Hans Huber an Ferruccio Busoni arrow_backarrow_forward

Locarno · 20. April 1919

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Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2310Mus.ep. H. Huber 84 (Busoni-Nachl. B II) [1]
Osterson̅tag.
? 19. Apr. 19.
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Mein lieber Freund!

Gestern hatten wir die Ehre &
Freude, das zweite Thema Ihrer
Lebenssymphonie zu hören.
Dasselbe klang vergnügt in
Tönen der Lebenslust & der Begeisterung
für Ihre Arbeiten & für Ihr
ausgefülltes Leben! Und da
jetzt die Durchführung der Symphonie
schon vorbei ist, so darf man
Ihnen Beiden eine verklärte
Repetition des ersten Theiles
wünschen! –

Liszt’s Schaffen gegenüber
bin ich zu wenig reiner Thor, um
in Allem Ja & Amen zu sagen;
aber Sie mögen Reicht haben, bei

20. April 1919Ostersonntag.

Mein lieber Freund!

Gestern hatten wir die Ehre und Freude, das zweite Thema Ihrer Lebenssymphonie zu hören. Dasselbe klang vergnügt in Tönen der Lebenslust und der Begeisterung für Ihre Arbeiten und für Ihr ausgefülltes Leben! Und da jetzt die Durchführung der Symphonie schon vorbei ist, so darf man Ihnen Beiden eine verklärte Repetition des ersten Teiles wünschen!

Liszts Schaffen gegenüber bin ich zu wenig reiner Tor, um in allem Ja und Amen zu sagen; aber Sie mögen Reicht haben, bei mir die katholische Liszt-Begeisterung, – auch wenn man seinen Chorsatz z. B. nicht auf die kritische Waage setzt, an den richtigen Ort zu placieren. Schließlich sind wir ja allen denen dankbar, die edles und wahres Herzblut geben, was ich z. B. in Kloses Sonnenlicht vollständig vermisse. Denn in keinem neueren Werke riecht es so stark nach einem Makart-Atelier und nach Spekulation!

Die kommende Woche (25. April) macht meiner Tessinerliebe ein Ende. Das Weitere soll sich in Vitznau abspielen. Hoffentlich bringt Sie diese kleinere Entfernung einmal auf den Gedanken, den Spuren Goethes nachzugehen. Für eine bessere Ernährung und Pflege, als dieser Reisende auf „einer grünen Matte“ zwischen Weggis und Vitznau gefunden hat, werde ich sorgen!

Wenn Sie mir gelegentlich antworten, so teilen Sie mir kurz und bündig Ihre Eindrücke über Schoecks Oper mit; ich liebe den ehrlichen und braven Schweizerbueb“ von ganzem Herzen!

Seit Jahren leuchtet heute eine der schönsten Ostern über das Land! Möge sich der christliche Gedanke des Friedens und der hohen Weltausschau in alle fähigen Herzen begeben, und möge Ihnen das neue Jahr Vollendung des Faust und das Erwachen neuer Taten bringen! Amen!

Tausend Ostergrüße im gleichen Sinne

Ihr sempre fidelis

Hans Huber

                                                                
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mir die katholische Lisztbegeisterung,
– auch wen̅ man seinen Chorsatz
z. b. nicht auf die kritische
Wage setzt, an den richtigen
Ort zu placieren. Schließlich
sind wir ja Allen denen
dankbar, die edles & wahres
Herzblut geben, was ich z. b.
in Klose’s Son̅enLicht vollständig
vermiße. Den̅ in keinem
neueren Werke riecht es so
stark nach einem Makart-
Atelier
& nach Spekulation!

Die kom̅ende
Woche (25 April) macht meiner
Teßinerliebe ein Ende. Das
Weitere soll sich in Vitznau abspielen.
Hoffentlich bringt Sie diese kleinere
Entfernung einmal auf den
Gedanken, den Spuren Goethe’s
nachzugehen. Für eine beßere

                                                                
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[2] Ernährung & Pflege, als dieser
Reisende
auf „einer grünen Matte“
zwischen Weggis & Vitznau gefunden hat,
werde ich sorgen! –

Wen̅ Sie mir gelegentlich
antworten, so theilen Sie mir kurz
& bündig Ihre Eindrücke über
Schoeck’s Oper mit; ich liebe den
ehrlichen & braven Schweizerbueb“
von ganzem Herzen! –

Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Seit Jahren leuchtet
heute eines der schönsten Ostern
über das Land! Möge sich der
christliche Gedanke des Friedens
& der hohen Weltausschau in alle
fähigen Herzen begeben & möge
Ihnen das neue Jahr Vollendung
des Faust & das Erwachen
neuer Thaten bringen! Amen!

Tausend Ostergrüße im
gleichen Sin̅e

Ihr sempre fidelis

Hans Huber

                                                                
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2310 | olim: Mus.ep. H. Huber 84 (Busoni-Nachl. B II) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten.
Umfang
1 Bogen, 3 beschriebene Seiten
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Hans Huber, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift.
  • Vmtl. Hand des Empfängers Ferruccio Busoni, der das vermutete Empfangsdatum mit schwarzer Tinte notiert hat.
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und die Foliierung vorgenommen hat.
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen und eine Nummerierung eingetragen hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Incipit
Gestern hatten wir die Ehre und Freude

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
unter Mitarbeit von
Stand
2. November 2017: in Bearbeitung (in der Erfassungs-/Codierungsphase)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition