Hans Huber an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Basel · 4. November 1916

Faksimile
Diplomatische Umschrift
Lesefassung
XML
Huber Mus.ep. H. Huber 45 (Busoni-Nachl. B II)
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2272

Mein lieber Maestro in Musik & verehrter
Magister in der Ästhetik!

Sie haben bei dem Mittageßen bei
uns eine Frau Profeßor Speiser Sarasin zu Ihrer
Rechten unterhalten. Erin̅ern Sie sich noch?
Von dieser Dame erhielt ich heute einen Besuch mit
folgd. Anliegen: „Sie haben unsere Bekan̅tschaft mit
dem liebenswürdigen Künstler Busoni vermittelt! Was
sagen Sie dazu, daß wir ihn anfragen würden, ob er
bei uns in einer Privatgesellschaft spielen würde?
Ich würde ihm schreiben, ob er uns in diesem oder
nächsten Monat einen Abend schenken wollte?
D. h., ob er uns die Ehre erweisen & die Freude

Mein lieber Maestro in Musik und verehrter Magister in der Ästhetik!

Sie haben bei dem Mittagessen bei uns eine Frau Professor Speiser-Sarasin zu Ihrer Rechten unterhalten. Erinnern Sie sich noch? Von dieser Dame erhielt ich heute einen Besuch mit folgendem Anliegen: „Sie haben unsere Bekanntschaft mit dem liebenswürdigen Künstler Busoni vermittelt! Was sagen Sie dazu, dass wir ihn anfragen würden, ob er bei uns in einer Privatgesellschaft spielen würde? Ich würde ihm schreiben, ob er uns in diesem oder nächsten Monat einen Abend schenken wollte? D. h., ob er uns die Ehre erweisen und die Freude machen wollte. – Herr und Frau Busoni könnten bei uns ihr Quartier nehmen! Meinen Sie z. B., er würde eine Reiseentschädigung von fr. ? akzeptieren?“

Das waren breviter ungefähr die Worte der Frau Speiser!

Auf das hin machte ich sie aufmerksam auf Ihre sonst gewohnten Ansprüche etc., versprach aber immerhin, Ihnen über die obige Anfrage zu schreiben. – Das Ganze ist ächt barbarisch! Man hat das Herz voller Liebenswürdigkeiten für die Künstler und hofft auf Gegenseitigkeit! – Natürlich treffen Sie in dieser Familie das Gehirn der barbarischen Intelligenz an, und Sie finden dort für das ganze Leben eine treue Gesinnung, was ebenfalls wieder zu den barbarischen Eigenschaften gehört! Wollen Sie Frau Speiser-Sarasin (lange Gasse) direkt schreiben? –

Suter habe ich noch nicht gesehen, werde ich aber morgens besuchen und nach ihrem Briefe fragen!

Ende der nächsten Woche erhalten Sie das Nähere über die Basler Klavierabende; ich habe bereits mit den Herrn His und Dr. Stumm eine Vorbesprechung! Es wäre mir lieb, vorher noch zu erfahren, wie Sie ungefähr das Programm gestalten wollen. Die Herren sind der Ansicht, bei vier Abenden zu bleiben, damit Sie die Programm frei und doch erzieherisch zusammenstellen können! –

Seien Sie mit den Ihrigen aufs Herzlichste begrüßt!

Hans Huber

den 4. November 1916.
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="annotation" place="top-center" resp="#recipient">Huber</note> <note type="shelfmark" place="margin-left" rend="rotate(-90)" resp="#archive"> <subst><del rend="strikethrough">Mus.ep. H. Huber 45 (Busoni-Nachl. <handShift new="#archive_red"/>B II<handShift new="#archive"/>)</del><add place="below">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2272</add></subst> </note> <opener> <salute>Mein lieber Maestro in Musik <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> verehrter <lb/>Magister in der Ästhetik!</salute> </opener> <p type="pre-split" rend="indent-first">Sie haben bei dem Mittage<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>en bei <lb/>uns eine <persName key="E0300157">Frau Profe<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>or <hi rend="latin">Speiser<choice><orig> </orig><reg>-</reg></choice>Sarasin</hi></persName> zu Ihrer <lb/>Rechten unterhalten. Eri<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>ern Sie sich noch? <lb/>Von dieser Dame erhielt ich heute einen Besuch mit <lb/><choice><abbr>folgd.</abbr><expan>folgendem</expan></choice> Anliegen: <q type="pre-split" rend="dq-du">Sie haben unsere Beka<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>tschaft mit <lb/>dem liebenswürdigen Künstler <persName key="E0300017" rend="latin">Busoni</persName> vermittelt! Was <lb/>sagen Sie dazu, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> wir ihn anfragen würden, ob er <lb/>bei uns in einer Privatgesellschaft spielen würde? <lb/>Ich würde ihm schreiben, ob er uns in <date when-iso="1916-11">diesem</date> oder <lb/><date when-iso="1916-12">nächsten Monat</date> einen Abend schenken wollte? <lb/>D. h., ob er uns die Ehre erweisen <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> die Freude </q></p></div>
2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
2XML

machen wollte. – Herr & Frau Busoni kön̅ten bei
uns ihr Quartier nehmen! Meinen Sie z. B. er
würde eine Reiseentschädigung von fr. ? acceptiren?“

Das waren breviter ungefähr die
Worte der Frau Speiser!

Auf das hin machte ich Ssie aufmerksam auf Ihre
sonst gewohnten Ansprüche etc., versprach aber im̅erhin
Ihnen über die obige Anfrage zu schreiben. – Das
Ganze ist ächt barbarisch! Man hat das Herz
voller Liebenswürdigkeiten für die Künstler &
hofft auf Gegenseitigkeit! – Natürlich treffen
Sie diein dieser Familie das Gehirn der barbarischen
Intelligenz an & Sie finden dort für das ganze
Leben
eine treue Gesin̅ung, was ebenfalls
wieder zu den barbarischen Eigenschaften gehört!
Wollen Sie Frau S. Speiser-Sarasin (lange Gaße)
direkt schreiben? –

Suter habe ich noch nicht gesehen,
werde ich aber morgens besuchen & nach
ihrem Briefe fragen!

Ende der nächsten Woche erhalten Sie das
Nähere über die Basle[r] Klavierabende; ich
habe bereits mit den Herrn His & Dr Stumm
eine Vorbesprechung! Es wäre mir lieb
vorher noch zu erfahren, wie Sie ungefähr
das Program̅ gestalten wollen. Die Herren
sind der Ansicht, bei 4 Abenden zu bleiben,
damit Sie die Program̅ frei & doch
erzieherisch zusam̅enstellen kön̅en! –

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"><p type="split" rend="indent-first"><q rend="dq-du" type="split"> machen wollte. – <rs key="E0300017">Herr</rs> <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> <persName key="E0300059">Frau <hi rend="latin">Busoni</hi></persName> kö<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>ten bei <lb/>uns ihr <hi rend="latin">Quartier</hi> nehmen! Meinen Sie z. B.<reg>,</reg> er <lb/>würde eine <hi rend="underline2">Reiseentschädigung</hi> von fr. ? a<choice><orig>cc</orig><reg>kz</reg></choice>epti<reg>e</reg>ren?</q></p> <p rend="indent-first">Das waren <foreign xml:lang="la" rend="latin">breviter</foreign> ungefähr die <lb/>Worte der <persName key="E0300157">Frau <hi rend="latin">Speiser</hi></persName>!</p> <p>Auf das hin machte ich <subst><del rend="overwritten">S</del><add place="across">s</add></subst>ie aufmerksam auf Ihre <lb/>sonst gewohnten Ansprüche <hi rend="latin">etc.</hi>, versprach aber i<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>erhin<reg>,</reg> <lb/>Ihnen über die obige Anfrage zu schreiben. – Das <lb/>Ganze ist ächt barbarisch! Man hat das Herz <lb/><hi rend="underline">voller</hi> Liebenswürdigkeiten für die Künstler <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> <lb/>hofft auf Gegenseitigkeit! – Natürlich treffen <lb/>Sie <subst><del rend="overwritten">die</del><add place="across">in</add></subst> dieser Familie das Gehirn der barbarischen <lb/>Intelligenz an<reg>,</reg> <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> Sie finden <add place="above">dort</add> für das <hi rend="underline">ganze <lb/>Leben</hi> eine treue Gesi<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>ung, was ebenfalls <lb/>wieder zu den barbarischen Eigenschaften gehört! <lb/>Wollen Sie <persName key="E0300157">Frau <hi rend="latin"><sic>S.</sic> Speiser-Sarasin</hi></persName> (<placeName key="E0500396">lange Ga<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>e</placeName>) <lb/>direkt schreiben? –</p> <p rend="indent-first"><persName key="E0300132" rend="latin">Suter</persName> habe ich noch nicht gesehen, <lb/>werde ich aber morgens besuchen <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> nach <lb/>ihrem Briefe fragen!</p> <p>Ende der nächsten Woche erhalten Sie das <lb/>Nähere über die <placeName key="E0500097" rend="latin">Basle<supplied reason="omitted">r</supplied></placeName> Klavierabende; ich <lb/>habe bereits mit den Herrn <persName key="E0300264">His</persName> <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> <persName key="E0300213">Dr<reg>.</reg> Stumm</persName> <lb/>eine Vorbesprechung! Es wäre mir lieb<reg>,</reg> <lb/>vorher noch zu erfahren, wie Sie <hi rend="underline">ungefähr</hi> <lb/>das Progra<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice> gestalten wollen. Die Herren <lb/>sind der Ansicht, bei <choice><orig>4</orig><reg>vier</reg></choice> Abenden zu bleiben, <lb/>damit Sie die Progra<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice> frei <choice><abbr>&amp;</abbr><expan>und</expan></choice> doch <lb/>erzieherisch zusa<choice><abbr>m̅</abbr><expan>mm</expan></choice>enstellen kö<choice><abbr>n̅</abbr><expan>nn</expan></choice>en! –</p> </div>
3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
3XML

Seien Sie mit den Ihrigen aufs Herzlichste
begrüßt!

Hans Huber

den 4 Nov. 1916.
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <closer> <salute>Seien Sie mit den Ihrigen aufs Herzlichste <lb/>begrüßt!</salute> <signed rend="indent"><persName key="E0300125" rend="latin">Hans Huber</persName></signed> <dateline rend="indent">den <date when-iso="1916-11-04">4<reg>.</reg> <choice><abbr>Nov.</abbr><expan>November</expan></choice> 1916</date>.</dateline> </closer> <note type="stamp" place="center" resp="#dsb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName> </stamp> </note> </div>
4Faksimile
4Diplomatische Umschrift
4XML
Basel 2
5–6
4 – [X]I
1916
Briefexpedition
Basel 2
5–6
4 – XI
1916
Briefexpedition
Herrn Ferruccio Busoni
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Zürich
Scheuchzerstr. 36
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" resp="#post" place="margin-left">
                                <stamp rend="round border majuscule align(center)" xml:id="post_abs">
                                    <placeName key="E0500097">Basel</placeName> 2
                                    <lb/>5–6
                                    <lb/><date when-iso="1916-11-04">4 – <supplied reason="low-ink">X</supplied>I
                                        <lb/>1916</date>
                                    <lb/>Briefexpedition
                                </stamp>
                            </note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" resp="#post" place="margin-right">
                                <stamp rend="round border majuscule align(center)" sameAs="#post_abs">
                                    <placeName key="E0500097">Basel</placeName> 2
                                    <lb/>5–6
                                    <lb/><date when-iso="1916-11-04">4 – XI
                                        <lb/>1916</date>
                                    <lb/>Briefexpedition
                                </stamp>
                            </note>
                                                                
<address xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"> <addrLine>Herrn <persName key="E0300017" rend="latin">Ferruccio Busoni</persName></addrLine> <note type="stamp" place="center" resp="#dsb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) small">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName> </stamp> </note> <addrLine rend="indent underline"><placeName key="E0500132">Zürich</placeName></addrLine> <addrLine rend="indent"><placeName key="E0500189">Scheuchzerstr. 36</placeName></addrLine> </address>
5Faksimile
5Diplomatische Umschrift
5XML
Huber
Zürich
-4.XI.16.–9
Brf. Exp. Transkription unsicher: wenig Tinte.
Nachlaß Busoni B II
Mus.ep. H. Huber 45

Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2272-Beil.
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="annotation" place="top-center" resp="#recipient">Huber</note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" resp="#post" place="center">
                                <stamp rend="round border majuscule align(center)" xml:id="post_rec">
                                    <placeName key="E0500132">Zürich</placeName>
                                    <lb/>-<date when-iso="1916-11-04">4.XI.16.</date>–9
                                    <lb/><unclear reason="low-ink" cert="high">Brf. Exp.</unclear>
                                </stamp>
                            </note>
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="shelfmark" place="bottom-center" resp="#archive">
                                <subst><del rend="strikethrough"><handShift new="#sbb_st_blue"/><stamp>Nachlaß Busoni <handShift new="#archive_red"/>B II</stamp><handShift new="#archive"/>Mus.ep. H. Huber 45</del><add place="below">Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2272-Beil.</add></subst>
                            </note>
                                                            

Dokument

buildStatus: in Korrekturphase XML Faksimile Download / Zitation

Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2272 | olim: Mus.ep. H. Huber 45 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Brief und Umschlag sind gut erhalten.
Umfang
1 Bogen, 4 beschriebene Seiten
Kollation
Bogen im Querformat beschrieben (Falz in Schriftrichtung), Seiten 2 und 3 daher auf einer aufgeklappten Doppelseite.
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Hans Huber, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift.
  • Vmtl. Hand des Empfängers Ferruccio Busoni, der auf dem Umschlag und auf der ersten Seite die Zuordnung
  • Huber
  • mit Bleistift notiert hat.
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 12345

Zusammenfassung
Huber leitet Elisabeth Speiser-Sarasins Wunsch weiter, Busoni für die musikalische Begleitung einer Privatgesellschaft zu gewinnen; nennt das Anliegen „ächt barbarisch“; will Hermann Suter nach Busonis Brief fragen; kündigt Vorbesprechung mit Eduard His-Schlumberger und Hermann Stumm zu Busonis Basler Klavierabenden an, erbittet ungefähre Programmangaben für vier Konzerte.
Incipit
Sie haben bei dem Mittagessen bei uns

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
unter Mitarbeit von
Stand
23. November 2017: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition