Ferruccio Busoni an Robert Freund arrow_backarrow_forward

Berlin · 16. November 1904

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Mus.Nachl. F. Busoni B I, 534   Mus.ep. F. Busoni 37
(Busoni-Nachl. B I)
Berliner Hôtel-Gesellschaft

Wein-
grosshandlung
Der Kaiserhof
Stadtküche
Telephon Hôtel Kaiserhof:
Amt I. 1261.
Telephon Weingrosshandlung & Stadtküche:
Amt I. 1348.
Romanisches Café und Conditorei
Kaiserhof
Amt IX. 9306.
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Berlin W. 8., den
16. Nv. 04

Sehr verehrter Freund.

Ich habe unaussprechlich
bedauert, dass Sie am 10. nicht
zugegen sein konnten – waren
Sie einer der Wenigen doch, der
Gezählten, auf die ich mich
verlassen konnte, als Künstler
und als Individuum. Am 10. November 1904 fand das 4. Konzert in der von Busoni initiierten Reihe der Berliner Orchesterabende (Novitäten-Konzerte) statt. Unter der Leitung von Karl Muck kamen im ersten Teil des Programms Mozarts Ouvertüre zur Entführung aus dem Serail (mit einem Konzertschluss von Busoni) und der dritte Satz (Hymnus) aus Ottokar Nováčeks Streichquartetts op. 13 in einer Version für volles Streichorchester zur Aufführung. (bei Weindel 2004a, S. 30 fälschlich: letzter Satz) Höhepunkt des Abends war die Uraufführung von Busonis Konzert für Klavier, Orchester und Männerchor op. 39, mit dem Komponisten selbst am Klavier und unter Mitwirkung der Herren des Chores der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. (Weindel 2004a, S. 30 f.) Der Abend wurde seitens der Kritiker – wie auch die vorangegangenen Novitäten-Konzerte – wenig wohlwollend aufgenommen. (s. a. nachfolgende Anm.)

Nun werden Sie – bis ich
im Stande sein werde Ihnen
meine Partitur zu schicken –
sich auf die Auslassungen
des von Ihnen allerdings
geschätzten Dr Schmidt
stützen müssen – der das
Schlimmste gedruckt hat, das
bei dieser Gelegenheit an Schlim̅en
erschien. Gemeint ist eine Konzertrezension von Leopold Schmidt, die am Tag nach der Uraufführung von Busonis Klavierkonzert im Berliner Tageblatt abgedruckt wurde. „Dem Ganzen gegenüber konnte ich eine peinliche Empfindung nicht loswerden“, schreibt Schmidt im letzten Absatz, und dann: „Es mutet an wie die musikalische Pose eines Mannes, der um jeden Preis bedeutend und neu sein will, der seine Herrschaft der Mittel mißbraucht, weil er uns im Grunde nichts zu sagen hat.“ Das Zugeständnis, dass Busonis Werk das „Resultat einer jahrelangen ernsten Arbeit“ ist, konnte Busoni offensichtlich kaum trösten. Ebenso wenig wie die Feststellung, dass der Abend dank eines „ergebenen Anhängerkreis[es]“ einen „stürmischen Erfolg erlebte“. (Schmidt 1904)

Die Kritik stößt sich im Wesentlichen an allem Neuem in Busonis Konzert, an Abweichungen von Form- und Gattungskonventionen. Schmidt moniert u. a. die äußere Form in fünf Sätzen. „Das Konzert ist von Alters her dreisätzig gewesen, erst Brahms (er aus Reichtum der Gedanken!) und andere Moderne nach ihm haben einen zweiten Mittelsatz eingeschoben. Warum diese Neuerung nicht durch einen fünften Satz überbieten?“ (ebd.) Hier schreibt offenkundig ein Konservativer gegen die Musik der Zukunft an. Ohne die Kritik bereits gelesen zu haben, hat Freund dies wohl geahnt, denn in seiner Antwort fordert er Busoni dazu auf, sich von der „Handwerker-Zunft“ nicht entmutigen zu lassen. Auch die Parallen, die sich durch den Einsatz eines Chores im letzten Satz zu Beethovens 9. Symphonie ergeben, können Schmidt nicht überzeugen – ganz im Gegenteil. Er bemängelt, dass das, was bei Beethoven „aus der Idee der ganzen Schöpfung heraus motiviert“ war, bei Busoni mit Blick auf die Gesamtkomposition nicht funktioniert. So lässt sich etwa keine „innere Beziehung“ zwischen dem Text des abschließenden Chor-Satzes und dem zweiten Satz „All’Italiana“ erkennen. Auch das Klavier hat entgegen der Konvention kaum noch eine erkennbare solistische Funktion und wird „im allgemeinen Wogenschwall nicht selten verschlungen“. –

