soeben lese ich im Abendblatt,Meldung „Busoni und das Wiener Konservatorium“ in der Neuen Freien Presse, 16.2.1908 (Abendblatt), S. 3f.
was sich zugetragen hat, und bin
empört über das Vorgehen der
Direktion des Konservatoriums.
Ich habe keinen Ausdruck dafür
und bin für Wien von Scham
erfüllt. Wenn man mit so
hochstehenden Künstlern in dieser unqualifizierbaren Art
umgeht, dann ist man wirklich
wert, dass man nur schuhlederne
Schulmeister gewinnt, die selbst
vertrocknet alles verdorren lassen.
In meine Entrüstung mischt sich
tiefer Schmerz, Sie zu verlieren,
und auch Sorge, da ich lese, dass
Sie krank gewesen sind.
Bitte um ein Wort, wie es Ihnen
geht, wenn Sie nicht Zeit haben,
ist Ihre liebe Frau, die ich innig grüße,
gewiss so gut, mir zu schreiben.
Ich ahne nicht, wo Sie sind, wünsche,
dass diese Zeilen, wo es auch sein
möge, Sie gesund antreffen und
Sie keinen Ärger, keine Aufregung
empfinden. Wenn so armselige
Kerle hier regieren und so
kunstlos wirtschaften, dann wäre
es Sünde gewesen, Sie hier zu
halten. Sie verlieren nichts, im
Gegenteil; für uns aber ist
der Verlust unendlich, und
niemand kann denselben stärker
fühlen wie ich.
Ihre Schüler werden Ihnen
nachziehen, des bin ich sicher; wie heißt
nur der eine, von dem Sie
gesprochen, der so begabt ist, und
wie ist seine Adresse? Es war ein polnischer
Name. Ist Aussicht, dass wir uns
dieses Frühjahr sehen? Wie sind Ihre
Pläne? Nochmals viel Liebes an
Frau Gerda und die besten Grüße.
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2Diplomatische Umschrift
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dieser unqualifizierbaren Art
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In meine Entrüstung mischt sich
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ist Ihre liebe Frau, die ich innig grüße,
gewiß so gut mir zu schreiben.
Ich ahne nicht wo Sie sind, wünsche,
dass diese Zeilen, wo es auch sein
möge, Sie gesund antreffen und
Sie keinen Ärger, keine Aufregung
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4Diplomatische Umschrift
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der Verlust unendlich und
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Name. Ist Aussicht, dass wir uns
dieses Frühjahr sehen? Wie sind Ihre
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Deutschland | Berlin | Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz | Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv | Nachlass Ferruccio Busoni | Mus.Nachl. F. Busoni B II, 5471 |
Oppenheimer hat von Busonis Entlassung am Wiener Konservatorium aus der Presse erfahren, ist entrüstet und beschämt; erkundigt sich nach der Adresse eines der Meisterklassen-Schüler.
Brief von Jella Oppenheimer an Ferruccio Busoni (Wien, 26. Februar 1908), bearbeitet von Christian Schaper, in: Briefwechsel Ferruccio Busoni – Jella Oppenheimer, hrsg. von Christian Schaper und Ullrich Scheideler, Berlin: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, Mai 2023: Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, https://busoni-nachlass.org/D0102142 (7. Mai 2024: in Bearbeitung)
Download der bereinigten Lesefassung im PDF-Dateiformat (.pdf)
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<title xml:lang="de">Brief von Jella Oppenheimer an Ferruccio Busoni (Wien, 26. Februar 1908)</title>
<title xml:lang="en">Letter by Jella Oppenheimer to Ferruccio Busoni (Vienna, 26 February 1908)</title>
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<p>Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit Doppelbindestrichen (⸗).</p>
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<p>Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.</p>
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<p>Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut <att>rend</att> der entsprechenden Elemente codiert.</p>
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<p>Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. <ptr target="http://www.busoni-nachlass.org/E1000003"/></p>
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