend="align(center)">Ihr sehr ergebener</salute>
                    <signed rend="align(right)"><persName key="E0300017">Ferruccio Busoni</persName></signed>
                    <dateline rend="align(left)"><date when-iso="1909-07-26">26<reg>.</reg> Juli 1909.</date></dateline>
                </closer>
                
            </div> |