Jella Oppenheimer an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Aussee · 22. August 1908

Faksimile
Diplomatische Umschrift
Lesefassung
XML
Mus. ep. J. Oppenheimer 6 (Busoni-Nachl. BII)
[1]
Mus. Nachl. F. Busoni BII, 3437
Ramgut
Aussee Steyermark
den 22.8.1908

Lieber werter Freund

was müßen Sie von meinem
Schweigen nur denken? Es liegt
so viel dazwischen und in dieser
Zeit der Wort und Rastlosigkeit
wollte ich nicht schreiben.

Ostende hat mir bis zuletzt nicht
behagt und erst die Rückreise über
Antwerpen–. Brüssel hat mir etwas
Entschädigung gebracht, trotzdem
ich zu unfrisch war um alles
Schöne voll aufzunehmen!

Einige Tage, die ich in Wien

Ramgut Aussee Steyermark den 22.8.1908

Lieber werter Freund,

was müssen Sie von meinem Schweigen nur denken? Es liegt so viel dazwischen und in dieser Zeit der Wort- und Rastlosigkeit wollte ich nicht schreiben.

Ostende hat mir bis zuletzt nicht behagt und erst die Rückreise über Antwerpen–. Brüssel hat mir etwas Entschädigung gebracht, trotzdem ich zu unfrisch war, um alles Schöne voll aufzunehmen!

Einige Tage, die ich in Wien verbracht habe, haben mir keine freie Zeit gelassen und seit meiner Ankunft in Aussee verfüge ich weniger dann je über eine ruhige Stunde.

Wir sind einige zwanzig Menschen im Hause und es ist mühsam, all diese Elemente zu einen.

Denken Sie sich ungezählte Fäden, die stündlich durch — allerlei Unverstand verwirrt werden, meine Aufgabe ist, sie immer wieder zu lösen. Oftmals ist das Knäul so groß, dass ich verzagen möchte und es alle Kraft braucht, um mit endloser Geduld —die mir keineswegs angeboren ist — die Fäden schön säuberlich zu sondern ohne sie abzureißen. So manche zurren und ziehen an meinem Herzen und die Anspannung der Nerven nimmt den Schlaf. Allmählig, hoffe ich, wird alles glatter, ruhiger werden, und ich werde wieder zum Bewusstsein des eigenen Daseins kommen. Die Landschaft erquickt mich durch ihren Frieden und ist erholend nach der Unrast des Sinnes.

Morgen erwarte ich Bruckmanns’ Vermutlich kam neben Frau Bruckmann auch ihr Mann zu Besuch. (S. 3) als Gäste, Hofmannsthal ist bereits eingerückt und arbeitet so fleißig, dass ich ihn meist erst am Abend sehe. Er sagte erst gestern wieder wie sehr er sich mit Ihrer Bekanntschaft gefreut. Benni habe ich leider nicht mehr gefunden und Ihr kleiner Sohn war nicht daheim wie ich Gualitto besucht habe. Wie gerne möchte ich Sie herzaubern! Ich hoffe innig es fügt sich einmal und wir verleben wohltuend, harmonische Tage unter diesem Dach – anders als die jetzigen, deren Anforderung an mich oft gar zu groß sind.

Ein Schmerz ist und bleibt es mir, dass die Wiener Tage Vom 21. April bis zum 15. Juli 1908 unterrichtete Busoni 25 Schüler in Wien und wohnte im Todesco Palais. Zudem fand auch im Juni ein Musikabend im Todesco Palais mit den Schülern statt, zu dem Oppenheimer einlud.(, S.163-166) zu Ende sind, wie werde ich Sie vermissen, liebster Freund! Ihr Brief war mir eine Herzensfreude und ich habe ihn im Geist tausendfach erwidert, auch und oft mit ganzer Seele zu Ihnen gesprochen und mitgelebt, nur ist es zu keiner greifbaren Form geworden, da ich nicht schreiben konnte.

Jetzt suchen Sie meine Gedanken daheim und ich freue mich auf ein Zusammensein im Oktober, daran halte ich fest.

Frau Greta bitte ich innigst zu grüßen, den jungen Grünberg und Closson auch herzlichsts, hoffentlich sehen wir uns im Herbst.

Von Petri hatte ich eine liebe Karte, er weiß nun auch, dass ich komme. Vielleicht findet sich die ganze Kolonie hier einmal zusammen, das wäre herrlich.

