Ich danke Ihnen
für den Bericht.Denzler besuchte mich vor Tagen
und besprach dies und jenes.
Mit Nusselt bin ich ganz
einverstanden.
Ich bin allabendlich zu Hause
und konvaleszent nach einer
Woche Krankheit; also erwarte
ich Sie an dem Abend Ihrer Wahl.
Die Arlecchino-Partitur liegt geordnet bei mir: Ich möchte sie
nicht auf lange Zeit entbehren,
denn sie ist ganz locker.
Sie haben sich letzthin
recht verständnislos über
den Don Juan geäußert. Wenn
Sie auch erst später Ihre
Ansicht berichtigen dürften,
so möchte ich Sie heute schon
darauf hinweisen, dass diese
Oper die einzige ist, die bereits
über 130 Jahre auf der
Bühne sich lebendig hält.
Damit fällt Ihr Argument,
Don Juan wäre nicht wirksam.
„Ich bin so weit gekommen“, schreibt
Lessing, „dass wenn mir an
Homer etwas missfällt, ich nun
weiß, dass die Schuld nicht an
Homer liegt.“
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<lb/>und besprach dies und jenes.
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2Faksimile
2Diplomatische Umschrift
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N.Mus.Nachl. 30, 33
2
Ansicht berichtigen dürften,
so möchte ich Sie heute schon
darauf hinweisen, dass diese
Oper die einzige ist, die bereits
über 130 Jahre auf der
Bühne sich lebendig hält.
Damit fällt Ihre Argument,
D. J. waere nicht wirksam.
“Ich bin so weit gekommen” schreibt
Lessing, “dass wenn mir an
Homer Etwas misfällt, ich nun
weiss, dass die Schuld nicht an
Homer liegt.”
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3Faksimile
3Diplomatische Umschrift
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[Rückseite von Textseite 1]
Preußischer
Staats- bibliothek
zu Berlin Kulturbesitz
Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | N.Mus.Nachl. 30,33 |
Brief von Ferruccio Busoni an Philipp Jarnach (Zürich, 2. März 1918), bearbeitet von Hannah Weise, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Philipp Jarnach, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, April 2021: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0101652 (2. März 2022: zur Freigabe vorgeschlagen)
Download der bereinigten Lesefassung im PDF-Dateiformat (.pdf)
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<title xml:lang="de">Brief von Ferruccio Busoni an Philipp Jarnach (Zürich, 2. März 1918)</title>
<title xml:lang="en">Letter by Ferruccio Busoni to Philipp Jarnach (Zurich, 2 March 1918)</title>
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<publisher>Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin</publisher>
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<title type="main">Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften</title>
<title type="genre">Briefe</title>
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<summary><persName key="E0300017">Busoni</persName> berichtet von einem Besuch <persName key="E0300370">Robert Denzlers</persName>;
ist mit der Besetzung von <persName key="E0300610">Eugen Nusselt</persName> als Leandro (<title key="E0400133">Arlecchino</title>) einverstanden;
war eine Woche krank;
widerspricht <persName key="E0300376">Jarnachs</persName> Behauptung einer mangelnden Wirksamkeit von <persName key="E0300010">Mozarts</persName> <title key="E0400002">Don Giovanni</title>.</summary>
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<incipit>Ich danke Ihnen für den Bericht.</incipit>
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<handNote xml:id="major_hand" scope="major" medium="black_ink" scribe="author" scribeRef="#E0300017">Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift</handNote>
<handNote xml:id="archive" scope="minor" medium="pencil" scribe="archivist">Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat</handNote>
<handNote xml:id="sbb_st_red" scope="minor" medium="red_ink" scribe="archivist">Bibliotheksstempel (rote Tinte)</handNote>
<handNote xml:id="gerda.busoni" scope="minor" medium="pencil" scribe="relative" scribeRef="#E0300059">Hand Gerda Busonis, die auf der Rückseite von Blatt 2 mit Bleistift das Datum notiert hat</handNote>
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<p>Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.</p>
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<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.</p>
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<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
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<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
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<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/></p>
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<lb/><seg rend="indent-3">für den Bericht.</seg>
<lb/><persName key="E0300370">Denzler</persName> besuchte mich vor Tagen
<lb/>und besprach dies und jenes.
<lb/>Mit <persName key="E0300610">Nusselt</persName> bin ich ganz
<lb/>einverstanden.</p>
<!-- was/wo sollte Nusselt denn singen, und ist es so gekommen // geht aus dem unmittelbaren Briefumfeld hervor -->
<p>Ich bin allabendlich zu Hause<orig>,</orig>
<lb/>und konvaleszent nach einer
<lb/>Woche Krankheit; also erwarte
<lb/>ich Sie an dem Abend Ihrer Wahl.</p>
<p>Die <title key="E0400133">Arlecchino</title><choice><orig> </orig><reg>-</reg></choice><choice><abbr>Partt.</abbr><expan>Partitur</expan></choice> liegt geord
<lb break="no"/>net bei mir: <choice><orig>i</orig><reg>I</reg></choice>ch möchte sie
<lb/>nicht auf lange Zeit entbehren,
<lb/>denn sie ist ganz locker.</p>
<p rend="indent-first">Sie haben sich letzthin
<lb/>recht verständnislos über
<lb/>den <title key="E0400002">Don<choice><orig>-</orig><reg> </reg></choice>Juan</title> geäu<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>ert. Wenn
<lb/>Sie auch erst sp<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>ter Ihre
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<note type="shelfmark" resp="#archive" place="top-left">N.Mus.Nachl. 30, 33</note>
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Ansicht berichtigen dürften,
<lb/>so möchte ich Sie heute schon
<lb/>darauf hinweisen, dass diese
<lb/>Oper die <hi rend="underline2">einzige</hi> ist, die bereits
<lb/><hi rend="underline">über 130 Jahre</hi> auf der
<lb/>Bühne sich lebendig hält.
<!--<note type="commentary" resp="#E0300743">Die Uraufführung fand am <date when-iso="1787-10-29">29. Oktober 1787</date> in <placeName key="E0500009">Prag</placeName> statt, also 130 Jahre und vier Monate zuvor. Dennoch ist unklar, wie <q rend="dq-du">auf der Bühne sich lebendig hält</q> zu verstehen ist und ob dies überhaupt auf <title key="E0400002">Don Giovanni</title> oder auch auf andere Werke zutrifft.</note>-->
<!-- Das UA-Datum ist über die Entitätenverlinkung unmittelbar greifbar. Was gemeint ist, scheint klar: Don Giovanni sei das erste Werk des Musiktheaters, das seit der Uraufführung nicht mehr von der Bühne verschwunden ist, sondern kontinuierlich aufgeführt wurde. Letzteres ist sicherlich richtig, nicht unbedingt hingegen, dass es auch das älteste solche Werk ist. Jarnach bringt als Gegenbeispiel Gluck (was heute nur noch bedingt stimmen dürfte), zu denken wäre aber auch an Mozarts ja noch etwas älteren Figaro. -->
<lb/>Damit <hi rend="underline">fällt</hi> Ihr<del rend="strikethrough">e</del> Argument,
<lb/><title key="E0400002"><choice><abbr>D. J.</abbr><expan>Don Juan</expan></choice></title> w<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>re nicht wirksam.
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<q rend="dq-uu">Ich bin so weit gekommen</q><reg>,</reg> schreibt
<lb/><persName key="E0300146">Lessing</persName>, <q rend="dq-uu">dass wenn mir an
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<lb/>wei<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>, dass die Schuld nicht an
<lb/><persName key="E0300145">Homer</persName> liegt.</q>
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<!--Zitat von wo?! // Ich konnte das Zitat leider nirgendwo finden.-->
<!-- Wie so oft bei Busoni wohl aus dem Kopf zitiert, also ungenau (wenn überhaupt irgendwie richtig, hoffentlich war es überhaupt Lessing und nicht z.B. Lichtenberg). In Lessing-Ausgaben liefert das Namensregister eine gute Spalte voll mit Einträgen zu Homer, da müssen wir dann wohl durch … -->
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<salute rend="indent">Es grü<choice><orig>ss</orig><reg>ß</reg></choice>t Sie herzlichst</salute>
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