|
36.23. Dez. 916
Hochverehrter Freund,
es ist doch Etwas
respektgebietendes um die Unbeirr- barkeit der Zeit, die – unbeküm̅ert –
nur ihre Zeiten u. Tage einhält,
wie sehr auch die Menschen sich
verlaufen. Darum ist es eine
begründete Sitte, dass Freunde an
solchen Wendepunkten sich die
Hände reichen, ihre Gedanken u.
Empfindungen austauschen.
Nehmen Sie also
auch meinen Glückwunsch
freundlich an – eine derartige
Annäherung ist gleich einem
Pulsschlag im Rhythmus des Lebens.
Danken wir dem
Schicksal, dass Sie noch so sehr
jung sind, u. wenn Ihr Winter
kommen sollte, dannsofe wird unter
der Schneedecke eine neue Saat
heranreifen.
|
Hochverehrter Freund,
es ist doch etwas
Respektgebietendes um die Unbeirrbarkeit der Zeit, die – unbekümmert –
ihre Zeiten und Tage einhält,
wie sehr auch die Menschen sich
verlaufen. Darum ist es eine
begründete Sitte, dass Freunde an
solchen Wendepunkten sich die
Hände reichen, ihre Gedanken und
Empfindungen austauschen.
Nehmen Sie also
auch meinen Glückwunsch
freundlich an – eine derartige
Annäherung ist gleich einem
Pulsschlag im Rhythmus des Lebens.
Danken wir dem
Schicksal, dass Sie noch so sehr
jung sind, und wenn Ihr Winter
kommen sollte, dann wird unter
der Schneedecke eine neue Saat
heranreifen.
Der Herbst erschien mir
immer als die schönste Jahreszeit – nur wünschte ich mir
den Frieden dazu (hier
haben Sie mich missverstanden)
– Ihnen Frieden,
Be-friedigung,
Zu-friedenheit,
und vor allem die Schöpfung eines
Werkes, das Ihre Persönlichkeit und
Reife vollkommen ausdrückt,
Ihnen und der Schweiz ein bleibendes
Denkmal. Die Alpen, Hannibal,
Napoleon, der freie Staat …
Kennen Sie einen besseren Wunsch?
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="numbering" place="top-right" resp="#archive">36.</note>
<note type="dating" resp="#archive" place="right" xml:id="arch_date">23. Dez. 916</note>
<opener>
<salute rend="indent">Hochverehrter Freund,</salute>
</opener>
<p rend="indent-2-first">es ist doch <choice><orig>E</orig><reg>e</reg></choice>twas
<lb/><choice><orig>r</orig><reg>R</reg></choice>espektgebietendes um die Unbeirr
<lb break="no"/>barkeit der Zeit, die – unbekü<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>ert –
<lb/><del rend="strikethrough">nur</del> ihre Zeiten <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Tage einhält,
<lb/>wie sehr auch die Menschen sich
<lb/>verlaufen. Darum ist es eine
<lb/>begründete Sitte, dass Freunde an
<lb/>solchen Wendepunkten sich die
<lb/>Hände reichen, ihre Gedanken <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice>
<lb/>Empfindungen austauschen.</p>
<p rend="indent-2-first">Nehmen Sie also
<lb/>auch meinen Glückwunsch
<lb/>freundlich an – eine derartige
<lb/>Annäherung ist gleich einem
<lb/>Pulsschlag im Rhythmus des Lebens.</p>
<p rend="indent-2-first">Danken wir dem
<lb/>Schicksal, dass Sie noch so sehr
<lb/>jung sind, <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> wenn Ihr Winter
<lb/>kommen sollte, <subst><add place="above">dann</add><del rend="strikethrough">sofe</del></subst> wird unter
<lb/>der Schneedecke eine neue Saat
<lb/>heranreifen.</p>
</div>
|
|
(2)
Der Herbst erschien mir
immer als die schönste Jahres- zeit – nur wünschte ich mir
den Frieden dazu, wo (hier
haben Sie mich misverstanden)
– Ihnen Frieden,
Be-friedigung,
Zu-friedenheit,
u. vor Allem die Schöpfung eines
Werkes, das Ihre Persönlichkeit u.
Reife vollkommen ausdrückt,
Ihnen u. der Schweiz ein bleibendes
Denkmal. Die Alpen, Alexander,Hannibal,
Napoleon, der freie Staat .. _ _ _ _
Kennen Sie einen besseren Wunsch?
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">(2)</note>
<p rend="indent-first">Der Herbst erschien mir
<lb/>immer als die schönste Jahres
<lb break="no"/>zeit – nur wünschte ich mir
<lb/>den Frieden dazu<orig>,</orig> <del rend="strikethrough">wo</del> (hier
<lb/>haben Sie mich mis<reg>s</reg>verstanden)
<lb/>– Ihnen Frieden,
<lb/><seg rend="align(center)">Be-friedigung,</seg>
<lb/><seg rend="align(right)">Zu-friedenheit,</seg>
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> vor <choice><orig>A</orig><reg>a</reg></choice>llem die Schöpfung eines
<lb/>Werkes, das Ihre Persönlichkeit <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice>
<lb/>Reife vollkommen ausdrückt,
<lb/>Ihnen <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> der <placeName key="E0500092">Schweiz</placeName> ein bleibendes
<lb/>Denkmal. Die <placeName key="E0500308">Alpen</placeName>, <subst><del rend="strikethrough"><persName key="E0300363">Alexander</persName></del><del rend="none">,</del><add place="above"><persName>Hannibal</persName>,</add></subst>
<lb/><persName key="E0300220">Napoleon</persName>, der freie Staat <choice><orig>.. _ _ _ _</orig><reg>…</reg></choice></p>
<p rend="indent-first">Kennen Sie einen besseren Wunsch?</p>
<closer>
<salute rend="indent-2">Verehrungsvoll</salute>
<signed rend="align(right)">Ihr <persName key="E0300017">F Busoni</persName></signed>
<dateline><date when-iso="1916-12-23">23 D 1916</date>.</dateline>
</closer>
</div>
|
|
[Rückseite von Textseite 1, vacat]
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="objdesc" resp="#E0300314">[Rückseite von Textseite 1, vacat]</note>
</div>
|
|
[Rückseite von Textseite 2, vacat]
|
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split">
<note type="objdesc" resp="#E0300314">[Rückseite von Textseite 2, vacat]</note>
</div>
|