23. August 1908Sonntag

Ich wurde unterbrochen, hatte die Post versäumt und inzwischen habe ich heute Morgen Ihren lieben Brief über Wien erhalten. Entschuldigen Sie jeden unangenehmen Gedanken, liebster Freund, ich bitte Sie; es tut mir weh, Sie auch nur für einen Augenblick damit belastet zu wissen.

Aus ganzem Herzen freudigst wird Ihr Wunsch erfüllt und ich beauftrage die Kreditanstalt mit dieser Post 5000 MK. an Ihre Adresse zu senden.

Da all meine Geldangelegenheiten durch Gomperz-Lieben erledigt werden, ich, so merkwürdig es klingen mag, nie Bargeld liegen habe, weil ich mehr brauche als ich soll und darf, ich andererseits nicht will, dass Ihr Name genannt wird, habe ich mich an die Kreditanstalt gewendet, wo ich ein kleines Effekten Depõt habe.

Da Sie selbst die Rückzahlung an die Bank zu machen wünschen, so schreibe ich die Adresse auf und gebe die ferner an unter welcher es zu machen ist. An die K.K. priv. oesterr. Kreditanstalt für Handel und Gewerbe. Wien - I am Hof. - Zur Gutschrift auf das Konto Bar. Jella Oppenheimer. Todesco-Wien I Kärnthnerstraße 51.

Warum müssen diese Widrigkeiten die besten und edelsten Menschen quälen. Was gäbe ich, gerade Sie verschont zu wissen von sorgenden Gedanken, an den Zwang der Reisen, die Ihre kostbare Zeit einengen und Sie nicht immer frei schaffen lassen. Wie unanständig ist das Schicksal – und doch auch gütig, hat es mir doch Ihre Freundschaft gebracht, die mir so viel bedeutet.

Immer und für alle Zeiten hält dieselbe hoch und treu

Ihre Jella Oppenheimer

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="shelfmark" resp="#archive"><del rend="strikethrough">Mus. ep. J. Oppenheimer 6 (Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>BII<handShift new="#archive"/>)</del></note> <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[1]</note> <note type="shelfmark" resp="#archive"> Mus. Nachl. F. Busoni BII, 3437</note> <opener> <dateline> <fw rend="align(center)"><placeName><placeName key="E0500923">Ramgut</placeName> <lb/><placeName key="E0500901">Aussee</placeName> Steyermark</placeName> </fw> <seg rend="align(right)"><date when-iso="1908-08-22">den 22.8.1908</date></seg> </dateline> <salute rend="indent-2-first">Lieber <persName key="E0300017">werter Freund</persName><reg>,</reg></salute> </opener> <p>was mü<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>en Sie von meinem <lb/>Schweigen nur denken? Es liegt <lb/>so viel dazwischen und in dieser <lb/>Zeit der Wort<reg>-</reg> und Rastlosigkeit <lb/>wollte ich nicht schreiben.</p> <p><placeName key="E0500492">Ostende</placeName> hat mir bis zuletzt nicht <lb/>behagt und erst die Rückreise über <lb/><placeName key="E0500479">Antwerpen–</placeName>. <placeName key="E0500535">Brüssel</placeName> hat mir etwas <lb/>Entschädigung gebracht, trotzdem <lb/>ich zu unfrisch war<reg>,</reg> um alles <lb/>Schöne voll aufzunehmen!</p> <p type="pre-split">Einige Tage, die ich in <placeName key="E0500002">Wien</placeName> </p></div>
2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
2XML


verbracht habe, haben mir keine
freie Zeit gelassen und seit
meiner Ankunft in Aussee
verfüge ich weniger dann je
über eine ruhige Stunde.


Wir sind einige zwanzig Menschen
im Hause und es ist mühsam all
diese Elemente zu einen.

Denken Sie sich ungezählte Fäden,
die stündlich durch — allerlei Unverstand.
verwirrt werden, meine Aufgabe
ist sie immer wieder zu lösen. Oftmals
ist das Knäul so groß, daß ich verzagen
möchte und es alle Kraft braucht Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split"> <lb/>verbracht habe, haben mir keine <lb/>freie Zeit gelassen und seit <lb/>meiner Ankunft in <placeName key="E0500901">Aussee</placeName> <lb/>verfüge ich weniger dann je <lb/>über eine ruhige Stunde.</p> <p> <lb/>Wir sind einige zwanzig Menschen <lb/>im Hause und es ist mühsam<reg>,</reg> all <lb/>diese Elemente zu einen.</p> <p type="pre-split">Denken Sie sich ungezählte Fäden, <lb/>die stündlich durch — allerlei Unverstand<choice><orig>.</orig><reg> </reg></choice> <lb/>verwirrt werden, meine Aufgabe <lb/>ist<reg>,</reg> sie immer wieder zu lösen. Oftmals <lb/>ist das Knäul so groß, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> ich verzagen <lb/>möchte und es alle Kraft braucht<reg>,</reg> <note type="stamp" place="bottom-right" resp="#dsb_st_red"> <stamp xml:id="stamp_2" rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/> <placeName key="E0500029"> <hi rend="spaced-out">Berlin</hi> </placeName> </stamp> </note> </p></div>
3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
3XML

[2]
um mit endloser Geduld |die mir
keineswegs angeboren ist | die Fäden
schön säuberlich zu sondern ohne
sie abzureißen. So manche zurren
und ziehen an meinem Herzen
und die Anspannung der Nerven
[…] 1 Wort: durchgestrichen. nimmt den Schlaf. Allmälig,
hoffe ich, wird alles glatter, ruhiger
werden und ich werde wieder
zum Bewußtsein des eigenen
Daseins kommen. Die Landschaft
erquickt mich durch ihren Frieden
und ist erholend nach der Unrast
des Sinnes.

Morgen erwarte ich Bruckmanns’ Vermutlich kam neben Frau Bruckmann auch ihr Mann zu Besuch. (S. 3) Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split"> <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[2]</note> <lb/>um mit endloser Geduld <choice><orig>|</orig><reg>—</reg></choice>die mir <lb/>keineswegs angeboren ist <choice><orig>|</orig><reg>—</reg></choice> die Fäden <lb/>schön säuberlich zu sondern ohne <lb/>sie abzureißen. So manche zurren <lb/>und ziehen an meinem Herzen <lb/>und die Anspannung der Nerven <lb/><del rend="strikethrough"><gap reason="strikethrough" extent="1" unit="word"/></del> nimmt den Schlaf. Allmä<reg>h</reg>lig, <lb/>hoffe ich, wird alles glatter, ruhiger <lb/>werden<reg>,</reg> und ich werde wieder <lb/>zum Bewu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>tsein des eigenen <lb/>Daseins kommen. Die Landschaft <lb/>erquickt mich durch ihren Frieden <lb/>und ist erholend nach der Unrast <lb/>des Sinnes.</p> <p type="pre-split">Morgen erwarte ich <persName key="E0300865">Bruckmanns’</persName><note type="commentary" resp="#E0300834">Vermutlich kam neben <persName key="E0300865">Frau Bruckmann</persName> auch <persName key="E0300876">ihr Mann</persName> zu Besuch. (<bibl><ref target="#D0102146">S. 3</ref></bibl>)</note> <note type="stamp" place="bottom-left" resp="#dsb_st_red"> <stamp sameAs="#stamp_2" rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/> <placeName key="E0500029"> <hi rend="spaced-out">Berlin</hi> </placeName> </stamp> </note> </p></div>
4Faksimile
4Diplomatische Umschrift
4XML


als Gäste, Hofmannsthal ist bereits
eingerückt und arbeitet so fleißig,
daß ich ihn meist erst am Abend
sehe. Er sagte erst gestern wieder
wie sehr er sich mit Ihrer Bekannt⸗
schaft gefreut. Benni habe ich leider
nicht mehr gefunden und Ihr kleiner
Sohn
war nicht daheim wie ich Gualitto
besucht habe. Wie gerne möchte
ich Sie herzaubern! Ich hoffe innig
es fügt sich einmal und wir
verleben wohltuend, harmonische
Tage unter diesem Dach – anders
als die jetzigen, deren Anforderung an
mich oft gar zu groß sind.

