Ferruccio Busoni an Robert Freund arrow_backarrow_forward

Weimar · 10. November 1906

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Sehr verehrter Freund.

Zwei Briefe liegen vor mir
von Ihrer werthen Hand,
und diese Thatsache
allein war mir eine
sehr erfreuliche und
dankenswerthe.

Ich werde, sobald als
möglich zu Bechstein
gehen und Ihren Wunsch
dort erfüllen – ich
kenne jetzt diese
Claviere und hoffe,
mich in der Wahl
nicht zu irren.

Sehr verehrter Freund.

Zwei Briefe liegen vor mir von Ihrer werthen Hand, und diese Tatsache allein war mir eine sehr erfreuliche und dankenswerte.

Ich werde, sobald als möglich zu Bechstein gehen und Ihren Wunsch dort erfüllen – ich kenne jetzt diese Klaviere und hoffe, mich in der Wahl nicht zu irren.

Welchen Komponisten erfreut die Aufführung seines Werkes nicht? Ich würde mich verstellen, wenn ich es nicht zugäbe. Doch bin ich darin Etwas asketischer als der allgemeine Typus meiner Gattung. Es kommt dem Komponisten in erster Linie darauf an, das eigene Werk zu hören – und das habe ich bereits beim »Concerto« erreicht.

Jetzt kommt es darauf an, dass den Zürichern, und nicht mir, ein Gefallen damit erwiesen wird.

Wenn Andreae (und wenn Sie) diese Überzeugung haben, dann ist die Aufführung erst recht erfreulich – ich möchte sagen: nur dann.

Herrn Andreae bitte ich Sie für die freundliche Absicht meinen herzlichen Dank zu sagen – nebst freundlichstem Gruß.

Gern spiele ich den Totentanz und auch Etwas dazwischen; aber Chopin? – Würde es nicht, wie Hanslick einmal schrieb, sich ausnehmen »wie ein Lamm zwischen zwei Kannibalen«?

Und was brächte das Programm außerdem? Bedenken Sie dass das Konzert – ohne die Zwischenpausen – eine genaue Stunde Musik beträgt; mit den Intervallen etwa eine Stunde, 10 Minuten. 10 Minuten muss man dem Publikum darauf zum »Ausschnaufen« geben, so dass es, mit dem Totentanz und der Solonummer schon 2 Stunden ausmachte!

Deswegen würde ich, = gegen meine Gewohnheit = diesmal einen unbescheidenen Vorschlag machen und proponieren: zwischen meinem Stück und den Totentanz das Dmoll Konzert von Mozart zu setzen, und so den ganzen Abend mir zu widmen. – ??

Mit herzlichstem Dank und freundschaftlichsten Grüßen, Ihr Sie hochachtender,

Ferruccio Busoni

10. Nov. 06.
                                                                
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2Diplomatische Umschrift
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Welchen Componisten
erfreut die Aufführung
seines Werkes nicht?
Ich würde mich verstellen,
wenn ich es nicht zugäbe.
Doch bin ich darin
Etwas asketischer als
der allgemeine Typus
meiner Gattung. Es
kommt dem Componisten in erster Linie
darauf an, das eigene
Werk zu hören – und
das habe ich bereits
beim »Concerto« erreicht.

Jetzt kommt es darauf
an, dass den Zürichern,
und nicht mir, ein
Gefallen damit erwiesen
wird.

                                                                
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Wenn Andreae (und
wenn Sie) diese Überzeugung
haben, dann ist die
Aufführung erst recht
erfreulich – ich möchte
sagen: nur dann.

Herrn Andreae bitte ich
Sie für die freundliche Ab-
sicht meinen herzlichen
Dank zu sagen – nebst
freundlichstem Gruss.

Gern spiele ich den
Todtentanz und auch
Etwas dazwischen; aber
Chopin? – Würde es
nicht, wie Hanslick
einmal schrieb, sich

                                                                
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ausnehmen »wie ein
Lamm zwischen zwei
Kannibalen«?

Und was brächte das
Programm außerdem?
Bedenken Sie dass das
Concert – ohne die
Zwischenpausen – eine
genaue Stunde Musik
beträgt; mit den Intervallen
etwa eine Stunde, 10 Minuten.
10 Minuten muss man
dem Publikum darauf
zum »Ausschnaufen«
geben, so dass es, mit
dem Todtentanz und der
Solonummer schon 2 Stunden
ausmachte!

                                                                
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Deswegen würde ich,
= gegen meine Gewohnheit =
diesmal einen unbescheidenen
Vorschlag machen und
proponiren: zwischen
meinem Stück und den
Todtentanz das Dmoll
Concert von Mozart
zu setzen, und so denn
ganzen Abend mir
zu widmen. – ??

Mit herzlichstem Dank
und freundschaftlichsten
Grüssen, Ihr Sie hoch-
achtender,

ergebener Ferruccio Busoni

10. Nov. 06.
                                                                
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Überlieferung
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B I, 535 | olim: Mus.ep. F. Busoni 38 (Busoni-Nachl. B I) |

Nachweis Kalliope

Zustand
3. Bogen, Blatt 1: Papierausschnitt unten fehlt; sonst gut erhalten; Umschlagaufriss oben (ohne Textverlust).
Umfang
3 Bogen, 5 beschriebene Seiten
Kollation
Nur die Vorderseiten sind beschrieben.
Hände/Stempel
  • Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift
  • Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen hat
  • Poststempel (schwarze Tinte)
Bildquelle
Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz: 1234567891011121314

Inhaltlich Verantwortliche
Christian Schaper Ullrich Scheideler
bearbeitet von
Stand
28. März 2021: in Bearbeitung (in der Erfassungs-/Codierungsphase)
Stellung in diesem Briefwechsel
Vorausgehend Folgend
Benachbart in der Gesamtedition