Egon Petris einführende Worte im Programmheft zu einer Aufführung des Klavierkonzertes in Basel 1910 (Näheres zum Anlass vgl. Anm. zu Busonis Brief vom 01.09.1910) klingen, obwohl sechs Jahre nach der Uraufführung verfasst, wie eine direkte Reaktion auf Schmidts Worte und scheinen all seinen Kritikpunkten bereits im Vorfeld der Aufführung begegnen zu wollen. „Das vorliegende Werk ist kein ‚Klavier-Konzert‘ im üblichen, traditionellen Sinne“, macht Petri gleich zu Beginn klar. Und weiter: „Was man früher unter dieser Bezeichnung verstand und was auch heute noch, trotz Liszt’s bahnbrechender Neuerungen, der […] Hörer von einem neuen Klavier-Konzerte erwartet, ist ein Gebilde aus 3 oder 4 Sätzen […] das alles zerfallend in ‚Soli‘ und ‚Tutti‘, sozusagen in ‚Figur‘ und ‚Staffage‘.“ Er verteidigt den Chor-Einsatz – „für diejenigen […] die überall Autoritäten nötig haben“ – mit der Überlegung, dass „der Schritt von einer Symphonie mit Chor zu einem Klavier-Konzert mit Chor nur eine Analogie der Entwicklung dieses Klavier-Konzertes selbst darstellt, das sich (schon seit Beethoven) der symphonischen Gestalt in Form und Inhalt mehr und mehr genähert hat.“ Petri verweist auf die Einheit in der Gesamtkonzeption des Werkes, indem er deren quasi spiegelsymetrischen Aufbau erläutert. Dabei steht der 3. Satz im Zentrum, um den sich der 2. und 4. Satz als „Sätze der Phantastik und des frohen Genusses harmonisch gruppieren“. Der 1. Satz ist ein einleitender Prolog, weshalb der 5. und letzte Satz analog als Epilog dient, erweitert um die Worte eines Dichters, um dem Bedürfnis nach einem „greifbarere[m] und klareren Ausdruck“ Rechnung zu tragen. Verbindende Elemente zwischen allen Sätzen sind Harmonik („die Akkordfolge Dur–Moll bei feststehender Terz“) und Rhythmus („in verschiedenen Umwandlungen […] Wechsel von langen und kurzen Werten ein und derselben Note“). Petri resümiert: „Allen […] enttäuschten Erwartungen liegt der Fehler zugrunde, an ein neues Werk mit fertigen Theorien heranzugehen, und von ihm dasselbe zu verlangen, was man bereits von bekannten Stücken her gewohnt ist.“ Und weiter: „Schlagen wir lieber den einzig richtigen Weg ein, dem Komponisten ein vorurteilsfreies Gehör zu geben […]“ (vgl. Einführungstext von Egon Petri, Programm zum Extra-Konzert der Allgemeinen Musikgesellschaft Basel am 04.10.1910; D–B, Mus.Nachl. F. Busoni, E: 1910, 15)

Für eine zusammenfassende Darstellung zur schlechten Presseresonanz und Busonis Umgang mit der Kritik im Kontext der Berliner Orchesterabende vgl. Weindel 2004, inbes. S. 102 ff. mit Bezug auf die Uraufführung von Busonis Klavierkonzert.

Berlin W. 8., den 16. November 1904 am Wilhelmsplatz

Sehr verehrter Freund.

Ich habe unaussprechlich bedauert, dass Sie am 10. nicht zugegen sein konnten – waren Sie einer der Wenigen doch, der Gezählten, auf die ich mich verlassen konnte, als Künstler und als Individuum. Am 10. November 1904 fand das 4. Konzert in der von Busoni initiierten Reihe der Berliner Orchesterabende (Novitäten-Konzerte) statt. Unter der Leitung von Karl Muck kamen im ersten Teil des Programms Mozarts Ouvertüre zur Entführung aus dem Serail (mit einem Konzertschluss von Busoni) und der dritte Satz (Hymnus) aus Ottokar Nováčeks Streichquartetts op. 13 in einer Version für volles Streichorchester zur Aufführung. (bei Weindel 2004a, S. 30 fälschlich: letzter Satz) Höhepunkt des Abends war die Uraufführung von Busonis Konzert für Klavier, Orchester und Männerchor op. 39, mit dem Komponisten selbst am Klavier und unter Mitwirkung der Herren des Chores der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. (Weindel 2004a, S. 30 f.) Der Abend wurde seitens der Kritiker – wie auch die vorangegangenen Novitäten-Konzerte – wenig wohlwollend aufgenommen. (s. a. nachfolgende Anm.)

Nun werden Sie – bis ich im Stande sein werde, Ihnen meine Partitur zu schicken – sich auf die Auslassungen des, von Ihnen allerdings geschätzten, Dr. Schmidt stützen müssen – der das Schlimmste gedruckt hat, das bei dieser Gelegenheit an Schlimmem erschien. Gemeint ist eine Konzertrezension von Leopold Schmidt, die am Tag nach der Uraufführung von Busonis Klavierkonzert im Berliner Tageblatt abgedruckt wurde. „Dem Ganzen gegenüber konnte ich eine peinliche Empfindung nicht loswerden“, schreibt Schmidt im letzten Absatz, und dann: „Es mutet an wie die musikalische Pose eines Mannes, der um jeden Preis bedeutend und neu sein will, der seine Herrschaft der Mittel mißbraucht, weil er uns im Grunde nichts zu sagen hat.“ Das Zugeständnis, dass Busonis Werk das „Resultat einer jahrelangen ernsten Arbeit“ ist, konnte Busoni offensichtlich kaum trösten. Ebenso wenig wie die Feststellung, dass der Abend dank eines „ergebenen Anhängerkreis[es]“ einen „stürmischen Erfolg erlebte“. (Schmidt 1904)

Die Kritik stößt sich im Wesentlichen an allem Neuem in Busonis Konzert, an Abweichungen von Form- und Gattungskonventionen. Schmidt moniert u. a. die äußere Form in fünf Sätzen. „Das Konzert ist von Alters her dreisätzig gewesen, erst Brahms (er aus Reichtum der Gedanken!) und andere Moderne nach ihm haben einen zweiten Mittelsatz eingeschoben. Warum diese Neuerung nicht durch einen fünften Satz überbieten?“ (ebd.) Hier schreibt offenkundig ein Konservativer gegen die Musik der Zukunft an. Ohne die Kritik bereits gelesen zu haben, hat Freund dies wohl geahnt, denn in seiner Antwort fordert er Busoni dazu auf, sich von der „Handwerker-Zunft“ nicht entmutigen zu lassen. Auch die Parallen, die sich durch den Einsatz eines Chores im letzten Satz zu Beethovens 9. Symphonie ergeben, können Schmidt nicht überzeugen – ganz im Gegenteil. Er bemängelt, dass das, was bei Beethoven „aus der Idee der ganzen Schöpfung heraus motiviert“ war, bei Busoni mit Blick auf die Gesamtkomposition nicht funktioniert. So lässt sich etwa keine „innere Beziehung“ zwischen dem Text des abschließenden Chor-Satzes und dem zweiten Satz „All’Italiana“ erkennen. Auch das Klavier hat entgegen der Konvention kaum noch eine erkennbare solistische Funktion und wird „im allgemeinen Wogenschwall nicht selten verschlungen“. –

Egon Petris einführende Worte im Programmheft zu einer Aufführung des Klavierkonzertes in Basel 1910 (Näheres zum Anlass vgl. Anm. zu Busonis Brief vom 01.09.1910) klingen, obwohl sechs Jahre nach der Uraufführung verfasst, wie eine direkte Reaktion auf Schmidts Worte und scheinen all seinen Kritikpunkten bereits im Vorfeld der Aufführung begegnen zu wollen. „Das vorliegende Werk ist kein ‚Klavier-Konzert‘ im üblichen, traditionellen Sinne“, macht Petri gleich zu Beginn klar. Und weiter: „Was man früher unter dieser Bezeichnung verstand und was auch heute noch, trotz Liszt’s bahnbrechender Neuerungen, der […] Hörer von einem neuen Klavier-Konzerte erwartet, ist ein Gebilde aus 3 oder 4 Sätzen […] das alles zerfallend in ‚Soli‘ und ‚Tutti‘, sozusagen in ‚Figur‘ und ‚Staffage‘.“ Er verteidigt den Chor-Einsatz – „für diejenigen […] die überall Autoritäten nötig haben“ – mit der Überlegung, dass „der Schritt von einer Symphonie mit Chor zu einem Klavier-Konzert mit Chor nur eine Analogie der Entwicklung dieses Klavier-Konzertes selbst darstellt, das sich (schon seit Beethoven) der symphonischen Gestalt in Form und Inhalt mehr und mehr genähert hat.“ Petri verweist auf die Einheit in der Gesamtkonzeption des Werkes, indem er deren quasi spiegelsymetrischen Aufbau erläutert. Dabei steht der 3. Satz im Zentrum, um den sich der 2. und 4. Satz als „Sätze der Phantastik und des frohen Genusses harmonisch gruppieren“. Der 1. Satz ist ein einleitender Prolog, weshalb der 5. und letzte Satz analog als Epilog dient, erweitert um die Worte eines Dichters, um dem Bedürfnis nach einem „greifbarere[m] und klareren Ausdruck“ Rechnung zu tragen. Verbindende Elemente zwischen allen Sätzen sind Harmonik („die Akkordfolge Dur–Moll bei feststehender Terz“) und Rhythmus („in verschiedenen Umwandlungen […] Wechsel von langen und kurzen Werten ein und derselben Note“). Petri resümiert: „Allen […] enttäuschten Erwartungen liegt der Fehler zugrunde, an ein neues Werk mit fertigen Theorien heranzugehen, und von ihm dasselbe zu verlangen, was man bereits von bekannten Stücken her gewohnt ist.“ Und weiter: „Schlagen wir lieber den einzig richtigen Weg ein, dem Komponisten ein vorurteilsfreies Gehör zu geben […]“ (vgl. Einführungstext von Egon Petri, Programm zum Extra-Konzert der Allgemeinen Musikgesellschaft Basel am 04.10.1910; D–B, Mus.Nachl. F. Busoni, E: 1910, 15)

Für eine zusammenfassende Darstellung zur schlechten Presseresonanz und Busonis Umgang mit der Kritik im Kontext der Berliner Orchesterabende vgl. Weindel 2004, inbes. S. 102 ff. mit Bezug auf die Uraufführung von Busonis Klavierkonzert.

Die Kritik ist wie eine Strandwelle, scheint’s mir, die den Menschen umzuwerfen vermag; aber die Welle zerschellt und der Mensch richtet sich wieder auf.

Ich habe das Bedürfnis – gegenüber allem dem, was Sie über mein Konzert mehr oder weniger direkt zu hören bekommen müssen – Ihnen zu versichern, dass ich ein Werk geschaffen habe, das ich in jeder Note verantworten kann und das sich, soviel als menschliche Arbeit hält, sich halten wird. Die Ansicht, dass das Klavierkonzert eine „Arbeit von bleibendem Wert“ ist – eine Eigenschaft, die Busoni zu diesem Zeitpunkt sonst nur seiner 2. Violinsonate zuschrieb –, vertritt er vehement auch in seinen Verhandlungen mit Breitkopf & Härtel im Hinblick auf den Erstdruck. (Busoni / Breitkopf & Härtel / Hanau 2012, Bd. 1, Br. 226 vom 23.06.1905, S. 142)

Ich freue mich sehr auf den Augenblick, wo ich es Ihnen werde zeigen können; weiß ich doch, dass Sie mit dem Gleichgewicht und der Klarheit Ihres Urteils und mit Ihrem menschlichen Wohlwollen an dasselbe herantreten, und dass Sie sich an manchem darin erfreuen werden. – Vielleicht bringe ich es Ihnen nach der Schweiz mit. –

(Ein Klavierabend in Zürich wäre mir sehr erwünscht: Vgl. hierfür die nachfolgenden Briefe. für Ihren gütigen Vorschlag danke ich herzlich.)

Ihr sehr freundschaftlich ergebener

Ferruccio Busoni

                                                                
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2Diplomatische Umschrift
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[2]

Die Kritik ist wie eine Strand-
welle, scheint’s mir, die den
Menschen umzuwerfen vermag;
aber die Welle zerschellt und
der Mensch richtet sich wieder auf.

Ich habe das Bedürfniss – gegenüber
allem dem was Sie über mein
Concert mehr oder weniger
direkt zu hören bekommen
müssen – ×Ihnen zu versichern, dass ich ein Werk
geschaffen habe, das ich in jeder
Note verantworten kann und
das sich, so viel als menschliche
Arbeit hält, sich halten wird. Die Ansicht, dass das Klavierkonzert eine „Arbeit von bleibendem Wert“ ist – eine Eigenschaft, die Busoni zu diesem Zeitpunkt sonst nur seiner 2. Violinsonate zuschrieb –, vertritt er vehement auch in seinen Verhandlungen mit Breitkopf & Härtel im Hinblick auf den Erstdruck. (Busoni / Breitkopf & Härtel / Hanau 2012, Bd. 1, Br. 226 vom 23.06.1905, S. 142)

Ich freue mich sehr auf
den Augenblick, wo ich es Ihnen
werde zeigen können; weiss
ich doch, dass Sie mit dem
Gleigchgewicht und der Klarheit
Ihres Urtheils u. mit Ihrem
menschlichen Wohlwollen
an dasselbe herantreten, werden,
u. dass Sie sich an Manchem
darin erfreuen werden. –
Vielleicht bringe ich es Ihnen
nach der Schweiz mit. –

(Ein ClavierAbend in Zürich waere
mir sehr erwünscht: Vgl. hierfür die nachfolgenden Briefe. für Ihren
gütigen Vorschlag danke ich herzlich.) Bei Beaumont 1987, Br. 48, S. 72 fehlt dieser letzte Satz.

Ihr sehr freundschaftlich
ergebener

Ferruccio Busoni

                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="foliation" place="top-right" resp="#archive">[2]</note> <p>Die Kritik ist wie eine Strand <lb break="no"/>welle, scheint’s mir, die den <lb/>Menschen um<add place="above" rend="small">zu</add>werfen vermag; <lb/>aber die Welle zerschellt und <lb/>der Mensch richtet sich wieder auf.</p> <p rend="indent-first">Ich habe das Bedürfnis<orig>s</orig> – gegenüber <lb/>allem dem<reg>,</reg> was Sie über mein <lb/><rs key="E0400014"><choice><orig>Conc</orig><reg>Konz</reg></choice>ert</rs> mehr oder weniger <lb/>direkt zu hören bekommen <lb/>müssen – <metamark function="insertion" target="#add_izv">×</metamark><add xml:id="add_izv" place="above" rend="small">Ihnen zu versichern,</add> dass ich ein Werk <lb/>geschaffen habe, das ich in jeder <lb/>Note verantworten kann und <lb/>das sich, so<orig> </orig>viel als menschliche <lb/>Arbeit hält, sich halten wird. <note type="commentary" resp="#E0300361"> Die Ansicht, dass das <title key="E0400014">Klavierkonzert</title> eine <q>Arbeit von bleibendem Wert</q> ist – eine Eigenschaft, die <persName key="E0300017">Busoni</persName> zu diesem Zeitpunkt sonst nur seiner <title key="E0400268">2. Violinsonate</title> zuschrieb –, vertritt er vehement auch in seinen Verhandlungen mit <orgName key="E0600002">Breitkopf &amp; Härtel</orgName> im Hinblick auf den Erstdruck. (<bibl><ref target="#E0800050"/>, Bd. 1, Br. 226 vom <date when-iso="1905-06-23">23.06.1905</date>, S. 142</bibl>) </note> </p> <p rend="indent-first">Ich freue mich sehr auf <lb/>den Augenblick, wo ich es Ihnen <lb/>werde zeigen können; wei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice> <lb/>ich doch, dass Sie mit dem <lb/>Glei<del rend="overwritten">g</del><add place="across">c</add>hgewicht und der Klarheit <lb/>Ihres Urt<orig>h</orig>eils <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> mit Ihrem <lb/>menschlichen Wohlwollen <lb/>an dasselbe herantreten, <del rend="strikethrough">werden,</del> <lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> dass Sie sich an <choice><orig>M</orig><reg>m</reg></choice>anchem <lb/>darin erfreuen werden. – <lb/>Vielleicht bringe ich es Ihnen <lb/>nach der <placeName key="E0500092">Schweiz</placeName> mit. –</p> <p><seg rend="indent">(Ein <choice><orig>C</orig><reg>K</reg></choice>lavier<choice><orig>A</orig><reg>a</reg></choice>bend in <placeName key="E0500132">Zürich</placeName> w<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>re</seg> <lb/>mir sehr erwünscht: <note type="commentary" resp="#E0300361">Vgl. hierfür die nachfolgenden Briefe.</note> für Ihren <lb/>gütigen Vorschlag danke ich herzlich.) <note type="commentary" subtype="ed_diff_major" resp="#E0300361"> Bei <bibl><ref target="#E0800060"/>, Br. 48, S. 72</bibl> fehlt dieser letzte Satz. </note> </p> <closer rend="margin-left align(right) rotate(90)"> <salute>Ihr sehr freundschaftlich <lb/>ergebener </salute> <signed><persName key="E0300017">Ferruccio Busoni</persName></signed> </closer> </div>
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3Diplomatische Umschrift
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[Rückseite von Textseite 2]
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin
Nachlaß Busoni
                                                                
<div xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="split"> <note type="objdesc" rend="space-below" resp="#E0300361">[Rückseite von Textseite 2]</note> <note type="stamp" place="center" resp="#dsb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) tiny">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName> </stamp> </note> <note type="stamp" place="center" rend="small" resp="#sbb_st_blue">Nachlaß Busoni</note> </div>
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4Diplomatische Umschrift
4XML
[Rückseite von Textseite 1, vacat]
                                                                
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5Diplomatische Umschrift
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Berlin.W.
–3.2.03. 5–6V.
★ 50 b
Berlin.W.
–3.2.03. 5–6V.   04
★ 50 b
Dieser Umschlag mit einem Poststempel vom 03.02.1903 kann nicht zum vorliegenden Brief gehören, welcher auf den 16.11.1904 datiert ist. Offensichtlich wurde der Umschlag bereits vor Übergabe des Korrespondenzstückes an die Staatsbibliothek zu Berlin vertauscht. Im Freund-Nachlass der Zentralbibliothek Zürich befindet sich ein Schreiben mit Umschlag, der – genau wie dieser Brief – einen Aufdruck vom Hotel Kaiserhof bzw. vom Romanischen Café in Berlin trägt und per Poststempel auf den 16.11.1904 datiert ist, was allerdings auch in diesem Fall nicht mit dem Inhalt des zugeordneten, undatierten Briefes korrespondiert. (vgl. Anm. zum Poststempel in Busonis Brief vom 03.02.1903)
Herrn Robert Freund
Schönleinstr. ii. Die korrekte Anschrift lautet: Schönleinstraße 11. (vgl. die entsprechende Mitteilung in Freunds Brief vom 12.10.1901)
Deutsche
Staatsbibliothek
Berlin

Zürich
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="left" resp="#post">
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                                    <hi rend="majuscule"><placeName key="E0500029">Berlin</placeName>.W.</hi>
                                    <lb/><date when-iso="1903-02-03">–3.2.03</date>. 5–6V.
                                    <lb/>★ 50 b
                                </stamp>
                            </note>
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                                    <hi rend="majuscule"><placeName key="E0500029">Berlin</placeName>.W.</hi>
                                    <lb/><date when-iso="1903-02-03">–3.2.03</date>. 5–6V.
                                    <note type="dating" place="inline" resp="#archive" xml:id="arch_date">   <date when-iso="1904" cert="high">04</date></note>
                                    <lb/>★ 50 b
                                </stamp>
                            </note>
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                                Dieser Umschlag mit einem Poststempel vom <date when-iso="1903-02-03">03.02.1903</date> kann nicht zum vorliegenden Brief gehören, welcher auf den 
                                <date when-iso="1904-11-16">16.11.1904</date> datiert ist. Offensichtlich wurde der Umschlag bereits vor Übergabe des Korrespondenzstückes an die 
                                Staatsbibliothek zu <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> vertauscht. Im <rs type="persons" key="E0300420 E0300208">Freund</rs>-Nachlass 
                                der Zentralbibliothek <placeName key="E0500132">Zürich</placeName> befindet sich ein Schreiben mit Umschlag, der – genau wie dieser Brief – einen Aufdruck vom 
                                <placeName key="E0500573">Hotel Kaiserhof</placeName> bzw. vom <placeName key="E0500576">Romanischen Café</placeName> in <placeName key="E0500029">Berlin</placeName> 
                                trägt und per Poststempel auf den <date when-iso="1904-11-16">16.11.1904</date> datiert ist, was allerdings auch in diesem Fall nicht mit dem Inhalt des 
                                zugeordneten, undatierten Briefes korrespondiert. (vgl. Anm. zum Poststempel in <persName key="E0300017">Busonis</persName> 
                                <ref target="#D0100577" n="5">Brief vom <date when-iso="1903-02-03" cert="high">03.02.1903</date></ref>)
                            </note>
                                                                
<address xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0"> <addrLine>Herrn <persName key="E0300208">Robert Freund</persName></addrLine> <addrLine><placeName key="E0500598">Schönleinstr<choice><orig>. ii.</orig><reg>aße 11</reg></choice></placeName> <note type="commentary" resp="#E0300361"> Die korrekte Anschrift lautet: <placeName key="E0500598">Schönleinstraße 11</placeName>. (vgl. die entsprechende Mitteilung in <persName key="E0300208">Freunds</persName> <ref target="#D0100514" n="2">Brief vom <date when-iso="1901-10-12">12.10.1901</date></ref>) </note> <note type="stamp" place="inline" resp="#dsb_st_red"> <stamp rend="round border align(center) tiny">Deutsche <lb/>Staatsbibliothek <lb/><placeName key="E0500029"><hi rend="spaced-out">Berlin</hi></placeName> </stamp> </note> </addrLine> <addrLine rend="align(center)"><hi rend="underline2"><placeName key="E0500132">Zürich</placeName></hi></addrLine> </address>
6Faksimile
6Diplomatische Umschrift
6XML
[Zürich […] 1 Zeichen: unleserlich. ]
–4.II.03. […] 2 Zeichen: unleserlich. 04
Brief[…] mindestens 3 Zeichen: unleserlich. III


1904
16 Nov.
Mus.ep. F. Busoni 37
Nachlaß Busoni B I
m. 2 Marken
Mus.Nachl. F. Busoni B I, 534–Beil.
                                                                <note xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" type="stamp" place="left" resp="#post">
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                                    <supplied reason="illegible"><placeName key="E0500132">Zürich</placeName> <gap reason="illegible" extent="1" unit="char"/></supplied>
                                    <lb/><date when-iso="1903-02-04">–4.II.03</date>.
                                    <subst><del rend="overwritten"><gap reason="illegible" extent="2" unit="char"/></del><add place="across"><note type="dating" place="across" resp="#archive"><date sameAs="#arch_date" when-iso="1904" cert="high">04</date></note></add></subst>
                                    <lb/>Brief<gap reason="illegible" atLeast="3" unit="char"/> III
                                </stamp>
                            </note>
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                                <del xml:id="delSig" rend="strikethrough">Mus.ep. F. Busoni 37
                                    <lb/><stamp resp="#sbb_st_blue">Nachlaß Busoni <handShift new="#archive_red"/>B I</stamp>
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B I, 534 | olim: Mus.ep. F. Busoni 37 (Busoni-Nachl. B I) |

Nachweis Kalliope

Zustand
Der Brief ist gut erhalten; Umschlag mit Aufriss oben (ohne Textverlust).
Umfang
1 Bogen, 2 beschriebene Seiten
Kollation
Briefpapier im Querformat (aufgeklappter Bogen); Vorderseite in zwei Spalten beschrieben, Rückseite vacat.
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen, eine Foliierung vorgenommen und das korrekte Entstehungsjahr des Briefes auf dem Umschlag ergänzt hat
  • Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat
  • unbekannte Hand, die auf der Umschlagrückseite das Briefdatum (
  • 16 Nov.
  • ) notiert hat
  • Bibliotheksstempel (rote Tinte)
  • Bibliotheksstempel (blaue Tinte)
  • Poststempel (schwarze Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234

Zusammenfassung
Busoni bedauert außerordentlich, dass Freund bei der Premiere seines Klavierkonzertes nicht zugegen war; verweist auf die schlimmen Kritiken in diesem Zusammenhang; verteidigt das Werk jedoch als eines, das er „in jeder Note verantworten“ kann und das „sich halten“ wird; will die Partitur evtl. in die Schweiz mitbringen und freut sich auf Freunds wohlwollenderes Urteil; begrüßt die Möglichkeit eines Klavier-Abends in Zürich.
Incipit
Ich habe unaussprechlich bedauert, dass Sie am 10. nicht zugegen sein konnten

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
6. März 2019: in Korrekturphase (Transkription abgeschlossen, Auszeichnungen codiert, zur Korrekturlesung freigegeben)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition
Frühere Ausgaben
Beaumont 1987, S. 72