als ich Ihnen den 2. Band BachGemeint ist der zweite Band des Wohltemperierten Klaviers in der von Busoni herausgebenen Bach-Ausgabe (erschienen bei Breitkopf & Härtel); vgl. den vorangegangenen Brief Bekkers an Busoni vom 16. August 1920. zusenden liess, beabsichtigte ich nicht
im Entferntesten, Sie damit zum
Handeln zu veranlassen. Sollte Ihnen
die Arbeit aber wichtig genug erscheinen,
so waere ich allerdings durch eine
Würdigung derselben aus Ihrer Feder
sehr beglückt. – Andere Werke sollen
Ihnen gern nachgeschickt werden;Anscheinend wurden Bekker noch weitere Bände aus der Bach-Ausgabe zugesandt, darunter fälschlicherweise der von Busonis Mitarbeiter Egon Petri bearbeitete Band 9 (Busoni / Breitkopf & Härtel / Hanau 2012, S. 756) . Bekker bezog sich in seinem Artikel vom 11. Juni 1921 jedoch nur auf die ersten zwei Bände, die BusonisAusgabe des Wohltemperierten Klaviers enthalten (vgl. Bekker 1921a, S. 1f.). für das geäußerte Interesse danke
ich Ihnen erkenntlichst.
Dem "Schweizerland" konnte
der Grundgedanke Ihres schönen
Aufsatzes unmöglich behagen: Vgl. den vorangegangenen BriefBekkers. Der Artikel „Die ‚Rückkehr zur Natur‘“ sollte ursprünglich im Schweizerland veröffentlicht werden, erschien aber stattdessen am 12. Juni 1920 in der Frankfurter Zeitung.
die
„Rettung in’s Dorf“Busoni paraphrasiert hier aus Bekkers Aufsatz „Die ‚Rückkehr zur Natur‘“. Dort heißt es richtig: „während die Politik sich immer mehr zum Denken in überstaatlichen und überkontinentalen Begriffen bequemen muß, wird in der Kunst — das Dorf als Rettung gepriesen.“ (Paul Bekker, Die „Rückkehr zur Natur“, in: Kritische Zeitbilder, S. 327–336, hier S. 327f.)
traf es jageradezu
in seinen Kern! Sie scheinen die
Gegend nicht zu kennen .....*
Ich freue mich, Sie wieder
einmal gedruckt zu lesen, gönne
Ihnen jedoch die so nöthigen Ferien.
Mit freundlichsten Grüssen
Ihr hochachtend u herzlich
ergebener
als ich Ihnen den zweiten Band BachGemeint ist der zweite Band des Wohltemperierten Klaviers in der von Busoni herausgebenen Bach-Ausgabe (erschienen bei Breitkopf & Härtel); vgl. den vorangegangenen Brief Bekkers an Busoni vom 16. August 1920.
zusenden ließ, beabsichtigte ich nicht
im Entferntesten, Sie damit zum
Handeln zu veranlassen. Sollte Ihnen
die Arbeit aber wichtig genug erscheinen,
so wäre ich allerdings durch eine
Würdigung derselben aus Ihrer Feder
sehr beglückt. – Andere Werke sollen
Ihnen gern nachgeschickt werden;Anscheinend wurden Bekker noch weitere Bände aus der Bach-Ausgabe zugesandt, darunter fälschlicherweise der von Busonis Mitarbeiter Egon Petri bearbeitete Band 9 (Busoni / Breitkopf & Härtel / Hanau 2012, S. 756) . Bekker bezog sich in seinem Artikel vom 11. Juni 1921 jedoch nur auf die ersten zwei Bände, die BusonisAusgabe des Wohltemperierten Klaviers enthalten (vgl. Bekker 1921a, S. 1f.).
für das geäußerte Interesse danke
ich Ihnen erkenntlichst.
Dem „Schweizerland“ konnte
der Grundgedanke Ihres schönen
Aufsatzes unmöglich behagen: Vgl. den vorangegangenen BriefBekkers. Der Artikel „Die ‚Rückkehr zur Natur‘“ sollte ursprünglich im Schweizerland veröffentlicht werden, erschien aber stattdessen am 12. Juni 1920 in der Frankfurter Zeitung.
die
„Rettung ins Dorf“Busoni paraphrasiert hier aus Bekkers Aufsatz „Die ‚Rückkehr zur Natur‘“. Dort heißt es richtig: „während die Politik sich immer mehr zum Denken in überstaatlichen und überkontinentalen Begriffen bequemen muss, wird in der Kunst — das Dorf als Rettung gepriesen.“ (Paul Bekker, Die „Rückkehr zur Natur“, in: Kritische Zeitbilder, S. 327–336, hier S. 327f.)
traf es geradezu
in seinen Kern! Sie scheinen die
Gegend nicht zu kennen …
Ich freue mich, Sie wieder
einmal gedruckt zu lesen, gönne
Ihnen jedoch die so nötigen Ferien.
Mit freundlichsten Grüßen
Ihr hochachtend und herzlich
ergebener
*– es wäre aber recht wünschenswert (und an der Zeit), dass sie etwa
in der „Neuen Zürcher“ einiges
Aufklärende und Zurechtrückende
publizierten. Zu einem solchen Artikel kam es nicht. Der früheste Beitrag Bekkers in der Neuen Zürcher Zeitung stammt aus dem Jahre 1922, ein Bericht über das Tonkünstlerfest in Düsseldorf(vgl. Eichhorn 2002, 714 f.).
Ich dachte (wenn
ich mich so weit wagen darf –) an
eine Schrift „wo stehen wir?“,Mit diesem Titel bezieht sich Busoni hier möglicherweise auf einen musikästhetischen Artikel Bekkers aus dem Jahr 1913 in der Frankfurter Zeitung: „Wohin treiben wir“ (in: Paul Bekker, Kritische Zeitbilder, S. 247–259).
darin alles Lebendig-erhaltene,
Verblasste, Überwundene aufgezählt und auf seinen Platz gestellt würde, aus dem die Musikliteratur, – die wir aus Gewohnheit
und Trägheit – gedankenlos weiter
pflegen, statutenmäßig sich
zusammensetzt. Ihr Schlagwort
„zuviel Beethoven“Wahrscheinlich bezieht sich Busoni auf Bekkers soeben (am Morgen des 19. August 1920) erschienenen Artikel „Beethoven-Feste“, in dem die gehäuften Aufführungen im Beethoven-Jahr 1920 kritisiert werden: „Alles aber, was man bis jetzt an Vorankündigungen von Musikveranstaltungen […] hört, ist geeignet, stilles Grauen vor dem nächsten Musikwinter zu wecken, vor der Beethovenflut, die sich in sinnloser Fülle über die Menschen ergießen wird. […] Wer Beethoven wirklich kennt und erlebt, weiß, dass seine Kunst viel zu feurig und ergreifend ist, […] um in Massen und in der Häufigkeit eines Kaffeekränzchens genossen werden zu können.“(Bekker 1920b, S. 2).
und
die lichte Kritik über Brahms
(anlässlich des Quartett-Zyklus)Busoni bezieht sich auf die im Juni 1920 erschienene Rezension Bekkers eines Konzertzyklus des Rosé-Quartetts in Frankfurt, bei dem neben Werken von Mozart und Schubert Kammermusik von Brahms zur Aufführung kam. Bekker kritisiert hier: Den Hörern „öffnete er eine Welt, die nicht groß, aber klar und rein gesehen war, sich gegen alles Neuzeitliche, alles Werdende, Drängende, Problematische fest abschloss und das Gewesene nochmals in bestimmter, reifer, persönlich erfasster Nachbildung neu entstehen ließ. Sehr schön in sich, menschlich oft warm und ergreifend, denn in Brahms lebte ein Dämon unter der Maske des Philisters. Aber dabei doch eigentlich eng – nur eine wahrhaft arme, unfruchtbare Zeit konnte […] einen solchen Künstler des geistigen Rückzuges als einen ihrer Repräsentanten erkennen und feiern.“(Bekker 1920a, S. 1).
gäben treffliche Ausgangspunkte.
Wie gefällt Ihnen das Thema?
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<lb/>so w<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>re ich allerdings durch eine
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2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
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*– es wäre aber recht wünschens- werth (u. an der Zeit) daß sie etwa
in der „Neuen Zürcher“ einiges
Aufklärende und Zurechtrückende
publizierten. Zu einem solchen Artikel kam es nicht. Der früheste Beitrag Bekkers in der Neuen Zürcher Zeitung stammt aus dem Jahre 1922, ein Bericht über das Tonkünstlerfest in Düsseldorf(vgl. Eichhorn 2002, 714 f.).
Ich dachte (wenn
ich mich so weit wagen darf –) an
eine Schrift „wo stehen wir?“,Mit diesem Titel bezieht sich Busoni hier möglicherweise auf einen musikästhetischen Artikel Bekkers aus dem Jahr 1913 in der Frankfurter Zeitung: „Wohin treiben wir“ (in: Paul Bekker, Kritische Zeitbilder, S. 247–259). darin alles Lebendig=erhaltene,
Verblasste, Überwundene auf- gezählt u. auf seinen Platz ge⸗ stellt würde, aus dem die Musik- literatur, – die wir aus Gewohnheit
u. Trägheit – gedankenlos weiter
pflegen, statuten=mäßig sich
zusammensetzt. Ihr Schlagwort
„zuviel Beethoven“Wahrscheinlich bezieht sich Busoni auf Bekkers soeben (am Morgen des 19. August 1920) erschienenen Artikel „Beethoven-Feste“, in dem die gehäuften Aufführungen im Beethoven-Jahr 1920 kritisiert werden: „Alles aber, was man bis jetzt an Vorankündigungen von Musikveranstaltungen […] hört, ist geeignet, stilles Grauen vor dem nächsten Musikwinter zu wecken, vor der Beethovenflut, die sich in sinnloser Fülle über die Menschen ergießen wird. […] Wer Beethoven wirklich kennt und erlebt, weiß, daß seine Kunst viel zu feurig und ergreifend ist, […] um in Massen und in der Häufigkeit eines Kaffeekränzchens genossen werden zu können.“(Bekker 1920b, S. 2).
und
die lichte Kritik […]überschrieben.
überBrahms (anlässlich des Quartett-Zyklus)Busoni bezieht sich auf die im Juni 1920 erschienene Rezension Bekkers eines Konzertzyklus des Rosé-Quartetts in Frankfurt, bei dem neben Werken von Mozart und Schubert Kammermusik von Brahms zur Aufführung kam. Bekker kritisiert hier: Den Hörern „öffnete er eine Welt, die nicht groß, aber klar und rein gesehen war, sich gegen alles Neuzeitliche, alles Werdende, Drängende, Problematische fest abschloß und das Gewesene nochmals in bestimmter, reifer, persönlich erfasster Nachbildung neu entstehen ließ. Sehr schön in sich, menschlich oft warm und ergreifend, denn in Brahms lebte ein Dämon unter der Maske des Philisters. Aber dabei doch eigentlich eng – nur eine wahrhaft arme, unfruchtbare Zeit konnte […] einen solchen Künstler des geistigen Rückzuges als einen ihrer Repräsentanten erkennen und feiern.“(Bekker 1920a, S. 1). gäben treffliche Ausgangspunkte.
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Busoni dankt Bekker für die Auseinandersetzung mit seiner Bach-Ausgabe und bittet um die Würdigung in einem Artikel; schlägt ihm einen Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung zum Zustand der Musik vor.
Brief von Ferruccio Busoni an Paul Bekker (Zürich, 19./20. August 1920), bearbeitet von Morten Grage, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Paul Bekker, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, Januar 2018: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0100412 (22. März 2018: in Korrekturphase)
Download der bereinigten Lesefassung im PDF-Dateiformat (.pdf)
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<title xml:lang="de">Brief von Ferruccio Busoni an Paul Bekker (Zürich, 19./20. August 1920)</title>
<title xml:lang="en">Letter by Ferruccio Busoni to Paul Bekker (Zurich, 19/20 August 1920)</title>
<author key="E0300017">Ferruccio Busoni</author>
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<resp>Digitization by</resp>
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<publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher>
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<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
<title type="genre">Briefe</title>
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<editor key="E0300314">Christian Schaper</editor>
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<handDesc><!-- Beschreibung der beteiligten Hände, reduzieren und/oder ergänzen -->
<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300017">Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.</handNote>
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<origin>Der Brief wurde in <origPlace key="E0500132">Zürich</origPlace> vermutlich am <origDate when-iso="1920-08-19" cert="high">19. August 1920</origDate> verfasst (Poststempel), ist aber auf den <origDate when-iso="1920-08-20" cert="low">20.</origDate> vordatiert.</origin>
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<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
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<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
</punctuation>
<quotation marks="none">
<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
</quotation>
<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/></p>
</editorialDecl>
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<correspDesc ref="http://www.busoni-nachlass.org/D0100412">
<correspAction type="sent">
<persName ref="http://d-nb.info/gnd/118518011" key="E0300017">Busoni, Ferruccio</persName>
<date when="1920-08-20"/>
<placeName ref="http://www.geonames.org/2657896" key="E0500132">Zürich</placeName>
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<correspAction type="received">
<persName ref="http://d-nb.info/gnd/119265052" key="E0300111">Bekker, Paul</persName>
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<correspContext><!-- Stellung im Briefwechsel -->
<ref type="replyTo" target="#D0100411"/><!-- Antwort auf -->
<ref type="repliedBy" target="#D0100413"/><!-- beantwortet von -->
<ref type="previous" target="#D0100411"/><!-- vorheriger Brief -->
<ref type="next" target="#D0100413"/><!-- nächster Brief -->
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<language ident="de"/>
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<change when-iso="2018-02-14" who="#E0300314">Vorlagen-Datei erstellt, Transkription ausstehend, status todo.</change>
<change when-iso="2018-02-19" who="#E0300388">Transkription begonnen, status unfinished</change>
<change when-iso="2018-03-22" who="#E0300388">Codierung, Transkription und Kommentierung vorläufig abgeschlossen, status proposed.</change>
<!-- weitere Einträge hinzufügen, mindestens bei jedem Statuswechsel (unfinished, proposed, candidate, approved) -->
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<text type="letter">
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<pb n="1"/><!-- Seite 1, Dateinamen und Seitennummer ergänzen, z.B. D0100405_1.jpg -->
<opener>
<dateline rend="align(right)">
<date when-iso="1920-08-20">20<reg>.</reg> <choice><abbr>Aug.</abbr><expan>August</expan></choice> 1920</date>
</dateline>
<salute rend="align(center)">Hochverehrter Herr <persName key="E0300111">Paul Bekker</persName>,</salute>
</opener>
<p rend="indent-first">als ich Ihnen den <rs key="E0800178" n="2"><choice><orig>2.</orig><reg>zweiten</reg></choice> Band <persName key="E0300012">Bach</persName></rs>
<note type="commentary" resp="#E0300388">Gemeint ist der <rs key="E0400136">zweite Band des Wohltemperierten Klaviers</rs> in der von <persName key="E0300017">Busoni</persName> herausgebenen <rs key="E0800178"><persName key="E0300012">Bach</persName>-Ausgabe</rs> (erschienen bei <orgName key="E0600002">Breitkopf & Härtel</orgName>); vgl. den <ref target="#D0100411">vorangegangenen Brief <persName key="E0300111">Bekkers</persName> an <persName key="E0300017">Busoni</persName> vom <date when-iso="1920-08-16">16. August 1920</date></ref>.</note>
<lb/>zusenden lie<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>, beabsichtigte ich nicht
<lb/>im Entferntesten, Sie damit zum
<lb/>Handeln zu veranlassen. Sollte Ihnen
<lb/>die Arbeit aber wichtig genug erscheinen,
<lb/>so w<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>re ich allerdings durch eine
<lb/>Würdigung derselben aus Ihrer Feder
<lb/>sehr beglückt. – Andere Werke sollen
<lb/>Ihnen gern nachgeschickt werden;
<note type="commentary" resp="#E0300388">Anscheinend wurden <persName key="E0300111">Bekker</persName> noch weitere Bände aus der <rs key="E0800178"><persName key="E0300012">Bach</persName>-Ausgabe</rs> zugesandt, darunter fälschlicherweise der von <persName key="E0300017">Busonis</persName> Mitarbeiter <persName key="E0300031">Egon Petri</persName> bearbeitete Band 9 <bibl>(<ref target="#E0800050"/>, S. 756)</bibl> . <persName key="E0300111">Bekker</persName> bezog sich in seinem Artikel vom <date when-iso="1921-06-11">11. Juni 1921</date> jedoch nur auf die ersten zwei Bände, die <persName key="E0300017">Busonis</persName> <rs key="E0800178">Ausgabe</rs> des <title key="E0400433">Wohltemperierten Klaviers</title> enthalten (vgl. <bibl><ref target="#E0800174"/>, S. 1f.)</bibl>.</note>
<lb/>für das geäußerte Interesse danke
<lb/>ich Ihnen erkenntlichst.</p>
<p rend="indent-first">Dem <orgName key="E0600110" rend="dq-uu-straight">Schweizerland</orgName> konnte
<lb/>der Grundgedanke Ihres schönen
<lb/>Aufsatzes unmöglich behagen:
<note type="commentary" resp="#E0300388"> Vgl. den <ref target="#D0100411">vorangegangenen Brief</ref> <persName key="E0300111">Bekkers</persName>. Der Artikel <q rend="dq-du">Die <soCalled rend="sq-du">Rückkehr zur Natur</soCalled></q> sollte ursprünglich im <orgName key="E0600110">Schweizerland</orgName> veröffentlicht werden, erschien aber stattdessen am <date when-iso="1920-06-12">12. Juni 1920</date> in der <orgName key="E0600070">Frankfurter Zeitung</orgName>.</note>
die
<lb/><q rend="dq-du">Rettung in<orig>’</orig>s Dorf</q>
<note type="commentary" resp="#E0300388"><persName key="E0300017">Busoni</persName> paraphrasiert hier aus <persName key="E0300111">Bekkers</persName> Aufsatz <q rend="dq-du">Die <soCalled rend="sq-du">Rückkehr zur Natur</soCalled></q>. Dort heißt es richtig: <q rend="dq-du">während die Politik sich immer mehr zum Denken in überstaatlichen und überkontinentalen Begriffen bequemen mu<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice>, wird in der Kunst — das Dorf als Rettung gepriesen.</q><bibl><lb/>(<persName key="E0300111">Paul Bekker</persName>, Die <soCalled rend="dq-du">Rückkehr zur Natur</soCalled>, in: <title key="E0800241">Kritische Zeitbilder</title>, S. 327–336, hier S. 327f.)</bibl></note>
traf es <subst><del rend="overwritten">ja</del><add place="inline">geradezu</add></subst>
<lb/>in seinen Kern! Sie scheinen die
<lb/>Gegend nicht zu kennen <choice><orig>.....</orig><reg>…</reg></choice><metamark function="insertion" target="#add_es">*</metamark></p>
<p rend="indent-first">Ich freue mich, Sie wieder
<lb/>einmal gedruckt zu lesen, gönne
<lb/>Ihnen jedoch die so nöt<orig>h</orig>igen Ferien.</p>
<closer>
<salute>Mit freundlichsten Grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>en
<lb/><seg rend="align(right)">Ihr hochachtend <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> herzlich
<lb/>ergebener</seg></salute>
<signed rend="inline"><persName key="E0300017">F. Busoni</persName></signed>
</closer>
<pb n="2"/>
<postscript>
<p><add xml:id="add_es">*– es wäre aber recht wünschens
<lb break="no"/>wert<orig>h</orig> (<choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> an der Zeit)<reg>,</reg> da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> sie etwa
<lb/>in der <orgName key="E0600026" rend="dq-du">Neuen Zürcher</orgName> einiges
<lb/>Aufklärende und Zurechtrückende
<lb/>publizierten.
<note type="commentary" resp="#E0300388"> Zu einem solchen Artikel kam es nicht. Der früheste Beitrag <persName key="E0300111">Bekkers</persName> in der <orgName key="E0600026">Neuen Zürcher Zeitung</orgName> stammt aus dem Jahre <date when-iso="1922">1922</date>, ein Bericht über das Tonkünstlerfest in <placeName key="E0500229">Düsseldorf</placeName> <bibl>(vgl. <ref target="#E0800171"/>, 714 f.)</bibl>.</note>
Ich dachte (wenn
<lb/>ich mich so weit wagen darf –) an
<lb/>eine Schrift <soCalled rend="dq-du">wo stehen wir?</soCalled>,
<note type="commentary" resp="#E0300388">Mit diesem Titel bezieht sich <persName key="E0300017">Busoni</persName> hier möglicherweise auf einen musikästhetischen Artikel <persName key="E0300111">Bekkers</persName> aus dem Jahr <date when-iso="1913">1913</date> in der <orgName key="E0600070">Frankfurter Zeitung</orgName>: <soCalled rend="dq-du">Wohin treiben wir</soCalled><bibl> (in: <persName key="E0300111">Paul Bekker</persName>, <title key="E0800241">Kritische Zeitbilder</title>, S. 247–259)</bibl>.</note>
<lb/>darin alles Lebendig<pc>=</pc>erhaltene,
<lb/>Verblasste, Überwundene auf
<lb break="no"/>gezählt <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> auf seinen Platz ge
<lb break="no" rend="dh"/>stellt würde, aus dem die Musik
<lb break="no"/>literatur, – die wir aus Gewohnheit
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Trägheit – gedankenlos weiter
<lb/>pflegen, statuten<orig><pc>=</pc></orig>mäßig sich
<lb/>zusammensetzt. Ihr Schlagwort
<lb/><q rend="dq-du">zuviel <persName key="E0300001">Beethoven</persName></q>
<note type="commentary" resp="#E0300388">Wahrscheinlich bezieht sich <persName key="E0300017">Busoni</persName> auf <persName key="E0300111">Bekkers</persName> soeben (am Morgen des <date when-iso="1920-08-19">19. August 1920</date>) erschienenen Artikel <q rend="dq-du"><persName key="E0300001">Beethoven</persName>-Feste</q>, in dem die gehäuften Aufführungen im <persName key="E0300001">Beethoven</persName>-Jahr <date when-iso="1920">1920</date> kritisiert werden: <q rend="dq-du">Alles aber, was man bis jetzt an Vorankündigungen von Musikveranstaltungen […] hört, ist geeignet, stilles Grauen vor dem nächsten Musikwinter zu wecken, vor der <persName key="E0300001">Beethoven</persName>flut, die sich in sinnloser Fülle über die Menschen ergießen wird. […] Wer <persName key="E0300001">Beethoven</persName> wirklich kennt und erlebt, weiß, da<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> seine Kunst viel zu feurig und ergreifend ist, […] um in Massen und in der Häufigkeit eines Kaffeekränzchens genossen werden zu können.</q> <bibl>(<ref target="#E0800172"/>, S. 2)</bibl>.</note>
und
<lb/>die lichte Kritik <subst><del rend="overwritten"><gap reason="overwritten"/></del><add place="above">über</add></subst> <persName key="E0300009">Brahms</persName>
<lb/>(anlässlich des Quartett-Zyklus)
<note type="commentary" resp="#E0300388"><persName key="E0300017">Busoni</persName> bezieht sich auf die im <date when-iso="1920-06">Juni 1920</date> erschienene Rezension <persName key="E0300111">Bekkers</persName> eines Konzertzyklus des <orgName key="E0600015">Rosé-Quartetts</orgName> in <placeName key="E0500153">Frankfurt</placeName>, bei dem neben Werken von <persName key="E0300010">Mozart</persName> und <persName key="E0300002">Schubert</persName> Kammermusik von <persName key="E0300009">Brahms</persName> zur Aufführung kam. <persName key="E0300111">Bekker</persName> kritisiert hier: Den Hörern <q rend="dq-du">öffnete <rs key="E0300009">er</rs> eine Welt, die nicht groß, aber klar und rein gesehen war, sich gegen alles Neuzeitliche, alles Werdende, Drängende, Problematische fest abschlo<choice><orig>ß</orig><reg>ss</reg></choice> und das Gewesene nochmals in bestimmter, reifer, persönlich erfasster Nachbildung neu entstehen ließ. Sehr schön in sich, menschlich oft warm und ergreifend, denn in <persName key="E0300009">Brahms</persName> lebte ein Dämon unter der Maske des Philisters. Aber dabei doch eigentlich eng – nur eine wahrhaft arme, unfruchtbare Zeit konnte […] einen solchen Künstler des geistigen Rückzuges als einen ihrer Repräsentanten erkennen und feiern.</q> <bibl>(<ref target="#E0800173"/>, S. 1)</bibl>.</note>
<lb/>gäben treffliche Ausgangspunkte.
<lb/><seg rend="align(center)">Wie gefällt Ihnen das Thema?</seg></add></p>
<signed rend="align(right)"><persName key="E0300017">F. B.</persName></signed>
</postscript>
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