ich pflege meinen Arbeitstag mit
Briefschreiben zu beginnen und
Ihre freundliche Karte gibt mir
willkommene Veranlassung, mich meine Morgengedanken an Sie zu
richten. Ich danke Ihnen für Ihre
freundschaftliche Antheilnahme. –
Bezieht sich Ihr Wissen von dem
sogenannten “grossen Erfolg” auf den
Brief Bekker’s in der Frankf. Ztg.? Er
hat mir nicht sehr gefallen,u. strotzt
von Unrichtigen Prämissen u. Schlüssen
u. tappt gar zu wohlmeinend mir
auf die Schulter. (Danach würde ich
meine Ansicht vom Kritikerthum nicht
revidieren!) Genug, dass er auf das
Publikum recht eindrucksvoll wirkt – –
dieses Ergebnis konnte ich ungefähr
beobachten.
Meine beiden kleinen opern sind
“Intermezzi”, sowohl auf dem Theater
wie in meinem Schaffen; man darf
sie nicht als EndErgebnisse nehmen.
ich pflege meinen Arbeitstag mit
Briefschreiben zu beginnen, und
Ihre freundliche Karte gibt mir
willkommene Veranlassung,
meine Morgengedanken an Sie zu
richten. Ich danke Ihnen für Ihre
freundschaftliche Anteilnahme. –
Bezieht sich Ihr Wissen von dem
sogenannten „großen Erfolg“ auf den
Brief Bekkers in der Frankf. Ztg.? Er
hat mir nicht sehr gefallen, strotzt
von unrichtigen Prämissen und Schlüßen
und tappt gar zu wohlmeinend mir
auf die Schulter. (Danach würde ich
meine Ansicht vom Kritikertum nicht
revidieren!) Genug, dass er auf das
Publikum recht eindrucksvoll wirkt – –
dieses Ergebnis konnte ich ungefähr
beobachten.
Meine beiden kleinen Opern sind
„Intermezzi“, sowohl auf dem Theater
wie in meinem Schaffen; man darf
sie nicht als Endergebnisse nehmen.
Anders soll und durfte mein
nächstes Werk sich gestalten; von
dem die Dichtung in dem letzten
(Oktober-)Heft der „Weißen Blätter“
gedruckt zu lesen ist. Leider besitze
ich davon keine Exemplare; sonst
hätte ich mir erlaubt, Ihnen eines
zu dezidieren. – À propos Dedikationen:
das 2. Heft „Klavierübung“ ist nun
gestochen und druckfertig, ein drittes
in Angriff genommen. – Auch eine
fünfte Sonatine (über ein kleines
Thema von Bach) ist entstanden.
Meine neue Partitur hat bereits
1600 Takte überschritten.
Kennen Sie schon das Programm
der Tonhalle-Konzerte? – Gegen
die Reihenfolge der „Klavierkonzerte“
sind schon Reklamationen, Wünsche
und Berichtigungen eingelaufen! Keinem
ist die Wahl ganz recht. Ich habe
in den vier ersten Abenden bewusst lebende
Komponisten ausgeschlossen. Der fünfte Abend
ist eine Art Extra-Konzert. Der nun 85-jährige
Saint-Saëns zählt nicht mehr zu der
„Gegenwart“. – Wissen Sie, dass es
in der Musikliteratur etwa 500
spielbare Klavierkonzerte gibt? Erst
vor Tagen erfuhr ich wieder von
zweien eines seinerzeit in Paris
hochangesehenen Pianisten Zimmermann,
der auch der Lehrer Alkans gewesen.
Und da ich von „neuen“ musikalischen
Bekanntschaften spreche, so nenne
ich Ihnen aus den letzten Monaten
in erster Linie die Partitur des
Mozart’schen „Idomeneo“. – Dieses Werk
des 24-jährigen hat mich überrascht und erstaunt.
Volle Jugend mit männlicher Reife;
eigenartige, häufige Einfälle;
Orchesterbehandlung (4 Hörner und 3
Posaunen), die für ihre Zeit phänomenal
und noch heute verblüffend ist!
Wir, aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, sind falsch erzogen. Es wäre
eine Unehre, ein Beethoven’sches Werk
nicht zu kennen, und es ist kein Fehler,
ein Mozart’sches Meisterstück zu ignorieren.
Nun komme ich immer mehr von
dem „grollenden Ernste“des Ersteren
ab und erkenne zunehmend den großen
Ernstdes Zweiten (der eigentlich der
erste ist) hinter seiner Serenität.
Jetzt, wo vieles sich wendet, wird
auch der symbolisch-polizeiliche
Kultus für Beethoven in sein richtiges
Maß zurückgedrängt werden. (Sind Sie mir böse?)
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<!-- möglicherweise Paul Bekker, "Futuristengefahr?", in: Frankfurter Zeitung, 9. Januar 1918; auch in: Kritische Zeitbilder, S. 294f., S. 267f. (dort irrtümlich auf 1917 datiert) -->
<!-- siehe auch:
Paul Bekker, Briefe an zeitgenössische Musiker, Berlin 1932.
Paul Bekker, "Unveröffentlichte Busoni-Briefe", in: New Yorker Staatszeitung, 28.2.1937, 7.5.1937 (Bekker gest. 13.3.1937 in New York). -->
<!-- siehe auch Markus Bandur in "Terminologie der Musik im 20. Jahrhundert", S. 286ff. -->
<lb/>hat mir nicht sehr gefallen<subst><add place="inline">,</add><del rend="strikethrough">u.</del></subst> strotzt
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<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> tappt gar zu wohlmeinend mir
<lb/>auf die Schulter. (Danach würde ich
<lb/>meine Ansicht vom Kritikert<orig>h</orig>um nicht
<lb/>revidieren!) Genug, dass er auf das
<lb/>Publikum recht eindrucksvoll wirkt – –
<lb/>dieses Ergebnis konnte ich ungefähr
<lb/>beobachten.</p>
<p rend="indent-first"><rs type="works" key="E0400133 E0400153">Meine beiden kleinen <choice><orig>o</orig><reg>O</reg></choice>pern</rs> sind
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<lb/>wie in meinem Schaffen; man darf
<lb/>sie nicht als End<choice><orig>E</orig><reg>e</reg></choice>rgebnisse nehmen.</p>
<p type="pre-split" rend="indent-first">Anders soll <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> durfte <rs key="E0400218">mein
<lb/>nächstes Werk</rs> sich gestalten; von
</p></div>
2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
2XML
(2) dem die Dichtung in dem letzten
(Oktober=) Heft der “Weissen Blätter” gedruckt zu lesen ist. Leider besitze
ich davon keine Exemplare; sonst
hätte ich mir erlaubt, Ihnen eines
zu dezidieren. – À propos Dedikationen:
das 2. Heft “ClavierÜbung” ist nun
gestochen u. druckfertig, ein drittes
in Angriff genommen. – Auch eine
fünfte Sonatine (über ein kleines
Thema von Bach) ist entstanden.
Meine neue Partitur hat bereits
1600 Takte überschritten.
Kennen Sie schon das Programm
der Tonhalle-Konzerte? – Gegen
die Reihenfolge der “Clavierconcerte” sind schon Reklamationen, Wünsche
u. Berichtigungen eingelaufen! Keinem
ist die Wahl ganz recht. Ich habe
in den 4. ersten Abenden bewusst lebende Komponisten ausgeschlossen. Der 5. Abend
ist eine Art ExtraKonzert. Der nun 85. jähr.
Saint Saëns zählt nicht mehr zu der
“Gegenwart.” – Wissen Sie, dass es
in der Musikliteratur etwa 500
spielbare Klavierkonzerte gibt? Erst
vor Tagen erfuhr ich wieder von
zweien eines seinerzeit in Paris hochangesehenen Pianisten Zimmermann,
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<lb/>Thema von <persName key="E0300012">Bach</persName>) ist entstanden.
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<lb/>1600 Takte überschritten.</p>
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<lb/>der <placeName key="E0500320">Tonhalle</placeName>-Konzerte? – Gegen
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<lb/>sind schon Reklamationen, Wünsche
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Berichtigungen eingelaufen! Keinem
<lb/>ist die Wahl ganz recht. Ich habe
<lb/>in den <choice><orig>4.</orig><reg>vier</reg></choice> ersten Abenden bewusst <hi rend="underline">lebende</hi>
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<lb/>ist eine Art Extra<reg>-</reg>Konzert. Der nun 85<choice><orig>. </orig><reg>-</reg></choice><choice><abbr>jähr.</abbr><expan>jährige</expan></choice>
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<lb/>vor Tagen erfuhr ich wieder von
<lb/><rs>zweien</rs> eines seinerzeit in <placeName key="E0500012">Paris</placeName>
<lb/>hochangesehenen Pianisten <persName>Zimmermann</persName>,
</p></div>
3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
3XML
(3) der auch der Lehrer Alkan’s gewesen.
Und da ich von “neuen” musikalischen
Bekanntschaften spreche, so nenne
ich Ihnen aus den letzten Monaten
in erster Linie die Partitur des
Mozart’schen “Idomeneo”. – Dieses Werk
des 24 jährigen hat mich überrascht und erstaunt.
Volle Jugend mit männlicher Reife;
eigenartige, haüfige Einfälle;
Orchesterbehandlung, (4 Hörner u. 3
Posaunen) die für ihre Zeit phänomenal,
u. noch heute verblüffend ist!
Wir, aus der Mitte des XIX Jahr- hunderts, sind falsch erzogen. Es waere
eine Unehre ein Beethoven’sches Werk
nicht zu kennen, und es ist kein Fehler
ein Mozart’sches Meisterstück zu ignorieren.
Nun komme ich immer mehr von
dem „grollenden Ernste“des Ersteren ab u. erkenne zunehmend den grossen
Ernstdes Zweiten (der eigentlich der
erste ist) hinter seiner Serenität. –
Jetzt, wo Vieles sich wendet, wird
auch der symbolisch=polizeiliche
Kultus für Beethoven in sein richtiges
Maas ×zurückgedrängt werden. (Sind Sie mir böse?)
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<lb/>der auch der Lehrer <persName>Alkan<orig>’</orig>s</persName> gewesen.
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<lb/>ich Ihnen aus den letzten Monaten
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<lb/>eine Unehre<reg>,</reg> ein <persName key="E0300001">Beethoven</persName>’sches Werk
<lb/>nicht zu kennen, und es ist kein Fehler<reg>,</reg>
<lb/>ein <persName key="E0300010">Mozart</persName>’sches Meisterstück zu ignorieren.</p>
<p rend="indent-first">Nun komme <hi rend="underline">ich</hi> immer mehr von
<lb/>dem <soCalled rend="dq-du">grollenden Ernste</soCalled> <rs key="E0300001">des Ersteren</rs>
<lb/>ab <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> erkenne zunehmend den <hi rend="underline">gro<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en
<lb/>Ernst</hi> <rs key="E0300010">des Zweiten</rs> (der eigentlich der
<lb/>erste ist) hinter seiner Serenität.<orig> –</orig></p>
<p rend="indent-first">Jetzt, wo <choice><orig>V</orig><reg>v</reg></choice>ieles sich wendet, wird
<lb/>auch der symbolisch<pc>=</pc>polizeiliche
<lb/>Kultus für <persName key="E0300001">Beethoven</persName> in sein richtiges
<lb/>Ma<choice><orig>as</orig><reg>ß</reg></choice> <metamark function="insertion" target="#add_zurück">×</metamark><add place="above" xml:id="add_zurück">zurück</add>gedrängt werden. (Sind Sie mir böse?)</p>
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<salute rend="align(right)">In verehrungsvoller Freundschaft</salute>
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Brief von Ferruccio Busoni an Hans Huber (vmtl. Januar 1919, vmtl. Zürich), bearbeitet von Christian Schaper, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Hans Huber, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, Januar 2017: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0100215 (24. August 2017: in Bearbeitung)
Download der bereinigten Lesefassung im PDF-Dateiformat (.pdf)
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<title xml:lang="de">Brief von Ferruccio Busoni an Hans Huber (vmtl. Januar 1919, vmtl. Zürich)</title>
<title xml:lang="en">Letter by Ferruccio Busoni to Hans Huber (vmtl January 1919, prob. Zurich)</title>
<author key="E0300017">Ferruccio Busoni</author>
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<publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher>
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<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
<title type="genre">Briefe</title>
<title type="subseries" key="E010002">Briefwechsel Ferruccio Busoni – Hans Huber</title>
<editor key="E0300314">Christian Schaper</editor>
<editor key="E0300313">Ullrich Scheideler</editor>
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<docDate resp="#archive" sameAs="#arch_date"><date when-iso="1919"/>Anfang 1919</docDate>
<incipit>ich pflege meinen Arbeitstag mit Briefschreiben zu beginnen</incipit>
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<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300017">Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.</handNote>
<handNote xml:id="archive" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der mit Bleistift Nummerierung und Foliierung vorgenommen und das Datum auf die erste Seite übertragen hat.</handNote>
<handNote xml:id="recipient" scope="minor" medium="pencil" scribe="recipient" scribeRef="#E0300125">Hand des Empfängers Hans Huber (Notiz auf der Rückseite von Blatt 3).</handNote>
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<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
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<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.</p>
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<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
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<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
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<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/></p>
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<p>ich pflege meinen Arbeitstag mit
<lb/>Briefschreiben zu beginnen<reg>,</reg> und
<lb/>Ihre freundliche Karte gibt mir
<lb/>willkommene Veranlassung, <del rend="strikethrough">mich</del>
<lb/>meine Morgengedanken an Sie zu
<lb/>richten. Ich danke Ihnen für Ihre
<lb/>freundschaftliche Ant<orig>h</orig>eilnahme. –
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<!-- möglicherweise Paul Bekker, "Futuristengefahr?", in: Frankfurter Zeitung, 9. Januar 1918; auch in: Kritische Zeitbilder, S. 294f., S. 267f. (dort irrtümlich auf 1917 datiert) -->
<!-- siehe auch:
Paul Bekker, Briefe an zeitgenössische Musiker, Berlin 1932.
Paul Bekker, "Unveröffentlichte Busoni-Briefe", in: New Yorker Staatszeitung, 28.2.1937, 7.5.1937 (Bekker gest. 13.3.1937 in New York). -->
<!-- siehe auch Markus Bandur in "Terminologie der Musik im 20. Jahrhundert", S. 286ff. -->
<lb/>hat mir nicht sehr gefallen<subst><add place="inline">,</add><del rend="strikethrough">u.</del></subst> strotzt
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<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> tappt gar zu wohlmeinend mir
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<lb/>revidieren!) Genug, dass er auf das
<lb/>Publikum recht eindrucksvoll wirkt – –
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<lb/>beobachten.</p>
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<lb/>gedruckt zu lesen ist. Leider besitze
<!-- Heft 4, Oktober 1918; Busoni: Doktor Faust. Dichtung für Musik. S. 11–29 -->
<lb/>ich davon keine Exemplare; sonst
<lb/>hätte ich mir erlaubt, Ihnen eines
<lb/>zu dezidieren. – <foreign xml:lang="fr">À propos</foreign> Dedikationen:
<lb/>das <rs>2. Heft</rs> <rs rend="dq-uu"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavier<choice><orig>Ü</orig><reg>ü</reg></choice>bung</rs> ist nun
<lb/>gestochen <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> druckfertig, <rs>ein drittes</rs>
<!-- zweiter Teil lt. Briefwechsel B/H im Dez. 1918 noch nicht gestochen,
Druck angezeigt bei Hofmeister Mai 1919, http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=hof&datum=1919&page=51&size=45 -->
<lb/>in Angriff genommen. – Auch <rs>eine
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<lb/>1600 Takte überschritten.</p>
<p rend="indent-first">Kennen Sie schon das Programm
<lb/>der <placeName key="E0500320">Tonhalle</placeName>-Konzerte? – Gegen
<!-- Februar bis April; Konzerte von Bach 25.2. bis Busoni 29.4., s. Jelmoli 1929, S. 27 f. -->
<lb/>die Reihenfolge der <soCalled rend="dq-uu"><choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavier<choice><orig>conc</orig><reg>konz</reg></choice>erte</soCalled>
<lb/>sind schon Reklamationen, Wünsche
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Berichtigungen eingelaufen! Keinem
<lb/>ist die Wahl ganz recht. Ich habe
<lb/>in den <choice><orig>4.</orig><reg>vier</reg></choice> ersten Abenden bewusst <hi rend="underline">lebende</hi>
<lb/>Komponisten ausgeschlossen. Der <choice><orig>5.</orig><reg>fünfte</reg></choice> Abend
<lb/>ist eine Art Extra<reg>-</reg>Konzert. Der nun 85<choice><orig>. </orig><reg>-</reg></choice><choice><abbr>jähr.</abbr><expan>jährige</expan></choice>
<lb/>Saint<choice><orig> </orig><reg>-</reg></choice>Saëns zählt nicht mehr zu der
<lb/><choice><orig><soCalled rend="dq-uu">Gegenwart.</soCalled></orig><reg><soCalled rend="dq-uu">Gegenwart</soCalled>.</reg></choice> – Wissen Sie, dass es
<lb/>in der Musikliteratur etwa 500
<lb/>spielbare Klavierkonzerte gibt? Erst
<lb/>vor Tagen erfuhr ich wieder von
<lb/><rs>zweien</rs> eines seinerzeit in <placeName key="E0500012">Paris</placeName>
<lb/>hochangesehenen Pianisten <persName>Zimmermann</persName>,
<pb n="3"/>
<note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">(3)</note>
<lb/>der auch der Lehrer <persName>Alkan<orig>’</orig>s</persName> gewesen.
<lb/>Und da ich von <soCalled rend="dq-uu">neuen</soCalled> musikalischen
<lb/>Bekanntschaften spreche, so nenne
<lb/>ich Ihnen aus den letzten Monaten
<lb/>in erster Linie die Partitur des
<lb/><persName key="E0300010">Mozart</persName>’schen <title rend="dq-uu">Idomeneo</title>. – Dieses Werk
<lb/><add place="above">des 24<choice><orig> </orig><reg>-</reg></choice>jährigen</add> hat mich überrascht und erstaunt.
<lb/>Volle Jugend mit männlicher Reife;
<lb/>eigenartige, h<choice><orig>aü</orig><reg>äu</reg></choice>fige Einfälle;
<lb/>Orchesterbehandlung<orig>,</orig> (4 Hörner <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> 3
<lb/>Posaunen)<reg>,</reg> die für ihre Zeit phänomenal<orig>,</orig>
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> noch heute verblüffend ist!</p>
<p rend="indent-first">Wir, aus der Mitte des <choice><orig>XIX</orig><reg>19.</reg></choice> Jahr
<lb break="no"/>hunderts, sind falsch erzogen. Es w<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>re
<lb/>eine Unehre<reg>,</reg> ein <persName key="E0300001">Beethoven</persName>’sches Werk
<lb/>nicht zu kennen, und es ist kein Fehler<reg>,</reg>
<lb/>ein <persName key="E0300010">Mozart</persName>’sches Meisterstück zu ignorieren.</p>
<p rend="indent-first">Nun komme <hi rend="underline">ich</hi> immer mehr von
<lb/>dem <soCalled rend="dq-du">grollenden Ernste</soCalled> <rs key="E0300001">des Ersteren</rs>
<lb/>ab <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> erkenne zunehmend den <hi rend="underline">gro<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en
<lb/>Ernst</hi> <rs key="E0300010">des Zweiten</rs> (der eigentlich der
<lb/>erste ist) hinter seiner Serenität.<orig> –</orig></p>
<p rend="indent-first">Jetzt, wo <choice><orig>V</orig><reg>v</reg></choice>ieles sich wendet, wird
<lb/>auch der symbolisch<pc>=</pc>polizeiliche
<lb/>Kultus für <persName key="E0300001">Beethoven</persName> in sein richtiges
<lb/>Ma<choice><orig>as</orig><reg>ß</reg></choice> <metamark function="insertion" target="#add_zurück">×</metamark><add place="above" xml:id="add_zurück">zurück</add>gedrängt werden. (Sind Sie mir böse?)</p>
<closer>
<salute rend="align(right)">In verehrungsvoller Freundschaft</salute>
<signed rend="align(right)">Ihr getreuer <persName key="E0300017">F. Busoni</persName></signed>
</closer>
<pb n="4"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300314">[Rückseite von Textseite 1, vacat]</note>
<pb n="5"/>
<note type="objdesc" resp="#E0300314">[Rückseite von Textseite 2, vacat]</note>
<pb n="6"/>
<note type="annotation" resp="#recipient"><persName key="E0300001">Beethoven</persName> der Erzieher
<lb/>Mozart das Ergebniß.</note>
</div>
</body>
</text>
</TEI>