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split"> <lb/>als Gäste, <persName key="E0300048">Hofmannsthal</persName> ist bereits <lb/>eingerückt und arbeitet so fleißig, <lb/>da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> ich ihn meist erst am Abend <lb/>sehe. Er sagte erst gestern wieder <lb/><hi rend="underline">wie</hi> sehr er sich mit Ihrer Bekannt <lb break="no"/>schaft gefreut. <persName key="E0300060">Benni</persName> habe ich leider <lb/>nicht mehr gefunden und <persName key="E0300153">Ihr kleiner <lb/>Sohn</persName> war nicht daheim wie ich <persName key="E0300874">Gualitto</persName> <lb/>besucht habe. Wie gerne möchte <lb/>ich Sie herzaubern! Ich hoffe innig <lb/>es fügt sich einmal und wir <lb/>verleben wohltuend, harmonische <lb/>Tage unter diesem Dach – anders <lb/>als die jetzigen, deren Anforderung an <lb/>mich oft gar zu groß sind.</p> </div>
5Faksimile
5Diplomatische Umschrift
5XML
2
B II, 3437
[3]
Ramgut
Aussee Steyermark

Ein Schmerz ist und bleibt es
mir, daß die Wiener Tage Vom 21. April bis zum 15. Juli 1908 unterrichtete Busoni 25 Schüler in Wien und wohnte im Todesco Palais. Zudem fand auch im Juni ein Musikabend im Todesco Palais mit den Schülern statt, zu dem Oppenheimer einlud.(, S.163-166)
zu Ende sind, wie werde ich Sie
vermissen, liebster Freund!
Ihr Brief war mir eine Herzens⸗
freude und ich habe ihn im
Geist tausendfach erwidert, auch
und oft mit ganzer Seele zu
Ihnen gesprochen und mitgelebt, nur
ist es zu keiner greifbaren
Form geworden, da ich nicht
schreiben konnte.

Jetzt suchen Sie meine
Gedanken daheim und ich freue
mich [auf] ein Zusammensein im Oktober

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="foliation" resp="#major_hand" rend="rotate(-45)" place="margin-left"><hi rend="underline">2</hi></note> <note type="shelfmark">B II, 3437</note> <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[3]</note> <fw rend="align(center)"><placeName key="E0500923">Ramgut</placeName> <lb/><placeName key="E0500901">Aussee</placeName> Steyermark</fw> <p>Ein Schmerz ist und bleibt es <lb/>mir, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> die <placeName key="E0500002">Wiener</placeName> Tage <note type="commentary" resp="#E0300834">Vom <date when-iso="1908-04-21">21. April</date> bis zum <date when-iso="1908-07-15">15. Juli 1908</date> unterrichtete <persName key="E0300017">Busoni</persName> 25 Schüler in <placeName key="E0500002">Wien</placeName> und wohnte im <placeName key="E0500927">Todesco Palais</placeName>. Zudem fand auch im <date when-iso="1908-06">Juni</date> ein Musikabend im <placeName key="E0500927">Todesco Palais</placeName> mit den Schülern statt, zu dem <persName key="E0300819">Oppenheimer</persName> einlud.(<listBibl><bibl><ref target="#E0800019">, S.163-166</ref></bibl></listBibl>)</note> <lb/>zu Ende sind, wie werde ich Sie <lb/>vermissen, liebster Freund! <lb/>Ihr Brief war mir eine Herzens <lb break="no"/>freude und ich habe ihn im <lb/>Geist tausendfach erwidert, auch <lb/>und oft mit ganzer Seele zu <lb/><add place="margin-left">Ihnen</add> gesprochen und mitgelebt, nur <lb/>ist es zu keiner greifbaren <lb/>Form geworden, da ich nicht <lb/>schreiben konnte.</p> <p type="pre-split">Jetzt suchen Sie meine <lb/>Gedanken daheim und ich freue <lb/>mich <supplied reason="omitted">auf</supplied> ein Zusammensein im Oktober<reg>,</reg> </p></div>
6Faksimile
6Diplomatische Umschrift
6XML


daran halte ich fest.


Frau Greta bitte ich innigst zu grüßen,
den jungen Grünberg und Closson auch
herzlichsts, hoffentlich sehen wir uns
im Herbst.

Von Petri hatte ich eine liebe Karte,
er weiß nun auch, daß ich komme.
Vielleicht findet sich die ganze
Kolonie hier einmal zusammen,
das wäre herrlich.

23. August 1908Sonntag

Ich wurde unterbrochen, hatte
die Post versäumt und inzwischen
habe ich heute Morgen Ihren
lieben Brief über Wien erhalten. Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split"> <lb/>daran halte ich fest.</p> <p> <lb/><persName key="E0300867">Frau Greta</persName> bitte ich innigst zu grüßen, <lb/>den jungen <persName key="E0300520">Grünberg</persName> und <persName key="E0300521">Closson</persName> auch <lb/>herzlichsts, hoffentlich sehen wir uns <lb/>im Herbst.</p> <p rend="indent-first"> Von <persName key="E0300031">Petri</persName> hatte ich eine liebe Karte, <lb/>er weiß nun auch, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> ich komme. <lb/>Vielleicht findet sich die ganze <lb/>Kolonie hier einmal zusammen, <lb/>das wäre herrlich.</p> <p rend="align(center)"> <seg rend="underline"><date when-iso="1908-08-23">Sonntag</date></seg></p> <p type="pre-split">Ich wurde unterbrochen, hatte <lb/>die Post versäumt und inzwischen <lb/>habe ich heute Morgen Ihren <lb/>lieben Brief über <placeName key="E0500002">Wien</placeName> erhalten. <note type="stamp" place="bottom-right" resp="#dsb_st_red"> <stamp xml:id="stamp_6" rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/> <placeName key="E0500029"> <hi rend="spaced-out">Berlin</hi> </placeName> </stamp> </note> </p></div>
7Faksimile
7Diplomatische Umschrift
7XML

[4]
Entschuldigen Sie jeden unangenehmen
Gedanken, liebster Freund, ich bitte
Sie; es tut mir weh Sie auch nur
für einen Augenblick damit
belastet zu wissen.


Aus ganzem Herzen freudigst
wird Ihr Wunsch erfüllt und ich
beauftrage die Kreditanstalt mit
dieser Post 5000 MK. an Ihre Adresse
zu senden.

Da all meine Geldangelegenheiten
durch Gomperz.Lieben Transkription unsicher: unleserlich. Alternative Lesart:
Gomperz-Lieben
erledigt
werden, ich. so merkwürdig es
klingen mag, nie Bargeld liegen
habe, weil ich mehr brauche als Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split"> <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[4]</note> <lb/>Entschuldigen Sie jeden unangenehmen <lb/>Gedanken, <persName key="E0300017">liebster Freund</persName>, ich bitte <lb/>Sie; es tut mir weh<reg>,</reg> Sie auch nur <lb/>für einen Augenblick damit <lb/>belastet zu wissen.</p> <p> <lb/>Aus ganzem Herzen freudigst <lb/>wird Ihr Wunsch erfüllt und ich <lb/>beauftrage die <orgName key="E0600219">Kreditanstalt</orgName> mit <lb/>dieser Post 5000 MK. an <placeName key="E0500360">Ihre Adresse</placeName> <lb/>zu senden.</p> <p type="pre-split">Da all meine Geldangelegenheiten <lb/>durch <choice><unclear cert="high" reason="illegible"><orgName key="E0600219"><persName key="E0300868">Gomperz</persName><choice><orig>.</orig><reg>-</reg></choice><persName key="E0300873">Lieben</persName></orgName></unclear><unclear cert="low">Gomperz-Lieben</unclear></choice> erledigt <lb/>werden, ich<choice><orig>.</orig><reg>,</reg></choice> so merkwürdig es <lb/>klingen mag, nie Bargeld liegen <lb/>habe, weil ich mehr brauche als <note type="stamp" place="bottom-left" resp="#dsb_st_red"> <stamp sameAs="#stamp_6" rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/> <placeName key="E0500029"> <hi rend="spaced-out">Berlin</hi> </placeName> </stamp> </note> </p></div>
8Faksimile
8Diplomatische Umschrift
8XML


ich soll und darf, ich andererseits nicht
will, daß Ihr Name genannt wird,
habe ich mich an die Kreditanstalt
gewendet, wo ich ein kleines Effekten
Depõt habe.

Da Sie selbst die Rückzahlung an die
Bank zu machen wünschen, so schreibe
ich die Adresse auf und gebe die Ferner
an unter welcher es zu machen
ist. An die K.K. priv. oesterr.
Kreditanstalt für Handel und
Gewerbe
. Wien ⸗ I am Hof.
⸗ Zur Gutschrift auf das Konto
Bar. Jella Oppenheimer. Todesco-Wien
I Kärnthnerstraße 51.

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split"> <lb/>ich soll und darf, ich andererseits nicht <lb/>will, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> Ihr Name genannt wird, <lb/>habe ich mich an die <orgName key="E0600219">Kreditanstalt</orgName> <lb/>gewendet, wo ich ein kleines Effekten <lb/>Depõt habe.</p> <p> Da Sie selbst die Rückzahlung an die <lb/>Bank zu machen wünschen, so schreibe <lb/>ich die Adresse auf und gebe die <choice><orig>F</orig><reg>f</reg></choice>erner <lb/>an unter welcher es zu machen <lb/>ist. An die <orgName key="E0600219">K.K. priv. oesterr. <lb/>Kreditanstalt für Handel und <lb/>Gewerbe</orgName>. <placeName key="E0500928">Wien <pc>⸗</pc> I am Hof</placeName>. <lb/><pc>⸗</pc> Zur Gutschrift auf das Konto <lb/>Bar. <persName key="E0300819">Jella Oppenheimer. Todesco</persName>-<placeName key="E0500002">Wien</placeName> <lb/><seg rend="indent-4"><placeName key="E0500927">I Kärnthnerstraße 51.</placeName></seg></p> </div>
9Faksimile
9Diplomatische Umschrift
9XML
B II, 3437
[5]
Ramgut
Aussee Steyermark

Warum müssen diese Widrig⸗
keiten die besten und edelsten
Menschen quälen. Was gäbe
ich gerade Sie verschont zu wißen
von sorgenden Gedanken,
an den Zwang der Reisen,
die Ihre kostbare Zeit einengen
und Sie nicht immer frei
schaffen laßen. Wie unanständig
ist das Schicksal – und doch auch
gütig. hat es mir doch Ihre
Freundschaft gebracht, die mir
so viel bedeutet.

Immer und für alle Zeiten
hält dieselbe hoch und treu

Ihre Jella Oppenheimer

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="shelfmark" place="top-center" resp="#archive">B II, 3437</note> <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[5]</note> <fw rend="align(center)"><placeName key="E0500923">Ramgut</placeName> <lb/><placeName key="E0500901">Aussee</placeName> Steyermark</fw> <p> Warum müssen diese Widrig <lb break="no"/>keiten die besten und edelsten <lb/>Menschen quälen. Was gäbe <lb/>ich<reg>,</reg> gerade Sie verschont zu wi<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>en <lb/>von sorgenden Gedanken, <lb/>an den Zwang der Reisen, <lb/>die Ihre kostbare Zeit einengen <lb/>und Sie nicht immer frei <lb/>schaffen la<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>en. Wie unanständig <lb/>ist das Schicksal – und doch auch <lb/>gütig<choice><orig>.</orig><reg>,</reg></choice> hat es mir doch Ihre <lb/>Freundschaft gebracht, die mir <lb/>so viel bedeutet.</p> <closer><salute>Immer und für alle Zeiten <lb/>hält dieselbe hoch und treu</salute> <signed rend="indent-3">Ihre <persName key="E0300819">Jella Oppenheimer</persName></signed></closer> </div>
10Faksimile
10Diplomatische Umschrift
10XML
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="stamp" place="bottom-right" resp="#dsb_st_red"> <stamp xml:id="stamp_10" rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/> <placeName key="E0500029"> <hi rend="spaced-out">Berlin</hi> </placeName> </stamp> </note> </div>
11Faksimile
11Diplomatische Umschrift
11XML
[6]
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="foliation" place="top-left" resp="#archive">[6]</note> <note type="stamp" place="bottom-left" resp="#dsb_st_red"> <stamp sameAs="#stamp_6" rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/> <placeName key="E0500029"> <hi rend="spaced-out">Berlin</hi> </placeName> </stamp> </note> </div>
12Faksimile
12Diplomatische Umschrift
12XML
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> </div>

Dokument

buildStatus: in Korrekturphase XML Faksimile Download / Zitation

Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 3437 | olim: Mus.ep. J. Oppenheimer 6 |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
6 Blatt, 9 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Jella Oppenheimer, Brieftext in violetter Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das Briefdatum ergänzt hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)

Zusammenfassung
Oppenheimer berichtet von ihrer Belgienreise, ihren Erlbenissen in Aussee und teilt Busoni ihre Bankdaten mit, dass er das erbittete Geld erhält.
Incipit
was müssen Sie von meinem Schweigen nur denken!

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
16. Dezember 2023: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition